Keine Arme, keine Beine und doch ein ganzer Held
Wie für ein Spiel dieses Genres üblich, will „Rayman“ keine spannende Geschichte erzählen. Nach einer Hand voll Standbildern, die über den bösen Mr. Dark berichten, findet man sich ohne große Umschweife direkt im ersten der über 30 Level wieder. Dark hat in seiner Gerissenheit die feenähnlichen Electoons in Käfige gesperrt hat, die nun gerettet werden wollen. Genauso kurz wie die Einführung ist im folgenden auch die benötigte Zeit, um sich in der bunten Welt zurechtzufinden. Selbsterklärend wird der titelgebende Protagonist von links nach rechts gesteuert, um auf seinem Weg zum Levelende unterschiedliche, sympathisch designte Gegner zu beharken und so viele Electoons aus ihren metallenen Gefängnissen zu befreien wie möglich.
Ein lernfähiger Franzose
Schnell wird dabei ersichtlich, dass die Entwickler an einigen Stellen den Rotstift ansetzen mussten, um Raymans Abenteuer auf den kleinen Bildschirm des Gameboy Colors zu portieren. Zum Glück bleibt der Charme des Originals jedoch erhalten , nicht zuletzt deshalb, weil es viele Elemente der ursprünglichen Fassung auch in die mobile Version geschafft haben.
So beginnt der neue Star am Jump'n'Run-Himmel seine Mission mit stark begrenzten Fähigkeiten: mehr als ein simpler Sprung und ein mächtiger Fausthieb sind zunächst noch möglich. Viel mehr braucht es jedoch nicht, denn schnell zieht der Schwierigkeitsgrad deutlich an. Gerade die zum Teil recht eigenwillige Levelarchitektur dürfte den ein oder anderen vor Probleme stellen. Anders als bei vielen Konkurrenztiteln erstreckt sich die Spielwelt bei „Rayman“ nicht nur von links nach rechts, sondern parallel dazu auch häufig von oben nach unten. Als Spieler hat man es also weniger mit schlauchartigen Abschnitten zu tun, als man es vermutlich gewohnt ist.
Wo bin ich?
Zwar zieht der erstmals 1995 erschienene Titel gerade aus dieser Vielfalt seinen Reiz und sorgt mit den insgesamt acht thematisch unterschiedlichen Welten für Abwechslung. Leider mangelt es dadurch aber nicht selten an der notwendigen Übersicht, die vom kleinen Bildschirm des GameBoy zusätzlich beeinträchtigt wird. In der Folge kommt es häufiger vor, dass man leicht orientierungslos durch die Level streift. Frust kommt dabei jedoch so gut wie nie auf, da die Abschnitte schlichtweg zu klein sind, um sich gänzlich darin zu verlieren und nicht alle von diesem Problem betroffen sind.
Einmal ist keinmal
Im Laufe der Zeit erweitert sich Raymans Repertoire an Fähigkeiten und ermöglicht es, immer neue Gegenden zu erkunden. Aus dem anfänglich mickrigen Sprung wird mit Hilfe der zum Helikopter umfunktionierten Kopfbehaarung des Helden bald ein Satz, der auch Mario vor Neid erblassen lässt. Allzu lange bekommt man jedoch keine Gelegenheit, sich an den neugewonnenen Möglichkeiten zu erfreuen. Nach etwa drei Stunden ist die Gefahr durch Mr. Dark gebannt und die Welt wieder im Lot. Durch die 38 versteckten Käfige, die zum Teil nur durch neue Fähigkeiten erreicht werden können, bietet „Rayman“ aber immerhin einen hohen Wiederspielwert.
Technik
Seinerzeit gelang Ubisoft mit der PlayStation-Portierung des Jump'n'Runs eine ansprechende Umsetzung für den GameBoy Color. Neben der farbenfrohen Kulisse wussten auch die Animationen der Charaktere zu überzeugen, ohne jedoch die Speerspitze des technisch Machbaren darzustellen. Dadurch ist „Rayman“ im Jahr 2012 immer noch ohne Probleme spielbar.
Weitaus weniger vereinnahmend dudelt der Sound aus den Boxen. Selbst ein euphemistisches minimalistisch wäre noch untertrieben. Zwar haben die Melodien per se durchaus Ohrwurmcharakter. Dieser wird durch die selbst für damalige Verhältnisse minderwertige Qualität aber schnell zunichte gemacht.
Bisher gibt es drei Kommentare
@Topic Hm, hol ich mir wahrscheinlich nicht, hab noch genug nachzuholen im eShop, hab seit Ewigkeiten kein Guthaben mehr