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Super Mario Bros. 35 (eShop)

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Inside Nintendo 181: Die Geschichte von Super Mario Bros., Teil 5: Ein Klassiker im Laufe der Jahre

Als eines der einfluss- und erfolgreichsten Videospiele aller Zeiten ist „Super Mario Bros.“ für nahezu alle Nintendo-Plattformen umgesetzt worden. Damit nicht genug, kamen damals sogar ungewöhnliche Varianten und de facto-Fortsetzungen des Spiels auf den Markt, die seither aus den offiziellen Annalen der „Super Mario“-Reihe getilgt worden sind. Die – also alles andere als langweilige – Geschichte der Wiederveröffentlichungen und Neuauflagen des Klassikers ist Thema dieses letzten Teils unserer Reportage, an dessen Ende wir außerdem auf die bisherigen „Super Mario Bros.“-Jubiläen zurückblicken werden.

Ohne Rast und Ruh

Nach der Fertigstellung von „Super Mario Bros.“ hatten sich dessen Entwickler um Shigeru Miyamoto unmittelbar „The Legend of Zelda“ zugewandt, und auch danach lehnten sie sich nicht einfach zufrieden zurück. „Als wir ‚Mario‘ und ‚Zelda‘ fertiggestellt hatten, wollte ich als nächstes Fortsetzungen entwickeln“, so Miyamoto, der damals übrigens zum ersten Mal Vater geworden ist. In seiner großen Motivation hat das Team nicht nur einen „Super Mario Bros.“-Nachfolger, sondern gleich mehrere eng am Erfolgsspiel angelehnte Titel hervorgebracht. Diese Spiele, die im Laufe des Jahres 1986 auf den Markt kamen, richteten sich an jene, welche das Urspiel bereits absolviert hatten und auf der Suche nach neuen Herausforderungen waren.

Die erste dieser Quasi-Fortsetzungen war der Arcade-Automat „Vs. Super Mario Bros.“ Auf den ersten Blick scheint es sich dabei um eine bloße Portierung von „Super Mario Bros.“ zu handeln, doch die Entwickler haben dem Spiel sechs neue, schwierigere Level spendiert. Hinzu kommen kleinere Anpassungen, die das Spiel etwas kniffliger gestalten, sowie ein neues Musikstück für den obligatorischen Highscore-Bildschirm. 2017 ist diese Umsetzung als Download im Rahmen der „Arcade Archives“-Reihe für Nintendo Switch erstmals außerhalb der Spielhallen zugänglich gemacht worden. Darüber hinaus gehörte „Super Mario Bros.“ in den 1980er-Jahren auch zum Repertoire von Nintendos Jukebox-artigen „PlayChoice 10“-Automaten.

Die verlorenen Level

Mitte 1986 erschien dann für das Famicom Disk System (FDS) jenes Spiel, welches gemeinhin als „wahrer“ Nachfolger zu „Super Mario Bros.“ gilt – im historischen Kontext betrachtet aber nur eine von mehreren Variationen des Klempner-Abenteuers aus jener Zeit ist: „Super Mario Bros. 2“. Das Spielprinzip ist größtenteils ebenso identisch zum Originalspiel wie Grafik und Ton, es gibt aber komplett neue und sehr schwierige Level – Videospieljournalist William Audureau vermutet, es handle sich zumindest zum Teil um verworfene Level aus der Entwicklung des ursprünglichen Spiels. Sechs dieser Level waren jedenfalls auch schon in „Vs. Super Mario Bros.“ spielbar gewesen. Dazu gesellten sich neue Spielelemente wie ein tückischer Giftpilz oder Wind, der Marios Sprüngen einen Strich durch die Rechnung macht.

„Super Mario Bros. 2“ war für Miyamotos Karriere ein wichtiger Wendepunkt: Er überließ die Entwicklungsarbeit diesmal hauptsächlich seinem Assistenten Takashi Tezuka und bekleidete selber die Position eines Produzenten. Die übrige Geschichte hinter diesem sehr schwierigen Spiel ist bekannt: Aus unterschiedlichen Gründen schaffte das Spiel nicht den Sprung in den Westen; hier kam es erst 1993 im Rahmen der Spielesammlung „Super Mario All-Stars“ mit den Namenszusatz „The Lost Levels“ heraus. In Nordamerika und Europa erschien bekanntermaßen ein ganz anderes „Super Mario Bros. 2“ als offizielle Fortsetzung. Wer die Geschichte noch nicht kennen sollte, kann sie nachlesen in „Inside Nintendo 51: Das Geheimnis von Super Mario Bros. 2“.

