Alle Jahre wieder kommt nicht nur der Weihnachtsmann, sondern auch ein neuer FIFA“-Ableger für die Wii und bei beiden kann man sich nie sicher sein, was man schlussendlich bekommt. So hatte EA in der Vergangenheit nicht nur den Simulationsanspruch über Bord geworfen, sondern allem Anschein nach auch jeglichen Spielspaß und Anspruch. Umso verblüffender war jedoch die Kehrtwende des letztjährigen Kicks. Mit einer kompletten Neuorientierung der Serie auf der Wii lag der Fokus nicht mehr auf oberflächlichem Arcade-Gebolze im Comic-Look, sondern auf einer möglichst realistischen Darstellung des Ballsports, welche endlich wieder überzeugen konnte. Ob „FIFA 12“ nun in die Fußstapfen seines Vorgängers tritt und an den Erfolg anknüpfen kann, erfahrt ihr im folgenden Test.

Meine Stadt, mein Verein
Die Größte der rar gesäten Neuerungen offenbart sich unmittelbar nach dem ersten Spielstart. Bevor es auf den Platz oder auch nur in die Nähe des Balls geht, werdet ihr dazu aufgefordert, eure eigene Stadt mit dazugehörigem Fußballverein zu gründen. Diese ist fortwährend Dreh-und Angelpunkt in „FIFA 12“ und dient ebenfalls als Menü des Spiels. Anstatt sich also durch spröde Texte zu klicken, werden die verschiedenen Modi auf diese Weise übersichtlich und auf einen Blick präsentiert.
Nun gilt es, die eigene Mannschaft auszubauen, um irgendwann mit der Weltspitze mithalten zu können. Messlatte für den Rang eures Vereins ist die Population der Stadt. Diese erhöht sich durch Prämien, welche für das Erfüllen bestimmter Kriterien im Spiel vergeben werden. Dabei gibt es für jeden Modus spezielle Aufgaben, wie das Schießen eines Kopfballtores oder dem Verwandeln einer bestimmen Anzahl von Freistößen, welche es zu absolvieren gilt, um die Einwohnerzahl in die Höhe zu treiben. Nach und nach steigt so kontinuierlich das Level der Metropole, wodurch weitere Spieler für die eigene Mannschaft, Trikots oder spezielle Power-Ups freigeschaltet werden.

Masse statt Klasse
Insgesamt bietet der Kick aus dem Hause EA sechs verschiedene Spielmodi. Neben dem obligatorischen schnellen Spiel zwischendurch ist auch der bereits im vergangenen Jahr eingeführte Street-Modus wieder mit von der Partie, welcher euch abseits der Stadien in abgelegene Hinterhöfe führt. Weiterhin kann man verschiedene Turniere, wie den DFB-Pokal, bestreiten, einen selbst erstellten Fußballer namensgebend seinen Weg „von der Straße ins Stadion“ erspielen lassen sowie der Arbeit als Trainer nachgehen. Das Herzstück bildet jedoch der Städtepokal, in dem sich die eingangs gegründete Mannschaft der eigenen Stadt beweisen muss.
So abwechslungsreich die Auswahl an unterschiedlichen Spielvarianten auch klingen mag, so schnell verflüchtigt sich bereits nach kurzer Spielzeit deren Motivation. Um den Spieler langfristig bei der Stange halten zu können, fehlt es einfach an Komplexität und Abwechslung. Während die Turniere beispielsweise lediglich zusammenhangslose Spiele sind, an deren Ende nicht einmal eine Meisterfeier steht, verliert auch der Trainermodus aufgrund mangelnder Einflussnahmen und Möglichkeiten auf den Verein schnell an Reiz. Der unverständlicherweise ersatzlos gestrichene Online-Modus trägt sein Übriges zur mangelnden Langzeitmotivation bei.
Was zählt, is‘ auf’m Platz
Motivierender als alle Spielmodi zusammen sollte allerdings das Gameplay sein. Hier herrscht im Vergleich zum Vorjahr weitestgehende Stagnation, was in Anbetracht des Qualitätssprungs des Vorgängers allerdings nicht unbedingt schlecht ist. Dennoch verschenkt „FIFA 12“ hier eine Menge Potential, da der realistische neue Anstrich der Serie äußerst gut getan hat und einige weitere Neuerungen durchaus notwendig gewesen wären. So steckt der Titel auf halbem Wege vom Arcade-Spiel zur Simulation fest und wirkt fast ein wenig altbacken. Nach wie vor fallen viel zu viele Tore, um jeglichem glaubwürdigen Anspruch gerecht zu werden und auch die Anzahl der Fouls ist viel zu gering. Nichtsdestotrotz fühlt sich das Gameplay nach wie vor rund an und funktioniert im Kern sehr gut.

Technik
Ebenso wie das Spielgefühl hat sich auch der Platz an sich kaum verändert. Wie in all den Jahren zuvor besteht das Publikum lediglich aus einer pixeligen Texturtapete, welche nur zwei Animationen zu besitzen scheint. In dieser Hinsicht können die Spielermodelle zwar weitaus mehr überzeugen, doch auch hier gibt es noch genügend Luft nach oben. Zwar bewegen sich die Sportler durchaus geschmeidig über den Rasen, allerdings weisen sie teilweise seltsame Proportionen auf und wirken dadurch speziell in Nahaufnahmen etwas unförmig. Wirklich schade ist aber, dass viele Profis mit ihren realen Vorbildern nur den Namen gemeinsam haben, denn anhand der Optik sind nur wenige von ihnen zu erkennen. Wäre dies bei unbekannteren Spielern noch zu verkraften, gibt es gelegentlich auch bei echten Weltstars optische Aussetzer. Wenn ein Christiano Ronaldo nur anhand seiner Trikotnummer identifiziert werden kann, führt das die mehr als umfangreichen Lizenzen beinahe ad absurdum.
Weitaus überzeugender ist da die Akustik, welche sich, abgesehen von dem schrecklichen Kommentatoren-Duo, das nicht nur sinnlose, sondern häufig schlichtweg falsche Sprüche zum Spielgeschehen abliefert, auf einem konstant hohen Niveau befindet. Während die Ohren in den Menüs mit einem tollen und abwechslungsreichen Soundtrack verwöhnt werden, sorgen das grölende Publikum und die Zurufe der Spieler untereinander auf dem Platz für die nötige Atmosphäre.
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