-
30.07.2014, 11:53 #1
Freihandelsabkommen TTIP - Goldene Zukunft oder Ende des Abendlandes?
Dies ist ein Thema, das mir schon seit einiger Zeit unter den Nägeln brennt. Ich hab bis jetzt damit gezögert ein Thema zu erstellen, weil es so komplex und groß ist. Ich versuche das Thema/den Inhalt so objektiv und präzise wie möglich wiederzugeben, da das Abkommen aber hinter verschlossenen Türen verhandelt wird und nur die Aspekte als sicher gelten, die durch Undiskretion an die Öffentlichkeit gelangten, kann niemand mit Sicherheit sagen, wie das Konstrukt am Ende wirklich aussehen wird.
Was ist das TTIP?
Die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft auch Trans-Atlantic Free Trade Agreement (TAFTA), ist ein Freihandelsabkommen, zwischen den USA, Ländern Nordamerikas und der EU.
Wer verhandelt über das TTIP?
Vertreter der US-Regierung der europäischen Kommission verhandeln über die Richtlinien und Vetragsbedingungen des Abkommens. Diese Verhandlungen sind geheim und weder die einzelnen Regierungen der Länder noch das EU-Parlament wissen, welche Richtlinien oder Regeln in Bedingungen geschrieben werden. Es gibt also keine demokratische Kontrolle. Durch indiskretion sind dennoch einige Fakten an die Öffentlichkeit gelangt.
Welche Vorteile hat das TTIP?
Das Londoner Centre for Economic Policy Research sieht ein wirtschafliches Potential von 119 Mrd. Euro sowie ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum um 0,5% pro Jahr. Studien des Ifo-Institutes oder der Bertelsmann-Stiftung gehen davon aus, dass sich das Handelsvolumen zwischen Deutschland und der USA verdoppelt und fast 200.000 neue Arbeitsplätze in Deutschland entstehen würden. (Hier muss jedoch angemerkt werden, dass diese Aussagen spekulativ und hypothetisch sind, es wird also viel im Konjunktiv geschrieben "könnte, würde, wäre". Zudem werfen Kritiker beiden oben genannten Einrichtungen vor eine zu große Nähe zur Wirtschaft zu pflegen und nur als vorgegebene Ergebnislieferant zu fungieren. Zudem kritisiert selbst der Leiter des Ifo-Institutes die Auswirkungen des TTIP)
Welche Nachteile hat das TTIP - Welche Kritikpunkte gibt es?
Wie bereits beschrieben finden die Verhandlungen unter Ausschluss der öffentlichkeit, sowie unter Ausschluss der Volksvertreter statt. Kritiker monieren, dass hier Lobbyisten-Vertreter unter sich, ohne Kontrolle von außen, für den Staat bindene Regeln festlegen. Einmal in Kraft getreten, können Änderungen am Freihandelsabkommen nur dann erfolgen, wenn sämtliche Mitgliedsstaaten diesen zustimmen. In Bezug auf die Wirtschaftlichkeit wird kritisiert, dass die in den Studien angegebenen Zahlen nicht realistisch sondern die optimistischten Schätzungen darstellen. Zudem soll die Studie der Londoner Agentur besagen, dass das Wirtschaftswachstum erst ab 2029 einsetzt und dann nur im Promille Bereich. Die größte Gefahr jedoch sehen die Kritiker in der Deregulierung der Märkte, sowie der Abschaffung von Regeln und Normen, da solche auf ein allgemeines Minimun zurückgeschraubt werden sollen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Möglichkeit für Unternehmen Länder auf Schadensersatz zu verklagen, wenn Gesetze oder Richtlinien das Generieren von Umsatz verhindern oder erschweren. Wenn also ein Gesetz den Verkauf von genveränderten Mais untersagt, kann ein Gen-Mais-Hersteller dieses Land auf Schadensersatz verklagen.
