Nintendo-Online LogoNintendo-Online.de
AccountSuchen
Placeholder image
Image 87506


Vor einigen Tagen fand in Japan die Game Creators Conference statt, bei der unter anderem Nintendos Masaru Mitsuyosh gemeinsam mit Capcoms Masaru Ijuin über Nintendo Switch sprachen. Hierbei wurden zahlreiche Informationen bekannt gegeben, die natürlich insbesondere für Entwickler von Interesse sind. Doch auch für Spieler und Fans lohnt sich ein kleiner Blick hinter die Kulissen.


Eine der wichtigsten Informationen betraf die Switch-Entwickler-Kits, welche etwa 50.000 Yen kosten sollen. Dies entspricht einem Betrag in Höhe von knapp 420 Euro. Gerade kleineren Entwicklern sollte dies recht entgegenkommen. Zum Vergleich: Die Wii U-Entwickler-Kits kosteten etwa zwischen 4500 und 5000 Euro.


Interessanterweise befanden sich die Joy-Con noch in der Entwicklungsphase und waren demnach nicht Teil der Dokumentationsunterlagen, als Capcom die neue Konsole erstmals vorgestellt wurde. Lediglich ein Formfaktor für ein interaktives Bedienfeld, wie einem Touchscreen, wurde aufgeführt, erklärte Ijuin. Daher war er sich anfangs nicht sicher, in welcher Form das Gerät portabel sein würde. Nachdem die Joy-Con jedoch präsentiert wurden, leuchtete es ihm ein.


Nintendo fokussiere sich bei den Hardware-Spezifikationen von Switch auf hohe Leistung bei geringem Energieverbrauch. Auf diese Weise könne man die Hochleistungs-Fähigkeiten des nVidia GeForce-Grafikprozessors im TV-Modus erreichen und das selbe Gerät mittels einer Batterie im Tisch- beziehungsweise Handheld-Modus betreiben.


Doch auch in den portablen Modi würde Switch die hohe Leistung bei geringem Verbrauch erreichen. Das Gesamtsystem unterscheidet sich beispielsweise von dem von Smart-Geräten. Als Betriebssystem wird ein eigens für die Konsole entwickeltes verwendet, welches es ermöglicht, einen sehr großen Anteil der Hardware-Ressourcen für Spiel-Anwendungen zu nutzen. Es stellt außerdem sicher, dass den Anwendungen stets genügend Speicher zur Verfügung steht.


Zudem lege Nintendo den Fokus bei Switch auf kabellose Technologie. Selbst beim Übergang vom TV-Modus in den portablen Modus sollen die Daten ohne Unterbrechungen übermittelt werden.

Image 86644


Ein weiterer Punkt der Veranstaltung war natürlich auch die Software-Entwicklung. Capcom arbeitet momentan an Ultra Street Fighter II für Nintendo Switch, bei dem die firmeneigene Engine MT Framework zum Einsatz kommt. Diese werde man momentan auch weiterhin nutzen. Da sie bereits auf früheren Nintendo-Systemen verwendet wurde, schien es sinnvoll, dies beizubehalten. Zudem seien viele Mitarbeiter im Umgang mit der Engine vertraut.


Um die Switch-Kompatibilität ins MT Framework zu implementieren, habe Capcom mit der Entwicklung einer Software-Umgebung begonnen, um direkt und zügig die Hardware zu untersuchen. Ursprünglich habe man Hardware-spezifische Funktionen sowie Sound- und Netzwerk-Unterstützung außer vor gelassen. Parallel dazu entwickelte man eine PC-Emulations-Umgebung. Nintendo stellte einen GPU-Emulator bereit, welcher auf dem PC die selben Shader nachbildete, die auch bei der eigentlichen Konsole verwendet werden. Zudem sei die Switch-Version dieses GPU-Emulators fortgeschrittener, sodass es für Capcom einfach war, den PC-Emulator zu erstellen. Iterationen seien besonders auf dem PC etwas sehr simples, daher sei der Vorteil eines PC-Emulators enorm.


