Die unbekannte Dimension zwischen Top oder Flop

[Shiek]

Schon lange geistert mir die Idee für diesen Thread im Kopf herum. Und zwar geht es um die generelle Entwicklung, dazu zu tendieren, Neuerscheinungen direkt entweder als sehr gutes Spiel oder als Flop / Absolute Enttäuschung abzustempeln. Dass es dazwischen einen Bereich gibt, wird immer öfter ignoriert.

Zur Einschätzung werden dabei gerne Review-Wertungen oder die Checkliste mit den eigenen Erwartungen rausgeholt. Wenn dieses oder jenes nicht mit dem übereinstimmt, wird die Neuerscheinung schnell mal als Müll gewertet. Und dann entbrennen die hitzigen Diskussionen zwischen Hater und Liebhaber der Spiele.

Aber wieso wird die Sache immer seltener differenziert betrachtet? Zur Veranschaulichung ein persönliches Beispiel von mir (bitte an dieser Stelle KEINE Wii U Diskussionen starten, dazu gibt es in den entsprechenden Bereichen schon genug Threads):

Zombi U

Als monton und und unspannend zerrissen von der einen Seite, hoch gelobt von der anderen. Die Wertungen könnten nicht polarisierender sein. Aber was ist, wenn die Wahrheit einfach dazwischen liegt? Für mich ist das Spiel nämlich ein heiliger Gral des Survial Horrors, da es ein Genre bedient, das schon in der Versenkung zu verschwinden droht(e). Aber ich bin mir all der Defizite und Fehler bewusst. Für mich ist es kein Top Game, aber auch weit entfernt davon als Flop abgestempelt zu werden. Denn mir ist bewusst, dass einiges noch besser gemacht werden muss. Aber als Genreliebhaber sehe ich auch all die guten Seiten und kann dem Ganzen trotzdem einen Heidenspaß abgewinnen.

Dieser, ich nenn ihn mal, Genre-Liebhaber-Bereich innerhalb der Spielebewertung wird nur noch selten In Betracht gezogen. Aber warum eigentlich? Oder bilde ich mir diese Entwicklung nur ein? Lasst mal eure Meinung hören. Das heißt, wenn ihr bei all dem Kauderwelsch meinen Gedankengang nachvollziehen konntet.

[Kadji]

Das Problem kenne ich mit, nennen wir sie mal "Nischen"-Genres, also z.B. Musikspiele, Shoot em Ups etc.

Prinzipiel schaue ich mir Video Reviews eh nurnoch an um eine grobe Vorstellung für das Gameplay zu bekommen, anschließend werden meist irgendwelche beliebigen Lets Plays von dem Spiel angeschaut und anschließend entschlossen, ob ich mir das Spiel nun zulegen soll oder nicht.

Grade das "für Genre-Liebhaber ein muss" kommt in den wenigsten Reviews zur geltung, und ich denke es ist jedem klar, das spiele wie Death Smiles keine "must-have" Titel für jedermann sind, für liebhaber des Genres aber schlichtweg mit zu den besten Titeln gehört (neben Dodonpachi Resurection) die seit langer Zeit erschienen sind.

Kurzum: Ich vertraue nurnoch den wenigsten Reviews, wenn dann mach ich mir über mehrere Quellen ein Bild vom Spiel, zur Zeit von Online und Co ja auch wesentlich leichter als damals über Magazine etc.

[Tiago]

Ich glaube nicht, dass er nur Nieschenspiele meint. Es geht eher darum, dass Spiele immer entweder DER SHIT oder totaler Dreck sind und es nichts gibt, dass einfach dazwischen liegt (so hab ich's jedenfalls verstanden).

Da Lob ich zB die MTV-Kollegen von Game One. Diese weigern sich nämlich Prozente zu verteilen und sagen nur "macht Spaß" oder "ist eher enttäuschend". Manchmal sind Spiele eben einfach "nur" gut, oder ok, haben Macken, machen aber trotzdem Spaß, weil man drüber hinwegsehen kann.

[Kadji]

Stimmt, die Game One Reviews sind meist recht Sachlich, zeigen halt die ecken und kanten eines Spiels und überlassen einem letztenendes selber, ob man was mit dem Spiel anfangen kann oder nicht.

Und, großer Pluspunkt, meistens kommt auch noch sowas wie "für Genrefans auf jedenfall einen Blick wert".

Und das es nicht nur auf Nischenspiele bezogen war ist mir schon klar, das war auch nur als Beispiel gedacht wo es mir u.a. auch extrem auffällt.
Wenn ein Liebhaber des Genres die Reviews schreibt fallen diese meist doch wesentlich besser aus, als wenn jemand das Review schreibt der mit dem Genre so garnichts anfangen kann.

[rowdy007]

Also nach meiner persönlichen Erfahrung muss man bei Spielen die einen Score unter 75% haben einfach Fan sein um mit dem Spiel trotzdem freude zu haben. Bestes Beispiel bei mir sind diverse Star Trek Spiele wie Star Trek Armada, Legacy, Conquest, Klingon Academy die einen Durchschnittsscore von 60-70% haben und wo ich mich jahrelang euphorisch mit beschäftige.

