Ein Paradies für Pokémon
Alles beginnt mit einem mysteriösen Traum, in dem ein Pokémon nach Hilfe ruft. Nichts Geringeres als die gesamte Welt der Pokémon steht auf dem Spiel! Kurzerhand verwandelt sich der Protagonist in ein Pokémon, ohne genau zu wissen, weshalb dies passiert und was es mit dem merkwürdigen Traum auf sich hat. Der Spieler wählt zwischen fünf Pokémon eines aus, mit welchem er anschließend das Abenteuer bestreiten möchte. In unserem Falle nun im Körper eines Floinks gefangen, bleibt dem Protagonisten nicht lange Zeit, über das eben Geschehene nachzudenken. Aus heiterem Himmel fällt er wortwörtlich aus allen Wolken.
Nach dem unsanften Sturz auf die Erde wird Floink von einem Pokémon geweckt. Auch hier hat der Spieler die Wahl, welches Pokémon dies sein soll, denn schließlich handelt es sich hier um den zukünftigen Partner. Nachdem Floink die Augen geöffnet hat, steht ihm ein Pikachu gegenüber, welches ihn kurzerhand aufliest. Pikachu erzählt, dass es ein Grundstück gekauft hat, auf dem es seinen großen Traum realisieren möchte: Ein Paradies für Pokémon, in dem sich alle wohl fühlen und gemeinsam Abenteuer erleben können. Denn die Welt der Pokémon ist schon lange nicht mehr das, was sie einmal war. Die Pokémon sind misstrauisch, hinterhältig und in einigen Fällen gar kriminell geworden. Fortan erlebt das Pokémon-Duo spannende Abenteuer, trifft auf neue Freunde, reist mit den Magnaportalen an geheimnisvolle Orte und versucht das Geheimnis hinter der mysteriösen Verwandlung zu enthüllen.
Das kennt man doch irgendwo her
Veteranen der „Pokémon Mystery Dungeon“-Reihe ist der Handlungsrahmen allzu gut vertraut. Bereits in den vorherigen Teilen wurde der Spieler in ein Pokémon verwandelt und erlebte mit seinem Partner Abenteuer. Auch an der Erzählweise und dem Handlungsverlauf hat sich nicht sonderlich viel geändert. Die Erzählung und ihre Dialoge sind kindlich gehalten und Wendepunkte sind schon meilenweit voraus zu erahnen. Wer mit der Reihe vertraut ist, wird somit bereits zum zweiten Mal vor eine aufgebrühte Fassung der ursprünglichen Handlung gesetzt und sollte nicht mit allzu großen Überraschungen rechnen. Erstlinge der Reihe können über diesen Umstand hinwegsehen und sich mit der soliden Geschichte anfreunden. Ob man mit der kindlichen Erzählweise jedoch wirklich warm wird, hängt wohl vom Einzelnen ab.
Die mysteriösen Dungeons
An der grundlegenden Spielmechanik hat sich in „Pokémon Mystery Dungeon: Portale in die Unendlichkeit“ nichts getan. Der Kern des Spiels liegt bei den mysteriösen Dungeons, in die man aufbricht, um Missionen zu erledigen. Das sind Höhlen mit mehreren Etagen, die sich bei jedem Betreten ändern. Die Dungeons unterscheiden sich aber auch in ihrer Anzahl an Etagen und Schwierigkeit. Kein Besuch eines Dungeons gleicht somit einem vorherigen, sodass stets für genügend Abwechslung gesorgt ist. Der Spielablauf sieht so aus, dass man eine neue Mission annimmt und in einen Dungeon aufbricht. Meist gilt es ein Pokémon, welches sich verlaufen hat, sicher nach Hause zu bringen, ein bestimmtes Item zu finden oder ein feindliches Pokémon zu besiegen. Im großen und ganzen sind die Missionen sehr eintönig und können nicht allzu sehr motivieren. Neue Missions-Modelle und -Einfälle wären bitter nötig gewesen. Glücklicherweise finden zwischen den Missionen auch immer wieder die Story-Missionen statt, die die Haupthandlung voran treiben und neue Pokémon und Dungeons vorstellen.
Innerhalb der Dungeons wimmelt es nur so von zahlreichen Pokémon, die sich dem Spieler feindselig in den Weg stellen. Ähnlich wie in den Hauptspielen der „Pokémon“-Reihe stehen jedem Pokémon bis zu vier Attacken zur Verfügung. Der Clou des Kampfsystems besteht darin, dass sich die Pokémon auf einem Rasterfeld bewegen und rundenbasiert agieren. In der Regel können Pokémon nur dann angegriffen werden, wenn sie sich direkt auf dem anliegenden Feld befinden. Einige Attacken können jedoch auch diagonal über eine Ecke oder über mehrere Felder hinweg ausgeführt werden, was für taktische Möglichkeiten sorgt.