Dies gilt im Wirtschafts- als auch im Investorenbereich. Beispielsweise könnte ein Gesetzt, dass es verlangt gentechnisch verändertes Lebensmittel zu markieren zu einer Klage führen. Beschließt ein Land den Ausstieg aus der Kernenergie kann ein Kernenergieunternehmen dieses Land daraufhin verklagen. Natürlich wird der Schadensersatz aus dem Haushalt gezahlt und nicht von der Wirtschaft. Neben dieser Klagemöglichkeit sehen Kritiker ebenfalls Umgehungen oder Aufweichungen in den Bereichen der Arbeitnehmerrechte (Unterbindung von Betriebsräten/Gewerkschaften/Arbeitsverträge), Umwelt- und Gesundheitsstandarts (Fraking/Atomenergie - Genveränderte Lebensmittel) und auch dem Finanzsektor (Deregulierung- Rücknahme aller Kontrollen, die nach der Finanzkrise 2007 vorgenommen wurden)
Sind die Befürchtungen real?
Hier lassen sich Parallelen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko (NAFTA) ziehen. Wenn Schadensersatzforderungen, dann in Millarden Höhe.
Gibt es Widerstand?
Gibt es und nicht zu knapp. Attac hat eine Unterschriftensammlung von 715.000 eingereicht, Campact hat 650.000 Unterschriften gesammelt. Gewerkschaften und Parteien machen mobil da TTIP ihrer Meinung nach nicht mit den demokratischen Grundwerten zu vereinbaren sind.
Wie geht es weiter?
Ich hab keine Ahnung. Irgendwann werden die Damen und Herren die Verträge fertig haben und diese dann zur Abstimmung vorlegen. Meiner Meinung nach ist dies alles Wahnsinn und der Staat unterwirft sich mit dem TTIP den wirtschaftlichen Interessen von wenigen, mit wenig Nutzen für die Allgmeinheit und einem enormen Risiko in allen Bereichen.
__________________________________________________ ____________________________
Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen korrekt wiedergeben. Sollten euch Fehler aufgefallen oder Verbesserungsvorschläge vorhanden sein nur raus damit.
__________________________________________________ ____________________________
Wie ist eure Meinung zum TTIP? Erwartet uns ein goldenes Zeitalter mit Wohlstand und Sicherheit für alle oder ist dies nur der Auftackt zur nächsten und vielleicht letzten Wirtschaftskrise?
Nintendo ID: Kaiser-Gaius
-
30.07.2014, 12:01 #2
Ist meines Erachtens sofort zu stoppen, dient nur der Festigung der Mächtigen und Reichen. Energieunternehmen versuchen zZt ja schon D zu verklagen, weil sie kein Geld mehr mit Atomenergie mehr erwirtschaften können. Das geht mehr und mehr nur noch in eine Richtung: Geld!
Gesundheit, Vernunft oder gar Gerechtigkeit sind längst ohne Bedeutung!
Jeder sollte zu sehen das er das was er machen kann um TTIP zu stoppen auch macht. Am ende gibt es dann sonst nur einen Sieger, die Mächtigen Unternehmen der USA
-
30.07.2014, 12:07 #3
-
30.07.2014, 12:26 #4
- Registriert seit
- 24.03.2013
- Beiträge
- 8.686
- Konsolen
-
PC
TTIP gehört gestoppt - sofort. Entweder durch die Bürger oder durch das EU-Parlament. Wir, und natürlich nur wir, werden von dem Prozess ausgeschlossen, die Konzerne mischen kräftig mit. Was mir sauer aufstößt, ist, wie die Diskussion oftmals in's Lächerliche gezogen wird - pfeift auf die Chlorhühner, dass ist unser geringstes Problem. Wir Europäer können uns einfach nicht wehren, wir sind so unfassbar brainwashed und abhängig von unserem Meister auf der anderen Seite des Teichs, das es fast schon lächerlich ist. Die oberen Zehntausend werden durch TTIP wieder auf Kosten der breiten Bevölkerung profitieren. Das größte Problem ist die Möglichkeit, dass Unternehmen den Staat klagen können, wenn durch bestimmte Gesetze ihre Gewinn beeinträchtigt werden - wie pervers ist das eigentlich? Der Ausverkauf der Demokratie, ähnlich wie MAI damals. Gesetze für Soziales, Tierschutz, Verbraucherschutz oder den Umweltschutz werden damit zur Zielscheibe von Konzernen. Europäische Standards werden gesenkt werden müssen, in vielen Bereichen. In den USA gibt es nicht bzw. kaum: Kollektivverträge, Kinderbeihilfe, Betriebsräte, viele US-Amerikaner haben keinen Anspruch auf bezahlten Urlaub (es gibt keine gesetzlichen Verpflichtungen dazu!) und so weiter, dafür gibt es dann Masthormone in Europa en masse. Andere, wichtige Strömungen wie Regionales Wirtschaften werden ad absurdum geführt. Dafür "soll" das BIP in den USA dreimal so hoch steigen, als in der EU - "Cui bono?" . Da sieht man, wer am meisten davon profitiert. Es geht auch nicht primär darum, Handelshemnisse abzubauen - so viele gibt es zwischen der EU und den USA nicht mehr und hätten auf anderen Wege abgebaut werden können.
