Während bereits einige „Final Fantasy“-Klassiker den Sprung auf Nintendo Switch geschafft haben, ist nun auch das erste PlayStation 2-Abenteuer der Reihe erstmals für eine Nintendo Konsole verfügbar. „Final Fantasy X“ gilt für viele Fans als einer der besten Teile der Reihe, der sogar eine direkte Fortsetzung erhalten hat. Im Zuge zahlreicher Portierungen landet nun auch dieser Meilenstein auf Nintendo Switch - und ist wie erwartet exzellent gealtert.
Der Weg nach Zanarkand
Protagonist Tidus ist ein erfolgreicher Blitzball-Spieler, doch statt einem großen Event findet er sich in einer Apokalypse wieder, die ihn 1000 Jahre in die Zukunft befördert. Zu Ruhe kommt er nicht, denn er trifft schon früh auf das Medium Yuna, die nach Zanarkand reisen muss, um die Welt vor der Kreatur Sin zu retten. Diese ist nicht nur für Tidus Zeitreise verantwortlich, sondern steht auch im Zusammenhang mit dem Vater des Helden. Was folgt, ist eine der bemerkenswertesten Reisen der Videospielgeschichte.
Wir bleiben bewusst vage, denn wer die Handlung noch nicht kennt, sollte mit wenig Vorwissen hineingehen. Spannende Wendungen, herzzerreißende Dramatik sowie die extrem interessante Welt fesseln über die gesamte Spieldauer, doch die Stars sind eindeutig die Charaktere. Jeder einzelne Held erhält seine Momente, die Hintergrundgeschichten werden beleuchtet und über die gesamte Reise kommt es einem nie so vor, als ob jemand nur Beiwerk wäre. Mit den Reisenden mitzufiebern ist häufig atemberaubend, was es umso schmerzvoller macht, wenn das Abenteuer beendet ist. Doch es bleibt nicht ständig melancholisch, und einige lustige Momente lockern das Geschehen auf. Zudem gehört die berühmte Szene, in der Tidus und Yuna extrem künstlich lachen, zu den melancholisch schönsten Momenten, die ein Videospiel jemals dargestellt hat.
Taktisches Rollenspiel
Spielerisch wird so einiges geboten. Natürlich handelt es sich um ein klassisches JRPG, das schon alleine dadurch taktischer wird, dass die Kampfreihenfolge stets eingeblendet wird. Doch vor allem die Möglichkeit, mitten im Kampf die Mitglieder der Party auszutauschen, erweist sich als wunderbare Methode, nicht einfach nur seine Standard-Gruppe einzubeziehen. Oftmals ist es sogar notwendig, mehr als nur die drei sich auf dem Schlachtfeld befindlichen Charaktere zu nutzen, um gegen die stärkeren Bosse anzukommen. Durch diese zwei Kernmechaniken werden die Kämpfe zwar häufig etwas langsamer, doch die taktischen Elemente bereichern das Abenteuer enorm. Wer klug handelt, kann sogar die Kampfreihenfolge zum eigenen Vorteil beeinflussen, während normalerweise nie ein Gruppenmitglied unterlevelt bleibt.
Einen weiteren Umbruch gab es in Form des Sphärobrett. Anstatt beim Levelanstieg die Statuswerte zu erhöhen, muss der Spieler auf einem riesigen Fähigkeitenbaum Punkte verteilen und die einzelnen Charaktere über ein Brett bewegen, um die entsprechenden Werte zu verbessern und neue Fähigkeiten zu erlernen. Damit kann man viel Zeit verbringen, denn die Entscheidungen, welchen Knotenpunkten zuerst nachgegangen wird, können jeden einzelnen Kampf beeinflussen. Glücklicherweise kann man aufgrund recht festen Wegen nicht allzu viel falsch machen, ganz anders als beim Profi-Brett. Dort starten die Charaktere nah beieinander und können sich theoretisch in jede Richtung entwickeln, was dem Spieler eine enorme Freiheit bietet. Das sollten allerdings wirklich nur die erfahrenen Spieler auswählen, denn wer sich wenig Gedanken über die Punkteverteilung macht, kann sich immense Stolpersteine in den Weg legen.