Capcom verbrachte einen Monat damit, die verschiedenen Bestandteile des Software Development Kit kennenzulernen. Da zur selben Zeit an anderen Titeln gearbeitet wurde, konnten lediglich zwei Programmierer hiermit beauftragt werden. Doch diese beiden Mitarbeiter schafften es, innerhalb eines Monats grundlegende Funktionen der Engine zu portieren. Diese kurze Zeitspanne erklärte Capcom damit, dass die beiden Programmierer Portierungsarbeiten gewohnt sind und bereits die Wii U-Version des MT Framework übernahmen. Doch auch die leicht zu verstehende Hardware-Architektur habe sehr dazu beigetragen. Die Portierung der Engine auf Wii U habe mit vier Mitarbeitern vier Monate gedauert, während fünf Mitarbeiter für die Nintendo 3DS-Version drei Monate benötigten. Demnach habe die Portierung von MT Framework für Nintendo Switch, gerade einmal zwei Arbeitsmonate in Anspruch genommen – nicht zu verwechseln mit Kalendermonaten. Die Portierung der Engine für Wii U und Nintendo 3DS benötigte hingegen 15 respektive 16 Arbeitsmonate.

Image 87507


Als Capcom die geplante Kapazität des Arbeitsspeicher sah, wendete man sich an Nintendo mit dem Hinweis, dass dies keinesfalls genug sei. Nintendo reagierte auf die Bitte des Unternehmens und erhöhte die Kapazität entsprechend, welche sich nun mit Capcoms Vorstellungen deckt.


Als weiterer Punkt die Hardware betreffend wurde erwähnt, Nintendo hätte überlegt welche Art Touchscreen verwendet werden sollte. Die Situation wurde basierend auf den Kostenaufwand betrachtet. Es sei oftmals schwierig Hardware zu entwerfen und dabei einen Ausgleich zwischen Fähigkeiten und Kosten zu erzielen. Mittlerweile ist bekannt, dass sich Nintendo für einen kapazitiven Touchscreen entschied.


Als nächstes wurde über den Prozessor sowie den Stromverbrauch gesprochen. Um die Situation des CPU-Taktes sowie der Leistungsaufnahme untersuchen zu können, sei es nötig, eine besonders Hardware-belastende Anwendung auszuführen, welche sich in etwa auf dem Niveau eines fertigen Produktes befindet. Innerhalb der frühen Entwicklungsphase gebe es jedoch kaum Anwendungen, die diese Anforderungen erfüllen. Doch da Capcom innerhalb eines Monats ein grundlegendes Verständnis von Switch erlangen konnte, fragte Nintendo direkt an, ob Capcom auch diese Aufgabe übernehmen könnte.


Da die Leistungsaufnahme von Switch hauptsächlich mit der GPU und weniger mit der CPU verbunden ist, fragte Capcom zudem, ob es möglich sei eine Funktion zur Justierung des GPU-Taktes entsprechend der dargestellten Szenen einzubauen. Doch Nintendo gab zu bedenken, dass selbst bei reduziertem Takt, kaum Vorteile erzielt werden, da sich die gesamte Bearbeitungsdauer erhöhen würde.


Allgemein hätten Nintendo und Capcom gemeinsam daran gearbeitet, die Hardware-Entwicklung abzurunden. Dabei soll es sich nicht um eine einseitige Kollaboration gehandelt haben, sondern vielmehr um eine wechselwirkende Zusammenarbeit, von der beide Unternehmen profitierten. Während dieses Prozesses, bestehend aus Versuch und Irrtum, habe man eine vertrauensvolle Beziehung zu einander aufgebaut.


Zum Abschluss gab Capcom an, man untersuche momentan die Möglichkeit die neue RE Engine mit Nintendo Switch kompatibel zu machen. Diese Engine wurde speziell für Resident Evil 7 entwickelt und wird vermutlich ebenso in künftigen Projekten zum Einsatz kommen. Außerdem wolle man Triple-A-Titel für die neue Plattform entwickeln.

Image 87508


Capcom war also offenbar recht stark in den Entwicklungsprozess von Nintendo Switch involviert und scheint somit einer der wichtigsten Partner für Nintendo zu sein.