Links: Artwork zur Arcade-Umsetzung „Vs. Super Mario Bros.“ – einer Art Evolutionsstufe zwischen dem originalen „Super Mario Bros.“ und der schwierigeren Fortsetzung „Super Mario Bros. 2“. In dieser Version ist auch der wohl erste offizielle Remix der „Super Mario“-Titelmelodie zu hören; dieses Musikstück wurde später in den „Super Mario Maker“-Spielen wiederverwendet. Rechts sehen wir Artwork zum kuriosen „All Night Nippon Super Mario Bros.“

Japanische Sternchen im Pilzkönigreich

Ebenfalls exklusiv in Japan wurde 1986 eine skurrile, ja eher wie ein ROM-Hack anmutende Fassung des Spiels veröffentlicht, die aber tatsächlich offiziell von Nintendo stammt: „All Night Nippon Super Mario Bros.“ Es handelt sich um eine für das Unternehmen sehr ungewöhnliche Werbeaktion in Zusammenarbeit mit dem japanischen Radiosender Nippon Broadcasting System, der damals eng mit Nintendo kooperierte. Gemeinsam mit dem Mutterkonzern Fuji TV arbeitete der Mario-Konzern beispielsweise an „Doki Doki Panic“, der Vorlage für das westliche „Super Mario Bros. 2“.

Doch was ist „All Night Nippon Super Mario Bros.“ nun? Im Wesentlichen sind hier Grafiken und Level des Ursprungsspiels und von „Vs. Super Mario Bros.“ sowie „Super Mario Bros. 2“ zusammen mit Elementen aus der beliebten japanischen Radiosendung „All Night Nippon“ vermengt worden. Anstelle von Gumbas und Koopas trifft Mario nun auf DJs aus der Sendung, und statt Toads rettet er japanische Promis. Außerdem finden sämtliche Level, passend zur Late-Night-Show, vor einem nachtschwarzen Hintergrund statt.

Jump’n’Run-Spaß für alle

Das japanische „Super Mario Bros. 2“ sowie „Vs. Super Mario Bros.“ und „All Night Nippon Super Mario Bros.“ stellen, auch wenn sie heute nicht mehr bedeutend sind, in gewisser Weise einen Wendepunkt für die „Super Mario“-Reihe dar. „Ihr überwiegend lokaler Vertrieb, ihr einschüchternder Schwierigkeitsgrad und ihre Grafiken, die der 1985er-Version sehr ähnelten, trugen dazu bei, dass sie weltweit sowohl von Marios Geschichte als auch von seiner Zukunft verschwanden“, formulierte Videospieljournalist William Audureau. „Mit ihnen starb die Idee einer elitären Reihe, welche vermutlich verhindert hätte, dass sich des Klempners Ruhm in der großen Öffentlichkeit verbreitete.“

An dieser Stelle erst nimmt die Geschichte der Adaptionen und Wiederveröffentlichungen von „Super Mario Bros.“ richtig Fahrt auf. Bevor wir auf die vielen späteren Neuauflagen und Wiederveröffentlichungen zu sprechen kommen – für eine ausführliche Übersicht verweisen wir auf den Tabellen-Anhang am Ende der Reportage –, möchten wir zunächst noch weitere ungewöhnliche „Portierungen“ von „Super Mario Bros.“ vorstellen. Wer hätte etwa gedacht, dass Nintendos Jump’n’Run-Revolution für japanische Heimcomputer und sogar als Game & Watch umgesetzt wurde?

Das Cover-Artwork und ein Screenshot zu „Super Mario Bros. Special“ (PC-8801-Version). Man beachte, wie auf dem Cover die bis heute bekannten Designs von Peach, Bowser und Toad zu sehen sind – anders als in früheren offiziellen Materialien zu „Super Mario Bros.“ Wie Illustrator Yoichi Kotabe die Figuren neu gestaltet hat, haben wir in Teil 3 der Reportage berichtet. Einen guten Eindruck vom eigentlichen Spiel ermöglicht dieses Let’s Play auf YouTube.

