Mit Mario Kart 8“ steht für viele das Spiel des Jahres für die Wii U in
den Startlöchern. Selbst wenn es das für manch einen sogar nicht ist,
braucht fast nicht erwähnt zu werden, wie ungemein wichtig dieses Spiel
für uns Spieler, aber eben auch für Nintendo selbst ist. Der japanische
Hard- und Softwareriese erhofft sich natürlich einen ähnlich großen
Erfolg und Antrieb, wie es schon Mario Kart für die Wii war. Wir Zocker
vor den hoffentlich nun überall flachen Bildschirmen erwarten vom neuen
Funracer ohnehin genug. Wir haben nun all jene Erwartungen auf die eine
Seite unserer Testwaage gepackt und die andere mit einem Exemplar „Mario
Kart 8“ bestückt. Wie das offizielle Wiegen ausgegangen ist, lest ihr
in den nächsten Zeilen.

8tung, hier kommt „Mario Kart“
Im Dezember 2011 erschien das letzte „Mario Kart, damals für den
Nintendo 3DS, und seither hat sich natürlich am Spielprinzip nichts
geändert. Je nach Spielmodus wetzt man gegen virtuelle oder reale,
selbsternannte Kartprofis über fulminant-verrückte Kurse, um sich dabei
mit Panzern, Feuerbällen und Co. das Rennfahrerleben schwer zu machen.
Von Ableger zu Ableger hat man sich im Hause Nintendo stets etwas Neues
einfallen lassen, ist aber dem beschriebenen Gemetzel auf der Piste treu
geblieben. Alles andere wäre selbstredend auch kein „Mario Kart“ mehr.
Jeder Kart-Veteran wird sich auch in Nummer Acht sofort zurechtfinden. Aus dem 3DS-Teil wurden die damals neuen und überzeugenden
Elemente des Gleitflugs und der Unterwasserpassagen übernommen und sogar
im Detail verbessert. So wird zum Beispiel in den Segelflugpassagen der
entsprechende Gleiter, Schirm oder auch der Flughund aus „Super Mario
Bros. U“ leicht transparent dargestellt, um die Sicht auf das Geschehen
nicht zu verdecken.
Kopfüber
Die wesentliche Änderung im Bereich Gameplay ist und bleibt jedoch die
bereits bei Ankündigung enthüllten Anti-Gravitations-Abschnitte, mit
denen die Strecken gespickt sind. Hierbei wandelt sich das gewählte Kart
oder Motorrad in eine Mischung aus Emmet Browns DeLorean und einem
Luftkissenboot. Ab jenem Zeitpunkt sind die Gesetze der Physik im
wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt. Rasant geht es an
Wänden entlang, Wasserfälle hinauf oder kopfüber durch Schikanen, dass
es einem den Kopf verdreht. Jene Passagen bringen wahrlich frischen Wind
in die Rennen und fügen sich nahtlos in die Luft-, Wasser und
Landabschnitte ein. Im Gegensatz zu „Sonic & All-Stars Racing
Transformed“ verändert sich das Handling beim Wechsel zwischen den
Abschnitten nur minimal und stellt keine Unterbrechung des Spielflusses
dar. Dennoch fühlen sich die Gravity-Erfahrungen für uns nicht so neu an, wie vorher erwartet. Das liegt zum großen Teil einfach daran,
dass sich die Kamera bei zum Beispiel einer Wandfahrt mitdreht und einem
die Perspektive nun nicht mehr allzu abgefahren vorkommt. Erst in den
neu eingeführten Highlight-Videos kommen die Kopfüber-Passagen und
waghalsigen Asphalt-Achterbahnen richtig zur Geltung. Schade, dass es
hier keine Möglichkeit gibt, die Kamera auch während der Rennen so
einzustellen, dass sie starr bleibt. Vielleicht wollte man bei Nintendo
hier den „Super Mario Galaxy“-Effekt umgehen. Nicht von der Hand zu
weisen ist jedoch, dass die neuen Streckenabschnitte, die Isaac Newton
völlig verrückt machen würden, viel zur Variabilität in Sachen Taktik
beitragen. So gilt es, oft zu entscheiden zwischen Wand oder Gerade,
zwischen Antigravity oder stinknormaler Erdanziehung. Ein interessanter
Aspekt, der sich hier einschleicht, ist der ebenfalls neue Bumsturbo,
Verzeihung, Drehturbo. Jener kommt zustande, wenn zwei Fahrer innerhalb
eines Antigravity-Abschnitts ineinander fahren, woraufhin beide
Protagonisten eine elegante Drehung vollführen, die mit einem
ordentlichen Turboschub abgeschlossen wird. Zusammen mit dem bekannten
Driftturbo und den hin und wieder vorkommenden Geschwindigkeitsfeldern
ergeben sich unzählige Möglichkeiten, sich einen Vorteil zu verschaffen.
Gerade der Drehturbo ist ein absoluter Spaß-Garant innerhalb des
Mehrspielermodus.
Zurück aber nochmal zu den Highlight-Videos. Jene kann man sich nämlich
nach einem absolvierten Rennen zu Gemüte führen. Hierbei lässt es sich
sowohl vorwärts als auch rückwärts spulen, und das einmal in
Megazeitlupe und eben in rasend schnell. Dabei lässt sich auch
einstellen, worauf der Fokus des Videos liegen und ob es 30, 45, 60
Sekunden oder gar das ganze Rennen umfassen soll. Besonders schön lassen
sich so waghalsige Manöver und Abschüsse in Szene setzen und
anschließen via Mario Kart TV und sogar YouTube, ein Google-Account
vorausgesetzt, teilen. Wir sind jetzt schon auf die ersten Videos der
Nintendo-Online-Leser gespannt. Innerhalb des Menü-Punktes MKTV lassen
sich nämlich Videos aus der ganzen Welt anschauen.

