
Im Mai dieses Jahres erschien Shin Megami Tensei: Strange Journey Redux in Europa und gab den hiesigen Fans mit dieser Neuauflage erstmals die Gelegenheit, die skurrile und fremdartige Schwarzwelt zu erkunden.
Jeremy Parish von Retronauts hatte kürzlich die Gelegenheit dem Director des Spiels, Eiji Ishida, einige Fragen zu stellen, deren Antworten Einblicke in die Entstehung des Originals und des Remakes wie auch in die Hoffnungen des Teams hinsichtlich zukünftiger Spiele in diesem Stil liefern. Nachfolgend findet ihr eine Übersetzung des Gesprächs.
Darüber, in welchem Umfang das Team des Originals bei der Entwicklung des Remakes beteiligt war.
Ishida war auch beim Original als Director tätig und diverse Dungeon-Leveldesigner sowie Grafiker kamen für dieses Projekt wieder zusammen. Außerdem kehrten die ursprünglichen Mitarbeiter im Bereich Soundeffekte zurück. Der damalige Komponist, Shoji Meguro steuerte zudem einige neue Stücke bei, erklärt Ishida.
Mit Strange Journey“ brachte man seinerzeit „Shin Megami Tensei“ wieder zurück in den klassischen Stil eines First-Person-Dungeon-Crawlers. Doch was unterscheidet Strange Journey von Genrevertretern wie „Etrian Odyssey“ und „Persona Q“?
Die Entwicklung von Strange Journey Redux begann unter Verwendung der Spiel-Engine von Etrian Odyssey, daher bestehen einige stilistische Ähnlichkeiten. Während der Entwicklung fokussierte man sich jedoch nicht darauf, das Spiel von dieser Reihe oder ähnlichen Titeln abzuheben, so Ishida. Wenn etwas Strange Journey von anderen Titeln abhebt, ist es wohl das Resultat des Strebens ein „empirisches“ Thema zu verfolgen, was das Besondere an diesem Titel ist.
Der Spieler übernimmt die Rolle eines Mitgliedes einer Expeditionstruppe, die damit beauftragt wurde, ein räumliches Phänomen namens Schwarzwelt zu untersuchen, das auf Antarktika auftauchte. Um die Mission auszuführen, muss dieses gefährliche Gebiet betreten werden, das von Dämonen überrannt wurde, die man sonst nur aus Legenden kennt. Das „empirische“ Thema beruht auf den beiden Aspekten der Erkundung, um die Rätsel dieser Dimension aufzulösen und der Konfrontation mit den Dämonen, die einem dabei im Weg stehen, erklärt Ishida.
Das Team nahm das Kernkonzept eines klassischen Dungeon-Crawlers und erweiterte es mit einer zusätzlichen Ebene Immersion, führt Ishida fort. Beispielsweise erlaubt es Strange Journey Redux' Scansystem dem Spieler die Entdeckungen und Mysterien zu analysieren, während er sich auf seiner Mission befindet. Das ermöglicht es Spielern noch tiefer in die Rolle eines Mitgliedes des Einsatzkommandos einzutauchen und die eigene Umgebung zu beeinflussen. Ishida glaubt, dass diese Elemente eine gänzlich einzigartige Erfahrung erschaffen.
Da die Handlung des Spiels auf mehrere Genres zurückgreift, stellt sie für Ishida einen Grund dar, warum Spieler Strange Journey Redux gegenüber anderen ähnlichen Atlus-Titeln wählen sollten. Es ist ein „berauschendes Gemisch“, das Einflüsse verschiedener Science-Fiction-Serien umfasst, an denen das Team zu jener Zeit Interesse hatte wie etwa Battlestar Galactica und LOST. Hinzukommen Aspekte wie Action, Spannung, Horror, das Okkulte sowie gelegentliche Komödie und andere Bestandteile. Diese Mischung biete Spielern die Gelegenheit eine breit gefächerte Vielfalt unterschiedlicher Erzählungen zu erleben.