Deswegen sind die nächsten EU-Wahlen so wichtig. Deswegen muss die Mehrheit der EVP, ALDE und ECR gebrochen werden und die kritischeren Parteien gestärkt werden.
So, könnte noch einen Roman zu dem Thema verfassen, so hart geht es mir auf die Nüsse, aber ich hab mich zu dem Thema in den letzten Monaten echt tot diskutiert, deswegen nur ein kleiner Beitrag. In den Geschichtsbüchern wird nicht schön über uns geurteilt werden, wenn das durchkommt.Geändert von anonym_240216 (30.07.2014 um 12:39 Uhr)
-
30.07.2014, 13:37 #5
Ich hab da wohl einen Fehler oben drin: Campact hat keine 650.000 Stimmen eingereicht, sondern ist noch beim Sammeln mit knapp 620.000 Stimmen. Wer also noch mitmachen will, der hat hier die Möglichkeit.
Petition gegen TTIP
Nintendo ID: Kaiser-Gaius
-
31.07.2014, 08:44 #6
-
31.07.2014, 09:12 #7
- Registriert seit
- 11.05.2002
- Ort
- Göttingen
- Beiträge
- 27.677
- Spielt gerade
- Animal Crossing New Horizons
Da hat der Meister recht. Ich habe mich bereits gestern eingetragen. (werde jetzt bestimmt von der NSA überwacht, wenn ich auf der Liste stehe)
-
20.08.2014, 11:06 #8
Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: Auch mit Kanada soll ein Freihandelsabkommen geschlossen werden. Gleiche Grundlagen, gleiche Probleme.
Petition gegen CETA:
https://www.campact.de/ceta/appell/t...mpaign=%2Fceta
Nintendo ID: Kaiser-Gaius
-
20.08.2014, 14:58 #9
-
23.09.2014, 09:24 #10
Kleines Update
TTIP in die Tonne
ich-bin-ein-handelshemmnis.de/
Edit:
In zwei Tagen findet ein Gipfel zwischen der EU und Kanada statt. Dazu:
CETA nicht verharmlosen – keine Entwarnung beim Investorenschutz
Gutachten spielt Sonderrechte für Konzerne herunter
24.09.2014
Zwei Tage vor dem EU-Kanada-Gipfel in Ottawa warnt Attac davor, die Gefahren durch das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada (CETA) zu verharmlosen. "Es bleibt dabei: CETA darf nicht unterzeichnet werden", sagt Roland Süß vom bundesweiten Attac-Koordinierungskreis. "Insbesondere beim geplanten Investorenschutz gibt es keinen Anlass für Entwarnung. Der Vertragstext strotzt nur so vor unklaren Formulierungen, die viel Spielraum für Interpretationen im Sinne der Konzerne lassen. Mit CETA würde eine intransparente Paralleljustiz mit Sonderrechten für Konzerne etabliert. Das ist und bleibt inakzeptabel."
