1. #1
    Avatar von Varuna
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    Kenia - Ferienparadies oder Land am Abgrund? - Ferienbericht+Bilder

    Schlagzeilen von Dezember 2007 bis heute unter dem Begriff "Kenia":

    Mehr Sicherheit für Schweizer Touristen

    Kenia im Chaos: 66 Leichen gefunden

    Polizei verbietet Kundgebung von Oppositionsführer Odinga

    «Ich weiss nicht, wer die Wahl gewonnen hat»

    Polizeischutz für Schweizer Kenia-Touristen

    EDA rät von Reisen nach Kenia ab

    Afrikanische Union greift in Kenia-Krise ein

    Kenia: Drei Europäer unter Terrorismus-Vorwurf verhaftet

    Touristen in Kenia von Räubern erschlagen

    Schiessbefehl gegen Plünderer in Kenia

    Kein Frieden für Kenia

    Kenia: Löwen-Population massiv zurückgegangen

    Kenia: Sekten-Aufstand fordert zwölf Tote

    15 Hexen verbrannt

    Islamisten drohen Kenia mit «heiligem Krieg»

    Zwei Nonnen nach Somalia verschleppt

    300 Mädchen fliehen vor Beschneidung

    Kibaki unterzeichnet umstrittenes Mediengesetz

    Benzin-Laster in Flammen: 50 Tote

    Mindestens 111 Tote bei Tankwagenunglück

    Drogen: Obamas Halbbruder in Haft

    Wilderer töten fünf Elefanten

    Mob lyncht 24 Kriminelle

    Botschaften in Kenia evakuiert

    Fünf Tote bei Schiesserei vor Hotel

    «Ausgebeutet, bedroht, erpresst»

    Staatsgewalt verübte Genitalfolter




    Unruhen nach gefälschter Wahl
    Es ist schon komisch, dass seit der gefälschten Wahl in Kenia im Dezember 2007 bis heute die praktisch einzige positive Berichterstattung über Kenia die Wahl von Obama gewesen war, und die Freude der Kenianer.

    Bei den Unruhen, die sich im Januar 2008 in allen Teilen des Landes ausbreiteten, kamen ungefähr 1500 Menschen ums Leben und hundert Tausende wurden vertrieben. Alte Rivalitäten wurden beglichen. Doch die Massaker schienen nicht spontaner Natur gewesen zu sein. Kofi Annan hatte letzte Woche einen Umschlag mit dutzenden Namen führender kenianischer Politiker weiter gereicht, die teilweise direkt für Massaker und Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind und bis heute in der Regierung sitzen. Die Gräuel in Kenia haben erst abgeklommen, als beide Präsidenten die Macht zu teilen begannen. Dass aber immer noch nicht beide gleich viel Macht besitzen ist klar. Einige Wochen vor meiner Reise wurde mitten in Nairobi nicht weit entfernt vom Regierungsgebäude ein Menschenrechtsaktivist von mehreren bewaffneten Killerkommandos erschossen. Am helllichten Tag. Die Täten konnten flüchten, die erschienene Polizei schoss auf Studenten. In den Slums gab es Chaos und die westlichen Länder sowie die Journalisten wurden von den regierungstreuen Nachrichtenblättern als Verursacher der Gewalt gebrandmarkt. In Eldoret verbrannte man eine Kirche mit Kindern, Frauen und Männern darin. Die Täten töteten mit Macheten, Pfeil und Bogen. Die Polizei schoss wahllos auf die Menschen.

    In den Monaten nach den Unruhen bis heute exekutierte die Polizei – die wie die Politiker schwer mit Korruption zu kämpfen haben – hunderte Mitglieder einer in Kenia berüchtigten Sekte am Rand von Nairobi ohne Prozess oder Anklage.

    Und dies alles ist geschehen, nach dem Kenia im Jahr 2007 einen Rekordgewinn durch den Tourismus vorweisen konnte. Es scheint, als hätte sich der Tourismus wieder regeneriert. Die (Sex)Touristen vor allem in Mombasa und an den Stränden – die keine zwei Meter echtes Kenia erleben – haben von alle dem praktisch nichts mitgekommen.

    Hohe Kriminalität
    Kenia hatte es nie leicht: Die in den 70er und 80er Jahren wegen der hohen Kriminalität „Nairobbery“ genannte Hauptstadt bildet zwar das kulturelle, wirtschaftliche und politische Zentrum ganz Ostafrikas, hat heute jedoch mit grosser Slumbildung zu kämpfen. Die Kriminalität soll zurück gegangen sein, jedoch sehen das andere weniger optimistisch.

    Terrorismus
    1998 führten Terroristen in der Hauptstadt den bis heute grössten Terroranschlag in der Geschichte ganz Afrikas durch: Ein mit Sprengstoff voll beladener Lastwagen explodierte vor der US-Botschaft. Die Fassade der Botschaft war zerstört, jedoch kollabierte ein ziviles daneben stehendes Gebäude in sich zusammen. Über 200 Menschen (darunter nur sechs Amerikaner) wurden getötet.

    2002 sprengte sich ein Attentäter in Mombasa bei einem israelischen Hotel in die Luft, wieder starben Menschen. Gleichzeitig verfehlten die Terroristen ein Charter-Flugzeug aus Israel mit Raketen nur knapp.

    Trotzdem hat sich muslimischer Fundamentalismus in Kenia nie durchsetzen können. Auch davor hatte sich der Tourismus immer wieder erholt.

    Kenia kann sich trotzdem noch glücklich schätzen, ist es von Krisenherden (abgesehen von Tansania im Westen) umzingelt.

    Sextourismus
    Wie auch in Senegal und anderen afrikanischen Ländern werden die Strände und Clubs rund um Mombasa von einem eher untypischen Sextourismusbild geprägt: Es sind ältere weisse Damen, die sich in den Armen junger schwarzer Männer winden. „Die weisse Masai“ hat es vorgemacht, und die Beach Boys sind anscheinend nerviger als zuvor. Aber die angeblichen Masai freut es, bringt eine weisse Lady nicht nur viel Spass, sondern man hat plötzlich auch ein Handy, bekommt Geschenke, Geld usw.
    Aber es geht noch schlimmer, ist Kenia auch ein Ziel von Pädophilen: Das Epizentrum stellt wieder Mombasa dar, so heisst es in einer Unicef-Studie vom Jahr 2005. 20 Euro kosteten Mädchen im Alter von zwölf bis 18 Jahren, von denen allein 2005 laut Schätzungen 15'000 missbraucht wurden. Die grösste Kundengruppe stellen die Kenianer selber dar (41%), gefolgt von Italienern (18%) sowie den deutschen Herren (14%).