Auf dem Computer kein Renner

Jeder weiß: Nintendo-Spiele sind exklusiv für Nintendo-Konsolen erhältlich. Das sah vor der Veröffentlichung des Famicom aber noch ganz anders aus; ein „Donkey Kong“ etwa wurde auf beinahe jede damals aktuelle Plattform übertragen. Und auch später noch brachte Nintendo mit Hilfe von Hudson Soft frühe Famicom-Spiele für japanische Heimcomputer heraus, darunter „Excitebike“, „Ice Climber“ und auch „Super Mario Bros.“ Die obskure Portierung wurde von Hudson entwickelt, hört auf den Namen „Super Mario Bros. Special“ und war ab 1986 für die Geräte NEC PC-8801 und Sharp X1 erhältlich. Dass dieser Titel heute äußerst selten ist und erst im Internet posthum größere Bekanntheit erfuhr, zeugt davon, dass ihm anno dazumal wohl kein großer Erfolg beschieden war.

Die Zielplattformen sind dem Famicom/NES technisch stark unterlegen, sodass „Super Mario Bros. Special“ mit zahlreichen Kompromissen daherkommt. Am auffälligsten sind neben der gröberen Grafik und der mehr schlecht als recht umgesetzten Musik vor allem die sehr ungenaue Steuerung und das fehlende Bildschirmscrollen, was dem Spiel Fluss und Geschmeidigkeit raubt. Da Hudson komplett neue Level erstellt und sogar zusätzliche Items und Gegner ergänzt hat, ist „Super Mario Bros. Special“ eher ein Mittelding zwischen Portierung und Fortsetzung. Über dieses ungewöhnliche Spiel haben wir näher 2014 in „Inside Nintendo 39“ berichtet.

Mario macht mobil – vor dem Game Boy

Anlässlich des 35. Jubiläums von „Super Mario Bros.“ veröffentlicht Nintendo dieses Jahr eine Version des Spiels als Game & Watch. Dabei handelt es sich um eine Reihe von schlichten LCD-Handhelds, mit denen Nintendo in den 1980er-Jahren noch vor dem Game Boy große Erfolge feierte. Tatsächlich ist „Super Mario Bros.“ aber schon anno dazumal für diese Ein-Spiel-Geräte umgesetzt worden – und das gleich drei Mal.

1986 kam „Super Mario Bros.“ als Game & Watch der „Crystal Screen“-Reihe mit transparentem Bildschirm auf den Markt, 1988 dann auch in der Reihe „New Wide Screen“. Im Wesentlichen handelt es sich um dasselbe Spiel, nur mit etwas anderer Grafik und unterschiedlichem Gehäuse; außerdem ist das spätere Gerät weiter verbreitet. Beide Game & Watches sind übrigens nicht in Japan erschienen – ganz anders als die dritte frühe Mobilumsetzung des Klempner-Abenteuers, die bereits 1987 exklusiv für das Land der aufgehenden Sonne produziert wurde. Der Haken an dieser Umsetzung: Es gab bloß etwa 10.000 Exemplare, die überdies nur über einen Wettbewerb erhältlich waren. Daher wird dieses Sammlerstück nicht zu den 59 „offiziellen“ Game-&-Watch-Geräten gezählt.

Das Spielprinzip des Klassikers, der den damaligen Stand der NES-Technik ausreizen sollte, musste für die technisch enorm begrenzten Game & Watches natürlich stark komprimiert werden. Die „Grafik“ setzt sich aus fix festgelegten LCD-Elementen zusammen, die ein- und ausgeblendet werden; Level bestehen nur aus Plattformanordnungen. Dennoch gibt es rudimentäres Side-Scrolling (flüssiger als „Super Mario Bros. Special“!), während archaisches Gepiepse bekannte Sounds und Melodien aus dem Original imitiert. Alles in allem gelingt es diesen Umsetzungen deutlich besser, als man erwarten würde, das Spielgefühl von „Super Mario Bros.“ auch unterwegs zu vermitteln – und das wohlgemerkt vor der Ära des Game Boy! Diese Geräte gelten daher als einige der besten und beliebtesten Game-&-Watch-Spiele.

