Alles in allem ähneln die Kriege der Vergangenheit auch noch den heutigen. Im Endeffekt gibt es keinen Gewinner, sondern bloß Verlierer. Doch einen gewaltigen Unterschied gibt es. Die damalige Kriegsführung hat sich zu heute dramatisch verändert. Mit Kampfhubschraubern, Raketenwerfern, Automatik-Waffen und Spezial-Ausrüstung, kämpfen sich die Soldaten vor und hinterlassen verwüstete Städte. Mit Call of Duty: Modern Warfare“ wurde vor gut zwei Jahren der Videospiel-Gemeinde die Dramatik und die Ausmaßen solch einer Kriegsführung nahe gebracht. Vor allem durch den bahnbrechenden und äußerst beliebten Online-Modus, erreichte das Spiel des Entwickler-Studios „Infinity Ward“ den Titel „Weltweit meist verkaufter First-Person-Shooter“. Während das Spiel auf sämtlichen Systemen erschien und gar der DS eine Umsetzung erhielt, gingen Wii-Besitzer leer aus. Zwei Jahre hat es gedauert, doch letztendlich hat der Action-Knüller es doch noch auf die kleine, weiße Nintendo-Konsole geschafft.
Ihr habt Schusserlaubnis!
Bei „Call of Duty: Modern Warfare – Reflex Edition“ handelt es sich um einen 1:1 Port des Spiels, das vor zwei Jahren die Shooter-Szene aufmischte. An einzelnen Stellen mussten zwar Abstriche vorgenommen werden, beispielsweise in der grafischen Gestaltung, jedoch gleicht das Spiel in Sachen Story und Gameplay den Versionen auf den Konkurrenz-Konsolen.
Modern Warfare - Moderne Kriegsführung
Eins sollte sofort auffallen, sobald man das Spiel startet. Nicht so wie es in der „Call of Duty“-Reihe eigentlich bekannt ist,
liefert man sich mit russischen oder amerikanischen Soldaten Gefechte in Berlin oder Stalingrad des zweiten Weltkriegs, sonder schlüpft in die Rolle eines Marine oder britischer SAS-Agent in einer unter Umständen nahen Gegenwart. Im Verlauf des Spiels wechselt man dabei immer wieder zwischen den Rollen beider Soldaten. Die erste Mission beginnt damit, dass man als Mitglied des britischen Special Air Service (SAS) die Grundausbildung bestehen muss und man als Neuer somit Hohn und Spott ausgesetzt ist.
Die Grundausbildung stellt gleichzeitig das Tutorial dar, in dem man den Umgang mit den Waffen, das Zielen und den Nahkampf erlernt. Via Pointer der Wii-Fernbedienung zielt ihr auf den Bildschirm, während mit dem B-Trigger geschossen wird. Ein Nunchuk ist dringend erforderlich. Mit dem Z-Knopf wird die Waffe angelegt und genauer gezielt, mit dem C-Knopf sich geduckt. Auch verschiedene Bewegungsgesten kommen zum Einsatz. Schüttelt man die Wii-Fernbedienung zückt der Soldat ein Messer und zerstückelt die Wasser-Melone auf dem Tisch des Grundausbilders. Die Steuerungsmöglichkeiten orientieren sich stark an „The Conduit“, so hat man die Möglichkeit die Steuerung komplett zu verändern und auf die eigenen Vorlieben einzustellen. Es stehen jedoch auch fertige Konfigurationen, unter anderem für den Wii-Zapper, bereit. Dinge wie Größe des Faden-Kreuzes, Bewegungs-Intensität oder die toten Zonen lassen sich ebenfalls einstellen. Die Bedienung erfolgt jedoch teilweise ein wenig ungenau und kann ungeübte Spieler zunächst überfordern. Dies liegt beispielsweise daran, dass die A-Taste sowohl zum Sprinten als auch zum Interagieren verwendet wird. So kann es passieren, dass man beim Sprinten aus Versehen über eine Kiste springt oder ungewollt eine Waffe vom Boden aufhebt.
