Electronic Arts sind für ihre Lizenzen und Spieleveröffentlichungen für die breite Masse bekannt, bei vielen Spielern aber auch für das regelmäßige Verschlucken kleinerer Entwicklerstudios nicht beliebt. Mit Tiger Woods PGA Tour unternimmt EA den Versuch, die bekannte Golfreihe, die übrigens noch vor ein paar Jahren ohne den Zusatz “Tiger Woods“ ausgekommen ist, auf Nintendos zweibildschirmigen Handheld umzusetzen. Lizenzausschlachtung, verbesserungswürdig oder ein Tophit – dieser Frage wird in diesem Review auf den Grund gegangen.
Die ersten Schritte eines Nachwuchsgolfers
Im Hauptmenu wird erstmal für Überraschung gesorgt – während immer gesagt wird, Golfspiele seien komplex und in ihnen ist es schwer, sich zurecht zu finden, gibt es hier nur 4 Auswahlmöglichkeiten. Es kann ein einfaches Spiel mit oder ohne Computergegnern gestartet werden, es kann ein Match mit menschlichen Mitspielern über die WLAN-Funktion ausgetragen werden, der Storymodus kann gespielt werden und es können Einstellungen am persönlichem Abbild des Spielers vorgenommen werden.
Als erstes muss demnach der Golfer, mit dem man den Storymodus bestreiten will, erstellt sein, bevor man los legen kann. In einfachen Matchen kann zwar auch mit einem Progolfer gespielt werden, für die sogenannte “Legend Tour“ ist der selbsterstellte Charakter zwingend notwendig. Während man von den Konsolengeschwistern haargenaue Gesichtsbearbeitungen gewöhnt ist, muss der DS-Ableger mit einer Reihe von vorgefertigten Gesichtern auskommen. Ob anderes bei der geringen Handheldauflösung und den wenigen dargestellten Details sinnvoll wäre, ist fraglich.
Tuniere, Preisgelder und Attribute
Unser neu erstellter Spieler nimmt nun an der Legend Tour teil. Dieser Storymodus besteht aus drei Schwierigkeitsstufen mit jeweils 12 verschiedenen Aufgaben, die alle erst nach und nach freigespielt werden müssen. Das Debüt soll der untrainierte Anfänger in einem Lochspiel auf dem ersten von insgesamt sechs Plätzen gegen den, dank der PGA Lizenz echten, Profi Justin Rose geben. Leider wird kein Intro, nicht einmal ein wenig Text, eingeblendet. Der Spieler wird in das Spiel 'hineingeschmissen'.
Auf dem Platz kann nun der Caddie nach Tipps und anderen Schlägern befragt werden. Per Touchscreen kann ein Orientierungspunkt auf der Karte des Lochs angelegt werden, zu dem der Ball ungefähr hinfliegen soll. Der eigentliche Abschlag ist innovativ und schon fast eine Revolution im Golfgenre; jedoch ist sie nur auf dem DS anwendbar. Auf dem Touchscreen wird eine Art Kurve eingeblendet, die vom Stylus befahren werden muss. Je nach dem, wann der Stylus vom Bildschirm abgesetzt wird, errechnet das Spiel den Schwung des Schlags. Sollte die Touchbewegung nach links oder nach rechts gegangen sein, schlägt der virtuelle Spieler ebenfalls ein wenig nach links oder rechts. Diese Option ist bei Wind besonders hilfreich.
Sein erstes Spiel verliert unser Golfer leider. Jedoch gewann er trotzdem Preisgelder, etwa durch das beim Aufkommen des Balls auf dem Fairway beim Abschlag oder durch das Treffen der Fahne. Diese können sinnvoll eingesetzt werden. Wie in einem asiatischem Rollenspiel können Attributpunkte eingekauft werden, um das Können des Newcomers beispielsweise im Putten oder in der Kraft des Schlags zu perfektionieren.
Der Quick Play Modus
Für die einfache Partie Golf zwischendurch hat Electronic Arts den Quick Play Modus eingebaut. In diesem können vor dem eigentlichem Spiel Angaben wie die Anzahl der Mitspieler, die gespielten Löcher, die Höhe des Roughs (höherer Rasen, der das eigentliche Spielfeld umgibt) oder die Abschlagposition gemacht werden. Das Spiel selbst spielt sich aber nicht anders als der Storymodus. Auch hier können Preisgelder für den eigenen Charakter geerntet werden. Leider ist der Reiz des Quick Play Modus oft nicht das Gewinnen von Matchen, sondern einfach das Gewinnen vom Preisgeld, um in der Legend Tour besser voranzukommen.
Ohrenvergewaltigung
Ein großer Kritikpunkt bei der Technik des Spiels ist der Sound. Die Hintergrundmusik liegt weit hinter dem Können des DS, und auch in einem Game Boy Advance Spiel wäre sie bei weitem nichts weltbewegendes. Alle fünf vorhandenen 'Soundtracks' nerven nach spätestens zwei Minuten. Sie sind eine Mischung aus Techno und Country in schlechter MIDI-Qualität. In manchen Spielfeldern nervt zudem noch ein drei Sekunden langer Wellensound, der sich ohne Unterbrechung bis zur Beendigung der Partie fortsetzt. Die einzige Sprachausgabe in Tiger Woods PGA Tour ist der EA Sports Jingle am Anfang jedes Startens.
Wesentlich besser sieht es dagegen bei der Grafik von EAs Golfspiel aus. Auch diese liegt zwar hinter dem Können des DS, ist aber ganz nett anzuschauen. Es mangelt an Details der Umgebung – oft langweilen eine einzige Baumart oder gähnende Leere in Wüstenlöchern. Dies machen die Animationen der Charaktere wieder wett. Diese können fast in Konkurenz mit ihren Konsolen- und PC-Ebenbildern treten.
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