Die drei Game-&-Watch-Versionen von „Super Mario Bros.“, links „Crystal Screen“, in der Mitte die japanische Exklusivversion und rechts „New Wide Screen“ (Fotos: Wikimedia Commons).

Von 8-Bit zu 16-Bit

All diese frühen Varianten sind aber nur Nebenprodukte des überragenden Erfolgs der Originalversion von „Super Mario Bros.“ für Famicom und NES. Diese wurde in den ersten Jahren überwiegend als Teil der Konsolen-Bundles „NES Control Deck“ und „Nintendo Action Set“ verkauft. Ab 1988 war „Super Mario Bros.“ außerdem auf offiziellen Sammelcartridges erhältlich; am verbreitetsten dürfte wohl das 2-in-1-Modul mit „Duck Hunt“ sein.

In diesen Jahren mauserte sich „Super Mario Bros.“ langsam aber sicher zu einem weltweiten Phänomen und einem Meilenstein der 8-Bit-Videospielwelt. So dauerte es nicht lange, bis das Spiel auch in die neue 16-Bit-Ära befördert wurde. 1993 veröffentlichte Nintendo für das Super Nintendo Entertainment System (SNES) die Sammlung „Super Mario All-Stars“, die die „Super Mario Bros.“-Trilogie inklusive „The Lost Levels“ in komplett überarbeiteter, zeitgemäßer Form enthält. Es war das erste richtige Remake eines älteren Spiels aus dem Hause Nintendo. Viele Spieler erlebten „Super Mario Bros.“ erstmals in dieser 16-Bit-Gestalt; die Sammlung zählt zu den meistverkauften Spielen für das SNES.

Super Mario Bros. für die Hosentasche

Die nächste Wiederveröffentlichung von „Super Mario Bros.“ stellte sich dagegen der Aufgabe, die 8-Bit-Gestalt des Spiels originalgetreu wiederherzustellen – und zwar auf einem Handheld. Zur Markteinführung des Game Boy hatte „Super Mario Land“ die etablierte Formel nur mit großen Kompromissen auf das Mobilgerät übertragen können, doch zehn Jahre später erfüllte „Super Mario Bros. Deluxe“ für den Game Boy Color diese Aufgabe mit Bravur. Der größte Unterschied zum Original besteht darin, dass – bedingt durch die Maße des Displays – nur ein deutlich kleinerer Bildschirmausschnitt eingeblendet werden kann.

Diesen Umstand versucht „Super Mario Bros. Deluxe“ zu umgehen, indem es den Bildschirmausschnitt anders als in der NES-Version in alle Richtungen scrollen lässt. Ansonsten orientieren sich Grafik, Musik und Leveldesign dieser Version sehr eng an der Originalfassung. Durch eine hinzugefügte Weltkarte und eine ergänzte Speicherfunktion hat Nintendo das Spiel zugleich behutsam modernisiert. Darüber hinaus sind auch die Level von „Super Mario Bros.: The Lost Levels“ enthalten; abgerundet wurde das Paket damals durch überraschend mannigfaltige Zusatzmodi.

„Super Mario Bros.“ für NES, Game Boy Color und Game Boy Advance im Vergleich. Anfang der 2000er-Jahre erschien übrigens auch die vierteilige Remakereihe „Super Mario Advance“ für den Game Boy Advance, die jedoch keine Neuauflage von „Super Mario Bros.“ umfasste.

Das zusammengestauchte Abenteuer von Buckel-Mario

In dieser Zeit begann sich die Videospielindustrie langsam für ihre eigene Vergangenheit zu interessieren. Allmählich galten bewährte alte Spiele nicht mehr als veraltet, sondern als Klassiker, die es sich auch noch in der Gegenwart zu spielen lohnen könnte. Der Retro-Trend, der seit einigen Jahren aus der Videospielwelt nicht mehr wegzudenken ist, nahm langsam seinen Lauf und manifestierte sich etwa in ersten unveränderten Wiederveröffentlichungen vermeintlicher „alter Schinken“. Im größeren Rahmen äußerte sich dies bei Nintendo durch die Aufnahme von NES-Spielen in der GameCube-Version von „Animal Crossing“ sowie durch die „NES Classics“-Reihe für den Game Boy Advance.

