Mit Super Mario 3D Land“ erschien im Herbst 2011 eines der besten Spiele für den Nintendo 3DS und eröffnete zugleich eine neues „Genre“ aus der Sparte Rohreiniger in Aktion. Gemeint ist natürlich nicht DanKlorix und Co., sondern unser aller Super Mario. Im 3DS-Ableger bot Nintendo eine geschickte Mischung aus den 3d- und 2D-Teilen der Serie und überzeugte mit vielen neuen Ideen. Auch bei uns konnte das Spiel damals fast die Höchstwertung einheimsen. Nun schicken die Vorgesetzten aus Japan ihre Angestellten auf ein weiteres Abenteuer, das diesmal auf der Wii U stattfindet. „Super Mario 3D World“ lehnt sich an den Handheldvorgänger an und möchte mit einem Mehrspielermodus und neuen Aspekten den Jump-`n`-Run-Thron erobern. Ob das Prinzip aus „3D Land“ auch auf dem großen Bildschirm funktioniert, erfahrt ihr hier und jetzt.

Eine Prinzessin wird entführt …
… denkste! Vielleicht zerstört es das Weltbild des ein oder anderen oder lässt es zumindest aus den Fugen geraten, aber Nintendo hat sein ausgeklügeltes Story-Konzept aus den früheren „Mario“-Titeln über den Jordan geworfen und kommt nun mit einer diesen modernen Feen-Kidnapping-Geschichten daher.
Kurz zur Sache: Mario, Luigi, Peach und der blaue Toad gehen gemeinsam in einer Sternennacht spazieren und stoßen dabei auf ein ungeheuerliches Ding. Während manch einer sich vielleicht fragt, wieso drei Kerle mit einer blonden Dame nachts umherwandeln, geht es hier vielmehr um jenes besagte Ding, das doch tatsächlich eine durchsichtige Röhre ist! Man stelle sich das einmal im Klempner-Alltag vor, wirklich unerhört! Nun ja, das Geschehen nimmt seinen Lauf und mir nichts, dir nichts ploppt zuerst die Feenprinzessin des Sprixie-Königreichs aus der Röhre, dicht gefolgt von Obermotz Bowser, der – wer hätte es gedacht – die grünhaarige Dame sogleich entführt. Dem noch nicht genug, stellt sich heraus, dass das olle Reptil noch sechs Feen-Kolleginnen eingesperrt hat. Der Auftrag ist also klar. Die vier Nachtschwärmer hüfen schnurstracks in die neuentdeckte Röhre und folgen diesem Hinterwäldler.
Mit Katzen ist gut Kirschen essen
Die Kreativköpfe aus dem Hause Nintendo haben es wieder einmal geschafft, für Verblüffen zu sorgen, und das auf vielerlei Art und Weise. Fangen wir bei den neuen Items und somit Verwandlungsmöglichkeiten an. Jeder spielbare Charakter, also Mario, Luigi, Toad und Peach, kann sich in einigen Leveln in ein Katzenkostüm zwängen und jagt fortan zwar keine Mäuse, dafür aber andere Widersacher. Als Mietz verkleidet, lässt es sich dann spielend Wände hochklettern, grazile Sprünge vollführen und sogar gemeine Kratzattacken ausführen. Während das Raubtiergehabe anfangs ein wenig befremdlich wirkt, stechen recht schnell der Nützlichkeits- und vor allem der Spaßfaktor dieses neuen, tierischen Items hervor. Und allein Charles Martinet „Miau“ sagen zu hören, lohnt sich doch.
Das zweite neue Item wird durch zwei Kirschen symbolisiert und klont den jeweiligen Charakter. Dieser Effekt lässt sich sogar multiplizieren, indem man weitere Kirschen einsammelt und so zum Beispiel vierfach über den Bildschirm flitzt. Neben der vervielfältigten Kraft, ergibt sich hier und da die Möglichkeit, Hebel, die eine gewisse Anzahl an Charakteren erfordern, umzulegen. Wer also bei solch einem Schalter in Unterzahl auftaucht, kann sogleich die Rückreise antreten oder verpasst eben ein eventuelles Geheimnis, einen grünen Stern oder dergleichen.