Linearität für eine packende Geschichte
„Final Fantasy X“ ist definitive ein Klassiker, der das Genre maßgeblich geprägt hat. Dennoch gibt es zumindest ein wenig Grund zu Kritik, denn das Spiel ist zugleich relativ linear. Die Helden treten schließlich eine Reise an, sodass es nicht gerade häufig einen weiten Spielraum gibt. Die linearen Wege sind zwar nicht ganz so extrem, wie sie sich anhören mögen und es gibt immer wieder kleine Abzweigungen sowie Möglichkeiten zur Erkundung. Dennoch darf man keine offene Welt erwarten. Ganz anders sieht das bei Blitzball aus, das durchaus komplex geraten ist. Der Spieler darf eigene Teams zusammenstellen, neue Mitglieder anwerben und dann selbst Matches bestreiten. Das alles ist sehr umfangreich und unterhaltsam, wird allerdings nach einigen Runden auch recht eintönig. Das alles ist glücklicherweise Meckern auf hohem Niveau und schadet einem der wichtigsten JRPG-Klassikern nicht.
Der kontrastreiche Nachfolger
Eigentlich zeichnete sich „Final Fantasy“ dadurch aus, dass jeder Teil eine komplett neue Welt sowie unterschiedliche Charaktere einführte, doch 2003 ändert sich das. „Final Fantasy X-2“ spielt zwei Jahre nach den Ereignissen des legendären Vorgängers und bietet nur drei spielbare Charaktere, darunter Yuna. Natürlich wollen wir hier nicht zu viel über die Handlung verraten, schließlich würde sie automatisch das Ende des Vorgängers in Teilen vorwegnehmen, doch jeder sollte sich auf ein komplett anderes Spiel einstellen, vor allem, was den Ton angeht. „Final Fantasy X-2“ ist deutlich humorvoller und begleitet das Trio bei der Reise Quer durch Spira, während sie zahlreiche Abenteuer erwarten. Witze gibt es deutlich häufiger, und eine andere Quest-Struktur sorgt dafür, dass es sich häufig so anfühlt, als würde man Episoden einer Serie schauen, anstatt einen langen Film zu verfolgen.
Das ist nicht unbedingt schlecht. Durch viele Gespräche, politische Konflikte sowie deutlich mehr Interaktion mit der Bevölkerung wird die Welt von Spira noch detaillierter und der Spieler erfährt, was abseits des Weges aus dem Vorgänger vor sich geht, ebenso, welche Auswirkung die Ereignisse hatten. Dennoch wirken die J-Pop Einflüsse befremdlich und man sollte die Fortsetzung vielleicht nicht direkt nach dem eigentlichen Meisterwerk spielen. Sobald man sich an die neue Orientierung gewöhnt, gibt es definitiv interessante Momente, und im späteren Verlauf gibt es dann auch wirklich starke Wendungen. Doch die berüchtigte Qualität wird leider nie erreicht.
Überraschend tiefgreifendes Gameplay
Auch spielerisch wirkt „X-2“ zuerst minderwertig, schließlich besteht die gesamte Party nur aus 3 Heldinnen. Doch die Rückkehr des Job-Systems sorgt für eine immense Spieltiefe, denn die Klassen können durch Kleidungen geändert werden, und das sogar in den Kämpfen selbst. Diese sind ebenfalls durch ein anderes System noch actionreicher und schneller als zuvor, denn das richtige Timing sowie ein Kombo-System sorgen für hektischere, wenn auch nicht weniger strategische Auseinandersetzungen. Diese immense Vielfalt wird überraschend verständlich eingeführt und wird einigen vielleicht sogar besser gefallen als das, das „X“ bietet. Während die Unterschiede in der Geschichte durchaus mit der Qualität zu tun haben, weiß das Kampfsystem definitiv zu überzeugen und motiviert ungemein. Zudem gibt es eine Abwandlung des Sphärobrett, das sich komplett auf die einzelnen Kleidungen konzentriert und den fliegenden Wechsel somit nicht völlig übermächtig gestaltet. Als ob das noch nicht reicht, können sogar Gegner gefangen werden, die fortan für das Team kämpfen.
