Endlich ist es soweit: Nachdem das hochgelobte Rollenspiel „Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals“ bereits 2017 in Japan erschienen war, durften letztes Jahr auch hierzulande PlayStation 4- und PC-Spieler die riesige Welt Erdria erkunden. Nun schafft es der bereits von vielen zum Klassiker ausgerufene Rollenspielhit auch endlich auf Nintendo Switch. Wieso das berechtigt ist und warum „Dragon Quest XI S: Streiter des Schicksals – Definitive Edition“ keinesfalls so holprig ist wie sein Titel, klären wir in unserem Test.
Licht gegen Dunkelheit
Die Geschichte beginnt mit einem cineastischen Intro, in dem das Königreich Eschenburg von Monstern angegriffen und zerstört wird. Glücklicherweise kann der Protagonist, der zu diesem Zeitpunkt noch ein Kleinkind ist, entkommen. Da das Baby bei der Flucht jedoch von seiner Mutter getrennt wird, wächst es fortan in dem kleinen Dorf Kieslingen auf. Als ihm seine Adoptivmutter eines Tages erzählt, dass er der Prinz des zerstörten Königreiches und obendrein auch noch die Reinkarnation des Lichtbringers sein soll, der die Mächte des Bösen bekämpfen soll, macht sich der Held auf nach Heliodor, um mehr über seine Herkunft zu erfahren. Die Begegnung mit dem König von Heliodor läuft jedoch ganz anders ab als geplant, denn der Held wird beschuldigt, der Spross der Finsternis zu sein und wird daher schnurstracks eingebuchtet. Gemeinsam mit dem ebenfalls inhaftierten Gauner Erik gelingt ihm aber die Flucht. So beginnt eine epische Reise quer durch die Welt Erdria, auf welcher der Held und seine immer weiter wachsende Truppe aus Gefährten zahlreiche Kämpfe bestreiten und Geheimnisse lüften.
„Dragon Quest XI: Definitive Edition S“ gelingt es, schneller und auch langfristiger als bei einigen vorherigen Serienablegern mit seiner Geschichte zu fesseln. Denn immer wieder gibt es neue Enthüllungen, die für Überraschung sorgen, und auch die Nebencharaktere und ihre Geschichten sind schon für sich genommen ausgesprochen spannend. Generell ist es den Entwicklern gelungen, eine sympathische bunte Truppe aus Charakteren zusammenzustellen und aus den Beziehungen der einzelnen Gruppenmitglieder ergeben sich immer wieder lustige Momente. Beispielsweise dann, wenn sich Veronika, die so schnell kein Blatt vor den Mund nimmt, wieder einmal mit Erik über irgendwelche Kleinigkeiten streitet. Oder aber wenn der Zirkusstar Rionaldo vom Stadttor zu den anderen herunterschaut und schlaue Sprüche reißt. Besonders schön ist auch, dass in der Switch-Version nun einigen Teammitgliedern eigene kleine Geschichten spendiert wurden, in denen man die Geschichte aus deren Perspektive erlebt. Das trägt noch einmal mehr zum Sympathiewert der einzelnen Charaktere bei und lässt einen diese auch noch einmal etwas näher kennenlernen. Schön ist auch, dass einem die anderen Gruppenmitglieder nun auch beim Erkunden hinterherlaufen und nicht plötzlich wie von Geisterhand im Kampf auftauchen.
Lebhafte Städte und malerische Landschaften
Die Welt Erdria, in der die Handlung stattfindet, ist riesig und in eine Vielzahl unterschiedlicher Landschaften und Königreiche unterteilt. Während man sich zu Beginn der Geschichte noch in grünen Wiesenlandschaften wiederfindet, entdeckt man im Verlauf der Geschichte unter anderem Gebirgslandschaften, Wüsten, Schnee und das Meer. Da die Welt so riesig ist, kommt es natürlich besonders gelegen, dass man jederzeit sein Pferd herbeirufen kann. In der Switch-Version muss man hierfür nun auch nicht mehr an einer Pferdeglocke läuten, sondern kann den vierbeinigen Gefährten über das Menü herbeizitieren. In einigen Arealen hat man sogar die Möglichkeit, auf ausgewählten Monstern zu reiten und dadurch an zuvor unerreichbare Gebiete zu gelangen. Das lädt immer wieder dazu ein, bereits besuchte Areale noch einmal zu besuchen und macht dadurch auch die zwischen den großen Städten liegenden Gebiete noch einmal eine Spur interessanter.
