Grüner Rasen, Eisen und Tee mit Milch. Richtig, es geht um Golf. Das Spieleangebot für Nintendos Doppelbildschirm wächst wöchentlich, und es war nur eine Frage der Zeit wann ein weiterer Vertreter der feinen Sportart“ für den DS erscheint. Nun, jetzt ist es soweit: „Touch Golf“ will aber nicht nur ein einfacher Genrevertreter sein, sondern sich durch intelligenten Touchscreen Einsatz vom Golfeinheitsbrei abheben. Ob das gelingt?
Los geht’s
Startet ihr das Spiel das erste Mal geht es erst einmal an die Charakter Erstellung. Eine große Auswahl habt ihr allerdings dabei nicht, 4 verschiedene Persönlichkeiten stehen zur Auswahl bei denen ihr nur noch Geschlecht und Temperament festlegen müsst, welches sich auf das Verhalten auf dem Platz auswirkt.
Seid ihr im Hauptmenü angelangt habt ihr die Auswahl zwischen zwei Spielmodi, ganz traditionell: „Direkt Start“, ähnlich dem aus EA Spielen bekannten „schnellem Spiel“, und dem „Einzelspielermodus“. Im „Einzelspielermodus“ könnt ihr euch nun entscheiden ob ihr lieber auf „Punkte“ oder „Differenz“ spielen wollt. Wenn es euch danach gelüstet könnt ihr euch hier auch in richtige Turniere stürzen, für die ihr mit virtuellen Euro entlohnt werdet, wenn ihr sie denn siegreich gestalten könnt.
Entlohnt werdet ihr auch wenn ihr ein Netzwerkspiel mit bis zu 4 Personen erfolgreich bestreitet. Und zwar mit Ruhm und Ehre. Damit auch die Kommunikation mit den Gegnern während einer Netzwerksession nicht zu kurz kommt, könnt ihr jederzeit aus dem Spiel heraus den Pictochat öffnen.
Außerdem bietet sich die Möglichkeit aus dem Hauptmenü heraus einen Golfshop zu betreten. Hier gibt es neben teurem Equipment auch schicke Klamotten zu erwerben, damit ihr eurem Golfer auch den entsprechenden Status zukommen lassen könnt. Dafür müsst ihr allerdings die Preisgelder investieren, die ihr zuvor in Turnieren erspielt habt.
Die Golfkurse bei „Touch Golf“ sind spieltechnisch gut designt; damit es nicht allzu langweilig wird gibt es verschiedene Settings, so dass ihr nicht nur vor einem Clubhaus den Golfball abschlagen könnt sondern auch einmal vor einer verschneiten Bergkette oder in Umgebung einer netten Insellandschaft. Hier wird genug Abwechslung geboten.
Berührungsintensiv
Im Gegensatz zu den „Mario Golf“ Ablegern setzt Nintendo bei „Touch Golf“ auf eine möglichst realistische Umsetzung des Rasensports. Neben den üblichen Angaben wie Windstärke, Höhenunterschiede und Entfernung in Yards soll dieser Realismus auch durch die neuartige Touchscreen Steuerung erreicht werden. Anstatt wie bei Genre Kollegen geht es bei Touch Golf nicht nur darum zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Knopf zu drücken – über den Touchscreen könnt ihr den Ball quasi selbst direkt abschlagen, wobei der Stylus als Eisen fungiert.
Über ein auf dem Touchscreen abgebildetes Muster legt der Spieler fest wie weit er ausholen möchte, umso schneller er den Stylus dann nach vorne bewegt, desto härter schlägt euer Golfer zu. Dabei geht es nicht nur darum möglichst hektisch und schnell über den Touchscreen zu fahren, sondern auch den Golfball möglichst mittig anzuvisieren, damit er auch die gewünschte Flugbahn nimmt. Natürlich lässt sich auf diese Art ein Ball auch geschickt anschneiden – oder gekonnt in den nächsten Bunker versemmeln. So bestimmt also vor allem euer Können mit dem Stylus wie viele Schläge ihr zum Einlochen braucht.
Dies bringt uns auch direkt zum größten Kritikpunkt des Spiels - es ist schlicht und ergreifend anspruchslos. Vor jedem Schlag macht der DS nämlich folgendes: automatische Schlägerwahl, automatische Schlagrichtung, automatische Vorgabe für Schlagstärke. Und wenn der Golffan sich denkt „Hallo, ich bin auch noch da“, darf er vielleicht die Schlagrichtung noch ein wenig korrigieren.
Auch die Geschwindigkeit des Abschlags durch den Stylus lässt sich nur schwer definieren, im Grunde beschränkt es sich auf „fest“ oder eben „nicht so fest“. Das automatisierte Trauerspiel nimmt leider auch beim Putten kein Ende. Eine Linie zeigt den genauen Weg an den der Golfball nehmen wird, die benötigte Schlagstärke wird euch auch angezeigt. So sind selbst für Anfänger, die mit Golf nicht viel am Hut haben, Putts aus 10m absolut kein Problem.
Alle Faktoren, die andere Golfspiele wie Tiger Woods oder Everboyds Golf auf Sonys Playstation 2 so interessant machen, fehlen. Tüfteln, mit verschiedenen Schlägen oder Schlägern experimentieren, die Schlagstärke „erfühlen“, den Boden beim Putten „lesen“, die Windstärke richtig einkalkulieren. Das bringt Freude am Spiel und an einem gelungenen Schlag. Leider kommt das alles bei „Touch Golf“ viel zu kurz.
Schade eigentlich, das Spiel hätte nämlich durchaus Potential gehabt ein klasse Golferlebnis zu sein: alle benötigten Ingredientien sind vorhanden und die Idee, den Stylus als Golfschläger zweckzuentfremden, ist sicherlich nicht die schlechteste und wurde noch dazu recht ordentlich umgesetzt.
Solide Präsentation
Richtige 3D Grafik wird auf dem DS wohl nie außerordentlich schön anzusehen sein. So leidet auch die Optik von „Touch Golf“ etwas unter dem pixeligen Look, ist aber im Großen und Ganzen dennoch als ordentlich zu bezeichnen. Durch die 3D Engine hat man außerdem die Möglichkeit den Kurs komplett abzufliegen, was der Orientierung auf dem Platz sehr dienlich ist. Durch die allerdings sehr schlecht aufgelösten Texturen ist es teilweise schwierig zu erkennen wo das Loch ist oder, noch wichtiger, der Golfball, der in Richtung Loch fliegen sollte.
Am Sound gibt es nicht viel zu meckern – das was zu hören ist dudelt gleichermaßen bedeutungslos wie stimmig im Hintergrund herum, wie man es eben von der Sounduntermalung eines Golfspiels erwartet und gewohnt ist.
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