Ebenso kann man Items einsetzen, die überall in den Dungeons verteilt liegen. Es gibt beispielsweise Beeren, die zum Heilen von Lebenspunkten und Statusveränderungen eingesetzt werden können. Interessanter sind jedoch die Wirkungen von Orbs und Samen. Mit diesen kann man beispielsweise alle feindlichen Pokémon im gesamten Raum einschläfern. Mit den Plosivsamen hingegen kann man seine Gegner sogar mit Explosionen angreifen, während die Belebersamen ein besiegtes Pokémon wiederbeleben. Es gibt zahlreiche Items, die man außerhalb der Dungeons in einer Truhe aufbewahren kann. Bevor man sich auf eine Mission begibt, sollte man unbedingt seine Items überprüfen, da sie einen wichtigen taktischen Bestandteil einnehmen.
Besiegt man ein Pokémon, kann es sich mit ein wenig Glück dem Team anschließen wollen. Ein Team kann jedoch maximal nur aus vier Pokémon bestehen, sodass man vor jedem Missionsantritt überlegen muss, welche Partner man mit auf das nächste Abenteuer nimmt. Für besiegte Pokémon erhält man zudem Erfahrungspunkte. Mit jedem höheren Level wird man nicht nur stärker, sondern kann auch neue Attacken erlernen.
Nützliche und fragwürdige Änderungen
An einigen Stellen des Kampfsystems und der Dungeons wurde gefeilt und auch Änderungen getroffen. Beispielsweise erhalten auch Pokémon, die nicht mit auf Mission sind, Erfahrungspunkte. Das hat zur Folge, dass dem Spieler auf der einen Seite eine Menge Arbeit erspart, aber auch ein Stück Langzeitmotivation gestohlen wird. In den Vorgängern musste man seine Pokémon noch mühevoll einzeln trainieren. Gänzlich neu ist das Levelsystem der Attacken. Umso öfter man eine Attacke einsetzt, desto höher steigt ihr Level und damit auch die Stärke und Genauigkeit. Hier ist es besonders hilfreich, wenn mehrere Pokémon die selbe Attacke beherrschen, denn die Stufen der Attacken gelten für jedes Pokémon. Besonders effektiv sind jedoch die Team-Attacken. Wenn ein Team besonders lange in den Dungeons unterwegs ist und gut miteinander harmoniert, kann es irgendwann dazu kommen, dass die Mitglieder zu einer Team-Attacke bereit sind. Mit diesem besonders starken Angriff kann man alle Gegner im näheren Umkreis attackieren und unschädlich machen. In großen Räumen mit zahlreichen Feinden ist dieser Angriff eine wirkungsvolle Waffe. Neu sind auch die V-Winde, die sich von Mission zu Mission ändern und für jeden Pokémon-Typ Vor- oder Nachteile mit sich bringen. An einigen Tagen sind somit Feuer-Pokémon besonders stark, während Pflanzen-Pokémon einen Nachteil haben. Mit einem Glücksrad erhält man jedoch die Chance, den V-Wind zu ändern.
An einigen Stellen fragt man sich dennoch ernsthaft, welche Gründe für manche fragwürdigen Entscheidungen verantwortlich sind. Zwar sorgte das Hunger-System in den Vorgängern oft für Frustration, war aber auch gleichzeitig ein Faktor, der für mehr Spieltiefe und taktisches Vorgehen sorgte. In „Pokémon Mystery Dungeon: Portale in die Unendlichkeit“ wurde das Hunger-System aber vollständig entfernt. Ebenso stehen dem Spieler bereits sehr früh Pokémon für das Team zur Verfügung, die ein weitaus höheres Level besitzen und damit in den Dungeons den Großteil der Arbeit abnehmen. Im Gesamtbild sorgen diese Punkte für den Eindruck, dass der neueste Teil weitaus einfacher im Vergleich zu seinem Vorgängern geworden ist.
