Leider.
Habe durchaus nachvollziehen können, dass die Zeit nach dem Suizid, die nicht mehr Teil der Buchvorlage ist, noch irgendwie verarbeitet werden sollte. Fand das mit dem Prozess relativ gut gelöst, auch wenn manche der Folgen unerträglich lang waren. Insgesamt ist die zweite Staffel für mich ein Mix aus Höhen und Tiefen, der eine kompaktere Form (kürzere oder weniger Episoden) sicher gut getan hätte.
Jedoch habe ich auch erwartet, dass man die Serie nun abschließt - die Möglichkeit war gegeben. Sicherlich hätte man den Cliffhanger der ersten Staffel eleganter verarbeiten müssen, wobei ich es eh komisch fand, dass das erst in der letzten Folge ernsthaft geschehen ist. Aber das hätte der Serie als Gesamtwerk vielleicht gut getan. So entfernt man sich in einer dritten Staffel vermutlich stark vom Schicksal von Hannah Baker und dem Ursprung der Geschichte.
Aber klar, aus unternehmerischer Sicht möchte man natürlich so viel wie möglich aus der Serie herausholen. Und das Setting um einen möglichen Amoklauf ist, auch bezogen auf den Zeitgeist und aktuelle Vorfälle in den USA, keineswegs uninteressant. Aber vielleicht wäre es in einem anderen Kontext, einer eigenen Serie, besser aufgehoben gewesen. So besteht die Gefahr, dass am Ende der Zuspruch verloren geht, weil man alles Kommende natürlich an der ursprünglichen Geschichte messen wird.
Wie auch immer: Zweite Staffel durchaus ok, wenn auch nicht so stark wie die erste. War aber auch absehbar, dafür war die Messlatte auch zu hoch. Trotzdem eine solide Sache, ein wenig getrübt durch das Ende - die wahrscheinliche Ankündigung einer dritten Staffel.