Paladins (eShop)

„Overwatch“ ist das Spiel, das die Hero-Shooter wiederbelebt hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht andere erfolgreiche Titel gibt, wie zum Beispiel „Paladins“, das im Vergleich zu Blizzards Hit sogar kostenlos spielbar ist. Eine Early Access-Version lässt sich im Nintendo eShop erwerben und wir konnten bereits schauen, ob die Portierung gelungen ist.

Erste Anlaufstelle

Die Hauptattraktion in „Paladins“ ist der Siege-Modus. Hier kämpfen zwei Teams aus jeweils fünf Spielern gegeneinander an, bestimmte Punkte zu erobern. Ist das geschafft, muss ein Karren zur gegnerischen Basis gebracht werden, während man anders herum versucht, dies zu verhindern. Jeder Karren am Ziel bringt einen Punkt, und bei vier Punkten steht der Sieger fest. Der Modus unterhält sehr und bietet wahnsinnig spannende Situationen, in denen es nicht darauf ankommt, wild loszuschießen. Viel wichtiger ist es, sich mit seinem Team abzusprechen, denn jeder nimmt eine bestimmte Rolle ein und hat die Möglichkeit, das Blatt für sein Team zu wenden. Das würde nicht funktionieren, wenn nicht die größte Stärke des Spieles die Charaktere wären.

Helden mit Charakter!

Die Helden verzaubern bereits optisch. Zwar hat niemand eine Hintergrundgeschichte, dafür sind die Modelle wunderbar detailliert und dank Animationen und Stimmen wird jeder Stereotyp zum Leben erweckt. Egal ob der klassische Soldat oder das freudige Hasen-Wesen, keiner wirkt beliebig, sondern sehr charmant. 

Spielerisch kommt es natürlich nicht nur auf die Optik an, und hier entfaltet sich das volle Potential. Jeder der bislang 36 Charaktere besitzt eigene Fähigkeiten, die glücklicherweise im Training ausführlich getestet werden können. Schießen können alle, jedoch wirft einer Bomben, die auf Knopfdruck explodieren, während ein anderer Schilde aufbaut oder Zauber ausführt. Ein Held erhält sogar mehr Punkte, wenn er bestimmte Gegner eliminiert. Obwohl sich einige Fähigkeiten ähneln spielt sich jeder Held komplett unterschiedlich und erzeugt somit auch ein anderes Spielgefühl. Zudem sind sie noch in vier verschiedene Arten eingeteilt, zum Beispiel zum Unterstützen oder Schaden austeilen. Es bringt unzählige Stunden Spielspaß, seine Lieblingshelden zu finden und ihr volles Potential auszunutzen, und weitere werden regelmäßig eingeführt. Die Macher verdienen eine Menge Lob, so viel Kreativität umgesetzt zu haben. Dabei ist das Spiel gerade in diesem Punkt deutlich vielfältiger als die Konkurrenz.

Spieltiefe vor den Matches

Es lassen sich nämlich Decks aus Karten erstellen, die Charaktere maßgeblich beeinflussen können. Das sind passive Effekte, durch die Fähigkeiten schneller nachladen, die Geschwindigkeit verändert wird oder sogar der Schaden reduziert ist. Jeder Held verfügt über ein eigenes Set an Karten und der Spieler muss vorher genau überlegen, welche fünf er davon in das Spiel nimmt. Alleine das ermöglicht es geradezu, einen Unterstützer in eine echte Kriegsmaschine zu verwandeln und ermöglicht extrem viele strategische Möglichkeiten. Es kann sehr gut sein, dass zwei gleiche Charaktere aufeinandertreffen, die sich jedoch völlig anders spielen. Auch der Deckbau ist eine Herausforderung, denn man kann nicht einfach die mächtigsten Karten wählen, da man sich an ein Limit halten muss. Jede Karte lässt sich verbessern, das erhöht jedoch ihren Wert. Das Limit muss eingehalten werden, wodurch kein Held zu stark oder zu schwach werden kann.

Auf dem Spielfeld ist es auch möglich, seine Helden zu verbessern. Das geschieht durch einen Shop mit vier Kategorien, von denen man jeweils eine Fähigkeit kaufen kann. Die Punkte, um dies zu tun und die Fähigkeiten zweimal zu verbessern, erhält der Spieler im Kampf. Dadurch gibt es noch mehr Möglichkeiten, seinen Spielstil anzupassen, sogar mitten im Gefecht. Zudem schalten die Spieler für jeden Charakter insgesamt vier mächtige, passive Boni frei, von denen einer ausgewählt werden darf. „Paladins“ will kein einfacher Helden-Shooter sein, sondern ein komplexer Titel voller Optionen, um niemals langweilig zu werden.

Neueinsteiger

Die große Anzahl der Helden lässt sich für Anfänger dank einem Trainingsbereich bewältigen. Dennoch wirkt das Kartensystem sowie die Upgrades für diejenigen, die schon länger spielen. Auch hier meistert „Paladins“ seine Aufgabe tadellos, denn wer nur in die Action will, kann alle genannten Aspekte komplett ignorieren. Jeder Charakter verfügt nämlich über ein Standart-Loadout, sodass man das Deck-Menü niemals betreten muss. Wem die Verbesserungen im Kampf zu hektisch sind, der darf Käufe automatisch tätigen lassen. Natürlich nimmt das dem Spiel die taktische Tiefe, jedoch erhalten alle Spielergruppen ein optimales Erlebnis. Gerade Anfangs ist es überhaupt kein Problem, immer nur die vorgegebenen Optionen auszuwählen, wodurch man sich ganz auf den eigentlichen Spielspaß konzentrieren kann.