Viel Zeit, sich mit dem Gebrauch der Waffen vertraut zu machen, bleibt jedoch nicht, denn in Russland will der Ultra-Nationalist Zakahaev einen Bürgerkrieg anzetteln und anschließend die Sowjetunion neu errichten. Aber auch die Soldaten der US-Marine Corps haben die Hände voll zu tun. Denn Zakahaev hat feste Beziehungen in den Nahen Osten, wo der Terrorist Al-Asad mit seiner Organisation für mächtige Turbulenzen sorgt. So erlebt man beispielsweise im Intro-Level, wie der dortige Präsident zu seiner Hinrichtung transportiert wird. Im Auto aus der Sicht des arabischen Präsidenten, erfährt man wie in dem vom Terror zerrissenen Land Hinrichtungen auf offener Straße verübt werden und Panzer durch die Gassen fahren. Gewaltparolen von vermummten Leuten mit Gewehren in der Hand stimmen den Spieler auf den Ernst der Lage und die schonungslose Inszenierung ein. Definitiv nichts für schwache Gemüter.
Wie beide Handlungen miteinander zusammenhängen und die Konflikte enden, sollten all diejenigen bereits wissen, die „Modern Warfare“ bereits 2007 gespielt haben. Fakt ist, dass einem eine packende Geschichte mit unerwarteten Ereignissen geboten wird.

Alles bleibt beim Alten
Spielerisch ist man den vorherigen Teilen treu geblieben. Die Missionen erfolgen meist linear und bieten keine sonderlichen neuen Elemente. Man läuft größten Teils seinen Gefährten hinterher und landet dabei immer wieder in Schuss-Gefechten. Diese sind jedoch stark inszeniert, sodass keine Langeweile aufkommt. Zum Beispiel infiltriert man ein Fernsehstudio und landet mitten in einem riesigen Büro, in dem auf allen Seiten Terroristen mit einer Kalaschnikow im Anschlag nur darauf warten, feindlich gesinnte Marines mit Blei zu durchlöchern. Dass dabei eine menge Glas zu Bruch geht und keine Scheibe oder Bildschirm in Stand bleibt, muss man nicht erwähnen. In anderen Missionen muss man jedoch auch unauffällig vorgehen. Mit einem Nachtsichtgerät und Schalldämpfer schleicht man sich wie ein Schatten durch die Gassen und schaltet nach und nach die Feinde aus. Insgesamt bieten die Missionen doch noch genug Abwechslung, durch beispielsweise das Benutzen von Panzerfäusten, um den eher linearen Spielverlauf in den Hintergrund zu verdrängen.
Es gibt jedoch auch Level, in denen man das Spiel aus einer ganz anderen Perspektive erlebt. Im Flugzeug muss man von Oben dafür sorgen, dass die Kollegen sicher zum Evakuierungs-Ort gelangen. Die Angriffe auf den schwer erkennbaren Feind werden dabei von Kommentaren eurer Besatzung zynisch kommentiert, was schon bereits 2007 für Aufrufe in der Fachpresse führte. Genau solche Punkte sind jedoch ausschlaggebend für die Atmosphäre in „Modern Warfare“. Man wird stets mit der Grausamkeit des Kriegs konfrontiert.
Einen offline Mehrspieler-Modus, durch einen Splitscreen realisiert, gibt es nicht. Jedoch kann ein Freund mit einer zweiten Wii-Fernbedienung, ähnlich wie in „Super Mario Galaxy“ den Spieler in seinen Gefechten unterstützen. Für den Wiederspielfaktor des sechs bis acht Stunden dauernden Spiels, sorgen vier verschiedene Schwierigkeitsgrade. Dadurch kann die Spieldauer auch variieren. Ebenfalls sind 30 Laptops im Spiel verteilt, die gefunden werden müssen.

Und bombastisch geht es online weiter!
Hat man sich durch die 17 verschiedenen Level der Kampagne gekämpft, bleibt dem Spieler noch der Online-Modus, der bereits in „World at War“ den Solo-Part in Sachen Langzeitmotivation um Längen überboten hat. Für „Modern Warfare“ hat sich „Treyarch“ noch einmal richtig Mühe gegeben und alle Modi aus dem originalen Spiel implementiert. Was den Online-Modus so sehr auszeichnet, ist das Rang- beziehungsweise Level-System.
