1. #1
    Avatar von KaiserGaius
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    Entschleunigung?

    Dem Streben nach Verlangsamung liegt die Auffassung zugrunde, dass die gesellschaftliche und vor allem wirtschaftliche Entwicklung in den entwickelten Industriegesellschaften eine Eigendynamik gewonnen habe, die Hektik und sinnlose Hast in alle Lebensbereiche hineintrage und dabei jedes natürliche und insbesondere menschliche Maß ignoriere. Dem Streben der Berufswelt nach Komplexität, Effektivität, Hast, Hektik, schneller, höher, weiter und mehr wird die Entschleunigung entgegengesetzt. Dabei geht es nicht um Langsamkeit als Selbstzweck, sondern um angemessene Geschwindigkeiten und Veränderungen in einem umfassenden Sinn: im Umgang mit sich selbst, mit den Mitmenschen und mit der umgebenden Natur.

    Wiki.org

    Kennt ihr das? Ihr lauft auf 180, seid immer unterwegs, hetzt von einer Sache zur nächsten und selbst 8 Std Schlaf fühlen sich an wie 3. Wir sind immer und überall mobil und erreichbar, für fast jede Situation gibt es mittlerweile eine schnellere Opition (früher musste man jede Zahl einer Telefonnummer einzelnd wählen, heute kann man mit einem Knopfdruck sämtliche Kontaktdaten aufrufen und an alle Möglichkeiten Nachrichten schicken) und nur zu allzu bereitwillig nehmen wir diese Privilegien an. Wer will schon VHS Kassetten vor dem Anschauen zurückspulen, wenn man Filme heute zu jeder Uhrzeit problemlos runterladen kann, ohne dabei das Haus verlassen zu müssen.

    Vielleicht liegt es am Fieber oder daran, dass ich nächste Woche schon wieder ein Jahr auf dem Kalender abhaken kann aber ich könnte echt eine Entschleunigung gebrauchen. Ich will jetzt nicht sagen, dass früher alles besser war aber ich frage mich, wo die Tage hin sind in denen man das Gefühl hatte, alle Zeit der Welt zu haben? Die Welt ist hektischer geworden aber müssen wir selber uns dieser Hektik unterwerfen? Sollte man jeden Fortschritt nur um des Fortschritts Willen annehmen? Wie weit sind wir heute der Fremdsteuerung unterlegen und welche Möglichkeiten haben wir um uns zu verweigern und uns um uns selbst zu kümmern?

    Welche Möglichkeiten der Entschleunigung fallen euch ein oder habt ihr keine Probleme diesbezüglich?

    Nintendo ID: Kaiser-Gaius

  2. #2
    Avatar von Nicki05
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    Super Thema! Das erste und unnötigste ist in meinen Augen das Handy. Heutzutage läuft fast niemand mehr ohne Handy draussen rum. Ich habe eigenlich nie wirklich ein Handy dabei, es gibt ganz selten mal Situationen wo ich eines brauchen würde.
    Viele nerven mich mit Sätzen wie "du bist nie erreichbar". Aber ich WILL nicht immer und überall erreichbar sein! Ich würde mich "kontrolliert" fühlen. Ich muss auch nicht unterwegs plötzlich mal was im Internet machen. Das kann alles warten bis ich wieder zuhause bin und mich wirklich darauf einlassen kann.

    Im Prinzip lebe ich also im hier und jetzt. Ich stecke auch öfter mal das Telefon aus.

    Ich finde es sehr wichtig sich so oft man kann auf das zu konzentrieren das man gerade macht. Egal ob man an etwas arbeitet oder mit Freunden zusammen ist. Da will ich 100% bei der Sache sein und nicht im Hinterkopf haben das man gestört werden könnte. Auch meine Freunde haben keine Handys bzw sie haben sie nichtmals aus der Tasche geholt, wenn nicht gerade die Arbeit ruft.