    Bedrohte Tiere
    Der Amerikaner Peter Beard hat es vorgemacht: Ausgewandert in jungen Jahren um das grosse Afrika zu entdecken: Natur, Tiere, Jagd und Abenteuerlust. Der Fotograf, Playboy und Abenteurer realisiert früh (Ende der 60er Jahre), dass die Zerstörung der Natur und die Vernichtung der Tierwelt bereits im vollen Gange ist. Er dokumentiert das grosse Elefantensterben. Er hatte, so sagt er heute, eine tolle Zeit, dokumentierte immerhin eine Welt, die zu ende ging. Beard war auch ein Modefotograf, war mit den Rolling Stones auf Tour, und reiste immer wieder zwischen Kenia und den USA hin und her. Letztes Jahr schoss er die Fotos für den Pirelli-Kalaneder (in Ostafrika).

    Falsche Traditionen und Aberglaube
    Dies sind die typischen Nachrichten, die uns aus Afrika erreichen. Egal welches Land. Aber die meisten Zeitungen, die weniger seriösen Blätter berichten praktisch nur von den Horrorgeschichten: Albinos, die gejagt und umgebracht werden, da man aus ihnen Medikamente herstellen möchte, Medizinmänner, die die Leute ausnehmen wie hier Wahrsager-Hotlines, Masai-Männer, die ihre Mädchen verstümmeln lassen (“Beschneidung“), damit sie sicher sein können, dass die Frauen sie nicht betrügen und sich die Mädchen schon im Alter von z. B. 13 Jahren zur Frau nehmen (wenn er über 30 ist) und die Verharmlosung von Aids durch Politiker usw. stehen oft im Fokus von Berichten und Zeitungen. Dazu kommt, dass Frauen oft unterdrückt werden und Vergewaltigung jeder dritten afrikanischen Frau einmal passiert.



    Quellen/Infos:


    - Metropolis - Peter Beard über Ostafrika 15.11.2008 20:15 Uhr ARTE
    - Terroranschlag in Nairobi 04.01.2009 17:05 Uhr n24

    Kenia - Reportagen aus dem Inneren eines zerrissenen Landes:
    http://www.amazon.de/KENIA-Reportage...8539383&sr=8-1

    Peter Beard-Bildbände:
    http://www.amazon.de/Peter-Beard-251...8542438&sr=1-5
    http://www.amazon.de/Peter-Beard-Ste...8542438&sr=1-1
    http://www.amazon.de/Peter-Beard-Die...8542438&sr=1-2

    Kenia kompakt - Reise Know-How (2007)
    http://www.amazon.de/Kenia-kompakt-U...8542507&sr=1-1

    FGM:
    http://www.stern.de/wissenschaft/men...on/654062.html
    http://www.stern.de/wissenschaft/men...4062.html&cp=1

    Masai:
    STERN Nr. 28, 5.7.2007, So liebt die Welt, Teil 3: Kenia

    Unruhen:
    DER SPIEGEL 2/2008 vom 07.01.2008, Seite 98
    http://wissen.spiegel.de/wissen/imag...DF&thumb=false

    DER SPIEGEL 4/2008 vom 21.01.2008, Seite 89
    http://wissen.spiegel.de/wissen/imag...DF&thumb=false

    DER SPIEGEL 6/2008 vom 02.02.2008, Seite 100
    http://wissen.spiegel.de/wissen/imag...DF&thumb=false






    Dennoch war ich die letzten beiden Wochen in Kenia. Eine geführte Tour mit zehn anderen Touristen, zwei Führern und zwei Fahrern. Wir haben viele andere Menschen getroffen und wie es war, was wir gemacht haben, werde ich später ergänzen. Natürlich inklusive Fotos.
    Geändert von Varuna (26.07.2009 um 15:55 Uhr)
    What lies in the shadow of the statue? .

  2. #2
    Avatar von KaiserGaius
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    Natürlich haben Ferienziele immer zwei Gesichter: Das eine Gesicht ist das, welches den Touristen gezeigt wird und das andere Gesicht ist die Wahrheit. Heilige und Sünder gibt es überall, darüber muss man nicht reden. Dennoch ist es interessant, wie sich Afrika in den letzten 100 Jahren entwickelt hat, im Gegensatz zu der westlichen Welt. Zuerst wurde das Land ausgebeutet, die Menschen terrorisiert und Sklaven in alle Welt verkauft. In Süd-Afrika finde es eigentlich noch viel schlimmer. Apartheit und Rassendiskriminierung, dann kommt der Wechsel und am Ende ist es noch schlimmer als vorher. Afrika an sich ist ein Renovierungsfall, vor dem sich die Politiker dieser Welt bis jetzt immer geflissentlich gedrückt haben.

    Nintendo ID: Kaiser-Gaius

  3. #3
    Avatar von Christian
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    Ein dritte Welt Land als Ferienparadies zu bezeichnen, finde ich schon nicht angemessen. Die Frage ist also eigentlich schon beantwortet...

  4. #4
    Avatar von Varuna
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    Ein dritte Welt Land als Ferienparadies zu bezeichnen, finde ich schon nicht angemessen. Die Frage ist also eigentlich schon beantwortet...
    Das finde ich persönlich nicht. Auch Thailand, Kuba, Vietnam, Indonesien, Brasilien oder andere oft besuchte Urlaubsländer sind Meilen davon entfernt, reiche Länder der so genannten ersten Welt zu sein und bilden doch einige der interessantesten und schönsten Feriendestinationen. Nur weil es den Leuten dort schlecht geht, bedeutet es nicht, dass das Land von der Natur her und vom Reisen her kein Paradies darstellt. Man muss halt als Tourist so Ferien machen, dass man auch etwas von den Leuten hat, Kontakte knüpfen kann und so auch Geld einbringt. Klar, wer nur am Strand rumliegt und behauptet, ein Land hätte eine Probleme oder nie mit dein Einheimischen reden würde, ist fehl am Platz.