Die Dungeons, von denen es einige gibt, sind relativ simpel aufgebaut. Häufig beschränkt sich der Rätselaspekt darauf, den richtigen Weg einzuschlagen, Fallen aus dem Weg zu gehen und gelegentlich Schalter zu aktivieren. Wer Umwege in Kauf nimmt, darf sich dafür allerdings häufig über versteckte Truhen mit neuer Ausrüstung freuen. Insgesamt hätten die Rätsel in den Dungeons gerne etwas fordernder und abwechslungsreicher ausfallen können, da man ansonsten letztendlich nur eine Vielzahl von Räumen durchquert, um schließlich beim Bossgegner herauszukommen. Gleichzeitig sind die Dungeons von der Länge aber sehr passend, sodass man nicht Stunden in einem Labyrinth herumirren muss und das Spiel daher auch in kurzen Sessions genießen kann.
Besonders gut gelungen sind allerdings die vielen verschiedenen Städte, die riesig sind und vor Leben strotzen. In der Wüstenstadt Gallopolis zum Beispiel kann man zum Beispiel beobachten, wie sich Bewohner angeregt miteinander diskutieren und Jongleure ihre neuesten Kunststücke üben. Die Erkundung der Städte macht auch deswegen so viel Spaß, da man oftmals auf Dächer klettern, über Seile balancieren oder über Hindernisse springen muss, um auch jeden Winkel zu erforschen und alle Geheimnisse aufzudecken. Auch für den Spieler selbst gibt es einiges zu tun, so kann man unter anderem auf der Rennbahn seine Reitkünste unter Beweis stellen oder im Kasino auf den Jackpot hoffen. Diese Minispiele sind so kurzweilig, dass sie nicht nur das Gameplay des Abenteuers auflockern, sondern dass man auch allein in diese Nebenaktivitäten schon einige Spielstunden stecken möchte. Außerdem gibt es zusätzlich zur Hauptgeschichte noch Dutzende Nebenquests, in denen man mal Monster eliminieren, mal Botengänge erledigen und mal bestimmte Items suchen muss. Aufgrund der seltenen Belohnungen und der zum Teil sehr liebevoll geschriebenen Dialoge können diese kleineren Missionen begeistern. All diese Möglichkeiten sorgen dafür, dass man nicht einfach nur durch die Story hetzen möchte, sondern sich stattdessen gerne Zeit lässt, um die Welt und seine Bewohner kennenzulernen.
Auf Wunsch auch in 2D
„Dragon Quest XI S: Streiter des Schicksals – Definitive Edition“ bietet darüber hinaus noch ein weiteres Schmankerl. Denn an den überall in Erdria verteilten Statuen lässt sich jederzeit zwischen der modernen HD-Grafik und einer nostalgischen 16-Bit-Optik wechseln, die mit ihren kräftigen Farben und vielen Details ebenfalls fantastisch aussieht und wohl besonders Kenner früherer Serienableger begeistern dürfte. Wer in 2D spielt, muss leider aber auch die Zufallskämpfe in Kauf nehmen, denn anders als in der 3D-Version kann man Gegner nicht sehen und ihnen daher auch nicht einfach aus dem Weg gehen. Außerdem trifft man in der Welt von Erdria immer mal wieder auf kleine blaue Wesen, die Ticklinge. Mit deren Hilfe kann man in die Welten vergangener „Dragon Quest“-Spiele reisen und dort kleine Quests erfüllen, wobei ebenfalls eine 16-Bit-Grafik verwendet wird, ohne dass man dafür aber den Modus wechseln muss. Diese Missionen dienen gut dazu, das Kernspiel zwischendrin immer mal wieder aufzulockern, allerdings nerven auch hier die nicht umgehbaren Zufallskämpfe auf Dauer.
