Im Allgemeinen ist ein Klempner, mancher Orts auch Spengler genannt, ein Handwerker, der Gegenstände aus Metall bearbeitet und herstellt. Das Wort Klempner kommt vermutlich vom Verb klempern, was wiederum so viel heißt wie ein Blech hämmern“. Die Firma Nintendo beschäftigt nun schon seit über 25 Jahren ein Blech-Hämmerer-Duo, das seinem ursprünglichen Beruf zwar überhaupt nicht mehr nachgeht, aber dennoch enorm wichtig für das Traditionsunternehmen aus Japan ist. Der dickere der beiden Rohrreiniger feiert dieser Tage sein 3D-Debüt in seinem neusten Abenteuer „Super Mario 3D Land“. Hier hämmert er zwar wieder keine Bleche, haut allerdings trotzdem ordentlich auf den Putz. Runterspülen oder in den Modulschacht stecken? Wir verraten es euch.

Und jetzt ist sie weg!
Gleiche Story, gleiche Frau, gleicher Entführer, gleicher Retter. Fast jeder sollte die ewig währende Geschichte rund um Prinzessin Peach, Bowser und Mario kennen. Das Blondchen im rosa Kleid wird zum dutzendsten Male vom Obermotz namens Bowser gekidnappt, in einen Kerker gesteckt und gefangen gehalten. Mario kann diesen Umstand natürlich nicht auf sich sitzen lassen und nimmt die Verfolgung schnurstracks auf. Irgendwie plump, im Englischen heißt Klempner „plumber“, ob da eine Verbindung besteht?
3D trifft 2D
Da die Story bei sämtlichen Mario-Titeln eher nebensächlich und vor allem nicht entscheidend ist, widmen wir uns doch lieber dem Spiel an sich. Nachdem Nintendos Heimkonsole Wii ganze drei Ableger der erfolgreichsten Jump‘n‘Run-Reihe aller Zeiten spendiert bekommen hat, springt und sprintet Mario nun auf dem 3DS und schlägt dabei zwar nicht völlig neue, aber dennoch innovative Wege ein. Man nehme ein wenig „Super Mario Galaxy“ und „Super Mario 64“ ,mixe es mit einem beliebigen 2D-Mario-Titel und schon erhält man „Super Mario 3D Land“. Ganz so leicht wie dieses Rezept haben es sich Miyamoto und seine fleißigen Helfer natürlich nicht gemacht, das Pilz-Süppchen ist nämlich mit zahlreichen raffinierten Zutaten gespickt und schmeckt von Anfang an äußerst vorzüglich.
Der Aufbau eines jeden Levels ist linearer und strikter als in den „Galaxy“-Ablegern und kehrt somit zum guten alten „Mario“-Erlebnis zurück. Die meisten Abschnitte lassen sich also in unter fünf Minuten absolvieren und bieten sich gerade deshalb für das Spielen unterwegs an. Das klingt für manche vielleicht ernüchternd, ist es aber ganz und gar nicht. Denn kaum ein anderer weiß es so gut zu verstehen, selbst in das kürzeste Level so viele Ideen hineinzustopfen, wie die Entwickler aus dem Hause Nintendo. Ob schwenkende Plattformen, Kettenhunde, fliegende Fische oder gar Anspielungen auf andere Nintendo-Helden, jedes Level ist für eine Überraschung gut.
Neben dem großen Abwechslungsfaktor innerhalb der Levels, ist der Italo-Heimwerker selbst ebenfalls sehr verwandlungsfähig. Nach etlichen Jahren Abstinenz und einem tristem Dasein neben unzähligen blauen Latzhosen in Marios Kleiderschrank, verhilft der Tanuki-Anzug nun wieder zu ungeahnten Kräften. Mit Hilfe des pelzigen Überwurf, lässt es sich für ein paar Sekunden länger in der Luft schweben, außerdem können Gegner aller Art via Wirbelschwanz-Attacke ausgeknipst werden. Gerade in hektischen Sprungabschnitten ist man manchmal froh, wenn man sich dank des selbstverständlich nur virtuellen Pelzes gerade so noch retten kann.
Völlig neu ist hingegen die Möglichkeit sich mit einem Bumerang zu bewaffnen, um so seine Widersacher aus der Distanz aufs Korn nehmen zu können. Altbekannte Items wie die Feuerblume oder die Propellerbox sind natürlich ebenfalls mit an Bord. Auch Toad und seine Freunde stehen hier und da tatkräftig zur Seite: in manchen Bereichen lässt sich ein kleines Fernrohr finden, das sich ganz ohne Münzeinwurf bedienen lässt. Blickt man hindurch und schwenkt via Gyroskopsensor suchend hin und her, kann es sich bei einem wachsamen Auge ergeben, dass man den kleinen Pilz entdeckt und dieser dankend auf den Aufenthaltsort einer Sternenmedaille hinweist.