„NES Classics: Super Mario Bros.“ verfrachtete das Spiel 2004 auf den 16-Bit-Handheld, diesmal ohne jegliche Bonusinhalte. Allein in Japan ging die Version knapp 1,3 Millionen Mal über die Ladentheken. Wenn man genau hinblickt, handelt es sich jedoch nicht um eine 1:1-Portierung, denn um das Spiel an die Bildschirmauflösung des Game Boy Advance anzupassen, haben die Entwickler die Sprites etwas zusammengestaucht. Am deutlichsten ist dies an Mario selbst bemerkbar – in dieser Version scheint er gar keinen Nacken zu haben! Abgesehen davon war „NES Classics: Super Mario Bros.“ aber die bis dahin originalgetreuste Reproduktion des Originalspiels.

Viele Wege führen zu Mario

Diesen Titel konnte die ansonsten nicht sonderlich spektakuläre Game-Boy-Advance-Version aber nicht lange für sich beanspruchen. 2006 nämlich ging die Wii an den Start, und mit ihr Nintendos Virtual-Console-Service, der zahlreiche Retro-Klassiker von verschiedenen Plattformen in ihren Originalfassungen als Downloadtitel bereitstellte. Seither ist „Super Mario Bros.“ für die Virtual-Console-Angebote von Wii, 3DS und Wii U erschienen. Es handelt sich jeweils um die ursprüngliche und originalgetreu emulierte NES-Version, die um eine Speicherfunktion ergänzt wird.

Als Bestandteil des Kanons der wichtigsten Nintendo-Klassikers gehört „Super Mario Bros.“ wie selbstverständlich zu Nintendos großen Retro-Sammlungen der letzten Jahre. So erhalten Spieler auch über das Nintendo Classic Mini: Nintendo Entertainment System von 2016 sowie über den Service Nintendo Switch Online seit 2018 Zugriff auf die Originalfassung. Ausgewählte Highlights aus „Super Mario Bros.“, aber auch abgewandelte Spezialversionen hielten indes die „NES Remix“-Spiele parat. Und selbst die Remake-Fassungen „Super Mario All-Stars“ und „Super Mario Bros. Deluxe“ sind in den letzten Jahren für aktuellere Plattformen wiederveröffentlicht worden. – Für eine ausführliche Übersicht sei noch einmal auf die Tabelle am Ende des Artikels verwiesen.

Takashi Tezuka, Shigeru Miyamoto und Koji Kondo, drei der Entwickler von „Super Mario Bros.“ und bis heute einige der prominentesten Nintendo-Mitarbeiter, feiern mit Super Mario 2015 dessen 30. Jubiläum (Foto: Wikimedia Commons).

Zelebrationszeremonie

Legenden werden nicht einfach geboren, sondern konstituieren sich erst im Laufe der Jahre im kollektiven Gedächtnis. Wenn man etwa nach der Bedeutung großer historischer Persönlichkeiten oder Ereignisse fragt, kommt man nicht umhin, deren jeweilige Rezeptionsgeschichte mit in den Blick zu nehmen. Dies möchten wir nun zum Abschluss unserer „Super Mario Bros.“-Reportage machen, indem wir kurz die Geschichte der Jubiläen des Spiels Revue passieren lassen.

Wie schon erwähnt, hat sich in der Videospielindustrie erst langsam ein wirkliches Interesse an alten Spielen ausgeprägt. Dass „Super Mario Bros.“ für Nintendo als eine der wichtigsten eigenen Veröffentlichungen gilt, hatte sich ja schon in den 1990er-Jahren an den mehreren Neuauflagen offenbart. Auf den Gedanken, den Jahrestag der Erstveröffentlichung von „Super Mario Bros.“ und damit den Geburtstag der „Super Mario“-Reihe feierlich zu begehen, kam Nintendo erstmals 2005. Damals veröffentlichte das Unternehmen in Japan eine Spezialausgabe des Game Boy Micro im Bundle mit „Famicom Mini: Super Mario Bros.“, außerdem erschien die „Happy! Mario 20th – Super Mario Sound Collection“.

