Im Frühjahr wurde Red Steel als erstes Spiel für die damals noch unter Revolution“ bekannte Wii-Konsole vorgestellt. Nun ist es mit großen Hoffnungen zum Wii-Launch an den Start gegangen und versucht das Gameplay eines Konsolen-Shooters neu zu definieren. Nach dem Launch in den USA wurde Red Steel jedoch nicht mit Lorbeeren überhäuft – im Gegenteil. Ubisofts Wii-Titel wurde teilweise als einer der schlechtesten Launchtitel abgestempelt. Nachdem nun auch wir Europäer in den Genuss der neuen Nintendo-Konsole gekommen sind, unterziehen wir Red Steel dem Test. Ist es wirklich so enttäuschend?
In Red Steel schlüpft man in die Rolle des Amerikaners Scott Monoroe, der um die Hand der Japanerin Miyu anhalten will. Beim ersten Zusammentreffen mit ihrem Vater, Isao Sato, werden sie von der Yakuza, der japanischen Mafia, überfallen. Sato wird schwer verletzt und Miyu wird entführt. Bevor Miyus Vater seinen Verletzungen erliegt, wird Scott über den Hintergrund aufgeklärt: Sato ist Boss eines Yakuza-Clans. Dieser ist im Besitz des „Katana Giri“, einem japanischen Langschwert, welches das Objekt der Begierde der Entführer darstellt. Scott erhält das begehrte Katana und macht sich auf den Weg nach Tokio, um Miyu zu befreien.
Wii-Fähigkeiten voll genutzt
Startet man Ubisofts Ego-Shooter das erste Mal mit der nagelneuen Wii-Konsole, stellen sich erstmal vorwiegend positive Gefühle ein. Natürlich ist das Zielen und Laufen zu Beginn etwas ungewohnt. Die Freude über das neuartige Gameplay, das durch die Steuerungsmöglichkeiten der Wii-Konsole ermöglicht wird, drängen die kleinen Unannehmlichkeiten jedoch in den Hintergrund. Als würde man sich mitten im Gefecht befinden, richtet man die Wii-Remote einfach auf den Fernseher aus und schon kann der Spaß beginnen. Zielt man auf die Bildschirmränder, beginnt sich der Charakter zu drehen; die Schnelligkeit ist in drei Stufen verstellbar. Man bewegt sich mit dem Analogstick des angeschlossenen Nunchuk-Controllers. Mit dem Abzugsknopf auf der Rückseite der Wii-Remote wird geschossen. Durch drücken der A-Taste gelangt man in den Zielmodus, bei dem der einfache Punkt auf dem Bildschirm zu einem echten Fadenkreuz wird. Ansonsten legten die Entwickler viel wert auf Gesten mit den beiden Controller-Einheiten. Im Zielmodus bewegt man die Wii-Remote einfach nach vorne, um heranzuzoomen. Leider kann dies teilweise auch unkomfortabel werden. Wenn man beispielsweise nicht direkt am eigenen Körper anfängt zu zoomen, muss man sich schon unangenehm weit nach vorne strecken, um die volle Zoomstufe zu erreichen. Die Waffe lädt man mit einem einfachen Nunchuk-Schwung nach unten nach. Auf diese Weise werden auch Türen geöffnet, Granaten geworfen und Tische umgeschmissen, um sich gute Deckung zu verschaffen.
In Deckung!
