Bereits auf der gamescom konnte uns „Hexagroove: Tactical DJ“ begeistern. Das größte Problem war allerdings die begrenzte Zeit, denn wir erhielten lediglich einen oberflächlichen Blick auf ein Spiel, das immense Tiefe bietet. Glücklicherweise konnten wir uns nun auf das Spiel stürzen, und sind nicht weniger begeistert – ganz im Gegenteil.
Taktischer Beat
Passend zum Titel handelt es sich bei „Hexagroove“ um ein taktisches Musikspiel. Ein großer Unterschied zum Genrestandard ist, dass nicht etwa Lieder nachgespielt, sondern erstellt werden. Das geschieht über Loops, mit denen jedes Level startet. Der Spieler kann pro Instrument eine von vier Loops erstellen, die sich fortan endlos lang wiederholen. Das Timing ist hier besonders wichtig, allerdings nicht im klassischen Sinn. Der Spieler muss die Instrumente geschickt aktivieren, um starke Buildups aufzubauen und das Publikum bei Laune zu halten. Wandelt sich ein Instrument grün, muss die Loop verändert werden, um die Zuhörer bei Laune zu halten.
Das gesamte Spielprinzip wirkt anfangs recht unverständlich. Nach einigen Runden begreift der Spieler allerdings, was wirklich hinter den komplexen Systemen steckt. Taktik ist nämlich das Mittel zum Highscore, denn jede Aktion wirkt sich auf fünf Wertungsaspekte aus. Freshness, Flow, Drama, Rhythm und Control wirken auf den ersten Blick beliebig, doch besonders dramatische Parts, mit mehreren Melodiewechseln zusammen, erhöhen die Endwertung. Es kann über die gesamte Kampagne hinweg dauern, bis man die Feinheiten, Strategien und Taktiken verinnerlicht und nachvollziehen kann. Doch genau dann kommt der eigentliche Spielspaß zustande.
Schnelle Reaktionen
Das Basis-System wird durch kleine Mini-Spiele erweitert, die an Klassiker erinnern. Der Wechsel zu neuen Musikparts wird dadurch eingeleitet, dass bestehende Loops gewählt werden müssen, die im nächsten Abschnitt zusätzlich zu neuen gespielt werden. Eine entsprechende Leiste zeigt den Effekt an, und wer zu viele oder eine falsche Kombination wählt, erhält deutlich weniger Punkte für den Rest des Songs.
Anschließend wird einer von zwei Modi aktiviert. In einem davon müssen Noten in „Guitar Hero“-Manier mit zwei Knöpfen getroffen werden, was je nach Loops extrem einfach oder schwierig sein kann. Der zweite erinnert an „Guitaroo Man“, denn hier muss einer Linie gefolgt werden, was nach einer Eingewöhnungszeit erstaunlich gut funktioniert. Der Abschluss stellt eine Kombination aus beiden Systemen dar und kann entweder bombastisch, oder ruhig ausfallen. Beide Systeme sorgen für Abwechslung, denn während man hauptsächlich plant und abwartet, bringen sie Action in das bereits unterhaltsame Gameplay.
Ewiger Ohrwurm
Die Feinheiten des Spielsystems sind wahrlich beeindruckend. Es gibt nämlich zahlreiche Musikstile, die mit eigenen Loops daherkommen – insgesamt wurden über 420 aufgenommen, die allesamt einzigartig klingen. Auch die Musikstile unterscheiden sich massiv voneinander, denn Techno ist laut, während Synthwave die 80er Jahre wiederbelebt. All das wirkt sich auch auf den Spielstil aus, denn im Chill-Out ist es durchaus kniffelig, Drama zu erzeugen.
Die große Vielfalt sorgt tatsächlich dafür, dass man sich in den eigenen Liedern verliert. Der Spieler wechselt Loops, probiert diese vorher im Training aus und erschafft waschechte Ohrwürmer. Es ist beeindruckend, wie fein jedes System aufeinander abgestimmt wurde, um niemals zu langweilen oder eintönig zu klingen. Die Macher haben eine Perfektion erreicht, die man sie in dieser Form nicht mehr im Musik-Genre erwarten würde.
Langzeitmotivation
Die Kampagne führt den Spieler durch verschiedene Clubs, die zwar simpel gestaltet und mit Block-Publikum ausgestattet wurden, dank Lichteffekten und Animationen aber bemerkenswert aussehen. Es gibt nicht gerade viele Level, und die Kampagne lässt sich in weniger als zwei Stunden absolvieren, doch der Wiederspielwert ist immens. Höhere Schwierigkeitsstufen sowie das Verlangen, eine höhere Wertung zu erreichen, beschäftigen auch noch im zweistelligen Stundenbereich mehr als genug. Sowohl kurze Runden als auch lange Sessions werden gefördert, was aus dem augenscheinlich geringen Umfang eine echte Langzeitmotivation macht. Zudem wird Qualität vor Quantität gestellt, denn jeder Musikspiel wurde perfekt ausgearbeitet.
Ansonsten gibt es noch einen Freestyle-Modus, der den Spieler vollends experimentieren lässt. Ein Mehrspieler-Modus ist ebenfalls enthalten, bei dem alle die Kontrolle über alle Systeme haben. Anfangs mag das überflüssig wirken, doch sich mit jemandem abzusprechen und zusammen Musik zu kreieren, erweist sich als der überraschendste Abendfüller seit Jahren. Das Paket wird dadurch abgerundet, dass der Spieler in Wartezeiten während Songs einen Ball hüpfen lassen kann – was deutlich mehr Spaß macht, als man vorher glaubt.
Perfekte Plattform
Natürlich läuft das Spiel sowohl am TV als auch im Handheld-Modus perfekt, letzterer sollte allerdings mit Kopfhörern genossen werden. Auch die Steuerung funktioniert wunderbar, da das gesamte Interface nicht nur in einem Kreis aufgebaut ist, der sich mit dem rechten Stick kontrollieren lässt. Die Loops wurden auch so angeordnet wie die Buchstaben des Controllers, sodass man in jedem Song die Kontrolle behält.
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