    Ich habe den Urlaub Anfang Jahr bei STA TRAVEL gebucht, ein für Studenten besonders bekannter Reisedienst. Die Rundreise, das Hotel in Nairobi sowie die Flüge waren sehr teuer, wenn ich die Preise mit Asien vergleiche. Die geführte Rundreise fand ich einem Katalog von der kanadischen Gesellschaft GAP Adventures. Bei der Rundreise handelt es sich nicht unbedingt um die typische Safari, und schon gar nicht um erholsame Badeferien am Strand (für das geht man auch nicht nach Kenia), sondern um eine Safari gemixt mit Kultur. Museenbesuche, Stadtaufenthalte und allen voran die Übernachtung in einem Dorf der Luo. Einer unserer Führer hat dort immer noch Verwandte. Beide Führer kommen aus diesem Dorf. Pro Rundreise werden die Touristen auf verschiedene und je andere Familien aufgeteilt. Wir kauften ihnen Petrol, Kochöl, Reis usw. Von zu Hause brachte ich für die Schule Stifte, Notizblöcke usw. mit. Und GAP Adventures installierte bei allen Lehm- und Bachsteinhäusern Wasserspeicher, um das Regenwasser auffangen zu können. Niederländer bohrten einen tiefen Brunnen, aus dem ebenfalls Wasser bezogen werden kann. Für alle Mitglieder unserer Gruppe – drei Männer und acht Frauen – stellten diese beiden Tage den Höhepunkt der Rundreise dar. Obamas Vater ist in der Nähe des Dorfes begraben, ist Obama selber auch ein Luo.

    http://www.gapadventures.com/trips/c...ate=2009-10-12

    Porträtfotos der zehn anderen Gruppenmitglieder habe ich hier nicht hoch geladen. Wir waren jedoch eine gemischte Gruppe. Normalerweise stellen Kanadier die höchste Zahl der Touristen dar, die GAP-Touren mitmachen, aber wir waren: ein Italiener, ein Kanadier, eine Britin, zwei Deutsche, drei Belgierinnen, eine Schwedin, eine Dänin und noch ich. Es handelte sich um Wirtschafts-Studenten, einer angehenden Studentin (Psychologie), eine Apothekerin, eine Geologin, einen Anwalt, einer Ernährungsberaterin an Schulen, einer Immigrationsarbeiterin sowie zwei Lehrerinnen.

    Wir hatten zwei Führer sowie zwei Fahrer. Daneben teilweise lokale Führer und einen temporären Koch.

    Einige von uns sind seit einer Woche zu Hause, zwei Studenten sind jetzt in Uganda und betreuten ein Hilfsprojekt, eine Deutsche bleibt noch in Kenia und die drei Belgierinnen reisen weiter nach Tansania und Sansibar.




    Reise zusammengefasst:

    Sa, 04.07.
    Ankunft in Nairobi, Treffen mit dem GAP-Fahrer Patrick. Check-in in Hotel, erste Person der Gruppe getroffen, Abendessen. Tour für nächsten Tag abgemacht.

    Überrascht war ich am Flughafen vor allem durch die Schweinegrippeumfragen, die man ausfüllen musste, bevor man zum Zoll/Visum-Tor ging (anderer unserer Gruppe hatten den Zettel einfach weggeworfen und sind direkt zum Zoll gegangen). Im Flugzeug – schlafen konnte ich in den sieben Stunden und 30 Minuten nicht – musste ich zwei Zettel ausfüllen, wobei sie mir nur einen abnahmen. Nach dem man fotografiert wurde, gelangte ich zur Gepäckausgabe und dieses war zum Glück auch schon da. Dann die zweite Überraschung: Draussen wurde man nicht etwa von hunderten von Taxifahrern angefallen und um Gunst geworben, sondern alle standen brav da und hielten ihre Schilder mit den Namen in den Händen. Die Fahrt zum Hotel dauerte etwas, aber man konnte mit dem Fahrer gut sprechen, da Englisch hier neben Kisuaheli die offizielle Amtssprache ist (neben 42 Muttersprachen verschiedner Stämme). Es herrscht Linksverkehr, aber man fährt doch ziemlich gesittet, nur nimmt man nicht Rücksicht. Wird eine Lücke frei, versucht jeder diese zu erhalten. Auch Personen werden sehr nah angefahren statt abgebremst. Na ja, wenn man nur zwei Wochen braucht um die Fahrschule zu absolvieren, muss man mit so was schon rechnen. Im Vergleich zu Asien fahren die hier aber normal. Überall sah man an Autos Obama-Kleber oder Anhänger. Die Kenianer sind stolz auf ihren Landsmann. Ich merkte im Hotel, dass es abends richtig frisch ist. In Nairobi waren tagsüber auch “nur“ 20 Grad, während es Tags zuvor in der Schweiz 30 Grad heiss gewesen war.

    So, 05.07.
    Nach dem Frühstück los. Unserer Gruppe ist noch ein weiterer GAP-Tourist beigetreten, der jedoch – wie sich am nächsten Tag herausstellte – nicht zu unserer Gruppe gehört sondern zu einer anderen. Amerikanischer Student, der gratis für STA TRAVEL zwei Monate lang um den Globus fliegt, Länder und Touren begleitet, Fotos und Videos macht und dies dann mit kleinen Berichten STA TRAVEL zusendet. Wir besuchten das Tierweisenhaus der Tierschützerin Daphne Sheldrick. Wir sahen der Fütterung der Baby-Elefanten und Baby-Nashörnern zu. Dann ging es ins Langata Giraffe Centre, wo man Giraffen füttern konnte. Danach besuchten wir das Museum Karen Blixen. Hier wurde der Film Out of Africa (Jenseits von Afrika, mit Robert Redford) gedreht, hier lebte die Autorin des verfilmten Buches. Dann ging es zum Bomas of Kenya. Hier assen wir und sahen dann traditionellen Tänzen und Musik zu. Auch für Kenianer ein interessanter Besuch. Zurück zu Hotel am Abend. Hier trafen wir die Britin, frisch eingetroffen und empfahlen ihr die Tour.