Nach zwei Dekaden so frisch wie noch nie

Das Interesse an 2D-Jump’n’Runs war zu jener Zeit ausgesprochen gering; seit „Super Mario 64“ wurde das Genre von 3D-Spielwelten dominiert. Mitte der 2000er-Jahre wagte sich Nintendo aber an eine Neuinterpretation von „Super Mario Bros.“ Das Resultat hört bekanntermaßen auf den programmatischen Titel „New Super Mario Bros.“ und erschien Mitte 2006 für Nintendo DS. Durch die gelungene Kombination des traditionellen 2D-Spielprinzips mit moderneren Funktionen wie Polygon-Grafik und einem größeren Bewegungsrepertoire vermochte der Titel, der sich über 30 Millionen Mal verkaufen konnte, eine bis heute wirkende Renaissance des klassischen 2D-Jump’n’Runs in die Wege zu leiten; mehr dazu in „Inside Nintendo 122“.

Vielleicht lässt es sich durch das Wiedererstarken des Genres erklären, dass Nintendo zum Silber-Jubiläum von „Super Mario Bros.“ 2010 größere Geschütze auffuhr. Damals brachte Big N „Super Mario All-Stars“ in physischer Form für die Wii neu heraus – an der heftigen Kritik ob der Lieblosigkeit dieser unveränderten Vollpreis-Wiederveröffentlichung eines fast zwanzig Jahre alten Spiels konnten aber auch die Soundtrack-CD und das Heftchen über die Geschichte der Reihe wenig ändern. Daneben erschienen Jubiläums-Editionen von Nintendo DSi XL und Wii in knalligem rot. Auf der japanischen Jubiläums-Wii war eine exklusive „Super Mario Bros.“-Version vorinstalliert, bei der auf den Blöcken statt eines Fragezeichens die Zahl „25“ prangte. Nicht zuletzt gewährten 2010 ausführliche „Iwata fragt“-Interviews faszinierende Einblicke in die Entstehung und Geschichte des Klassikers; an deren Ende wurde außerdem erstmals „New Super Mario Bros. 2“ für Nintendo 3DS angeteasert.

Anlässlich des 30. „Super Mario Bros.“-Geburtstags war das Jahr 2015 prall gefüllt mit Feierlichkeiten. Mehrere neue Merchandise-Produkte kamen auf den Markt, die „Super Mario Bros. Encyclopedia“ wurde veröffentlicht und der klassische 8-Bit-Mario erschien als eigenständige amiibo-Figur. Den Höhepunkt des Jubiläumsjahrs stellte „Super Mario Maker“ dar, das Nintendo fast exakt zum 30. Jahrestag im September 2015 herausbrachte. In diesem überaus mächtigen Leveleditor konnten Spieler ihrer Kreativität freien Lauf lassen, unter anderem im Spiel- und Grafikstil des ersten „Super Mario Bros.“

2015 brachte Nintendo Pixel-Mario in zwei verschiedenen Designs als amiibo auf den Markt, hier abgebildet in der klassischen Farbgebung aus „Super Mario Bros.“ Fünf Jahre später zum 35. Geburtstag des Spiels kam unter anderem das LEGO-NES heraus.

Auf weitere 35 Jahre!

Damit sind wir in der Gegenwart angekommen: Im Jahr 2020 mit dem 35. Jahrestag von „Super Mario Bros.“ Obwohl schon früh Gerüchte aufgekommen waren, hatte sich Nintendo auffällig zurückgehalten. Indes brachte LEGO mehrere Mario-Spielsets heraus, darunter – für Sammler am interessantesten – eine LEGO-Nachbildung eines NES inklusive altmodischem Röhrenfernseher, der sogar eine Analog-Version von „Super Mario Bros.“ abspielt. Anfang September ließ Nintendo dann die Katze aus dem Sack und enthüllte neben der Spielesammlung „Super Mario 3D All-Stars“ unter anderem das Battle Royale „Super Mario Bros. 35“ sowie ein neues Game & Watch, das den 8-Bit-Klassiker in seiner Originalfassung wiedergeben kann.