Laut CETA-Text könnten Konzerne vor einem internationalen Schiedsgericht klagen, wenn sie ihre "legitimen Erwartungen" auf Gewinne geschmälert sehen. Weitere unpräzise Definitionen wie "faire und gerechte Behandlung" oder "legitime öffentliche Interessen" bieten ebenfalls ein weites Feld von Klagemöglichkeiten. Auch die Klausel, die Klagen von Briefkastenfirmen mit kanadischer Adresse verhindern soll, ist weitgehend wirkungslos: Verlangt werden lediglich "substanzielle Geschäftsaktivitäten" in dem beklagten Land. Zudem sieht der CETA-Vertrag keine verbindliche Revisionsmöglichkeit vor. Ein "Komitee für Dienstleistungen und Investitionen" soll nur prüfen, ob ein Berufungsmechanismus als notwendig erachtet wird.
CETA-Gutachter selbst Schlichter an Schiedsgerichten
Dass das Gutachten im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums den Investorenschutz in CETA herunterspielt, ist nicht weiter verwunderlich: Dessen Verfasser, der Völkerrechtler Stephan Schill, fungiert selbst als Schlichter für die internationalen Schiedsgerichte der Weltbank. Die Bundesregierung hatte ihn erst Anfang des Jahres auf die deutsche Liste der Schiedsorganisation der Weltbankgruppe gesetzt. "Da drängt sich – zurückhaltend formuliert – dann doch die Frage auf, wie neutral so ein Gutachten sein kann", stellt Roland Süß fest.
Auch das zweite vom Wirtschaftsministerium veröffentlichte Gutachten zu CETA, demzufolge die nationalen Parlamente das Abkommen ratifizieren müssen, bedeutet keine Entwarnung, so lange die EU-Kommission das anders sieht. Denn dass die Kommission nicht davor zurückschreckt, für einen kurzfristigen Erfolg die Demokratie in Europa zu beschädigen, zeigt ihre Weigerung, die Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP zuzulassen.
Widerstand gegen CETA und TTIP wächst
Doch der Widerstand gegen CETA, TTIP und Co. wächst. Anders als Sigmar Gabriel beim SPD-Konvent den Delegierten suggerieren wollte, fordern immer mehr Stimmen aus der Zivilgesellschaft das Aus für die Freihandelsabkommen.
So mobilisiert Attac gemeinsam mit zahlreichen europäischen Nichtregierungsorganisationen für einen EU-weiten Aktionstag am 11. Oktober gegen CETA, TTIP und das geplante Dienstleistungsabkommen TiSA. Und auch die Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA wird trotz des Widerstands der EU-Kommission starten: selbst organisiert von den mehr als 240 Organisationen im internationalen Bündnis "Stop TTIP".
Außerdem wirbt Attac mit der Initiative "Ich bin ein Handelshemmnis!" dafür, Instituionen der Daseinsfürsorge und andere durch den Freihandel gefährdete Einrichtungen im öffentlichen Raum zu markieren und sich selbst mit dem Statement "Ich bin ein Handelshemmnis!" zu fotografieren.
quelle:attac.deGeändert von KaiserGaius (24.09.2014 um 14:41 Uhr)
Nintendo ID: Kaiser-Gaius
Ähnliche Themen
-
Ende der Wii-Ära. Ende des Online-Gamings?
Von Goldi im Forum NintendoAntworten: 14Letzter Beitrag: 12.12.2013, 14:42 -
Zukunft/Ende der Wii
Von SaylE im Forum NintendoAntworten: 32Letzter Beitrag: 02.07.2012, 21:09 -
Nongamer sind die Zukunft. Oder wie?
Von Skully im Forum NintendoAntworten: 42Letzter Beitrag: 14.10.2008, 15:54 -
Gute Gründe die Wii zu haben (oder in Zukunft zu kaufen)
Von Kilano im Forum NintendoAntworten: 37Letzter Beitrag: 19.07.2008, 11:11 -
Zukunft: Nintendo, Sony oder Microsoft
Von Wayne im Forum Multiplattform- und Microsoft-SpieleAntworten: 81Letzter Beitrag: 02.06.2003, 19:24