    Dieser Tag war super. Das Hotelzimmer ist klasse, das Essen ist klasse. Die zwei, drei PCs im Internetkiosk im Hotel sind nicht nur sehr teuer, sondern auch nicht Highspeed. Die Tour war super, vor allem die Giraffenfütterung und die Babyelefanten waren toll. Wir trafen dabei auch noch eine amerikanische Studentin, die Journalismus studiert und seit zehn Wochen für einen kenianischen TV-Sender arbeitet und bei einer Gastfamilie lebt. Sie begleitete uns dann auf der heutigen Tour.

    Mo, 06.07.
    Heute war Patrick persönlich unser Fahrer. Die Schwedin kam ebenfalls mit, so waren wir zu dritt. Wir trafen auch die beiden Studenten aus London. Wir steuerten zuerst eine Buchhandlung in Nairobi an, ich kaufte mir noch eine Jacke (am Abend ist es dort verdammt frisch, da jetzt Winter) und dann fuhren wir durch Nairobi. Wir besuchten das höchste Gebäude und durften auf den Helikopterlandeplatz. Im Carnivare probierten wir alle Arten von Fleisch, Krokodil schmeckt leicht fischig, ist gelblich und nicht so gut wie Strauss. Zebra wurde von der Karte gestrichen, beim Rest handelt es sich um gängiges Fleisch wie Lamm, Kuh, Schwein usw. Danach ging es zum Safari Walk, einer Art Zoo der vor allem Kenianern den Umgang mit Tieren etwas zeigen soll. Durch die Rush Hour kamen wir erst spät im Hotel an. Dort hatten wir das Gruppen-Meeting mit unseren Führern. Nur der Kanadier war noch nicht da, er erreichte das Hotel erst um ca. 23:30 Uhr.

    Mit der EC-Karte konnte ich am Geldautomaten ohne Probleme Geld abheben. Und auch sonst war ich von Nairobi positiv überrascht: Es war viel moderner, sauberer und gesitteter, als ich es mir vorgestellt habe. Vor einigen Länden und vor allem vor ATM-Maschinen stehen zwar Polizisten oder Securitas ähnliche Typen, aber es kam einem wirklich sehr angenehm vor. Überall Leute in Anzügen, Studenten und Arbeiter. Das direkte Zentrum ist sehr klein und durch grosse Strassen gut gekennzeichnet. Es gibt Viertel, in die man nicht hingehen sollte, die aber ausserhlab des Zentrums liegen. Die Regeln sind sehr einfach: Wer in der Nacht in die Stadt will, nimmt ein Taxi zum Zielort. Man geht – wenn möglich – nur in Gruppen. Wertsachen bleiben zu Hause, Kamera nicht an Schulter sondern in Plastiksack usw. Es ist so wie in jeder andern Grossstadt auch. Angst oder ein mulmiges Gefühl hatte ich nie. Laut dem Reiseführer ist die Kriminalität stark zurück gegangen. Es waren auch keine Bettler oder so zu sehen (im Vergleich zu Bern).

    Das “Fleischfresser“-Restaurant Carnivare ist wirklich nur für Fleischliebhaber zu empfehlen! Ich mag Fleisch, aber für mich war das schon fast zu viel. Und es geht so: Man wird zu einem Tisch geführt, und dann wird man auf den Medizinmann aufmerksam gemacht, der “Medizin“ anbietet. Beim “Dawa“ genannten Getränk handelt es sich um ein Gemisch aus Honig, Zucker, Limette, ein Ei und Wodka. Für 30 Dollar (sehr teuer) kann man so viel essen wie man möchte. Man erhält ein Gestell auf den Tisch mit allen möglichen Saucen, Salat und Korn. Dann erhält man Teller mit den Ofenkartoffeln und schon kommen die Typen mit langen Spiesen und geben jedem ein Stück auf den Teller (die gehen von Tisch zu Tisch). Und bevor man fertig ist kommt der nächste mit Würsten. Danach Strauss, danach Poulet usw. Wenn man nicht mehr mag, kann man oben auf dem Gestellt der Saucen eine kleine Flagge entfernen, damit die Kenianer wissen, dass sie mit den Spiesen nicht mehr zu kommen brauchen. Ein tolles Restaurant.

    Einige Angestellte des Hotels trugen an der Rezeption Handschuhe da es ihnen sogar tagsüber mit den ca. 20 Grad zu kalt war.

    Di, 07.07.
    Wir fuhren in zwei kleinen 4x4 Vans los. Wir machten einige Stopps und pausierten dann bei einem Aussichtspunkt des Rift Valley. Beim Naivasha-See angekommen bezogen wir unsere Zimmer und fuhren dann in zwei Booten zur Insel Crescent. Wir machten ab, dass wir danach noch zum Hell’s Gate National Park gehen würden, eine freie Option. Auf der Insel konnten wir aber – wie geplant – nichts essen. Wir sahen Tiere, die aber immer wegliefen, wenn wir kamen, was ja logisch ist. Wir hatten einen lustigen lokalen Führer. Auf dem Rückweg versagte immer wieder unser Motor. Das andere Boot versuchte uns zu ziehen. Mit mässigem Erfolg. Nach über einer Stunde kamen wir um ca. 17:00 Uhr am Ufer an und assen dann „Mittagessen“. Den National Park strichen wir. Das Essen war solide. Am Abend nahmen wir nur noch Suppe zu uns, da fiel der Strom aus.

    Hier war es schon heisser, jedoch nie 30 Grad. Das Camp war super eingerichtet, man konnte Wasser kaufen, es gab Dawa und die Besitzer hatten ein Hausscheinchen, das sie als Baby verletzt gefunden und jetzt erzogen hatten. Das Wasser für die primitiven Duschen wurde durch ein Feuer erhitzt. Es gab normale Toiletten in Wellblechhütten. Das Zimmer war ebenfalls gut, auch wenn die Fenster nur Gitter und keine Scheibe boten.

