Zur gamescom 2010 durften wir bei Konami nicht nur neidisch dabei zusehen, wie Kollegen das Xbox 360- und PS3-exklusive Castlevania“ spielten, sondern durften bei einem experimentellen Wii-Titel auch selbst Hand anlegen. „Der Schattenläufer und die Rätsel des dunklen Turms“ hat uns in der damals vorliegenden Fassung gut gefallen. Einzig das Spielprinzip bereitete uns etwas Bedenken, sofern die Entwickler nicht mit kleineren Änderungen und Variationen im Laufe der Geschichte aufwarteten. Vor kurzem erschien der Titel schließlich in Deutschland und wir können euch verraten, ob sich die Befürchtungen bestätigt haben.

Von ganz oben nach ganz unten
Ein kleiner Junge befindet sich an der Spitze eines geheimnisvollen Turms und wird von bösen Kräften gefangen gehalten. Er hängt schmerzhaft in einer üblen Apparatur, die von einem Unbekannten kontrolliert wird. Der Wille des Jungen ist noch nicht vollends gebrochen, da stolziert ein Henker herbei, der den Körper des Burschen von seinem Schatten trennt. Der Schatten wird daraufhin vom Turm geworfen, während der arme Bube weiterhin an der Turmspitze hängt.
Im Spiel übernimmt man folglich die direkte Kontrolle des Schattens, der wieder zu seinem Körper gelangen und den Schurken besiegen möchte. Als Schatten kann man sich hingegen nur auf anderen Schatten von Objekten bewegen und dementsprechend auch nur mit anderen Schattenkreaturen und –mechanismen interagieren. Zunächst gewöhnt man sich also an die ungewöhnliche, frische Spielart, schließlich war man es jahrelang gewohnt, dass man sich auf die Plattformen im Bildvordergrund, und nicht im Hintergrund konzentriert.
Rätsel über Rätsel
„Schattenläufer“ ist äußerst rätsellastig und spielt diese Rolle auch gut aus. Im Laufe des etwa sieben- bis zehnstündigen Spiels löst man allerlei Kopfnüsse, die sich mit der Zeit leider recht ähneln. So muss man beispielsweise riesige Glasbehälter über Schalter so senken, dass man problemlos über sie hüpfen und zum nächsten Areal gelangen kann. Aber auch Plattformen werden vor Schießanlagen positioniert, damit der Schatten nicht verletzt wird.
Dem namenlosen Helden kommt eine putzige Fee zu Hilfe, die in der Spielwelt so einiges manipulieren kann. Richtet man die Wii-Fernbedienung auf den Bildschirm, erscheint der kleine Wicht und kann bestimmte Objekte drehen, verschieben oder gar den Lichteinfluss ändern. Dadurch verschieben sich die Schatten und gewähren Zutritt zu ehemals verschlossenen Pfaden. Um die nächste Ebene zu erreichen, muss man zudem drei Symbole einsammeln, die im Level versteckt sind. Die Suche danach gestaltet sich als recht linear und wird, anders als zuvor befürchtet, erst im späteren Spiel etwas frustrierend.
Zur Auflockerung wird man zwischendurch in Schattengänge teleportiert, die ein wenig abstruser gestaltet sind und forderndere Rätsel beinhalten. Hierbei wird auch oftmals die komplette Perspektive gedreht, was im eigentlichen Turm allein von der Gestaltung der Level nicht funktionieren würde. Diese immer wieder auftauchenden Intermezzi machen Lust auf mehr und erinnern in ihrer Spielweise an Titel wie „Echochrome“.

Mit dem Schwert in der Hand
Schon früh findet der Protagonist ein Schwert, mit dem er sich gegen Monster zur Wehr setzen kann. Die Kämpfe gestalten sich als äußerst trist, da die Kreaturen oftmals eine höhere Reichweite haben und man dementsprechend gezwungen ist, mit dem Schatten in nächster Nähe des Widersachers zu stehen. Folglich ist man den gegnerischen Angriffen ausgeliefert und muss schnell reagieren, wenn die ekelhaften Spinnen, Echsen und andere Fieslinge in Angriffsposition gehen.
Für jeden erledigten Gegner sammelt man wiederum violette Kugeln ein, die als Erfahrungspunkte genutzt werden und die Angriffsstärke des Jungen beim Stufenanstieg erhöhen. Wirklich merkbar besser wird man dadurch leider nicht und man hätte den Rollenspielanteil gut und gerne etwas weiter ausbauen können. Ab und an warten außerdem größere Gegner auf den Protagonisten, die den Schatten auch mal zur hastigen Flucht zwingen.
Technik
Die Grafik von „Schattenläufer“ ist atmosphärisch, wenn auch mit Makeln behaftet. Auf der einen Seite überzeugen die modrigen Gewölbe und modernen Hallen mit stimmigen Farben, auf der anderen Seite flimmern die Kanten extrem und beim Spielen auf einem 4:3-Bildschirm wird man von schwarzen Balken am oberen und unteren Bildschirmrand begrüßt. Der Ton wird spärlich eingesetzt, ist dann aber immerzu erfrischend und unterstützt das Gefühl der Einsamkeit.

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