    Mich nervt es immer unglaublich wenn ich jemanden mit Handy treffe, der alle paar Minuten im Handy versinkt weil es irgendein Geräuscht macht. Im Prinzip sagt es für mich (als nicht-handy-süchtigen) aus: ich hab mich zwar mit dir getroffen, aber will trotzdem noch gleichzeitig auf anderen Hochzeiten tanzen.

    Ich versuche mich in allem ein wenig auf das Wesentliche zu konzentrieren .

  3. #3

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    Ich persönlich bin im Moment entschleunigt genug, aber grundsätzlich ist das schon der richtige Ansatz in dieser Go-Go-Go-Mentalität die das Berufsleben vorgibt. In vielen Jobs wird eh unnötig gehetzt. Meine Mutter hat zu ihren Hippie-Zeiten noch Mittags unterm Schreibtisch gepennt. In Zeiten der Überbeschäftigung konnte man sich das auch locker erlauben. Die nachfolgende Generation konnte immerhin noch auf Diplom studieren und hatte Zeit und Muse um sich am Ende legitim einen Akademiker nennen zu können. Nix mit 3 Jahre durch den Bachelor hetzen und dann Praktika bis in die 30er. Reisen war angesagt. Leben, reflektieren, lernen.

    Man merkt eben deutlich, dass die Menschen mehr denn je vom Kapital regiert werden. Politik, Religionen ... ist alles in den Hintergrund gedrängt worden.

    Auf der anderen Seite werden aber auch die Selfepowerment-Geschichten immer wichtiger. Occupy-Bewegung, vegane Kultur usw. ... mal gucken wie nachhaltig das ist. Ich bin als Kind der 80er / 90er sehr geprägt von kapitalistischer Gehirnwäsche und tue mich selbst schwer Gewohnheiten und alte Muster mit meinen Idealen in Einklang zu bringen, bin aber sehr stolz auf die jüngere Generation, die sich leichter damit zu tun scheint dem amerikanischen Kapitalisten-Bullshit konsequent ablehnend zu begegnen.

    Naja, ich glaube ich schweife ab. Auf jeden Fall pro Entschleunigung.

    P.S. Das Smartphone ist für mich als hyperaktive Natur ein Segen Das will ich nicht mehr missen, gerade weil(!) es mich entschleunigt.
    Geändert von x-8bit-legend-x (18.04.2014 um 17:18 Uhr)

  4. #4
    Avatar von KaiserGaius
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    Ja, stimmt schon. Im Arbeitsalltag ist die Hektik groß aber warum muss das in so großem Rahmen auf das Privatleben übergreifen? - Wir könnten natürlich jetzt über Salutogenese und Widerstandsressourcen sprechen aber so verkomplizieren will ich es auch nicht. - Ist es das Überangebot an spaßigen aber inhaltslosen Ablenkungsangeboten? Ist es die visuelle Überreizung? Ist es das über-Angebot von Fastfood?

    Nintendo ID: Kaiser-Gaius

  5. #5

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    Es ist die Frage, ob man sich mitreißen läßt. Ich lasse das nicht zu. Dazu ein Beispiel: Wie viele Leute nutze ich ein Smartphone. Allerdings lasse ich mich davon nicht treiben, ich bestimme, wann das Teil eingeschaltet ist und wann nicht, also ob ich erreichbar bin oder nicht. Zu Hause ist das Handy aus, Festnetz heißt das Zauberwort. Sämtliche Push-Funktionen sind abgeschaltet, denn nur ich bestimme, wann ich Mails nachschaue.

    Am PC handhabe ich es genauso. Der Mailabruf geht nur manuell, ich muß ihn anstoßen. Mache ich das nicht, ist Ruhe, kein nervender Hinweis, daß eine Mail eingetrudelt ist.

    Wer mir was von Wichtigkeit mitzuteilen hat, ruft sowieso an.