    Mi, 08.07.
    Die frühe Fahrt war schnell vorbei und schon waren wir in Nakuru. Einer quirligen Stadt, die schon ganz anders als Nairobi aussah. Aber auch hier hielten sich Händler in Grenzen. Auch hier überall Arbeitsleute, Geschäftsleute und normaler Treiben wie überall. Vor allem Kinder, an denen wir unterwegs vorbei fuhren, hatten immer freue, wenn wir ihnen zuwinkten. Hier bezogen wir das Hotel und fuhren dann zum National Park am See. Und wir sahen bereits sehr viele Tiere. Wir assen im Park Snacks, die wir zuvor gekauft hatten und fuhren am späten Nachmittag zurück in die Stadt. Hier gingen wir in einzelnen Gruppen durch den Markt, Strassen, Cyber-Cafes und liessen und von Velofahrern zurück ins Hotel bringen.

    Es gibt hier sogar eine Art Tuk-Tuk wie in Thailand. Aber auch diese Leute rennen einem nicht nach, sondern man geht und ihnen und diskutiert um den Preis. Jemand wollte einer Frau unserer Gruppe etwas aus dem Rucksack stehlen, aber einige Mitglieder (und einige Kenianer) sahen dies und griffen ein. Der Typ rannte sofort weg, stellte also keine Gefahr dar. Kein Überfall sondern Taschendieb. Es war der einzige Fall in den zwei Wochen. Nach dem Essen im Hotel gingen wir mit einem der Führer in eine nahe gelegne Bar, die ebenfalls zu einem Hotel gehörte. Die Strassen waren nicht asphaltiert, aber die wenigen Schritte waren kein Problem.

    Do, 09.07.
    Sehr lange Fahrt zum Kaka Mega Regenwald. Wir hatten einen Platten im Reifen, doch zum Glück hatten wir zwei Ersatzpneus dabei. Die Fahrt war lange. Es gab eine Polizeikontrolle. Ein Verrückter im Mantel wollte einmal mit Steinen auf unser Auto los, aber Fahrer und Guide wussten sich zu helfen (unser Guide hatte auch eine Machete dabei). Der Verrückte alte traf mit dem Stein nicht und liess sich dann etwas zurück drängen. Wir fuhren danach weiter und sie meldeten ihn der Polizei. Der Mann schien wirklich geisteskrank zu sein. Der einzige kritische Moment der Reise. Die Polizei war sehr freundlich und ich staunte, wie viele Polizei-, Wach- und Verkehrsposten von Frauen besetzt waren. Und dies in einem afrikanischen Land. Die “Strassen“ waren am Nachmittag katastrophal. Jeder Kenianer zahlt zwar Steuern, aber das meiste versickert in den Taschen der Politiker, statt z. B. in den Strassenbau. Erwartungsgemäss regnete es, als wir den Regenwal betraten. Kein Strom und simple Sanitäranlagen. Hütten mit Strohdächern. Am Abend spielten wir wieder diverse Spiele und assen im Schein unserer Lampen. Der Regen hatte aufgehört.

    Heute war eher ein Ausruhtag. Und dieser war interessant: Im Gegensatz zu Namibia sah man überall Menschen, kleine Häuser oder Dörfer. Man war nie wirklich in einer Einöde. Der Regenwald war nass, überall Matsch. Die Unterkünfte waren gut, sehr simpel, aber gut. In der Nacht hörte man Tiere wie blöd. Vor allem ein Vogelgeschrei war angsteinflössend, da es so tönte, als käme das Geräusch immer näher. Und man wusste nicht, dass es ein Vogel war. Probleme hatte ich nur mit dem Klo, das nur ein Loch im Boden war. Kein Türschloss, dreckiger Boden.

    Fr, 10.07.
    Nach dem frühen Frühstück führte uns eine lokale Führerin durch den Regenwald bzw. einige Teile. Am Mittag waren wir zum Essen zurück. Hier hatten wir einen Koch. An der grossen Tour am Nachmittag nahmen der Kanadier und ich nicht teil. Wir redeten, lasen, lagen da und ruhten aus. Erwartungsgemäss startete am Nachmittag wieder Regen und die anderen der Gruppe waren noch nicht zurück.

    Vom Regenwald war ich etwas enttäuscht. Ich hätte mir mehr Abgeschiedenheit und mehr Tiere vorgestellt. Wir sahen nur ein paar Affen weit oben in den Bäumen und überall konnte man den Waldrand erahnen. Es ist halt nur noch ein Rest des Regenwaldes, der von den Menschen abgeholzt wird. Daher war für mich am Nachmittag klar, etwas aus zu ruhen, mal Pause zu machen. Für sich zu sein. Das tat gut. Im Lager war auch eine Japanerin, die schon drei Monate dort lebte. Sie studiert die Schmetterlinge und hofft natürlich, eine neue Art zu finden. Sie war schon während der Unruhen eine längere Zeit dort (und wurde evakuiert) und konnte gut mit den Kenianern in Kisuhaeli sprechen. Ihre Notizen und Skizzen waren interessant an zu sehen, und vor allem kam sie mit den Menschen noch näher als wir, da sie mit den Einheimischen zusammen arbeitete.

    Sa, 11.07.
    Wir stoppen beim Verlassen des Regenwaldes bei einem angeblich “schreienden“ Felsen. So zumindest sagen es die Einheimischen. Praktisch das ganze Dorf und alle Kinder versammelten sich, um uns Touristen zu zusehen, wie wir auf den Felsen kletterten. Es handelt sich um das Geräusch von unterirdischem Wasser. Wir kamen in Kisumu an, dem von den Unruhen am stärksten betroffenen Gebiete. Die Einwohner von Kisumu – so unser Führer – seinen auch in normalen Zeiten schwerer zu handhaben. Wir besuchten das Museum und checkten dann wieder in einem Hotel ein. Jedoch in einem anderen als vorgesehen. Wir liefen durch die Strassen zum Viktoria See und stiegen in ein Langboot um. Die Fahrt dauerte lange und ein lokaler Führer erklärte uns alles. Als wir zurück waren, gingen wir zum Markt. Es war überall durch starken Wind Sand, Staub und Dunst in der Luft, dann fing es an stark zu regnen. Wir gingen danach in einen Supermarkt, kauften ein und besuchten kurz ein Internetkaffee. Im Hotel konnte man Wäsche abgeben und das Abendessen gab es im deutsch-kenianisch geführten Restaurant „Green Garden“. Auch hier gingen wir zu Fuss, es gab keine Probleme.

