Als Wii-Besitzer ist man mit dem Rennspiel-Genre eher unterversorgt. Circa ein Dutzend solcher Spiele hat man im gut sortierten Zocker-Laden zur Auswahl. Gerade zwei davon, nämlich die Hausmanns-Kost von Nintendo, Excite Truck und Mario Kart sind wirklich gut. Ist man aber eher Fan von Rennspiel-Simulationen stellen diese zwei Produkte nicht wirklich eine Option dar. Da kommt für den geneigten Realismus-Fetischist Ferrari Challenge Trofeo Pirelli gerade richtig. In einer Zusammenarbeit zwischen dem erfahrenen Publisher System 3 und Koch Media entstand ein Spiel, das den Glanz und die Faszination von Ferrari auf Nintendos Wii bringen soll. Ob dies gelingt oder ob Asphaltabrieb und Öl am Boliden hängen bleiben, soll unser Review zeigen.
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Ferrari ist schon immer etwas Besonderes gewesen und wird es immer sein. Dementsprechend ist schon das Hauptmenü mit imposant-orchestraler Musik unterlegt und eine gewisse Gänsehaut macht sich beim Spieler breit. Sogleich geht es an das Durchforsten der verschiedenen Spielmodi. Zuallererst sollte man sich dem Tutorial widmen. Hier werden sämtliche Hand- und Fußgriffe gelehrt. Als kompetenter Berater und Mentor steht Tiff Needell“, britischer Rennfahrer, zur Verfügung. Je nachdem welche Steuerungsvariante, Wii-Fernbedienung/Nunchuck-Kombination, Wii-Wheel oder quergehaltene Wiimote, gewählt wurde gestaltet sich die Lehrstunde auf verschiedene Art und Weise. Bei erstgenannter Möglichkeit manövriert man seinen Rennwagen mittels Analogstick, gibt Gas mit B und bremst mit Z. Hat man sich für manuelles Schalten entschieden, wechselt man die Gänge mittels 1- und 2-Taste, dies setzt jedoch einiges an Fingerfertigkeit voraus und ist mit Sicherheit nicht die eleganteste Lösung. Bei Variante Zwei mit dem Wii-Wheel beschleunigt ihr via 2-Taste und bremst dem zufolge per 1-Taste. Gelenkt wird durch seitliche Bewegung des Wii-Wheels, dies erweist sich jedoch eher als ungenaue Art und Weise einen Ferrari über die virtuelle Strecke zu bewegen. Bei letzter Variation wird die Wii-Fernbedienung ebenfalls quer gehalten, diesmal wird allerding mittels Digikreuz gelenkt. Obwohl steuerungstechnisch drei Konfigurationen möglich sind, eignet sich im Prinzip nur die Kombination aus Wiimote und Nunchuck um ein erfolgreiches und vor allem spaßiges Spielerlebnis zu erlangen. Hat man sich also einmal für diese Variante entschieden und das Tutorial zufriedenstellend absolviert, geht es ans Entdecken weitere Spielmodi.

Boxenstopp und Schampus aus der Magnumflasche
Über den Umfang an Spielvarianten lässt sich nicht meckern. Es wird solide Kost geboten, Neuerungen und Innovationen sucht man allerdings genauso vergeblich wie einen Mehrspieler-Modus. Wer sich eher gegen die Uhr anstatt gegen Gegner beweisen möchte, ist im „Zeitrennen“ bestens aufgehoben. Im „Arcademodus“ muss der Spieler auf vier verschiedenen Strecken sein Können beweisen. Im „Schnellen Rennen“ lässt der Name schon das Programm vermuten. Hier lässt sich ganz einfach und schnell ein Rennen starten. Außerdem hat man diverse Einstellmöglichkeiten. So kann man die Anzahl der Runden und Computer-Gegner variieren und sogar das Wetter verändern.