Auch auf Nintendo-Online.de haben wir den 35. Geburtstag von „Super Mario Bros.“ gebührend gefeiert – unter anderem mit einem Gewinnspiel, einem Let’s Play und der nun abgeschlossenen „Inside Nintendo“-Reportage, die nicht nur dem Verfasser, wie sich dieser abschließend zu bemerken erfrecht, ein großes persönliches Desiderat war, sondern mit ihren fünf langen Teilen auch den mit Abstand umfangreichsten Bericht dieser Reihe über ein einziges Videospiel darstellt. Wenn ein Spiel eine solche Aufmerksamkeit verdient hat, dann „Super Mario Bros.“!


Anhang: Offizielle Portierungen, Remakes, Wiederveröffentlichungen und Variationen von „Super Mario Bros.“

TitelKonsoleErscheinungsjahr
Super Mario Bros.
Famicom/NES1985/1986
Super Mario Bros.
Arcade
1986
Super Mario Bros.
Famicom Disk System
1986
Vs. Super Mario Bros.
Arcade
1986
PlayChoice 10
Arcade
1986
FamicomBox
Famicom
1986
All Night Nippon Super Mario Bros.
Famicom Disk System
1986
Super Mario Bros. Special
NEC PC-8801
1986
Super Mario Bros. Special
Sharp X1
1986
Super Mario Bros. (Crystal Screen)
Game & Watch (YM-801)
1986
Super Mario Bros.
Game & Watch (YM-901)
1986
Super Mario Bros. (New Wide Screen)
Game & Watch (YM-105)
1988
Super Mario Bros./Duck Hunt
NES
1988
SMB/Tetris/Nintendo World Cup
NES
1988
Super Mario Bros. Game Watch
Armbanduhr (Nelsonic)
Ende 1980er
SMB/Duck Hunt/World Class Track Meet
NES
1990
Nintendo World Championships
NES
1990
Super Mario All-Stars
SNES
1993
Super Mario All-Stars + Super Mario World
SNES
1994
BS Super Mario Collection
Satellaview
1997
Super Mario Bros. Game & Watch
Nintendo Mini Classics
1998
Super Mario Bros. Deluxe
Game Boy Color
1999
Super Mario Bros. via Animal Crossing
GameCube
2001/2002
Classic NES Series: Super Mario Bros.
Game Boy Advance
2004
Super Mario Bros.
Wii Virtual Console
2006
Super Smash Bros. Brawl (Meisterwerke-Demo)
Wii
2008
Super Mario All-Stars
Wii
2010
Super Mario Bros. 25th Anniversary Edition
Wii
2010
Super Mario Bros.
3DS Virtual Console
2011/2012
Super Mario Bros.
Wii U Virtual Console
2012/2013
NES Remix
Wii U
2013
Super Mario Bros. Deluxe
3DS Virtual Console
2014
NES Remix 2 (mit Super Luigi Bros.)
Wii U
2014
Ultimate NES Remix (mit Speed Mario Bros.)
3DS
2014
Super Smash Bros. for Wii U (Meisterwerke-Demo)
Wii U
2014
amiibo Touch & Play: Nintendo Classics Highlights
Wii U
2015
Super Mario Bros.
Nintendo Classic Mini NES
2016
Arcade Archives VS. Super Mario Bros.
Switch (NSO)
2017
Super Mario Bros.
Switch (NSO)
2018
Super Mario All-Stars
Switch (NSO)
2020
Super Mario Bros. 35
Switch (NSO)
2020
Super Mario Bros.
Game & Watch2020
Zum Abschluss der Reportage ein kleines Schmankerl: Diese kleine Zeichnung hat sich in den von Nintendo veröffentlichten Bildern von offiziellen Entwicklungsunterlagen in einer Ecke verborgen.

Quellen: David Oxford: „The Many Versions, Ports, and Re-Releases of Super Mario Bros.“, 1UP.com, 13. August 2012, archivierte Version vom 18. August 2012 im Internet-Archiv; Florent Gorges, Isao Yamakazi: The History of Nintendo, Volume 2: 1980–1991: The Game & Watch games, an amazing invention, 2012, S. 86.134.146; William Audureau: The History of Mario, 2014, S. 275–287; „How Many Ports of Super Mario Bros. (1985) Exist? - Super Mario Bros. Release History“, YouTube, 20. März 2020. Mehr Hintergründe zu „Super Mario Bros. Special“ in einem lesenswerten Artikel auf badgamehalloffame, 15. Mai 2017.

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