2012 kam eines der beige-farbensten Spiele Spiele aller Zeiten heraus“, heißt es im Launch-Trailer zur „Gunman Clive HD Collection“, die zwei ursprünglich für den 3DS veröffentlichte Spiele in feinstem HD auf die Wii U bringt. „Im Januar 2015 kehrte Gunman Clive mit übersättigten Farben zurück“. Damit hat der schwedische Indie-Entwickler Bertil Hörberg seine beiden Spiele „Gunman Clive“ und „Gunman Clive 2“ eigentlich ganz treffend beschrieben. Tatsächlich steckt aber noch viel mehr dahinter. Was hat Gunman Clive also bei seinem Wii-U-Debüt drauf?

Die Geschichte von „Gunman Clive“
Nachdem Bertil Hörberg lange Zeit als Programmierer gearbeitet hatte, gründete er 2011 sein eigenes Studio Hörberg Productions, das im April 2012 „Gunman Clive“ für Android und iOS veröffentlichte. Dabei handelt es sich um ein Run-&-Gun-Spiel im Geiste der alten „Mega Man“-Teile. 2013 erschien eine Portierung des Spiels für den Nintendo 3DS. Diese wurde sehr gut aufgenommen und avancierte zu einem Verkaufserfolg. Deshalb folgte Anfang 2015 die Fortsetzung „Gunman Clive 2“ exklusiv für den 3DS. Beide Spiele hat Hörberg im Alleingang entwickelt, einzig mit dem Soundtrack hat er seinen Bruder betraut.
Anfang September erschien nun die „HD Collection“ auf der Wii U, die den 3D-Effekt der Originalversionen gegen knackscharfe 1080p eintauscht. Außerdem läuft das Ganze wie schon auf dem 3DS mit butterweichen 60 Bildern je Sekunde.
Geringer Umfang, gewaltige Abwechslung
Die Sammlung ist zwar günstiger als die beiden Einzelspiele zusammen, trotzdem waren wir zunächst sehr vom Umfang enttäuscht. Zwei, höchstens drei Stunden, mehr Spielzeit benötigt man nicht bis zum Abspann – beider Spiele zusammen, wohlgemerkt. Dank drei Schwierigkeitsgraden und vier spielbarer Charaktere – die je soviel spielerische Abwechslung bieten, dass man sie als alternative Spielmodi bezeichnen müsste – ist der Wiederspielwert aber ausgesprochen groß.
Doch bekanntlich kommt es nicht auf die Länge an, sondern auf den Spaß. Und in diesem Aspekt brilliert „Gunman Clive“. Jeder Level bringt ein neues Spielelement mit sich. Hinzu kommen viele von der Norm abweichende Abschnitte, etwa Shoot'em-Up-Passagen oder Ritte auf Pferden oder Pandas, sowie sehr spaßige Bosskämpfe. Die einzelnen Stages mögen zwar sehr kurz und meist innerhalb von ein, zwei Minuten absolviert sein, doch dafür sind sie extrem abwechslungsreich und zudem noch ungemein gut gestaltet. Bekannte Elemente in kreativer Weise einsetzend, häufig fordernd, aber nur ganz selten unfair, zeigt sich, dass Bertil Hörberg sein Handwerk wirklich versteht.

Für Spieleliebhaber
Die Handlung des Ganzen ist so nebensächlich, dass wir sie gar nicht erst zu beschreiben versuchen. Nicht nur das erinnert an Spiele der alten Schule, darüber hinaus finden sich in den zwei „Gunman Clive“-Teilen auch Hommagen an so große Namen wie „Contra“, „Super Mario Galaxy“, „The Legend of Zelda“, „Star Fox“, und vielen weiteren. Das Kernkonzept hingegen erinnert an alte „Mega Man“-Spiele. Damit ist „Gunman Clive“ ein einziges Liebeszeugnis an die Videospielkultur.
Der Wilde Westen: monoton, aber nicht langweilig
Teil 1 kommt mit einer simplizistischen Grafik daher, die keine Farben außer beige bietet. Damit fängt sie das Wild-West-Setting perfekt ein und sieht nach einer kurzen Eingewöhnungszeit auch richtig schick aus. Teil 2 dagegen ist weitaus farbiger, teils bis hin zur – bewussten – Übersättigung. Mit einem größeren Umfang, dynamischeren Levels und noch mehr Abwechslung ist „Gunman Clive 2“ übrigens noch besser als sein Vorgänger. Die Musik beider Titel indes erweist sich als ebenfalls sehr atmosphärisch und gelungen, mitunter als ohrwurmig, manchmal aber auch als etwas zu sehr im Vordergrund stehend und etwas belanglos.
Gesteuert werden kann die „HD Collection“ mit allen gängigen Eingabemethoden auf der Wii U. Einzig störte uns an der Steuerung, dass Sprünge etwas träge und ungenau wirken. Ferner ist es gewöhnungsbedürftig, dass man nicht diagonal schießen kann, doch dafür machen die in jedem Level sammelbaren Waffen-Upgrades umso mehr Spaß. Für Speedrunner wird übrigens nach jedem bestandenen Level und auch ganz zum Schluss die zum Absolvieren benötigte Zeit eingeblendet.

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