Nicht innovativ, aber dennoch einfach gut
Das Kampfsystem bleibt seinen Wurzeln treu und läuft wie aus den vorherigen „Dragon Quest“-Teilen gewohnt rundenbasiert ab. Man kann einen Standardangriff starten, Zauber oder Fähigkeiten einsetzen und Gegenstände benutzen. Außerdem kann man den einzelnen Teammitgliedern auch taktische Anweisungen geben, sodass man nicht für jeden individuell eine Aktion auswählen muss, sondern diese der Taktik entsprechend selbstständig agieren. Dadurch wirken die Kämpfe nicht so zäh wie bei manchen anderen Genrevertretern, wer möchte hat aber zum Glück dennoch die Möglichkeit, selbst die Aktionen der anderen Teammitglieder auszuwählen. Was die Fähigkeiten angeht, so darf man sich auf altbekannte Angriffe und Zauber freuen, während sich Neuerungen in dieser Hinsicht leider ein wenig in Grenzen halten.
Durchaus gelungen sind dafür die Koop-Kräfte und das Kräftigungssystem. Im Laufe eines Kampfes kommt es immer wieder vor, dass ein Charakter auf einmal anfängt blau zu leuchten. Je nach Charakter steigen dann für eine unterschiedliche Anzahl an Kämpfen bestimmte Statuswerte wie magische Macht, Angriff oder Verteidigung an. Sind zwei oder mehr Charaktere gekräftigt, lassen sich darüber hinaus mächtige Koop-Spezialattacken aktivieren. Da man nicht genau berechnen kann, wann genau ein Charakter das nächste Mal einen solchen Kräfteschub erlebt, macht dieses System die Kämpfe deutlich dynamischer. Dafür lässt „Dragon Quest XI S: Streiter des Schicksal - Definitive Edition“ auch auf der Switch leider schmerzlich eine Anzeige der Reihenfolge missen, in der die einzelnen Verbündeten und Gegner agieren. Vor allem in den Bosskämpfen, in denen die Gegner natürlich etwas fester zuschlagen, kann die Abwesenheit dieser Anzeige für Frust sorgen.
Bastelspaß bei Fähigkeiten und Crafting
Bei jedem Level Up erhalten die Charaktere neben erhöhten Statuswerten auch Fähigkeitenpunkte, die sich nach Belieben auf unterschiedliche Zweige eines Skillbaumes aufteilen lassen. Wer möchte kann bei Erik also beispielsweise zwischen Bumerang-, Diebes- oder Messerfähigkeiten wählen. Da man gegen eine kleine finanzielle Gegenleistung die Punkte jederzeit an den Statuen zurücksetzen lassen kann, lädt das Spiel hier sehr zum Experimentieren ein und ermöglicht es dem Spieler, sein Team und jeden Charakter darin individuell anzupassen.
Das Crafting-System für neue Waffen und Rüstungen bietet ebenfalls überraschend viel Tiefe. Überall lassen sich in Schatztruhen oder in den Städten neue Anleitungen finden, um Ausrüstung herzustellen. In einem kleinen Minispiel lassen sich dann mithilfe der Pfiffigen Schmiede die Teile herstellen, sofern man die entsprechenden Materialien auf Lager hat. Im Laufe des Abenteuers schaltet man dann allerdings auch noch spezielle Schmiedetechniken frei, die Abwechslung in das Minispiel bringen, sodass das Crafting auch nach etlichen Spielstunden noch Spaß macht. Außerdem kann man in der Switch-Version die Pfiffige Schmiede nicht mehr nur an Lagern benutzen, sondern jederzeit über das Menü.
