Wer noch mitten in „Dragon Quest VII: Fragmente der Vergangenheit“ steckt, sollte sich sputen. Denn mit „Dragon Quest VIII: Die Reise des verwunschenen Königs“ steht bereits der nächste Rollenspiel-Kracher in den Startlöchern. Wir haben uns erneut über etliche Stunden in die fantastische Welt von “Dragon Quest” verkrochen und das Remake des PlayStation 2-Klassikers unter die Lupe genommen.
Eine ungewöhnliche Reisegemeinschaft
Am Anfang von „Dragon Quest VIII: Die Reise des verwunschenen Königs“ steht eine eher ungewöhnliche Reisegemeinschaft. Ein Pferd, ein ehemaliger Bandit mit schroffer Ausdrucksweise, ein vorlauter Troll und mitten drin ein ehemaliges Mitglied der Königsgarde und Held des Spiels. Gemeinsam reisen sie durch das Land auf der Suche nach einem gewissen Dhoulmagus.
Recht zügig stellt sich heraus, was die Gruppe zusammenführt. Denn im Gegensatz zum Vorgänger „Dragon Quest VII: Fragmente der Vergangenheit“ wird man mitten in das Geschehen geworfen, statt Zeit mit Vorgeplänkel zu verschwenden. Dauerte es in “Dragon Quest VII“ mehrere Stunden bis man das erste Mal im Kampf stand, zückt man im Nachfolger schon nach wenigen Spielminuten das erste Mal das Schwert. In Form von Rückblicken wird schließlich erklärt, wie die Reisegruppe zustande kam: Der hässliche Gnom ist tatsächlich der König, das Pferd die Prinzessin eines verfluchten Königreichs. Beide wurden verwandelt, nachdem Dhoulmagus sich die magischen Kräfte eines antiken Zepters angeeignet hat. Da bis auf den Held niemand sonst von dem Fluch verschont blieb, liegt es nun am Spieler durch das Land zu reisen, um Dhoulmagus ausfindig zu machen und Verbündete zu finden, um den Kräften des Zepters entgegentreten zu können. Auch im weiteren Spielverlauf werden Rückblicke genutzt, um die Geschichten der Figuren weiter zu erläutern. So decken sich die Mysterien nach und nach auf und die Antworten auf diese motivieren stets weiterzuspielen.
Trumpfkarte Humor
Gerade die ungewöhnliche Konstellation der Figuren führt dazu, dass „Dragon Quest VIII“ eine der Trumpfkarten der Reihe ausspielt: Humor. Die Dialoge regen zum Schmunzeln an und viele der Figuren, denen man im Spielverlauf begegnet, schließt man aufgrund ihrer außergewöhnlichen Charakterzüge direkt ins Herz. Gerade Ex-Bandit Yangus ist zu Anfang immer für einen trockenen Spruch gut. Aber auch ein Dungeon-Boss sorgt aufgrund eines Sprach-Fehlers für skurrile Situationskomik. Trotz allem Ulk und Witz sträubt sich „Dragon Quest VIII” nicht davor auch einen ernsten Ton anzuschlagen. Tod und Trauer stehen genauso auf der Tagesordnung.
Auf der Suche nach Dhoulmagus
Die Reise durch das Land folgt den typischen Abläufen eines klassischen Rollenspiels. Um an Hinweise auf den Aufenthaltsort von Dhoulmagus zu gelangen, reist man von Stadt zu Stadt und befragt die Bewohner. Dabei wird man immer wieder in lokale Geschehnisse verstrickt. Bereits früh trifft man so auf eine aristokratische Familie, die in tiefer Trauer liegt, nachdem der älteste Sohn von einer Erkundung nicht lebend zurückkehrte. Diese Begegnungen stehen in Verbindung mit Dhoulmagus, sodass man ihm immer weiter auf die Fersen rückt. Während der Reise schließen sich der Truppe auch neue Figuren an. Dazu gehören auch zwei, die im Original auf der PlayStation 2 nur Nebencharaktere waren. Durch die wechselnde Figuren-Konstellation entstehen in der Geschichte stets neue Dynamiken und Facetten. Hinzu kommen die vielen Nebenmissionen, dank denen es abseits der Haupthandlung noch einige andere Dinge zu erleben gibt.
Zwischen den Städten reist man durch die für „Dragon Quest“ typischen Graslandschaften. Im direkten Vergleich zu „Dragon Quest VII“ fallen die Landschaften aber deutlich abwechslungsreicher aus und sind mit mehr Fauna und unterschiedlichen Strukturen angereichert. Da die Spielwelt so riesig ist, kommen einem die verschiedenen Transportmittel sehr entgegen. Per Schiff überkreuzt man den Ozean, auf dem Rücken eines Säbelzahntigers prescht man durch die Ebenen. Richtig gehört: Man kann einen Säbelzahntiger reiten. Wie cool ist das denn? Ebenso wie schon im Remake des siebten Teils, tauchen auch in „Dragon Quest VIII“ die Monster in der Oberwelt auf und sorgen so für zusätzliches Leben. Im Original Spiel setzte man noch vollständig auf Zufallskämpfe, ohne dass man die Monster in der Oberwelt sehen konnte.
