„The Legend of Heroes: Trails in the Sky“ gilt seit jeher als Auftakt einer der bedeutendsten JRPG-Reihen überhaupt. Bereits 2004 in Japan erschienen, legte das Spiel den Grundstein für ein Universum, das heute über zahlreiche Teile und mehr als tausend Stunden Handlung umfasst. Mit dem Remake von „Trails in the Sky 1st Chapter“ feiert der erste Abschnitt dieses Epos nun sein Comeback und will beweisen, dass zeitlose Erzählkunst auch in neuem Gewand funktioniert. „Trails in the Sky 1st Chapter“ erscheint als vollständiges Remake und bietet die Gelegenheit, Estelle und Joshua neu zu erleben. Bessere Technik, dynamischere Kämpfe und die gleiche große Geschichte machen deutlich, warum dieses Kapitel auch zwei Jahrzehnte später noch eine besondere Faszination ausübt.

Von der Bracer-Prüfung ins große Abenteuer
Von Anfang an macht das Remake deutlich, dass es nicht um Auserwählte oder mythische Prophezeiungen geht. Im Mittelpunkt stehen Estelle und Joshua Bright, Tochter und Adoptivsohn des berühmten Cassius Bright. Ihr Ziel ist es, Bracer zu werden, Beschützer des Volkes, die Aufträge annehmen, Probleme lösen und das Land sicherer machen. Aus dieser vergleichsweise bodenständigen Motivation entwickelt sich ein Abenteuer, das Schritt für Schritt größere Dimensionen annimmt.
Das funktioniert deshalb so gut, weil die Figuren nahbar wirken. Estelle überzeugt mit Energie und Sturheit, während Joshua als ruhiger Gegenpol dient. Ihre Reise beginnt als persönliche Prüfung, verwandelt sich jedoch bald in die Suche nach ihrem verschwundenen Vater und in eine Auseinandersetzung mit Verschwörungen, die das ganze Königreich betreffen.
Zwischen Luftschiffen, Dörfern und jeder Menge Nebenquests
Das Königreich Liberl ist der heimliche Star des Spiels. Von idyllischen Kleinstädten über geschäftige Handelszentren bis hin zu imposanten Luftschiffen entfaltet sich eine Welt, die voller kleiner Details steckt. Besonders bemerkenswert ist, wie lebendig Liberl wirkt: Nach jedem größeren Ereignis ändern sich die Gespräche der Bewohner, neue Nebenaufgaben tauchen auf, und man hat das Gefühl, dass die Welt auf die Geschehnisse reagiert.
Die Nebenquests sind dabei mehr als nur Füllmaterial. Oft erzählen sie kleine Geschichten, die den Figuren zusätzliche Facetten verleihen oder das Reich greifbarer machen. Dabei merkt man die Liebe zum Detail, denn selbst kleine Nebengeschichten, die im ersten Teil angestoßen werden, ziehen sich über mehrere Spiele hinweg. Diese Kontinuität ist selten und sorgt dafür, dass selbst unscheinbare Begegnungen eine Bedeutung erhalten, die man in anderen Spielen kaum findet.