Audiotechnisch besser denn je, optisch mit kleinen Abstrichen
Auch auf Nintendo Switch sieht „Dragon Quest XI S: Streiter des Schicksals - Definitive Edition“ fantastisch aus. Die bunten, satten Farben sorgen im Zusammenspiel mit dem fantastischen Charakter- und Monsterdesign von Akira Toriyama für eine beeindruckende Optik. Ganz besonders stechen auch die aufwendig gestalteten Städte hervor, denn egal ob es sich nun um die Wüstenmetropole Gallopolis oder um die an Venedig erinnernde Stadt Gondolia handelt, ständig werden neue optische Reize gesetzt. Im Handheld-Modus erscheinen die Charaktere und auch die Umgebungen dabei auch sehr scharf, am großen Bildschirm sind dagegen schon eher ein geringes Kantenflimmern und zum Teil matschige Texturen zu erkennen. Auch bei den Lichteffekten wurden kleinere Abstriche gemacht, mit denen sich allerdings gut leben lässt. Nichtsdestotrotz sieht das Spiel auch auf dem TV noch sehr schick aus, besonders in den toll inszenierten Zwischensequenzen.
Was das Audio angeht, dürfen sich Switch-Besitzer über einige Verbesserungen und Neuerungen gegenüber den anderen Versionen von „Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals“ freuen. Insbesondere die Möglichkeit, statt dem Synthesizer-Soundtrack nun im Menü die vom Orchester eingespielte Musik zu wählen, ist hier zu nennen. Denn im Vergleich zum MIDI-Soundtrack klingt das Orchester erheblich voluminöser und stimmungsvoller. Zudem dürfen Switch-Spieler jederzeit zwischen der japanischen und der englischen Sprachausgabe wechseln. Welche Sprachausgabe einem nun eher gefällt ist am Ende des Tages Geschmackssache, die Synchronsprecher haben allerdings in beiden Fällen hervorragende Arbeit geleistet. Das einzige, was teilweise etwas verwirren kann, ist, dass die in der Sprachausgabe verwendeten Namen nicht immer denen der deutschen Untertitel entsprechen.
Was die Performance angeht, gibt sich „Dragon Quest XI S: Streiter des Schicksals - Definitive Edition“ keine Blöße. Die meiste Zeit läuft das Spiel flüssig mit etwa 30 FPS, nur in großen Städten wie Gallopolis oder ab und zu in Kämpfen sinkt die Bildrate minimal. Während des Testens stürzte der Titel auch einmal ab, es blieb allerdings bei diesem einen Aussetzer.
Bisher gibt es 28 Kommentare
Aber ich hab auch recht viele Rundenbasierte RPGs gespielt.
Würde sagen das jemand mit wenig Erfahrung zu schnell dabei ist zu glauben das es einfach ist, weil man das Oberflächliche verstanden hat bedeutet es nicht das man alles versteht.
Wenn du bei Octopath keine Probleme hattest, kann ich dir fast die Option "stärkere Gegner" bei DQ 11 empfehlen. Das Spiel ist normal ziemlich einfach und man brauch die meisten Fähigkeiten nicht mal anzuschauen. Kann man auch jederzeit wieder ausstellen, aber danach nie wieder anschalten.
Bin von der DQ-Demo recht angetan gewesen deswegen wird das Spiel, sobald mal etwas Zeit übrig ist, gekauft
Kann man spätere Gegner auch besiegen ohne vorher tausende lästige Kämpfe zu machen?
+ Die Monster laufen auf der Oberwelt rum, so kannst du ihnen gut ausweichen, wenn du keinen boxk auf sie hast
+ Wenn du zu stark für die Monster bist, laufen sie sogar von dir weg.
+ Du hast von Anfang an ein Pferd
+ Du musst nicht grinden
Irgendwie hab ich immer Bock drauf gehabt, aber vor allem XC2 hat mich halt null gehooked.
Octo hat mir schon viel Spaß gemacht, aber ide Kämpfe machen durch die ständige Wiederholung irgendwann nur noch Langeweile.
Die Demo von DQ hat mir schon irgendwie zugesagt, aber habe auch jetzt seit 1Std Spielzeit schon ewig nicht mehr weitergespielt.
Letzten Endes würde ich die ganzen JRPGs gerne spielen. Die Storys gefallen mir oft und vor allem auch die Spielwelten und die Charaktere. Aber die Kämpfe sind für mich einfach zu repititiv. Wenn man die nur irgendwie etwas beschleunigen könnte. Und immer wieder diese gleichen und ewig langen Start- und Endsequenzen bei jedem Kampf.
Ich fand Octopath klasse, Xenoblade hat mich angeödet