Bodenständiges Kampfsystem
Das Kampfsystem verzichtet auf ausgefallene Kniffe und bleibt somit auch ohne ausufernde Erklärungen einfach verständlich. Jeder Charakter greift nach der Reihe an. Die verschiedenen Attribute entscheiden wer zuerst attackiert, wie viel Schaden er austeilt und einsteckt. Durch Level-Ups kann man die Talente verbessern, sodass die Charaktere neue Fähigkeiten erlernen, seien es nun Angriffstechniken, Zauber oder Heil-Fähigkeiten. Die Talente entscheiden außerdem darüber, wie gut ein Charakter mit einer bestimmten Waffengattung umgehen kann. Statusveränderungen sorgen für eine zusätzliche Spieltiefe. Auch wenn die Grundmechaniken sich recht simpel verhalten, erweisen sich speziell die Boss-Gegner als harte Brocken. Hat man seine Charaktere vorher nicht ausreichend trainiert oder geht mit der falschen Taktik vor, wird man sich an den Monstern schnell die Zähne ausbeißen. Auch wenn Square Enix sich bewusst dagegen entschieden hat am Kampfsystem Änderungen zu treffen, funktioniert es auch heute noch sehr gut. Durch kleine Anpassungen wie das Schnellspeichersystem wird das Spielerlebnis möglichst originalgetreu beibehalten, ohne auf moderne Gegebenheiten zu verzichten
Ausreichend Freizeitbeschäftigungen
Hat man genug davon, sich mit Monstern und Dungeons herumzuschlagen, kann man seine Zeit beispielsweise auch im Casino verbringen. Gegen Gold kauft man sich Jetons und kann sie in verschiedene Glücksspielen munter verprassen. Als Gewinn winken seltene Items, von denen es manche sogar nur im Glücksspiel zu gewinnen gibt. Eine Prinzessin schickt den Spieler zudem auf die Suche nach den Minimedaillen, die in der ganzen Spielwelt versteckt sind und ein aufmerksames Auge benötigen.
Ein weiterer spannender Ort im Spiel ist Monster-Arena. Auf der Reise begegnet man immer wieder starken Monstern, die man rekrutieren kann. Diese können dann in der Monster-Arena in Obhut gegeben werden, um dann in Rang-Kämpfen herausgefordert zu werden. Besiegt man drei Teams hintereinander, steigt man einen Rang auf, wofür auch eine Belohnung winkt.
Neu im Remake ist die Fotosafari-Fibel. Recht früh erhält man von einem gewissen Mann namens Cameron Obscura eine Kamera, mit der man auf seiner Reise Fotos von Monstern und versteckten Items machen kann. Erfüllt man bestimmte Aufgaben und fotografiert vorgegebene Motive, erhält man Stempel und kann verschiedene Preise gewinnen. Die Fotos lassen sich auch auf der SD-Karte abspeichern und so weiterverbreiten. Letzteres ist zwar nur eine nette Spielerei, die Foto-Herausforderungen sorgen aber für angenehme Abwechslung, sollte einem der Spielverlauf zwischenzeitlich doch zu linear werden. Dank der vielen verschiedenen Aktivitäten mangelt es „Dragon Quest VIII“ definitiv nicht an Abwechslung.
Technisch auf dem höchsten Niveau
Technisch bewegt sich „Dragon Quest VIII“ auf dem höchsten Niveau, das der 3DS zu bieten hat. Ob Haupt-, Nebencharaktere oder auch Monster - die Animationen der Figuren sind liebevoll gestaltet und hauchen den Unterhaltungen Leben ein. Dafür sorgt auch die englische Sprachausgabe, die mit deutschen Texten stets untertitelt wird. Auch die Zwischensequenzen überzeugen durch aufwendige Effekte und gelungene Inszenierung. In der Spielwelt sorgen lediglich Pop-Up-Effekte für Abstriche, die in Angesicht von stabiler Bildrate und der Qualität der Charakter-Modelle nicht allzu stark ins Gewicht fallen. Die störrische Kamera ist da schon nerviger, da man sie ständig nachjustieren muss. Auf dem New 3DS kann man hierzu immerhin den C-Knopf nutzen. Ob man sich am wegfallenden 3D-Effekt stört, liegt an der eigenen Spielgewohnheit. Wohlgemerkt treibt „Dragon Quest VIII” den 3DS aber an seine Grenzen, sodass diese Entscheidung verständlich ist. Begleitet wird „Dragon Quest” von einem gewohnt imposanten Soundtrack, der mit bekannten Stücken der Reihe angereichert ist.
Bisher gibt es drei Kommentare
Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf das Spiel, bald ist es ja soweit.