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Bravely Default: Flying Fairy HD Remaster

von

Philipp

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Was einst für zwei kleine Bildschirme gedacht war, breitet sich nun auf Nintendos neuer Konsole aus: Bravely Default: Flying Fairy HD Remaster“ bringt ein traditionsbewusstes Rollenspiel zurück, überarbeitet und erweitert. Ursprünglich 2012 als Hoffnungsträger für klassische JRPGs auf dem Nintendo 3DS gefeiert, bringt Square Enix das Abenteuer nun auf die Nintendo Switch 2 mit einer Mischung aus Respekt vor dem Original und vorsichtigem technischen Update. Und so begegnet man einem Spiel, das sich seiner Wurzeln bewusst ist, aber auch zeigen will, dass Traditionen nicht im Widerspruch zur Gegenwart stehen müssen.

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Ja, es geht wieder um Kristalle

Inhaltlich erzählt „Bravely Default“ eine Geschichte, die sich an den Klassikern der Rollenspielhistorie orientiert. Vier Krieger:innen des Lichts brechen auf, um die Elementarkristalle zu retten. Was klischeehaft klingt, wird durch die sympathisch geschriebenen Charaktere Tiz, Agnès, Ringabel und Edea, sowie eine überraschend gut strukturierte Erzählweise aufgewertet. Der Wechsel aus Storysequenzen, Oberwelt- und Dungeon-Erkundung folgt einem vertrauten Rhythmus, der gerade alteingesessenen Genre-Fans vertraut erscheinen dürfte. Zwar wirken Dungeons und Oberwelt optisch eher schlicht und zweckmäßig, doch gerade die Städte entfalten viel Atmosphäre, nicht zuletzt dank des liebevollen Aquarell-Stils.

Klassisches Kampfsystem mit frischer Taktik

Das Herzstück von „Bravely Default“ bleibt allerdings das rundenbasierte Kampfsystem, das mit den namensgebenden Brave- und Default-Befehlen eine süchtig-machende dynamische Komponente bietet. Wer Aktionen aufspart, kann später mehrere in einem Zug ausführen, oder aber den Gegner direkt mit vorgezogenen Angriffen überraschen. Dieses System, das sich leicht erlernen, aber nur schwer meistern lässt, war schon damals das große Alleinstellungsmerkmal. Es funktioniert auch heute noch bemerkenswert gut. Da die Gegner die Mechanik ebenfalls einsetzen, entstehen angenehm fordernde Kämpfe, bei denen richtige Planung entscheidend ist.

Ergänzt wird das Gefechtserlebnis durch ein vielseitiges Jobsystem, das für langanhaltende Motivation sorgt. Mehr als 20 Berufe wie Ritter, Weißmagier, Dieb oder Vampir lassen sich frei auswählen, individuell aufleveln und kreativ miteinander kombinieren. Wer strategisch denkt, kann hybride Charaktere erschaffen, etwa einen Magier mit Konterfähigkeiten oder einen Heiler mit starken Buffs. Auch das Einbinden von Zweitfähigkeiten aus vorherigen Klassen ist möglich und sorgt für zusätzliche taktische Tiefe. Die neuen Jobs müssen dabei zunächst in speziellen Bosskämpfen gegen sogenannte Asterisk-Träger erkämpft werden: ein herausforderndes, aber motivierendes Konzept, das jede Erweiterung des Repertoires wie einen kleinen Triumph wirken lässt. Zwar fällt das separate Aufleveln der Jobs mitunter etwas zäh aus, doch die vielen Möglichkeiten machen das System zu einem der großen Stärken des Spiels.

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Ein Remaster mit Licht und Schatten

Technisch hat das Remaster einige Facetten überarbeitet, bleibt aber erkennbar in seiner 3DS-Vergangenheit verankert. Die Hintergründe wurden in höherer Auflösung überarbeitet, wirken aber gerade in näheren Perspektiven oft etwas verwaschen. Die ursprünglich für den kleinen Doppelbildschirm gestalteten Umgebungen sehen auf dem großen OLED-Display der Switch 2 manchmal überzogen aus. Dennoch entfaltet der aquarellartige Stil in vielen Momenten noch seinen Reiz, vor allem, wenn man ihn aus nostalgischer Perspektive betrachtet. Klar ist aber auch: Wer grafische Glanzstücke im Stil aktueller HD-2D-Produktionen erwartet, wird hier nicht fündig.

Umso stärker fällt hingegen der Soundtrack ins Gewicht. Revo, bekannt als Kopf hinter Linked Horizon, hat bereits 2012 eine musikalisch eindrucksvolle Klanglandschaft geschaffen, die im Remaster neu abgemischt wurde. Epische Themen, sanfte Zwischentöne und die prägnanten Bosskampfmelodien gehören nach wie vor zu den Highlights, nicht zuletzt, weil sie das Spielerlebnis emotional spürbar aufwerten.

Komfortfunktionen, wie man sie sich wünscht

Besonders lobenswert sind die zahlreichen Komfortfunktionen, mit denen sich das Spiel besser denn je an die eigene Spielweise anpassen lässt. So kann etwa die Häufigkeit von Zufallskämpfen reguliert werden, was viele schon beim Original gefeiert haben. Auch Zwischensequenzen lassen sich nun deutlich schneller überspringen, Autokampf-Optionen erleichtern das Grinding, und Menüs reagieren zügig und klar. Das Spielgefühl ist insgesamt deutlich flüssiger geworden, vergleichbar mit dem Stand von „Bravely Default II“ aus dem Jahr 2021. Diese Modernisierungen sind behutsam integriert und verändern das Grundgefühl des Spiels nicht, sie verbessern es schlicht.

Neu sind zwei optionale Minispiele, die die Maussteuerung der Switch 2-Joy-Con nutzen. In „Rhythm Catch“ etwa steuert man im Takt kleine Aktionen und in „Panic Cruise“ muss ein Luftschiff auf chaotische Weise bedient werden. Beide Spielchen sind technisch interessant, spielerisch jedoch eher unauffällig und für den Gesamteindruck nicht entscheidend. Sie zeigen das Potenzial neuer Steuerungsformen, bleiben aber eine Randnotiz im ansonsten klassischen JRPG-Korsett.

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Unsere Wertung

0/10

Fazit

Bravely Default: Flying Fairy HD Remaster“ ist kein großes technisches Upgrade, keine grafische Offenbarung und auch kein revolutionäres Neudenken des Originals. Aber es ist ein Spiel, das seine Stärken kennt und sie gekonnt in die Gegenwart transportiert. Die Balance aus altmodischem Charme, durchdachtem Kampfsystem und modernen Anpassungen ergibt eine Neuauflage, die mehr als nur Nostalgie bedient. Sie erlaubt es neuen Spieler:innen, einen Genre-Klassiker in seiner besten Form zu erleben und alten Fans, Luxendarc noch einmal mit anderen Augen zu sehen.