Letzteres ist in Red Steel nicht so unwichtig, wie man als Shooter-Veteran möglicherweise denkt. Denn auf richtig schnelle Balleraction ist das Spiel nicht ausgelegt. Vielmehr agiert man aus der Deckung heraus und schaltet seine Gegner mit präzisen Kopfschüssen aus. Dies funktioniert mit etwas Übung auch einwandfrei mit der Wii-Remote. Die Energie regeneriert sich zwar nach kurzer Zeit automatisch, wird aber dennoch sehr flott geleert, wenn man wild in der Schussbahn der Yakuza herumrennt. Ansonsten bietet Red Steel gewöhnliche Shooter-Elemente. Eine Besonderheit ist noch der Focus Time-Modus, mit dem die Zeit angehalten wird. Während dem Stillstand der Feinde, könnt ihr diese nacheinander antippen und danach bestaunen, wie sie in einer blitzschnellen Kombination ausgeschaltet werden. Wahlweise können die Gegner dabei auch nur ihren Waffen entledigt werden, um sie danach mit einer Geste der Wii-Remote dazu zu bringen, sich niederzuknien.
Das Katana in Aktion
Um einen reinrassigen Ego-Shooter handelt es sich hier aber nicht. So bleibt uns zwar das „Red“ in Form von Blut verwehrt, nicht jedoch das „Steel“, welches die stählernen Katana-Schwerter symbolisiert. In den meisten Fällen werden wir mehrmals pro Mission mit einem solchen Kampf konfrontiert. Ausgerüstet mit dem Katana-Giri und dem Tanto, einem kleinem Messer, das in unserem Fall hauptsächlich zur Verteidigung dient, stellen wir uns ohne Schusswaffen dem Feind. Mit der Wii-Remote werden ganz einfach die Schlagbewegungen nachgeahmt. Eine 1:1-Umsetzung gibt es dabei leider nicht, die grobe Richtung des Schwungs wird aber meistens beibehalten. Im Verlauf des Spiels erhält man zudem Spezialattacken, zum Beispiel einen Frontalangriff mit beiden Klingen. Durch Schwingen des Nunchuks blocken wir gegnerische Angriffe mit dem Tanto. Da es auch Attacken des Gegners gibt, bei denen man trotz Blocken etwas abbekommt, empfiehlt es sich auch manchmal auszuweichen. Dies geschieht mit einem altbewährten Tastendruck in Verbindung mit dem Analogstick. Nach einem erfolgreichen Kampf, kann man sein Gegenüber entweder niederstrecken oder verschonen. Die Schwertkämpfe stellen insgesamt eine gute Abwechslung dar, die jedoch teilweise auch frustrierend sein kann, da man nicht selten mehrere Anläufe benötigt. Besänftigt wird dies durch die üppig verteilten Speicherpunkte, an denen das Spiel nach dem Tod fortgesetzt werden kann.
Enttäuschende Grafik
Grafisch kann Red Steel nicht überzeugen. Wenn man von den gut gelungenen Explosionen und den netten Spiegel- und Lichteffekten absieht, fragt man sich leider zu oft, in welcher Konsolengeneration man sich befindet. Nach etwas besserem als der GameCube sehen viele Texturen jedenfalls bei weitem nicht aus. Und auch gut gemeinte, farblich hervorgehobene Konturen von herumliegenden Waffen und bedienbaren Schaltern bewirken nur das Gegenteil. Die Zwischensequenzen bestehen nur aus comicartigen Bildern, anstatt aus echten Videos. Die Schauplätze in den vierzehn Missionen ähneln sich auch ein wenig zu sehr, sodass es in der Hinsicht nur wenig Abwechslung gibt. Etwas entschädigen kann die stimmige musikalische Untermalung sowie die gelungenen Waffensounds. Die deutschen Synchronsprecher sind solide, mehr nicht.
Neben dem für einen Ego-Shooter recht langen Einzelspielermodus, bietet der Titel einen Mehrspielermodus für zwei bis vier Spieler. In drei verschiedenen Modi könnt ihr euch per Splitscreen mit Freunden messen. Neben dem bekannten Deathmatch und Team-Deathmatch, gibt es den Killer-Modus, bei dem je zwei Spieler Aufträge erfüllen, die über den Lautsprecher der Wii-Remote erteilt werden. Leider gibt es keine zuschaltbaren Bots. Mehr als ein gutes Zusatzfeature ist der Mehrspielermodus somit nicht.
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