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Nintendo Switch 2 Welcome Tour

von

Marco Lipke

Ob die Wii ohne Wii Sports“ so erfolgreich geworden wäre, bleibt bis heute ein unbeantwortetes Rätsel. Doch auch wenn kaum ein kostenloses Spiel zum Konsolenstart so große Wellen geschlagen hat, sind sie eine nette Geste, um Spieler:innen ihr teuer erworbenes Produkt zu demonstrieren. Egal ob „Aperture Desk Job“ oder „Astro’s Playroom“, andere Firmen haben sich etwas von Nintendo abgeschaut. Deshalb ist es umso enttäuschender, dass die spielerische Anleitung „Nintendo Switch 2 Welcome Tour“ knapp zehn Euro kostet, obwohl bereits auf den ersten Blick klar ist, dass diese Software kostenlos sein sollte. Da möchte man fast nicht zugeben, dass die Erfahrung spaßiger als erwartet ist.

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Wie auf einem Event

Bereits der Start ist charmant gestaltet: Man wählt eine Figur aus einer langen Warteschlange aus, die zufällig generiert wurde, und betritt anschließend über eine Rolltreppe das Messegelände in Form einer Nintendo Switch 2. Der optisch minimalistische Stil funktioniert wunderbar, und wer auf der Nintendo Switch 2 Experience war, dürfte vor allem das Pult am Eingang kennen. Die gesamte Tour ist dabei etappenweise aufgebaut: Die verschiedenen Bereiche sind alphabetisch sortiert und stehen jeweils für einen anderen Bereich der Konsole. A ist die Oberfläche des linken Joy-Con, B ist der Bildschirm, D ist das Innenleben eines Controllers – die Liste geht so weiter.

Dabei läuft man mit seiner Figur durch die Bereiche und spricht mit zahlreichen Charakteren, die alle kleine Informationen bereithalten. Wichtiger sind aber die Quiz-Stände, um die herum stets kleine Informationstafeln erscheinen. Diese beinhalten anschauliche und einfache Erklärungen, wie genau zum Beispiel die HD-Vibration 2 funktioniert und was eine Bildrate überhaupt ist. Wer sich überhaupt nicht mit den Themen auskennt, dürfte hierdurch einige interessante Informationen erfahren, während andere zumindest eine Auffrischung für ihr Halbwissen erhalten. Im Anschluss folgt stets ein Quiz, das aber niemals allzu schwierig ist und unendlich oft wiederholt werden kann. Wer überhaupt nicht daran interessiert ist, darf das alles aber auch überspringen.

Probierhäppchen

Der mit Abstand interessanteste Teil der „Welcome Tour“ sind die Minispiele, die die Funktionen der Konsole spielerisch demonstrieren. Dabei war Nintendo überaus kreativ: Mal muss ein Mauszeiger ins Ziel befördert werden, mal muss der Winkel des Klappstandes der Anweisung nach ausgerichtet werden, und sogar das Aufspüren eines Punktes über die Vibration ist überaus kniffelig. Alle Spiele besitzen mindestens zwei Varianten, die immer schwieriger werden: Muss man in einem Bereich nur mit einem UFO Hindernissen ausweichen, muss man schon bald mit zweien gleichzeitig Sterne sammeln.

Nein, keines dieser Minispiele ist besonders tief, aber darum geht es auch nicht. Hier werden Dinge wie die verbesserte Vibration oder die Maussteuerung in verschiedenen Szenarien vorgestellt und überzeugen tatsächlich. Die kurzweiligen Level können dabei durch das Erspielen von drei Medaillen punkten, denn wer die Bedingung für die jeweils dritte Medaille erreichen möchte, muss sich ordentlich anstrengen. Für einige der Herausforderungen haben wir rund 20 Minuten gebraucht – und das abwechselnd im lokalen Spiel. Obwohl es keinen Multiplayer-Modus gibt, macht es regelrecht süchtig, abwechselnd zu versuchen, die Punktzahlen zu erreichen oder die Bestzeiten zu unterschreiten. Das gilt zwar nicht für alle Minispiele – in den besten Momenten ist „Nintendo Switch 2 Welcome Tour“ aber eines der schwierigsten Nintendo-Spiele.