    Kisumu war eine sehr schöne Stadt. Modernste Zentren in teils verfallen aussehenden Strassen. Pop-Corn wurde angeboten, hübsche Luo-Frauen so weit das Auge reicht und etwas Schweinegrippe-Panik. Unser Führer sagte uns, dass in Kisumu ca. 50 Fälle von Schweinegrippe aufgetreten sind und wir uns nicht wundern sollen, wenn man uns nach rufe, dass wir die Grippe haben, da die Grippe von Weissen ins Land gebracht worden sei. Von Muzungus, wie weisse hier genannt werden. Der Stromadapter funktioniert wunderbar, das Hotel war sehr gut, nur der Manager und das interne Restaurant waren weniger empfehlenswert. Aber wir wussten schon gut, was „African Time“ bedeutet. Wenn es hiess, dass wir um 8:00 Uhr losfahren würden, dass es dann oder dann Essen geben würde, dann konnte man sicher sein, dass es immer etwas Verspätung geben würde.
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  5. #5
    Avatar von Varuna
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    So, 12.07.
    Wir fuhren los und die Gegend wurde immer verlassener. Wir stoppen bei Kendu Bay, gefolgt vom Kratersee (mit einem üblen Geruch). Schüler waren dort, Kinder und Dörfler. Und gerade war Kirchendienst. Sonntag halt. Halleluja-Songs so laut es nur geht. Wir fuhren zum lokalen Dörfchen und stellten uns dem Chief vor. Wir trugen uns in das Besucherbuch ein. Dann ging es zum Zentrum des Dörfchens, wo wir schon von einer Horde tanzender und mit Schrillerstimme singenden Frauen herzlichst begrüsst und in die Arme geschlossen wurden.
    Wir hockten zusammen und stellten uns vor, assen Nüsse und Korn, tranken Tee und Wasser und diskutierten. Später trauten sich auch die Kinder her, man verteilte Geschenke, zeigte Fotos, machte Fotos. Dann das Abendessen gefolgt von der Geburtstagsüberraschung für ein Mitglied unserer Gruppe. Man hatte im Dorf einen Kuchen gebacken und sang in allen möglichen bekannten und einheimischen Sprachen Happy Birthday. Sogar Kerzen fehlten nicht. Danach wurden wir aufgeteilt: Anders als zuvor war ich nicht nur mit dem Kanadier in einem Raum, sondern auch mit dem Italiener. Man wollte die drei Männer zusammen tun. Wir wurden unsern neuen Müttern vorgestellt. Inzwischen war es Nacht, und wir gingen zu unserem Zu Hause für die nächsten zwei Nächte. Dort sah ich mir alles an, wir bekamen Häppchen und die anderen beiden gingen früh zu Bett. Ich sprach noch mit dem Ehemann etwas über diverse Dinge und dann ging auch ich zu Bett.

    Was für ein Tag! Die Leute im Dorf sind unglaublich nett. Dass Esse war toll, die Atmosphäre war toll. Kein Internet, kein TV sondern Zusammenhalt der Gemeinschaft. Jeder kennt jeden. Und die Leute sind sehr gläubig. Das ist nicht negativ, aber wir merkten schon bei der Ankunft beim Vorstellen, dass sie immer noch zu Gott betteten usw. Man konnte all die Kirchen, religiöse Helfer, Missionare und andere solche Institutionen auch nirgendwo übersehen. Die waren präsent wie hier Snack-Automaten. Auch die Kinder sprachen schon Englisch, waren aber sehr schüchtern. Unser zu Hause war am weitesten vom Zentrum entfernt, doch wir wurden belohnt: Da wir als drei Personen die grösste Besuchergruppe darstellten, wurden wir wohl auch einer der vornehmeren Familien zugeteilt: Das grosse Backstein/Lehm-Haus beinhaltete nicht nur zahlreiche Zimmer, Fensterscheiben und anderes, sondern auch zwei Glühbirnen, einen Generator und einen kleinen rauschenden schwarz-weiss Fernseher (den man aber – wie ich vermute – nur angemacht hat um zu zeigen, dass sie ihn haben, denn am zweiten Tag wurde das Teil kein einziges mal angeschaltet). Ich wollte alles sehen, denn es gab ein Nebenhaus (Vorratskammer, Küche). Dort stand ich fast auf ein Huhn, das dort schlief. Ich dachte schon, das wäre tot. Die Kinder machten sich gerade Abendessen. Mit der Stirnlampe leuchtete ich in den Garten und sah in der ferne einige Augenpaare. Die Kühe. In einem kleinen Gestellhäuschen waren Geissen. Die Kinder hatten zwei Zimmer: Ein eigenes und einig schliefen im Zimmer der Eltern. Es gab einen Abstellraum, ein Wohnzimmer, einen Gang und zwei Gästezimmer (da oft Verwandte vorbei kommen zu Besuch). In einem Zimmer musste zwei von uns in einem grossen Bett zusammen schlafen, und in einem schlief der dritte. Ich bezog natürlich das Einzelbett, sassen die anderen beiden immer noch im Wohnzimmer und waren nicht so daran interessiert, jetzt schon alles zu sehen. Das Paar hat fünf Kinder, zwei Jungen (2 und 3 Jahre) sowie drei Mädchen (9, 10 und 14 Jahre), wobei das älteste Mädchen in einer Art Schule war. Sie rief nur an und wollte mit uns sprechen. Der jüngste Sohn hiess Obama, der drei-jährige hatte Malaria. Sie kauften ihm aber Tabletten und es ging ihm besser. Wir gaben den Eltern die Geschenke und sprachen dann noch etwas zusammen. Sie hatten auch eine Katze, lachten aber nur, als ich sie fragte, ob sie der Katze einen Namen gegeben hätten. Auch Katzenfutter gibt’s nicht, die essen einfach die Reste. Vor dem Essen wurde gebettet, und man wusch sich die Hände: Hier zu kam eine der Frauen mit zwei Kübeln und einer Seife. Man seifte die Hände ein und sie schüttete heisses Wasser von einem Kübel zum anderen. Und dies machten alle so, immer, vor jeder Mahlzeit. Als ich sagte, dass ich in meinem ganzen Leben noch nicht einmal zehnmal in der Kirche war, waren sie doch sehr überrascht, aber nicht angriffig oder entsetzt. Ich konnte mit dem Mann gut über Politik sprechen. In ihrem Dorf gab es keine Unruhen, aber im nahe gelegenen Kendu Bay wurden einige Jugendliche grundlos von der Polizei erschossen. Ein Handy hatte aber jede Familie. Der Generator wurde einmal die Woche nach Kendu Bay zum Aufladen gebracht und spendete dann sieben Tage lang Strom. Die Handys werden bei Kollegen in Kendu Bay aufgeladen, dort werden auch E-Mails geprüft. Ich war überrascht, wie viele Verwandte einfach kamen und gingen, alle wohnen nahe zusammen.