Wenn Taktik glänzt
„Trails in the Sky 1st Chapter“ bietet gleich zwei Kampfstile. Zum einen gibt es die Quick-Kämpfe, die direkt in der Oberwelt stattfinden. Mit einfachen Angriffen, Ausweichbewegungen und einem Burst-Angriff lassen sich kleinere Gegnertruppen effizient ausschalten. Sie eignen sich besonders gut, um schwächere Feinde schnell zu besiegen oder sie vor einem rundenbasierten Kampf erst zu schwächen oder zu betäuben, sodass man selbst mit einem klaren Vorteil in die eigentliche Auseinandersetzung startet.
Komplexer wird es in den Tactical-Kämpfen, die für stärkere Gegner und Bosskämpfe reserviert sind. Hier greift das vertraute rundenbasierte System, ergänzt durch eine Zugleiste, die an „Final Fantasy X“ erinnert. Reihum tritt man nun an mit regulären Attacken, allgemeinen Fähigkeiten und auch Crafts, die charakterspezifisch sind. Mit den besonders mächtigen S-Crafts lassen sich sogar Gegner unterbrechen und ganze Schlachtverläufe kippen. Diese Mischung aus Action und rundenbasierter Strategie ist vergleichbar mit dem Kampfsystem aus „Metaphor ReFantazio“. Auch dort hat sie bereits viel Dynamik in den Spielablauf gebracht und für Spannung gesorgt.
Quartz schrauben, Werte pushen, Rezepte lernen
Abseits der Kämpfe entfaltet sich das Fortschrittssystem, das gleich mehrere Ebenen miteinander verbindet. Herzstück ist das Orbment-System, das an die Materia aus „Final Fantasy VII“ erinnert. Indem man sogenannte Quartz in Slots einsetzt, verändern sich nicht nur Werte wie Angriff oder Trefferquote, sondern auch die verfügbaren Zauber. So wird jeder Charakter flexibel anpassbar, ohne seine grundsätzliche Rolle zu verlieren. Besonders reizvoll ist die Möglichkeit, Quartz aufzuwerten oder zu kombinieren, wodurch sich auch schwächere Fundstücke lohnen.
Hinzu kommen Ausrüstung, Accessoires, dauerhafte Stat-Boni durch besondere Items und ein Kochsystem, das beim ersten Zubereiten eines Gerichts zusätzliche Werte spendiert. Alles greift ineinander und belohnt genaues Hinsehen. Wer die Feinheiten ignoriert, kommt zwar durch die Geschichte, doch erst mit der richtigen Optimierung zeigt sich, wie viel Spieltiefe in diesen Systemen steckt.

Ein Remake zwischen Nostalgie und Moderne
„Trails in the Sky 1st Chapter“ war schon immer ein Spiel, das von seiner Stimmung lebte und genau das bringt das Remake zurück. Liberl entfaltet sich in komplett neuer 3D-Grafik, die vertraute Orte wie Rolent, Bose oder weite Felder in neuem Glanz erstrahlen lässt. Besonders in den Kämpfen merkt man, wie die modernisierte Darstellung die Dynamik erhöht: Crafts und Arts wirken durch neue Effekte spektakulärer, ohne den klassischen Kern zu verlieren. Auch der Look hat sich gewandelt: Statt des chibihaften Retro-Stils des Originals setzt das Remake auf eine stilisierte Anime-Optik, die den Artworks deutlich näherkommt und den Figuren eine neue Ausdruckskraft verleiht.
Auf Nintendo Switch 2 macht sich der technische Fortschritt klar bemerkbar. Im Vergleich zur ursprünglichen Switch-Version bietet die neue Fassung höhere Auflösung, detaillierte Schatten und sichtbar bessere und flüssigere Details bei Vegetation und Animationen. Auch die Ladezeiten sind spürbar verkürzt. Allerdings erreicht die Performance noch nicht das erhoffte Niveau: Zwar wird ein 60fps-Ziel angepeilt, doch sowohl im Docked- als auch im Handheld-Modus kommt es aktuell zu Schwankungen und kleinen Rucklern. Gerade im Vergleich zu PS5 und PC fehlt noch die letzte Stabilität. Nichtsdestotrotz präsentiert sich die Switch 2-Fassung insgesamt ansprechend und profitiert zusätzlich von HD-Rumble-Unterstützung.
Auch die Ohren bekommen einiges geboten. Bekannte Stücke wurden behutsam überarbeitet und klingen klarer, intensiver und zugleich vertraut. Dazu kommen die neu aufgenommenen Stimmen, die Estelle, Joshua und ihren Gefährten zusätzliche Tiefe verleihen. Besonders erfreulich: Das Remake bietet neben der wahlweise englischen oder japanischen Synchronisation deutsche Texte, was den Einstieg in die umfangreiche Geschichte erleichtert.
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