Das Genre der Rollenspiele mit Fokus auf das Sammeln von Kreaturen hat eine reiche Historie, die sich über Jahrzehnte erstreckt. Es begann mit Pionieren wie „Shin Megami Tensei”, das im Jahr 1987 bereits in früher Form erste Tore öffnete. „Dragon Quest V” griff das Konzept auf und ebnete im Jahr 1992 den Weg für den weltweiten Erfolg von „Pokémon”. Die beiden ersten Game Boy-Editionen von „Pokémon” etablierten sich als unangefochtene Könige des Genres, indem sie Millionen von Spielern weltweit in die faszinierende Welt des Monsterfangs entführte.
In dieser Tradition folgte „Dragon Quest Monsters”, das erstmals 1998 seine eigene Interpretation des Rekrutierungsspiels aus „Dragon Quest V” präsentierte. Trotz seiner Anziehungskraft in Japan fand „Dragon Quest Monsters” nur vereinzelt den Westen und geriet mit den Jahren sogar in seiner Heimat etwas in Vergessenheit. Nach einer Pause von mehreren Jahren bringt Square Enix nun „Dragon Quest Monsters: Der Dunkle Prinz” auf den Markt, in der Hoffnung, die Glanzzeiten des Monsterfang-RPG-Genres wiederzubeleben.
Das Comeback
Die langersehnte Rückkehr von „Dragon Quest Monsters” verspricht ein nostalgisches Erlebnis für Fans des Monsterfang-RPG-Genres. Das Spiel entführt uns in eine Welt, die zeitlich vor den Ereignissen von „Dragon Quest IV” angesiedelt ist und erzählt die düstere Ursprungsgeschichte von Psaro, bevor er zum gefürchteten Schlächter wurde.
Die Handlung des Spiels bietet eine überraschend dunkle und tiefgründige Geschichte. Psaro, ein Monster-Hybrid, durchlebt traumatische Ereignisse in seiner Kindheit, die den Grundstein für seinen Hass auf Menschen legen. Die Erzählung konzentriert sich auf Rache und Selbstfindung, und obwohl sie nicht im Vordergrund steht, verleiht sie dem Spiel eine bemerkenswerte Tiefe. Fans von „Dragon Quest IV” werden zudem die Verbindungen zu bekannten Charakteren und Schauplätzen zu schätzen wissen. Während dieser tragischen Ereignisse wird Psaro mit einem Fluch versehen, der es ihm unmöglich macht, andere Menschen anzugreifen. Auf seiner (Anti-)Heldenreise muss er sich nun also ein Team aus Monstern zusammenstellen, um sich den Widersachern zur Wehr setzen zu können.
Ein Team aus Monstern
„Der Dunkle Prinz” bleibt dabei seinen Wurzeln treu und weist klassisches Monsterfang-Gameplay vor, das wie von „Dragon Quest” gewohnt an die goldenen Zeiten des Genres erinnert. Da Psaro selbst nicht aktiv an den Kämpfen teilnehmen kann, wählen Spieler:innen stellvertretend für die Monster die Aktionen. Zur Auswahl stehen klassische Angriffe sowie offensive als auch defensive Zauber, wie Buffs und Debuffs. Die wilden Monster sind dabei in der Spielwelt offen sichtbar, Zufallskämpfe gehören nun also wie auch zuletzt bei „Dragon Quest XI” auf der Nintendo Switch der Vergangenheit an.
Ist ein Monster geschwächt, kann man den Versuch des Rekrutierens starten. Dazu attackiert die eigene Monstergruppe das wilde Wesen. Je nach Stärke oder Weisheit des eigenen Monsters steigt die Skala und damit die Chance, das Monster im eigenen Team zu begrüßen. Bei 100 Prozent ist die Rekrutierung gegeben, aber auch bei niedrigerer Chance ist die Möglichkeit da.
Die Kunst der Monsterfusion
Ein markantes Element der „Dragon Quest Monsters”-Reihe ist die Funktion, Monster zu synthetisieren. Die Synthese ermöglicht es, zwei Monster miteinander zu verschmelzen, um ein neues, stärkeres Wesen zu erschaffen. Dieser Prozess dient nicht nur der schnellen Stärkung des Teams, sondern birgt auch eine strategische Komponente. Die resultierenden Monster erben Fähigkeiten von ihren „Eltern”, was zu kreativen und mächtigen Kombinationen führt. Die Entscheidung, welche Monster fusioniert werden sollen, erfordert tiefe Überlegungen, um das optimale Team zusammenzustellen.
Diese innovative Herangehensweise an das Monsterfang-Genre verleiht „Der Dunkle Prinz” eine zusätzliche Ebene der Tiefe und Individualisierung. Spieler:innen werden ermutigt, ihre Taktik zu verfeinern und einzigartige Teams zu erschaffen. Während die Synthese das Spielgeschehen auflockert, könnte eine umfassendere Möglichkeit zur Wiederbeschaffung gelöschter Monster den Prozess weiter bereichern. Dies ist leider einem kostenpflichtigen DLC vorbehalten. Trotzdem trägt die Monsterfusion maßgeblich zur anhaltenden Faszination bei.
Level-Up!
Die Fähigkeiten und das Levelsystem verleihen dem Spiel eine zusätzliche taktische Dimension. Jedes Monster gewinnt nach einem Levelaufstieg die übliche Attributssteigerung, aber auch Punkte, die in Fähigkeiten investiert werden können. Die Entscheidung, welche Fähigkeiten einem Monster zugeordnet werden, beeinflusst dessen Rolle im Team erheblich. Nicht zuletzt, da eine gewisse Anzahl von Fähigkeiten bei der Synthese auch an die neuen Monster vererbt werden.
Ein Abenteuer mit Einbußen
Die visuelle Gestaltung des Spiels orientiert sich am charakteristischen Look von Akira Toriyama und bietet dabei insbesondere bei den Monsterdesigns eine beeindruckende Vielfalt. Allerdings könnten Umgebungen und Effekte deutlich ansprechender sein. So sehen die Spielwelten mehr wie aus vergangenen Konsolengenerationen aus und lassen die Herkunft der Reihe von Handhelds stark spüren. Für die Qualität der Optik ist dafür nicht einmal die Performance besonders gut. Stetige Framerate-Einbrüche und unscharfe Handheld-Auflösung trüben das Spielerlebnis leider stark.
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