    Mo, 13.07
    Die Hähne weckten uns. Die “Dusche“ sei bereit, sagte man mir, als ich aufstand (heisses Wasser und Seife). Danach gingen wir zu Fuss ins Zentrum und schauten uns dann eine Töpferei, Tiere, Felder, die Grund- und Sekundarschule (mit Vorführen), Honiganbau an und assen Mittag wieder aufgeteilt bei den Familien. Dann bekamen wir Besuch von zwei Mitgliedern unserer Gruppe und am Nachmittag fuhren wir alle zum Baumpflanzen auf ein Feld. Das Abendessen gab es wieder bei den Familien. Heute gingen wir alle etwas früher zu Bett.

    Der heutige Tag war wieder sehr interessant. Das Dorf lebt fast unabhängig, da es alles selber anbaut: Zwar hatten sie eine sehr schlechte Kornernte, aber sie pflanzen auch andere Dinge an, die immer wachsen. Honig wird selber gemacht. Töpfe. Man gibt sich dies gratis, an Aussenstehende wird dies verkauft.
    Die Nacht war super, das WC (Loch im Boden in einer kleinen Lehmkammer mit Wellblechdach und Holztüre) war sauber, es gab Nägel an den Wänden zum Kleider aufhängen und ein Schloss. Was wollte man mehr?
    Zum Frühstück wurden Mandazi serviert, die saulecker waren. Die kleinen Gepäcke jedoch machten schnell satt: man kann ev. drei, vier essen, dann ist Schluss. Und sie hatten einen ganzen Korb voll. Das Rezept lässt sich im Internet finden.
    Auch hier ist man stolz auf Obama, ist doch Obamas Vater ganz in der Nähe begraben. In den Schulen erzählten die Lehrer uns, was sie unterrichten, und die Lehrer unserer Gruppe erzählten auch etwas von sich. Dann gab es Vorführungen mit biblischen Themen und in der Grundschule gab es Tänze und Musik. Die Mädchen erzählten auch was sie über Aids und echte Liebe gelernt hätten, bzw. warte bis zur Heirat mit Sex.
    Wie auf den Bildern zu sehen, haben alle Kinder in der Schule die Haare kurz geschoren aus hygienischen Gründen. Die Schüler, die gerade Mathematik unterrichteten, hatten auf jeden Fall grosse und gute Taschenrechner bei sich, wie ich sie auch kenne.
    Dabei war heute auch ein Vater mit seiner kleinen Tochter, die angeblich noch nie weisse Menschen gesehen hatte und auch sonst etwas isoliert lebt, da sie noch nicht in die Schule gehe. Sie sei sehr schüchtern und wurde von uns allen oft fotografiert.
    Am Nachmittag kamen zwei der Frauen zu unserem Haus zu besuch und wir zeigen ihnen alles. Sie waren erstaunt, lebten sie in einem Zwei-Raum-Häuschen. Mit dabei war auch eine junge Luo-Frau, die sich gerade um einen Job umsah, aber wegen der Gäste extra aus dem entfernten Eldoret zurück ins Dorf kam. Nach dem Baumpflanzen legte der Regen wieder los und am Abend kam ein junger Student zu Besuch und man konnte über Kenia und die Welt diskutieren.
    Die Familie zeigte mir noch Fotos, und ich sagte ihnen, dass ich ihnen ebenfalls Fotos schicken würde. Eine Frau aus Kanada, die mal mit einer GAP-Gruppe hier war, hätte sie seit dem schon mehrmals besucht, helfe der Schule beim Ausbau und käme auch im August wieder vorbei. So werden echte Kontakte geknüpft.



    Di, 14.07.
    Nach dem Notieren von Adressen und E-Mail-Adressen verliessen wir das Dorf. Als Geschenk erhielt ich nochmals einen Sack voll Mandazi, und ich war froh darum. Wir hatten wieder einen Platten. Zwei Stunden später hatten wir am selben Rad wieder einen Platten. Als wenig später wieder ein Platten am selben Rad zu spüren war, fuhren wir trotzdem weiter bis nach Kericho (wir hatten alle Penus aufgebraucht, und vermutlich wollte man den anderen Van nicht stoppen). Das Hotel sah vielversprechend aus, aber: Der Strom fiel aus. Vor allem die Frauen freuten sich nach zwei Nächten auf eine echte Dusche, aber es gab weder Wasser für Dusche oder WC (die Spülung), noch Strom. Wir gingen in die Stadt. Hier funktionierte meine EC-Karte nicht. Zuvor hat es geregnet wie blöd (es regnet hier dreimal mehr als in Frankfurt). In dieser hügeligen Landschaft wird viel Tee angebaut (Kenia exportiert nach Sri Lanka und Indien am meisten Tee). Am Abend assen wir in einem sehr nobeln Hotel.

    Heute war der Tag, an dem sich zwei unserer Frauen nicht wohlfühlten.

    Mi, 15.07.
    Die Fahrt zum Masai Mara National Park dauerte zum Glück nicht so lange wie angegeben, da die Strassen in einem guten Zustand waren. Nach dem Mittag essen im simpeln permanenten Zeltcamp hatten wir kurz frei. Wir besuchten eine Lodge in der Nähe, denn dort soll es einen Pool geben. Mit grünem Wasser. Einige badeten dennoch. Das Ausruhen tat gut. Danach hatten wir eine Nachmittagssafari. Jetzt ging es zwei anderen Personen unserer Gruppe gar nicht gut, sie erbrachen aus den Fenstern, während die anderen durch das geöffnete Dach Fotos schossen. Zurück im Lager hatten wir wieder einen Koch und assen fein.