Grüne Sterne?
Genau diese gilt es fast ausnahmslos dreifach innerhalb eines Levels zu finden. Hier und da, das sei verraten, gibt es auch mal ein Sternchen mehr. Die gesammelten Sterne braucht man dann wiederum, um bestimmte Level betreten zu dürfen, man kennt das Prozedere. Wirklich Sternnot kam bei unserem ersten Spieldurchgang aber nicht auf. Und bei jenem sind wir wahrlich nicht als Suchtrupp für grüne Himmelskörper durch die Welten gereist. Wer jedoch die „Mario“-Spiele kennt, weiß, dass es sich früher oder später lohnen wird, möglichst alle Level hundertprozentig zu absolvieren. Um das zu schaffen, müssen diesmal nicht nur drei Sterne gefunden und das Ende der sprichwörtlichen Zielfahnenstange erreicht werden. In jedem Level versteckt sich nämlich nun ein Stempel, der ebenfalls gefunden werden will. Nennt man solch einen Stempel sein Eigen, lässt sich dieser in der Miiverse-Community zum Spiel für die Verschönerung von Beiträgen nutzen. Einige Stempel lassen sich aber nur mit einem bestimmten Charakter einheimsen.
Around the world
„Super Mario 3D World“ bietet zwar keine Oberwelt wie „Mario Galaxy“, braucht dies aber auch nicht. Stattdessen bietet sich dem Spieler eine Weltkarte, die frei erkundbar ist, wovon man sich jetzt aber kein Hyrule in Pilzkönigreich-Optik erhoffen darf. Vielmehr muss man eben nicht mehr auf vorgegeben Pfaden von Level zu Level reisen, sondern darf sich zwischen jenen frei bewegen. Ab und zu eröffnet dies die Wahl zwischen zwei Leveln oder es lassen sich andere Sachen entdecken. Zu diesen Sachen zählen zum Beispiel die bekannten Toadhäuser oder die neuen einarmigen Banditen, aus denen sich frische Items ziehen lassen.
Das ein oder andere Mal wird man aber auch auf etwas völlig neues abseits der „normalen“ Level und Geisterhäuser treffen. Ab und an ruft nämlich Kapitän Toad um Hilfe, um in einer eigens angelegten Mini-Spielwelt grüner Sterne zu finden. Jene Abenteuer legen ihren Schwerpunkt mehr auf das geschickte Einsetzen der drehbaren Kamera und dem Erforschen die kleinen aber verwinkelten Levels. Eine nette Abwechslung, die der Titel eigentlich nicht braucht, die aber eben auch nicht schadet. Eventuell sieht man Toads Abenteuer ja schon bald mal in einem eigenen eShop-Spiel wieder. Potenzial hat der kleine Pilzkopf allemal.

Spielspaß pur
Mario-Titel machen ja immer Spaß, das ist klar. Doch die Kunst bei jedem neu erscheinenden Spiel der Reihe ist es, mit Neuem zu begeistern, aber dabei Altes nicht außer Acht zu lassen und wiederum gleichzeitig niemandem alte Kamellen aufzutischen. „Super Mario 3D World“ geht sicher nicht solch einschneidende Wege wie die „Galaxy“-Ableger, ist aber keinen Funken langweiliger. Im Gegenteil, das Spiel bietet ein wahres Feuerwerk an Nostalgie, gewitzten Ideen und abgefahrenem Level-Design. So sieht man sich zum Beispiel in einem Level auf einer vorgegebenen Strecke zu „Mario Kart“-Musik entlangflitzen, während man Goldringe durchspringt und Turbo-Felder einem zusätzlichem Schub verschaffen. An anderer Stelle lassen Schatten den Levelaufbau vermuten und versuchen, einen hinter's Licht zu führen und bieten zugleich einen phänomenalen Anblick. Auch alte Bekannte wie die Rhythmuslevel, der Gold-Panzer aus „New Super Mario Bros 2“ oder die Möglichkeit, als Riesen-Luigi die Umgebung zu zerstören, bieten Erinnerungen und maximalen Spielspaß. Man könnte es auch so sagen: Das muss man gesehen haben! Der Schwierigkeitsgrad hält sich unterdessen abermals sehr ausgewogen und bietet auch Kniffliges, schweift aber nie in bockschwere Aktionen a la „Rayman Legends“ ab.
3D zu viert
Mit „New Super Mario Bros. Wii“ führte Nintendo ein Mehrspieler-Erlebnis ein, das bis dato seines Gleichen gesucht hat und mittlerweile bei 2D-Plattformern zum guten Ton gehört. In „Super Mario 3D World“ setzt man dem Ganzen tatsächlich die Krone auf. Zum einen, indem der Führende einer Mehrspielerpartie jene tragen darf, wodurch zusätzliche Kampeleien entstehen, zum anderen, weil die ganze Sache einfach herrlich gut funktioniert. Dabei kommen die Eigenschaften der bereits genannten Charaktere optimal zu Geltung. So lässt sich hier und da die enorme Sprungkraft des Luigi oder die Gleitfähigkeit der Prinzessin nutzen, um gewisse Passagen leichter hinter sich zu bringen. Einzig die Kamera macht bei einem weit auseinander gezogenen Spielerfeld Probleme bei der Übersicht. Jenes Manko steht aber in keinem Verhältnis zur Gaudi, die dieses Spiel mit Freunden vorm Fernseher macht. Und nein, es gibt keinen Online-Modus. Gut so!

Schickster Klempner aller Zeiten
„Super Mario Bros U.“ und „Luigi U“ sind ja ganz schick in HD, aber klar ist ja auch, dass man hier einiges aus den Wii-Ablegern übernommen hat. In „3D World“ ist diesmal wirklich alles aus einem Guss und so schön anzusehen, dass man fast zu heulen anfängt, wenn zum Beispiel die Innenseite des TV-Bildschirms mit verlaufenden Regentropfen übersäht wird. Ansonsten gibt es überall scharfe Texturen en Masse, farbenprächtige Umgebungen und einen Super Mario, der endlich wieder neue Floskeln in bester Martinet-Manier von sich gibt. Getrumpft wird dies mit einem orchestralen Maintheme und vielen neu arrangierten Klassikern.
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