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Eine kleine Hürde

Sogar ein Fortschrittssystem ist vorhanden, das aber seine Probleme hat. Stark ist, dass die weiteren Level und Schwierigkeitsstufen der Minispiele erst freigeschaltet werden müssen. Manchmal kann man die dafür benötigte Medaillenzahl erst später erreichen, sodass es genügend Gründe gibt, in bereits besuchte Gebiete zurückzukehren und sich erneut herauszufordern. Zudem gibt es Fundsachen, die überall versteckt sind, sowie kleine Tech-Demos, die ebenfalls kreativ geraten sind. Mal spürt man einzelne Kugeln in Maracas, mal nutzt „Super Mario Bros.“ den gesamten Bildschirm, und sogar die Effekte des HDR lassen sich ein- und ausschalten während eines Feuerwerks. Auch hier dürfen sich Spieler:innen über eine Checkliste freuen, die meist in wenigen Minuten abgearbeitet ist, aber ebenso motiviert.

Problematisch ist das Freischalten neuer Gebiete. Das kann man nämlich auch schaffen, ohne die besten Teile von „Welcome Tour“ zu erleben. Man sammelt Stempel ein; die entsprechenden Stationen werden aber nur dann angezeigt, wenn man neben ihnen steht. Allzu schwierig ist das nicht, denn jedes technische Teil hat eine Stempelstation – die einzelnen Knöpfe, das Mikrofon, die Schnittstellen und vieles mehr. Diese stumpf abzulaufen macht aber wenig Spaß und stoppt einen immer wieder dabei, die eigentlich interessanten Spiele zu genießen. Wieso Nintendo dieses Stempel-System als notwendig empfand, bleibt ein Rätsel – ohne wäre der Titel aber weitaus dynamischer.

Besser geschenkt?

Das klingt alles recht positiv – und das ist es auch. Besonders gemeinsam mit einer weiteren Person Rekorde zu knacken, die kreativen Spiele auszuprobieren und sich selbst herauszufordern, während man jede Funktion der Konsole kennenlernt, begeistert. Da stört es dann auch nicht allzu sehr, dass Dinge wie die Stempel oder die Quizfragen eher aufgezwungen wirken. Auch die Aufmachung ist schön, und dass technisch alles perfekt läuft, dürfte niemanden wundern.

Aber wieso müssen wir nun 9,99 Euro dafür ausgeben? Nichts hier ist weltbewegend, vielmehr wünschten wir uns mehr Inhalte. Der Hindernisparcours könnte mehr als nur vier Level haben, das Gold-Spiel gleich 18 Löcher bieten und selbst die kurzweiligeren Spielereien wie das Ausweichen mit dem UFO hätten erweitert werden können. Wem Highscores egal sind, der wird sich für jedes Spiel, für jede Erfahrung und für jede Demo mehr Inhalte wünschen, die man bei einem Preis auch erwarten kann. Wäre „Welcome Tour“ kostenlos gewesen, wäre der Titel ein echtes Highlight – ein kleines Geschenk von Nintendo zur Einführung in das neue System. Aber selbst für den Preis muss sich das Spiel mit anderen messen, und dafür wird am Ende zu wenig geboten.

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Unsere Wertung

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Fazit

Es hätte so schön werden können, denn Nintendo Switch 2 Welcome Tour“ ist eine rundum gelungene Einführung in die technischen Systeme der neuen Konsole. Egal ob Mikrofon, Zubehör, Vibration, Mausfunktion oder Touchscreen – hier wird alles in kleinen, aber überaus motivierenden und kreativen Minispielen vorgestellt, die durchweg gelungen sind. Kleine Probleme wie das Freischalten neuer Gebiete stören zwar, zerstören die kurzweilige Unterhaltung aber nicht. Am Ende bleibt jedoch ein Preis für eine Software stehen, die sich wie eine Demonstration anfühlt – und nicht wie ein vollwertiges Spiel. Wer das hinnimmt, erhält eine auf Hochglanz polierte Anleitung für die neue Konsole, muss sich aber dennoch fragen, ob man für den Preis nicht mehr hätte erwarten können.