    Das Lager war sehr simpel. Die WCs waren richtige WCs, jedoch mit tausenden von kleinen und grossen Spinnen, Raupen und Eidechsen bevölkert. Man durfte einfach nicht erschrecken. Es gab eine Feuerstelle, Duschen und Masai-Wächter.

    Do, 16.07
    Heute fuhren wir den ganzen Tag in der Masai Mara rum, sahen Tiere, darunter auch Löwen. Wir überschritten kurz die Grenze zu Tansania und ein lokaler bewaffneter Führer zeigte uns Nilpferde und Krokodile. Wir assen etwas und sahen weitere viele Tiere. Eine Frau unserer Gruppe blieb im Camp, da sie die vierte war, der es schlecht ging. Am späten Nachmittag besuchten wir ein Masai-Dorf. Dann Abendessen im Camp.

    Der Tag war lang und eindrücklich. So viele Tiere – vor allem Löwen so nah – hatte ich in Namibia nicht gesehen. Eine kleine Enttäuschung war jedoch der Besuch der Masai. Zuerst tanzten die Männer und wir drei Männer mussten ihnen beitreten. Danach die Frauen, die sich unsere Frauen packten (wie überall). Dann zeigten sie kurz, wie sie Feuer machen, dann gingen wir in kleinen Gruppen in die Häuschen. Darin erzählten sie kurz von der Löwen-töten-Mutprobe der 12-jährigen Masai, dann zeigten sie Ketten mit den Zähnen und Krallen der Tiere, sagten wir sollen dies mal anprobieren, über den Preis könne man später diskutieren. Es ging dann nur noch um Verkäufe. Und sie erzählten auch nicht mehr, sondern sie sagten nur, wir sollen Fragen stellen. Man hätte ja alles fragen können! Ich stellte Fragen, immer bemüht, keine kritischen Fragen zu stellen. Ausserhalb der Hütte kam unser Führer hinzu und übernahm dann diesen Part. Er fragte, warum die Frauen beschnitten würden. „Weil das unsere Vorfahren gemacht hätten“. Eine unserer Frauen fragte, ob die Frauen ein Mitspracherecht hätten. Nein, die hätten keine Priorität, wenn sie nicht folgen, würden sie bestraft werden. Wie denn? Mit Stockhieben. Die Frauen sagten, dass so was nicht in Ordnung wäre und dann ging es noch zum Souveniershop bevor wir das Dorf verliessen.

    Der Besuch war schlecht. Die hätten viel mehr erzählen müssen. Warum die ganze Zeit auf Verkäufe aufmerksam machen, wenn man am Ende sowieso noch zum Souveniershop geht? In Nabibia war dies viel besser. Die dort besuchten Himba konnten nicht einmal unsere Sprache, und wir benötigten einen lokalen Guide, der uns einen halben Tag lang (!) alles zeigte und erklärte. Wir konnten Fragen stellen. Niemand drängte uns damals zum Einkaufen ein, wir brachten jedoch Geschenke mit. Am Ende gab es zwei, drei Stände mit Holzfiguren.

    Aber die “Masai“ dort sprechen Englisch, sind die Touristen gewohnt und wollen nur Cash. Das sind nicht wirkliche Masai.

    Fr, 17.07.
    Nochmals eine Safari früh am Morgen (Löwenbabys!!!), dann zurück nach Nirobi. Abschluss, Gruppenfoto, ausruhen und dann zusammen in ein Restaurant, in dem auf afrikanische Weise gegessen wird: Nur mit den Händen. Dann in die Bar, dann spät Abends zurück ins Hotel.

    Im Ranalo ass ich in den zwei Wochen das beste Hühnchen in ganz Kenia. Mit Reis. Mit den Händen. Warum nicht? Man wusch sich die Hände, bekam Servietten und ass mit den Händen. Denn im Luo-Dorf assen die Einheimischen auch mit den Händen. Hühnchen gab es oft und es war gut. Denn Rind und Schwein sind weniger gut zubereitet: Es gab zwar Geschnetzeltes, das war aber fast überall wie Knorpel-Kaugummi.
    What lies in the shadow of the statue? .

  6. #6
    Avatar von Varuna
    Registriert seit
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    10.270
    Sa, 18.07.
    Einige verliessen und ganz früh, wir schliefen aus und gingen selber als Gruppe durch Nairobi. Sehr schöne Stadt. Sehr schöne Cafes, in denen man sich z. T. wie in Europa zurück versetzt fühlt: Klimaanlage, sehr sauber, junge Studenten mit Laptops und Wireless-Internet. Am Abend gab es im Hotel wieder eine Hochzeit und wir drei Männer verliessen dann Kenia.

    So, 19.07.
    Am Morgen Ankunft in Zürich. Von acht Stunden Flug war ich ev. zwei Stunden wach, ansonsten schlief ich wunderbar.







    Kenia ist ein sehr schönes Land zum Bereisen, die Menschen mehr als freundlich. Nur für Badeferien würde ich Kenia nicht besuchen, sondern man möchte doch auch was vom wirklichen Leben sehen. Und dieser Besuch des Dorfes hat für den nötigen Einblick gesorgt, falls man sich nicht schon vorher etwas damit beschäftigt hatte. Das Land braucht Touristen und irgendwann wird es dem Land auch besser gehen. Vielleicht in 50, 100 Jahren. Wer weiss das schon. Ich würde sofort wieder nach Kenia reisen.





    Bilder:

    free image host
    What lies in the shadow of the statue? .

  7. #7

    Registriert seit
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    5.618
    schande über mein haupt, hab nur schnell runtergescrollt zu den tollen bildern, einige schöne schnappschüsse dabei ( da wid man doch glatt neidisch :> )!
    morgen schau ich mal, dass ich auch die textwall lese ^^
    ~ over and out ~

  8. #8
    Avatar von Philipp
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    Thread ganz verpasst. Sehr schöne und auch traurig stimmende Bilder dabei. Auch sehr interessanter Text.

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