Das Hauptaugenmerk des Spiels liegt aber mit Sicherheit auf dem „Herausforderungsmodus“. Diese Spielvariante ist eine Simulation der echten Ferrari Challenge. Angetreten wird mit einem Ferrari F430. Doch zuerst gilt es sich für eine der drei Saison-Möglichkeiten zu entscheiden. Gewählt werden darf zwischen Italien, Europa und Amerika. Dank der offiziellen Lizenz erwarten den Spieler hier 16 verschiedene Strecken von Monza und Misano über Silverstone sowie Hockenheim bis hin zum Infineon Raceway in den USA. In den ersten Rennen der Saison steht dem Spieler erst einmal der genannte F430 zur Verfügung, doch schon nach dem Abschließen des ersten Rennwochenendes wird ein neuer Ferrari freigeschaltet. Ein Wochenende teilt sich wie im realen Leben immer in Qualifikation und in das eigentliche Rennen auf. Doch bevor es hinters Lenkrad geht sollte man einen Besuch in der Boxengasse nicht missen. Hier gibt es allerhand zu entdecken und vor allem einzustellen. Angefangen bei der Härte der Federn, Dämpfereintellungen, Stabilisatoren und Radausrichtung bis hin zur Bodenfreiheit lässt sich alles konfigurieren. Hat man seine optimalen Justierungen vorgenommen geht es wie auch in der realen Rennserie sogleich in die Qualifikation und hinterher in zwei separate Rennen. Mit zunehmendem Spielverlauf bekommt man Zugriff auf weitere interessante Karossen wie den FXX oder den F355. Um diese erwerben zu können muss man Credits, die man zuvor durch erfolgreiche Leistungen ergattert hat, auf den fiktiven Tresen legen.
Ferrari-Fans und Boxenluder
Vom Spielgefühl und Handling lässt sich Ferrari Challenge eher in das Simulations-Genre einordnen, hat aber auch Arcarde-Einflüsse zu vermelden. So ist es zum Beispiel möglich, sich die Ideallinie einer jeden Strecke während der Fahrt anzeigen zu lassen. Desweiteren gibt es diverse Fahrhilfen wie ABS und ESP, die sich je nach Bedarf regulieren lassen. Insgesamt lassen sich die schnellen Flitzer aber recht gut über den Asphalt steuern und man bekommt rasch ein Gefühl für die entsprechenden Fahrzeuge. Einzig das Strafsystem mittels Flaggen lässt eher zu wünschen übrig. Sicherlich ist es gut gemeint und auch sinnvoll nicht jede Abkürzung über das Kiesbett und jeden Rempler am Gegner durchgehen zu lassen, doch das System funktioniert leider zu oft nicht oder es reagiert zu empfindlich. So kommt es nicht selten vor, dass kleinere Berührungen der Fahrbahnbegrenzung mit Motordrosselung und schwarz-weißer Flagge bestraft werden. Im Gegenzug dazu aber werden größere Vergehen teilweise nicht geahndet. Natürlich treten diese Fehler nicht in jeder Kurve auf, trüben aber doch den eigentlich vorhandenen Spielspaß merklich.
Grafik und Sound
Grafisch präsentiert sich der Titel aus dem Hause Eutechnyx eher im unteren Bereich der Wii-Spiele. Die titelgebenden Ferraris sind da noch die strahlenden Blüten im ansonsten grauen Rennalltag. Zuschauer sucht man vergebens auf den Rängen rund um Start und Ziel, das Streckendesign sticht durch kantige und verwaschene Texturen hervor und ein merklicher Grafikaufbau ist besonders in den Wiederholungen zu verzeichnen. Als wäre das nicht genug kommt das Spiel auch noch mit unverständlichen und ausufernden Ladezeiten daher.

Der Sound hingegen ist dann doch wieder etwas was man als nett bezeichnen kann. Solide Soundeffekte untermalen das Renngeschehen und der Klang eines jeden Ferrari-Motors wird gut präsentiert. Auch die musikalische Besetzung braucht sich nicht zu verstecken und kommt mit einer Mischung aus R’n’B, Rock und Electro aus den heimischen Lautsprechern.
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