Für jeden erschossenen Gegner erhält man Erfahrungspunkte. Hat man genug Punkte gesammelt, erreicht man den nächsten Rang. Dies ist jedoch nicht bloß ein Status-Symbol, sondern dient auch den eigenen Fähigkeiten. Ihr schaltet Waffen oder neue Klassen frei. Die Klassen umfassen verschiedene Kampftypen, wie Scharfschütze oder Soldat. Ersterer zieht dann mit einem entsprechenden Grobkaliber-Gewehr und einer Pistole in den Kampf, während der Soldat ein Sturmgewehr trägt. Mit der Zeit lassen sich jedoch eigene Klassen erstellen, sodass man sich perfekt für seinen Kampfstil ausrüsten kann. Es gibt jedoch noch weitere Goodies zu erspielen. Beispielsweise erhöhte Sprung- oder Durchschlagskraft. Diese werden in drei verschiedenen Kategorien unterteilt, aus denen sich für jede Klasse eine Erweiterung auswählen lässt.
Ein Belohnungs-System ist auch vorhanden. Töte man mit einer Waffe eine bestimmte Anzahl von Gegnern, erhält man für diese Erweiterungen wie einen Granaten-Werfer oder Schalldämpfer. Es gibt auch andere spezielle Aufgaben, wie das Zurücklegen einer bestimmten Stecke an virtuellen Kilometern. Allerdings gibt es auch in den Gefechten selbst Belohnungen für die eigene Leistung. Für das Töten von drei Gegnern ohne zu sterben, erhält man ein Radar, das den Standpunkt aller Gegner anzeigt. Tötet man fünf Gegner hintereinander, erhält man Luftunterstützung. Das Ausschalten von sieben Gegnern wird mit einem Kampf-Hubschrauber belohnt, der im Tiefflug keinen Gegner übersieht und durch die schweren Geschütze auch dünnere Wände und die Feinde dahinter durchschlägt. Die mehr als ein Duzend enthaltenen Modi, wie „Free for all“, „Team-Deathmatch“ oder „Capture the Flag“ sorgen für die nötige Abwechslung im unheimlich lang motivierenden Online-Modus.
Aber auch technisch gibt „Call of Duty: Modern Warfare – Reflex Edition“ den Ton an, wie ein Wii-Spiel online auszusehen und zu funktionieren hat. Mitspieler sind stets schnell gefunden, eine eigene Lobby ist schnell und einfach erstellt und Freunde, die zuvor über den Freundescode registriert wurden, lassen sich jederzeit in ein laufendes Spiel einladen. Und all das mit bis zu zehn Spielern gleichzeitig.

Grafisch bis an die Grenzen getrieben
In Sachen Grafik überzeugt das Spiel mit scharfen Texturen, vorhandenen Details und bombastischen Effekten. Besonders die Lichteffekte überzeugen durch und durch. Die arabische Sonne strahlt grell in einem gleißenden Licht. Doch leider hat das Ganze auch einen gewissen Nachteil. Das Spiel treibt die kleine, weiße Konsole bis an ihre Grenzen. Bei einem höheren Gegneraufkommen kann es oftmals zu stockenden Darstellungen kommen. Da jede Sekunde im Kugelhagel zählt, um zu überleben, kann dies sehr störend sein. Trotzdem punkten hier eindeutig die erstklassigen Darstellungen der Kulissen und Effekte.
Was den Sound angeht, sollte der Ausdruck „bombastisches Feuerwerk“ es auf den Kopf treffen. Auf den Schlachtfeldern herrscht, durch die brachialen Geräusche der feuernden Waffen und durchschlagenden Projektil, den Anweisungen der Soldaten und den aufschreienden, getroffenen Soldaten, stets Dramatik. Das Spiel hat zudem eine durchgängig gute deutsche Sprachausgabe und einen Soundtrack, der das Geschehen, je nach Situation, passend in Szene setzt.

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