Das Pilzkönigreich der dritten Dimension
Neben den unzähligen feinen Kleinigkeiten ist es aber vor allem dem Einsatz des 3D-Effektes zu verdanken, dass dieses Spiel solch einen Heidenspaß macht. Wo andere Softwaretitel die dreidimensionale Darstellungsfähigkeit des 3DS bloß zum Tuning der Optik einsetzen, geht der neuste Mario-Streich weiter und nutzt den Effekt unabdingbar für Gameplay-Zwecke. So ist es in den scheinbar geradlinigen Leveln immer wieder möglich, in die Tiefe zu wandern, um so geheime Gänge und alternative Wege zu entdecken. Auch das Abschätzen von Entfernungen funktioniert mit eingeschaltetem 3D-Effekt deutlich besser: liegen beispielsweise aus der 2D-Ansicht gesehen mehrere Blöcke übereinander, wird die Distanz zwischen diesen erst mittels eingeschaltetem 3D sichtbar. Das Feature, das den Nintendo 3DS so einzigartig macht, wird hier also tatsächlich kompromisslos eingesetzt und trägt zu einer völlig neuen Spielerfahrung bei, die trotz der kurzen Eingewöhnungszeit blitzschnell in Finger und Hände übergeht.
In Sachen Schwierigkeitsgrad gehört dieser Teil der Serie sicherlich nicht zu denen mit dem kniffligstem. Die ersten Level dürften Könnern kinderleicht von der Hand gehen und Neulingen einen angenehmen Einstieg ermöglichen. Aber selbst als Veteran stößt man spätestens in den Spezialwelten, die nach der achten folgen, an seine Grenzen und muss hier wohl oder übel den einen oder anderen Neustart in Kauf nehmen. Ein kleiner Kritikpunkt sind mit Sicherheit die etwas abwechslungsarmen Bosskämpfe abseits vom Schildkröten-Präsidenten Bowser. Möchte man sich unterdessen Besitzer aller Sternenmedaillen nennen können, steht einem eine beachtliche Herausforderung bevor. Verliert man in einem bestimmten Abschnitt zu viele Leben, stehen einem das Unbesiegbarkeitsblatt oder gar die magischen Flügel zur Bewältigung der Aufgaben zur Verfügung. Letztere sorgen sogar für den Transport bis an die Zielfahne des jeweiligen Bereiches. Beide Helferlein sind selbstverständlich auf freiwilliger Basis einsetzbar.
Auch das 3DS-Feature StreetPass wird in „3D Land“ unterstützt. So findet man in den Weltkarten so genannte Rätselboxen, in denen es Ziel ist, sämtlich Gegner in ihr zu erledigen und alle Items und Sternenmedaillen zu ergattern. Diese Boxen sowie Bestzeiten lassen sich via StreetPass austauschen.
Brillante Technik
Es ist ein optischer Augenschmaus, der sich hier dem Spieler bietet. Ein 3D-Effekt, der immer wieder gekonnt in Szene gesetzt wird geht einher mit wunderschön anzusehenden Shadern und Wassereffekten. Blätter, Blütenstaub und Vögelchen sorgen zudem für allerlei Leben auf dem Bildschirm. Abgerundet wird das stimmige Bild durch farbenfrohe und knallbunte Welten, die dieses Mal kollektiv zwar nicht bestimmten Themenbereichen zugeordnet wurden, für sich aber dennoch über spezielle und interessante Motive verfügen.
Die Öhrchen bekommen derweil gewohnte Melodien aus dem Pilzkönigreich geboten, gut umgesetzte Soundeffekte, vom Tippel Marios im Gras bis hin zum Rascheln des Feuerballs, tragen zu einem intensiven Spielerlebnis bei.

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