Passend dazu ist auch die Struktur des Abenteuers anders, denn die Welt ist tatsächlich sehr offen gestaltet. Man kann frei zwischen den zahlreichen Gebieten wechseln, Nebenquests annehmen und die Welt erkunden, meist im eigenen Tempo. Zwar muss der Hauptmission immer wieder nachgegangen werden, um gewisse Gebiete freizuschalten, doch längere Nebenmissionen mit eigenen Geschichten sorgen für ein angenehmes Tempo und einen viel größeren Fokus, die Geschehnisse in der Welt zu zeigen. Natürlich wird die Truppe dafür auch regelmäßig belohnt, wer also nur dem roten Faden folgt, wird den Großteil des guten Spieles verpassen.
Sattes Paket
Natürlich wurden auch zahlreiche Boni in die Switch-Fassung gesteckt. Dazu gehört „Last Mission“, das zwar nach „Final Fantasy X-2“ spielt, in Sachen Gameplay aber erneut völlig andere Wege geht. Die Geschichte ist nicht unbedingt interessant, allerdings weiß das Gameplay zu überzeugen. Wer einen „Mystery Dungeon“-Titel gespielt hat wird sich direkt heimisch fühlen, denn genau so bewegt sich Yuna durch verschiedene Ebenen. Leider ist der große Fokus auf das Item Management sehr lästig und erweist sich als Geduldsprobe, denn ohne Lösung kann es durchaus weit über zehn Stunden dauern, bis das Abenteuer abgeschlossen ist. Unterhaltsamer ist da schon „Eternal Calm“, ein 15-minütiger Film, der die beiden Hauptspieler miteinander verbindet. Das Audio Drama „-Will-“ ist hingegen zu vermeiden, da es nicht einmal einen vernünftigen Abschluss enthält und teilweise sich selbst widerspricht.
Beste portable Version
Die Umsetzung auf Nintendo Switch ist gut gelungen. Die Spiele sehen trotz ihres Alters auch noch heute gut aus, vor allem dank der HD-Überarbeitung. Insbesondere im Handheld-Modus kann man die veralteten Texturen verzeihen, bei vielen Animationen sollte man derweil ein Auge zudrücken. Das ist aber auch verständlich, schließlich handelt es sich hierbei nicht um vollwertige Remakes. Ein netter Bonus ist die Touchscreen-Unterstützung von der PlayStation Vita-Version, durch die die Gruppe geheilt werden kann, ohne jedes Mal ins Menü zu klicken. Leider ist auch nur das möglich, und im eigentlichen Menü reagiert das Spiel nicht auf die eigenen Finger.
Die Musik lässt sich eigentlich nicht beschreiben, denn sie gehört zu den besten Soundtracks der Videospielgeschichte. Nobuo Uematsu hat legendäre Stücke geschrieben, „To Zanarkand“ ist in unseren Augen eines der besten Lieder überhaupt. Für die Remaster-Fassung wurde auch der Soundtrack neu aufgenommen und stellenweise verändert, was sich extrem gut anhört. Einige Fans werden das nicht unbedingt mögen, doch dank der Möglichkeit, jederzeit zwischen den beiden Versionen zu wechseln, sollte jeder zufrieden werden.