Wenige, dafür gute Modi

Neben dem Hauptmodus gibt es das Team-Deathmatch, das zwar sehr klassisch daherkommt, dafür auch nach sehr vielen Stunden begeistern kann. Die schnellen Schießereien sind immer für eine Runde zwischendurch gut und begeistern durch ihre Kurzweiligkeit, wobei es auch möglich ist, hier zahlreiche Stunden am Stück zu verbringen. Dank Ranglisten sowie der Wiederholung des besten Moments der Runde, was in allen Modi angezeigt wird, ist auch für die perfekte Atmosphäre gesorgt. Leider gibt es für diesen Modus noch wenig Karten, die bisherige Unterstützung durch kostenlose Updates stimmt jedoch positiv.

Der letzte Modus im Bunde ist Offensive. Hier kämpfen beide Teams um eine Zone, die 400 Sekunden lang eingenommen werden muss. Der Zähler pausiert natürlich, wenn beide Teams in der Zone sind, während Angriff und Verteidigung im stetigen Wechsel ist. Auch das ist sehr unterhaltsam und unterstreicht, dass sich die Macher auf den wichtigen Kern konzentriert haben. 

Angenehme Optionen

Natürlich kann es brutal sein, wenn man direkt in ein Spiel geworfen wird. Deshalb lassen sich alle drei Modi auch alleine spielen. Natürlich macht das auf Dauer nicht viel Spaß, jedoch erhält man hier auch einige Erfahrungspunkte, die für den Battle Pass benötigt werden. In der kostenlosen Variante erhält der Spiele alle paar Level einen Gegenstand, wer hingegen den Premium Pass erwirbt, darf sich ständig über neue kosmetische Items freuen. Zudem dürfen benutzerdefinierte Runden erstellt werden, inklusive Kartenwahl und Spielerzahl.

Im Spiel dürfen diejenigen, die nicht unbedingt Ego-Shooter spielen möchten, die Third-Person-Perspektive auswählen. Zudem sind auch Emotes vorhanden, um Spaß nebenbei zu bieten. Hilfsanzeigen sind ebenfalls von Vorteil, lediglich der Voice Chat fehlt, was für den Belagerungs-Modus zum Nachteil wird.

Wie kostenlos das Spiel wirklich ist

Ja, „Paladins“ wird zu einem späteren Zeitpunkt auch auf Nintendo Switch kostenlos spielbar sein. Spieler, die nichts zahlen, können dann jedoch nur einige Helden wählen, die durch eine Rotation wechseln, einige Charaktere bleiben selbst dann jedoch unzugänglich. Das ist jedoch eine starke Möglichkeit, das Spiel und all seine Systeme zu erleben, denn bereits mit beschränkter Auswahl sind zahlreiche Spielstunden garantiert. Für Anfänger wird dies gar zum Vorteil, da sie sich auf einige wenige Helden konzentrieren können, anstatt überwältigt zu werden. Wer mehr möchte, kommt jedoch nicht um das Gründer-Paket herum, das alle Helden permanent freischaltet, sogar die, die erst noch kommen werden.

Die hässliche Seite der Monetarisierung wird in den kosmetischen Items offenbart. Zahlreiche Kostüme, Waffenskins oder auch Emotes lassen sich nur mit einer bestimmten Währung erwerben, die man mit echtem Geld kaufen kann. Zwar erhält man durch tägliches Spielen und Levelaufstiege mitunter auch diese Währung, dennoch reicht das selten für wirklich begehrte Sachen. Eine reine Katastrophe ist die Implementierung der verhassten Loot-Boxen, die in verschiedenen Ausführungen daherkommen. Die Belohnung ist zufällig, was durch Pech frustrierend sein kann, vor allem wenn man nicht die Gegenstände für den Charakter erhält, den man am meisten nutzt. Natürlich ist das noch lange nicht so schlimm wie bei kostenpflichtigen Spielen, dennoch bleiben Loot-Boxen ein Glücksspiel, das durch die Möglichkeit, echtes Geld auszugeben, Spieler dazu verleiten soll, ihre Geldbörse zu leeren. Lobenswert ist hingegen, dass vor einigen Monaten das Karten-System auf den aktuellen Stand gebracht wurde, denn zuvor mussten Karten erst freigeschaltet werden.

Besserung notwendig!

Alles schreit nach unserem Award, leider gibt es ein großes Problem, doch zuerst zu den positiven Punkten. Die Auflösung ist im Dock nicht so hoch wie auf anderen Konsolen, und im portablen Modus wird diese weiter heruntergeschraubt. Trotzdem sieht das Spiel dank seinem liebevollen Grafikstil sowie den knalligen Farben fantastisch aus und das leicht unscharfe Bild ist sehr schnell verziehen. Viel wichtiger ist die Bildrate, in den Matches beträgt diese nämlich 60. Dank Cross-Play mit Xbox One-Spielern sind Matches ebenfalls schnell gefunden.

Leider ist es in unserem Test trotz guter Verbindung zu zahlreichen Problemen gekommen. Manchmal handelte es sich nur um kleine Lags, es gab jedoch auch derart starke Verzögerungen, dass Bewegungen nahezu unmöglich wurde, da der Charakter sich fast schon teleportiert hat. Besonders ärgerlich war ein Match, in dem die Nachladeanimation nicht mehr aufhören wollte, egal welcher Knopf gedrückt wurde. Ein Tod hat das behoben, das ist dennoch ein Problem, das nicht vorkommen darf. Zudem sind die Ladezeiten viel zu lang, und auch die Menünavigation hat anfangs gestockt, mittlerweile scheint sich dies etwas verbessert zu haben. Das Spiel benötigt noch eine Menge Arbeit, um auf Nintendo Switch sein volles Potential zu entfalten.