Ein anderes Thema sind die rasterfreien Ebenen. Diese Ebenen tauchen vereinzelt und meist nur in den Story-Missionen auf. Der Nutzen dieser Ebenen konnte sich uns jedoch nicht wirklich erschließen. Den auftauchenden Feinden kann man einfach aus dem Weg gehen und die Ebene ohne Hindernis hinter sich lassen. Setzt man sich dann mal mit einem Gegner auseinander, muss man sich wundern, dass das Spiel wieder zum Raster-System wechselt. In wenigen Fällen werden diese vom Raster befreiten Ebenen für simple Rätsel-Einlagen genutzt, die aber ihre Erwähnung fast nicht wert sind. Diese Ebenen fühlen sich nicht nur komisch und undurchdacht an, sondern hätten auch angesichts des geringen Einsatzes einfach weggelassen werden können. Noch kurz erwähnt: Das Rettungssystem über Passwort wurde entfernt und stattdessen durch eine StreetPass-Funktion ersetzt. Sofern man keinen Freund in der Nähe hat, ist es also nur sehr schwer, sich innerhalb eines Dungeons retten zu lassen. Eine Online-Anbindung, dank der man seinen Rettungsauftrag seinen Freunden anbieten könnte, wäre da deutlich sinnvoller und zeitlicher gewesen.
Ein ordentlicher Umfang
Für abgeschlossene Missionen erhält man selbstverständlich eine Belohnung. Diese äußert sich in Pokédollar, Items und Baumaterialien. Mit letzteren kann man neues Bauland erschließen und Einrichtungen in seinem Paradies eröffnen. Auf verschiedenen Feldern kann man beispielsweise kostenlos Samen und Beeren züchten, während die Dojos sich dazu eignen, seine Pokémon zu trainieren. Umso größer das Paradies wird, desto mehr Pokémon können sich dort aufhalten und angeheuert werden. Das Sammeln der Baumaterialien und Errichten neuer Einrichtungen benötigt zwar einiges an Fleiß, ist aber derart motivierend, dass dies sogar über die eintönigen Missionen hinwegtröstet. Gerade zu Beginn des Spiels sollte man jedoch noch häufiger in dem angrenzenden Ort Raststadt vorbeischauen, da einige Items und Dienste nur dort erhältlich sind. Erwähnen wollen wir auch noch den Magnaportal- und Mehrspieler-Modus. In ersterem nutzt man die 3DS-Kamera, um via Augmented Reality in der echten Welt Eingänge zu Dungeons zu finden. Die gefundenen und oftmals seltenen Items können dann in die Kiste übertragen werden. Im Mehrspieler-Modus kann man sich hingegen mit seinen Freunden und auch in der Rolle eines anderen Pokémons auf Abenteuer begeben. Mit den zusätzlichen Downloadinhalten wird somit für einen ordentlichen Spielumfang gesorgt, der es in sich hat. Für Pokémon-Fans ist einzig der Umstand, dass es leider nicht alle Pokémon ins Spiel geschafft haben und man viele der legendären Pokémon nicht anwerben kann, ein großer Wermutstropfen.
Technik
In technischer Hinsicht hat sich mit „Pokémon Mystery Dungeon: Portale in die Unendlichkeit“ seit dem letzten Ableger einiges getan. Anstatt als 2D-Sprites werden die Pokémon nun als hübsche 3D-Modelle dargestellt. Die Animationen können überzeugen und auch ansonsten besticht die Präsentation durch viel Farbe. Ein wenig mehr Liebe zum Detail hätten wir uns jedoch trotzdem gewünscht. Die Dungeons sind zwar weiterhin eintönig und ähneln sich durch die wiederkehrenden Level-Strukturen immer wieder, wirken aber auch deutlich lebendiger als es noch im letzten Teil der Fall war. Nett anzusehen, aber auch nicht mehr als das, sind die kurzen Zwischensequenzen, die die Handlung weitererzählen. Das Spiel wird von passender Musik untermalt, die sich gut in die Spielwelt einfindet, aber nicht extra gelobt werden muss.
Bisher gibt es acht Kommentare
Ich denke, ich fange lieber mit einem anderen Teil der Reihe an, und sollte der mir gefallen, kann ich irgendwann mal auch über den Kauf dieses Spiels nachdenken.
Die Vorgänger haben auch nicht so meinen Geschmack getroffen, es war ganz ok. Nicht schlecht aber auch nicht wirklich gut, dass dieser Teil hier Pflicht geworden ist.
Ich habs trotzdem bestellt. Muss doch irgendwas mit Pokemon spielen, bis X und Y rauskommen. ^^
Hoffe es kommen bald wieder paar gute Spin-offs wie Pokemon Rangers, Colloseum oder sogar ein neues Snap. :O
Wirklich schade, dass das Hungersystem weggefallen ist. Es hat zwar manchmal wirklich genervt, aber dadurch wurde das Spiel auch anspruchsvoller. In den alten Teilen bin ich deswegen auch manchmal gestorben und musste dann erstmal viele Beeren auf die Mission mitnehmen.