Bisher gibt es 17 Kommentare
- es gibt eine tolle Campingausflug Buddy Dynamik . wie die Dialoge zwischen den Dudes verlaufen (auch beim normalen auf der Welt herumtollen) ist bisher wohl top notch (starke englische Synchro ! Ignis ! wer auf deutsch stellt hat zwar keine Katastrophe aber schon selbst Schuld)
- actionreiches Kampfsystem mit fixen Warpangriffen und Teamangriffen . schau dir danach mal Xeno oder FF 12 an . da wirkt das Kampfsystem eher so als würde man im Rathaus eine Nummer ziehen
- emotionale Momente (als FF Fan sieht man viele wow! Momente) z.B. ein Morbol <3
- das minutenlange Herumcruisen ist ein toller Kontrast zum aktuellen "alle 20m wartet eine ? Quest/Aktivität auf der vollgemüllten Witcher/Assa Map" . egal ob Campen , Essen , Promptos Fotos usw da steckt einfach viel Liebe im Spiel
- grafisch überraschend gut . vor allem Weitsicht , Dialogoptik , Animationen und der PC Port punkten
- keine totale vercausualisierung . herrlich genial zu sehen wie selbst erfahrene Youtuber das Zaubersystem nicht checken xD
usw
trotzdem ist es ja "nur" bei mir ein Silber Award aber wenn ich wirklich viele schöne Momente erhalte dann kann ich die blöden Nebenquests (hier hat wohl auch die Zeit gefehlt -.-) besser verkraften .
vllt ähnlich zu : in RDR 2 ist Arthur so hüftsteif unterwegs und Kampfsystem so "mittelmäßig" ... aber die geniale Spielwelt usw macht das sowas von wieder gut
Zu sagen, dass 15 besser ist als die vorherigen FF finde ich auch falsch. Gerade 14 wird allgemein sehr gut bewertet und immer weiter entwickelt.
10 finde ich ganz gut. Habe ich aber im Leben schon zu oft gespielt und würde ich heutzutage glaube nicht noch mal spielen. Zumindest nicht in den nächsten Jahren.
Das geht sogar in beide richtungen, früher habe ich in spielen immer "i hope it tastes well" geschrieben.
die größten Probleme sind halt : (leere .. die aber Sinn macht) "open world" stößt vielen negativ auf , zum launch halt unfertiger Eindruck (siehe Kapitel 13 und die DLC Politik + Royal Verbesserung .. wirkt halt als würde man eine sterbende Beziehung mit dem Holzhammer am Leben halten ^^) , viel Gegenwind wegen der "Boyband" Auswahl (vllt hätte eine Heldin ala Paine gut getan) und das die Nebenmissionen (Dogtags , Frösche sammeln , Monster jagen) zu den schlechtesten im Genre gehört sollte auch kein Geheimnis sein
aber Hut ab halt vor dem mutigen Schritt
Das Gameplay ist rudimentär funktioniert aber super und macht irgendwie richtig Spaß.
Das Level Design ist sehr linear fast die ganze Zeit aber man wird gut angeleitet und es fühlt sich nie so an *hust XIII hust*.
Die Story ist etwas flach obwohl sie überfüllt ist aber dafür irgendwie deutlich entspannter zu erfahren als zB VII oder VIII.
Der Sound... da kann man absolut nichts negatives sagen soweit ich mich erinnere. Vermutlich weil ich das lachen verdränge.
Zwar haben viele dieser Elemente ein Final Fantasy das dieses eine besser macht aber 10 ist meist knapp dahinter und vor allem anderen hat es SPAß gemacht!
Das Spiel ist zwar nicht wirklich schlecht, beinhaltet aber ein Paar Dinge, die dem Game überhaupt nicht gut tun. Allein für die Sidequests (sowohl die Quests selbst als auch das System, mit dem sie ins Spiel eingebettet sind) würde ich den Spieldesignern gerne links & rechts eine mitgeben.
Zumindest aber kann man sagen, dass Square mit der Serie regelmäßig mal was Neues versucht. Das kann manchmal funktionieren, manchmal vollkommen scheitern und manchmal vielleicht okay sein, aber ein Paar Fans abschrecken (wie beispielsweise bei FF X-2)
Und wir hatten alle solche Erwartungen an X-2 und dann..meh.
Als dann XII und XIII auch jeweils eine persönliche Enttäuschung waren, hab ich XV nicht mal mehr ausprobiert....
aber letztens für nen 10er als Royal Edition gekauft also ma kuckn wann ich das zock