Ich denke aber auch das der Trend eher in die Richtung geht, dass sich die Leute immer weniger für Spiele interessieren die unter der besagten magischen 85% Hürde liegen. Das mag auch daran liegen, dass es heute immer schneller und immer mehr Spielenachschub gibt als früher! Trotzdem wird permanent nach neuen Spielen geschrien. Ich habe das gefühl der durchschnittliche Spieler beschäftigt sich nurnoch 15 Std. mit einem Spiel dessen Entwicklung mehrere Jahre gedauert hat um dann gleich ein neues haben zu wollen. Alles was schlechter als 85% ist wird einfach ausgeblendet.

[Tomtom3D]

Ja das ist wirklich schrecklich. Noch als Beispiel nennen kann man ja Paper Mario Sticker Star. Andererseits kann man das ja auch gut verstehen, immerhin kann man sich ja nicht so viele Spiele kaufen. Aber das man dann solche DIskusionen führt und voll gegen ein SPiel ist, finde ich etwas unverschämt. Aber es ist auch meist geschmackssache. Wenn aber über Dinge diskutiert welche eientlich objektiv bei jedem gleich sein müssen, dann stimmt etwas nicht.

[Goldhand]

Ich kenne das Problem aus anderen Foren und von Freunden. Das erste Rewie zu einem neuen Game trudelt ein und verteilt die Wertung 78%.
Erster darauffolgender Kommentar, den man hört: "Tja, ist wohl gefloppt :/"

Genauso kenne ich Leute, die skeptisch werden, wenn ein Spiel bei Amazon nur 4 Sterne hat.
Das Problem liegt einfach in den unglaublich starren Bewertungskriterien und der Tatsache, dass viele Leute nicht über den Kauf nachdenken wollen, sondern einfach eine Zusammenfassung in Form einer einzelnen Zahl erwarten.

Die Redaktion von Consolewars hat meiner Meinung nach ein recht gutes Bewertungssystem. Grafik, Sound, Motivation und Spielspaß werden mit bis zu 5/5 Punkten bewertet und unabhängig davon wird noch eine Schulnote von 1 - 15 Punkten für den Singleplayer und den Multiplayermodus vergeben. Und damit die Leute merken, dass 8/15 nicht ca. 50% heißt, gibt es immer die passende Erklärung dazu, z.B.:

06-09 Punkte:
So sollen Spiele sein: Ideale Ansätze und nur in der Feinabstimmung hapert es. Mit Vorbehalt wirklich zu empfehlen.

Dazu gibts noch eine Pro/Contra-Abwägung und ein Wortfazit.
Aber selbst bei so umfangreichen Systemen sagen viele Leute Spiele mit vernünftigen Bewertungen tot.

Vielleicht sollte die Presse auch allgemein kritischer werden: Wenn 20 Spiele pro Jahr in den 90% Bereich kommen, sitzen die Erwartungen einfach viel zu hoch.

[Tiago]

Ich glaube problematisch ist mitlerweile einfach, dass Spiele immer besser und vor allem immer mehr werden. So komisch das jetzt auch klingt. Man muss sich aus der unglaublichen Masse an Spielen die rauskommen schließlich für ein paar entscheiden. Das man da keinen Fehlkäufe machen möchte ist selbstverständlich. Auf der anderen Seite gibt es die wirklich schlechten Spiele kaum noch, oder zumindest nicht in der Anzahl. Während man früher noch oft zwischen "richtig gut" und "technisch nicht spielbar" wählen musste, ist das Niveau heute einfach insgesamt höher, sodass auch nicht ganz so Rockstar-like-Spiele sehr gut sein können und Spaß machen.

[Rief]

Heutzutage muss ein Game wirklich immer DAS Game des Jahres sein um nicht zerrissen zu werden. Doch wie sollen mehrere Games Game des Jahres sein?

Mir persönlich reicht ein gutes Game durchaus, natürlich will ich auch solche Kracher wie Xenoblade, doch nur noch solche wären doch auch doof. Mit einem Game das "nur" gut ist gebe ich mich vollkommen zufrieden^^

[Sepo]

Hm... also in meinem Freundeskreis konnte ich eher das Gegenteil beobachten.

Die alle waren selbstverständlich keine "informierten" Spieler wie wir hier, sie haben einfach gespielt und sich abgesehen davon nicht wirklich mit Videospielen beschäftigt. Sie haben mich zwar durchaus manchmal gefragt, welche Wertung dieses und jenes Spiel jetzt hat, aber selbst wenn es eine Wertung im Bereich von 60 % war, haben sie es meistens trotzdem gekauft. Letztendlich haben sie dann meistens gesagt, dass ihnen das Spiel gefalle und ihnen irgendeine Wertung auf irgendeiner Webseite egal sei.

Ob das jetzt positiv oder negativ ist, das ist die Frage. Ich persönlich habe nur Nintendo-Systeme, von daher habe ich keine allzu große Auswahl. Wenn ein neues Mario-Spiel herauskommt und es nur Wertungen im Bereich von 60 % hat, werde ich natürlich auch skeptisch, aber ab 70 % sage ich dann, dass es Mario sei und ich sowieso nicht drumherum komme. Das ist aber nur bei mir bekannten Spielereihen der Fall, bei Serien, die ich nicht kenne, ist mir die Wertung viel wichtiger. Dann mache ich auch schon mal einen Bogen um 70-%-Spiele.

Differenzieren ist natürlich schwer - entweder man kauft das Spiel oder man kauft es nicht. Ein Spruch wie "Für Genre-Fans spielbar" wird jeder skeptisch und überlegt sich nochmal, ob er wirklich 60 € in so etwas investieren will.