    Ich bin auch niemand, der immer das neueste Zeug haben muß und Weihnachten schenken wir uns nichts. Der ganze Konsumterror, das Kampfshoppen, ist der reine Irrsinn. Die Leute rennen vor Ostern oder Weihnachten rum wie Frettchen auf Speed. Was ist denn der größte Luxus? Dicker Schlitten, Yacht oder privater Hubschrauber? Nein. Der größte Luxus ist der, wenn in der Früh kein Wecker klingelt. Wenn man selbstbestimmt lebt und es der Körper entscheidet, daß die Zeit zum Aufwachen gekommen ist. Und wenn sich das mit dem eigenen Beruf verbinden läßt, also selbstbestimmt agiert werden kann und man nicht weisungsgebunden ist, ist die Sache perfekt.

    Problematischer ist es, wenn man in einem Angestelltenverhältnis arbeitet. Dann hat man keinen oder allerhöchstens wenig Einfluß auf ein „entschleunigtes“ Dasein. Man wird vom Chef getrieben, von Terminen, von der ständigen Erreichbarkeit, die ganze Arbeitswelt ist hektisch und sowieso ein Haifischbecken, in dem auch noch Piranhas schwimmen. Da ist es kein Wunder, daß gerade in Deutschland die Leute reihenweise zusammenbrechen (Burn-Out) und, was nicht selten ist, irgendwelche Aufputschmittel nehmen, um den Arbeitstag zu überstehen. Die geringen Löhne geben dem den Rest. Ein Hamsterrad, aus dem kaum auszubrechen ist.

    Aber selbst dann läßt sich alles etwas zusammenbremsen. Man sollte z. B. keine Konsumgüter auf Pump kaufen, weil man sich dann verpflichtet und evtl. die Sorgen an der Backe hat, die Raten für das Geraffel nicht bezahlen zu können. Das bindet auch an den evtl. unbeliebten Job, an der Idiot höherer Ordnung von Chef und die bescheuerten Kollegen. Und zu Hause das Handy abschalten, es gibt schließlich das Festnetz. Dem Sirenengesang der Werbung nicht erliegen. Es muß nicht alle naselang ein neuer Fotoapparat gekauft werden, ein Handy kann man länger als zwei Jahre verwenden, ein gebrauchtes Auto bar bezahlen, anstelle einen Neuwagen auf Pump kaufen.

    Alles wird hektischer. Die Werbung ist lauter, nervender, unruhiger. Ich sehe zwar kaum Werbung im TV, weil wir die Glotze eher weniger eingeschaltet haben und private Sender nicht in unserem TV gespeichert sind (diese Sozialporno-Hirndirrhoe kann man sich schenken). Aber das bißchen Werbung, das ich so mitbekomme, reicht mir schon. Heute muß fünfmal am Tag ein Flugzeug von München nach Hamburg gehen, nicht zweimal (ist das Flugzeug nach nur einer Stunde wieder am Boden, werden sofort hektisch die Handys hervorgeholt ), auf der Autobahn wird gebolzt, was die Karre hergibt.

    Alles nichts für mich. Werbung prallt an mir ab, ich lasse es beim Autofahren ruhig angehen, das Handy und der PC sind ein Werkzeug und keine Nervensägen. Einmal am Tag wird meditiert, die innere Ruhe bewahrt.

    Und, ein erst mal schräg klingender, aber wichtiger Punkt, vielleicht der wichtigste Punkt bei diesem Thema. Mit sich im Reinen sein. Den Körper akzeptieren, wie er ist und keinem (westlichen) Schönheitsideal nacheifern wollen. Zu seinen Fehlern stehen. Ohne Fehler wäre man zwar perfekt, aber kein Mensch mehr. Ich bin z. B. rappeldürr. Der typische Langstreckenläufer eben, sehnig, schmal, kaum Muskeln. Ich kann Eisen stemmen bis zum Umfallen, das mit den Muskeln wird nix. Also mache ich den Sport, für welchen mein Körper gemacht ist. Laufen. Weit laufen. Ich bin mit mir im Reinen, mit meinem Körper sehr zufrieden.

    Und das ganze hektische Treiben um mich herum? Das kann mich - mit Verlaub - am Arsch lecken.

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