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Coraline

von

Fabian Pimminger

Im Jahre 2002 veröffentlichte Neil Gaiman einen Fantasy-Roman, der schon im Folgejahr einige Preise einheimsen durfte. Der Regisseur von The Nightmare Before Christmas“, Henry Selick, nahm sich dies zur Vorlage und erschuf darauf basierend einen außergewöhnlichen Film ganz im Stil seiner bisherigen Stop-Motion-Produktionen. Getreu dem Buch, hieß auch die filmische Umsetzung schlicht nach dem Namen der Hauptprotagonistin „Coraline“. In Deutschland startet der Film am 13. August, die passende Videospielumsetzung ist allerdings jetzt schon erhältlich. Ob das Hosentaschenadventure auf dem Nintendo DS genauso bezaubern kann, wie bereits Buch und Film, haben wir für euch getestet.

Neues Haus und alles doof

Die junge Coraline zieht mit ihren Eltern in den pinken Palast, der noch von anderen merkwürdigen Gestalten bewohnt wird. Für das Mädchen gibt es trotz den älteren und dennoch extravaganten Damen im Keller und dem russischen Mäusetrainer im Dachgeschoss nicht viel Interessantes, weshalb sie lieber alleine die Gegend erforscht. Beim alten Brunnen in der Nähe macht sie Bekanntschaft mit dem quasseligen Wyborne, dessen Großmutter der Pink Palace gehört. Auch vom Jungen genervt, schanzt sich Coraline im Haus ein, bis sie eine kleine Tür im Wohnzimmer findet. Neugierig, wie man in diesem Alter nun mal ist, klettert sie eines Nachts durch die ansonsten zugemauerte Tür und meint, ein Traum wäre in Erfüllung gegangen. Denn auf der anderen Seite lernt sie ihre andere Familie kennen, die zwar den heimischen Eltern gleicht, jedoch Knöpfe als Augen hat und alle ihre Wünsche scheinbar in Erfüllung gehen lässt. Doch ganz so perfekt ist auch diese Welt nicht, wie sich bald herausstellen wird.

Von A nach B

Im Spiel wird man in die Haut der rebellischen Göre gesteckt und erkundet zu Beginn erst einmal das Haus. Dabei wird auch das Prinzip der restlichen Spielzeit schon präsentiert, denn von Anfang bis Ende wird man keinerlei Überraschungen abseits der Geschichte vorfinden. Man bewegt sich also mit dem Mädchen durch das Haus, redet mit den Bewohnern und bekommt den ein oder anderen Gegenstand zugesteckt. Zusätzlich lassen sich noch kleine Knöpfe aufsammeln und neue Kleider finden, die man im eigenen Zimmer auch direkt anprobieren kann. Ein Kombinieren der eingesammelten Items findet wie in anderen Adventures leider nicht statt, denn Coraline benutzt die passenden Gegenstände stets zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle.

In den ersten Spielstunden steht somit also massig Herumgerenne auf der Tagesordnung, um die Story voranzutreiben. Diese hält sich streng an den Film, ändert jedoch die Reihenfolge einiger Szenen oder vereinfacht manche teilweise. Dies fällt hingegen nicht störend auf und dürfte im Grunde nur auffallen, wenn man direkt aus dem Kino kommt und sich vor seinen DS setzt, um das Erlebte nachzuspielen. Aufgelockert wird der Fluss an betagten Rätseln und Gesprächen durch kleine Minispiele, die häufig sehr nervig sind. Bereits am Anfang muss man, der Szene im Film nachempfunden, widerliche Käfer im Bad erschlagen.

Mit der Zeit kommen immer neue Spiele hinzu, die scheinbar immer frustrierender werden. An einer Stelle in etwa der Mitte des Titels hat Coraline beispielsweise einen Albtraum, also muss der Spieler ihr helfen, wieder aufzuwachen. Dabei rennt der Charakter vollautomatisch in eine Richtung und wird von skelettartigen Gebilden verfolgt, die man antippen muss, bevor sie das Mädchen erreichen. Nach Lust und Laune erreicht eines der Traumgeschöpfe Coraline jedoch und mit Touchscreen-Berührungen versucht man das Monster wieder zu entfernen. Das regelt das Spiel allerdings wahllos, manchmal bleibt die Kreatur einfach an ihr kleben, egal was man tut und an anderen Tagen muss man nur einmal klicken, um es zu entfernen. Umso demotivierender ist es, dass diese Minispiele nicht übersprungen werden können. Hat man somit vor einem Spiel nicht gespeichert, muss man es wohl oder übel absolvieren, damit man keinen Fortschritt verliert.

Stop-Motion-Technik?

Die Makel im Gameplay macht das Spiel mit der Technik aber schon fast wieder wett. Denn die Grafik ist den Entwicklern von „Coraline“ wirklich hervorragend gelungen. Die Charaktermodelle sind sehr liebevoll gestaltet und sehen wie die Vorlagen aus dem Film aus. Zudem sind die Areale wirklich detailgetreu nachgebildet. Einziger Wehrmutstropfen sind die Ruckler, die an manchen Stellen ohne ersichtlichen Grund auftreten. Beim Sound gibt es einige wenige Stücke zu hören, die sich in den zwei vorhandenen Welten unterscheiden. Die Melodien sind auch an den Film angelehnt, können aber nicht ganz die Qualität erreichen, die vorgelegt wurde.

Unsere Wertung

0/10

Fazit

Eine gute Filmvorlage hat noch nie bedeutet, dass auch die Spielumsetzung sehr viel Spaß macht. Bei Coraline“ ist es leider nicht anders, denn wirklich Freude hat man an dem Titel nur, wenn man gerne ewig durch die Gänge rennt, nur um wieder von der einen Location zur anderen gescheucht zu werden und die nächste Zwischensequenz auszulösen. Denn im Gegensatz zu guten Adventuren gibt „Coraline“ dem Spieler einfach nicht dieses Erfolgsgefühl, wenn ein Rätsel gelöst oder eine schwierige Stelle endlich überwunden wurde. Obwohl schließlich der Stoff viel hergegeben hätte, wurde lediglich an der Oberfläche gekratzt. Filmfans bekommen die gleiche Story vorgesetzt und müssen deshalb nicht zugreifen. Alle anderen haben aber auch keinen wirklichen Grund, um zuzugreifen.

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