Was hilft gegen den blauen Panzer?
Ein rosa Panzer! Falsch! Was wirklich hilft, ist die neu eingeführte
Superhupe. Und tatsächlich, mittels dieses etwas ulkig anmutenden Geräts,
lassen sich Gegner, Hindernisse und eben auch der Schrecken aller
Erstplatzierten aus dem Weg räumen. Außerdem neu im Programm ist der
Bumerang, der, wie es solch eine Aborigine-Waffe an sich hat, auch auf
dem Rückweg gefährlich bleibt. Besonders stark und unser persönlicher
Favorit ist allerdings die Piranha-Pflanze. Der eigentliche Feind aus
Marios Hüpfabenteuern wird in „Mario Kart 8“ zum Freund. Sie schnappt nämlich
nach allem, was in eurer unmittelbaren Umgebung ist. So sammelt sie brav
Münzen ein, säubert den Weg von gefährlichen Bananenschalen und beißt
nebenbei euren Rivalen in den Kopf. Selbst für Leute ohne grünen Daumen
ein absoluter Hingucker.
Mehrspieler ist angesagt
Und welches Spiel eignet sich besser dafür als „Mario Kart”? Online dürft
ihr euch mit bis zu zwölf Spielern in Einzelrennen oder ganzen Turnieren
samt Miiverse-Community messen. Letztere dürfen offen gestaltet oder nur
via Code zugänglich gemacht werden. Hier lassen sich sämtliche Regeln
bis ins kleinste Detail einstellen und anpassen. In der Lobby mit
fremden Mitspielern ist der Austausch von Nachrichten auf vorgefertigte
Phrasen beschränkt, zusammen mit Freunden darf sogar ein Voicechat für
die Kommunikation herhalten. Wer sich stattdessen keine Mann-gegen-Mann-Kämpfe liefern will, dem kommen die Rennen gegen Geistdaten aus
aller Welt gerade recht.
Auf dem heimischen Sofa findet unterdessen der Klassiker statt. Vier
todesmutige Möchtegernrennfahrer, die statt Deo puren Diesel aufgelegt
haben und Kautabak in die Ecke spucken, liefern sich packende Kämpfe.
Kommt es zu dieser Konstellation, rast man mit immerhin 30 Bildern pro
Sekunde durch die Pampa, die sich auch nicht wesentlich schlechter
anfühlen als die 60 Frames im Zwei- oder Einzelspielermodus.
Gefahren werden kann im Grand Prix, leider nicht mehr in den beliebten
Kampfarenen, die nämlich durch „normale“ Strecken ersetzt wurden. So
muss man seine Gefechte um die Ballons nun in anderer, zugegebener Maßen
etwas ungewohnter Manier führen.

High Definition Mario Kart
Wenn man einmal den Blick auf „Mario Kart 8“ gerichtet hat, wird man
so schnell keinen Vorgänger mehr anschauen, das ist gewiss. Zu lebendig,
farbenfroh und einfach richtig schick präsentiert sich der neue
Funracer aus dem Hause Nintendo. Die Liebe steckt wie so oft
im Detail und geht von ulkigen Gesichtern der Charaktere bis hinzu
fleißig singenden und arbeitenden Shy Guys auf einer der 32 Strecken. Da
lohnt sich die Zeitlupe in MKTV definitiv!
Völlig neu und ebenso fantastisch ist im Übrigen auch der komplett
orchestrale Soundtrack, der schon auf dem Titelbildschirm packend wirkt.
Mario Kart bleibt Mario Kart
Der neueste Streich des japanischen Unternehmens steht für Spielspaß
pur, das ist klar. Das Spiel liefert zahlreiche einzigartige Momente, die
in die persönliche Videospielgeschichte eines jeden Einzelnen gehen
werden. Dennoch hoffen wir für die Zukunft der Reihe – und dies mindert
nicht die Qualität des Spiels – das weitere neue Elemente wie ein
Streckeneditor oder zum Beispiel ein Herausforderungsmodus Einzug
erhalten werden. Vielleicht überrascht uns Nintendo ja auch mit
interessantem DLC in naher Zukunft, wer weiß.

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