Über die neu hinzugefügten Inhalte des Remakes, die das ohnehin schon umfangreiche Spiel noch einmal erweitern sowie die damit eventuell verbundenen Balanceanpassungen.
Man glaubte, dass Spieler, die bereits das Original kannten, neue Herausforderungen benötigten. Also fügte man einen neuen Dungeon samt Handlungsbogen wie auch einen neuen Charakter hinzu. Die neue Erzählung endet wiederum in drei verschiedenen möglichen Ausgängen. Somit werden sehr viele neue Inhalte geboten, meint Ishida. Ohne zu viel zu verraten, werden Spieler des Originals die Motivationen der neuen Schlüsselfigur wohl als recht schockierend und faszinierend empfinden.
Das Remake erfuhr auch einige Verbesserungen gegenüber dem Original. So wurden von fast allen Charakteren Portraits angefertigt, die vorher keine besaßen. Auch Sprachausgabe wurde für diese Charaktere implementiert. Die Stimmen stammen von bekannten Synchronsprechern der Animations- und Filmindustrie, wodurch die entsprechenden Szenen dramatischer wirken, gibt Ishida an. Er glaubt, dass diese Änderungen dem Spieler die Handlung noch näher bringen.
Hinsichtlich des eigentlichen Spielsystems wurden beispielsweise zahlreiche Combat Skills hinzugefügt, die die Fähigkeiten des Protagonisten im Umgang mit den Dämonen erweitern und zudem das Tempo der Kämpfe deutlich erhöhen. Die Benutzeroberfläche erfuhr ebenfalls eine Überarbeitung, um die Anzahl nötiger Eingaben vom Spieler zu verringern. Des Weiteren wurden das Sprinten innerhalb der Dungeons sowie diverse kleinere Verbesserungen hinzugefügt, die schlicht das allgemeine Tempo des Spiels erhöhen sollen.
Es mag kaum möglich sein, die vielen Quality-of-Life-Verbesserungen auf Anhieb zu bemerken, doch sobald man erst einmal das Remake in den Händen hielt, wird es einem äußerst schwer fallen, zum Original zurückzukehren.
Der neue anpassbare Schwierigkeitsgrad trägt ebenfalls zum erhöhten Tempo des Spiels bei. Für Ishida stellt auch die Möglichkeit im Dungeon zu speichern eine entscheidende Verbesserung dar. Hierdurch sollten Verluste am Fortschritt bei einer Niederlage erheblich reduziert werden.

Darüber, ob „Strange Journey“ tatsächlich ursprünglich als vierter nummerierter Ableger der Hauptreihe und nicht als Spin-off konzipiert wurde.
Tatsächlich begann Strange Journey als Spin-off, stellt Ishida klar. Die Werbeabteilung schrieb dem Spiel jedoch genügend Qualität zu, um als nummerierter Titel vermarktet zu werden, wodurch der Vorschlag kam, es als solchen zu verkaufen. Selbst Kazuma Kaneko, der gemeinsam mit dem Team am Design der menschlichen wie auch dämonischen Charaktere arbeitete sowie die Original-Erzählung mit entwarf, unterstützte diesen Vorschlag, indem er sagte, es sei gut genug um als Shin Megami Tensei IV betitelt zu werden.
Da es aber als Spin-off konzipiert wurde, genoss das Team die gegebene Freiheit, von der üblichen Formel der Hauptableger abweichen zu können. Somit war Ishida der Idee, es als nummerierten Titel zu vermarkten nicht sonderlich angetan und lehnte diesen Vorschlag letztendlich ab. Heute wäre er diesbezüglich wohl etwas flexibler, jedoch war sein vergangenes Ich, das gerade erst den Schmerz und den Aufwand erfuhr, die mit der Erschaffung eines neuen Titels einhergehen, nicht sonderlich zuversichtlich und konnte diese Entscheidung nicht treffen. In diesem Sinne besitzt Strange Journey also keine chronologische Verbindung zur restlichen Shin Megami Tensei-Reihe.
Darüber, wieso gerade ein relativ neues Spiel, das für den Nintendo DS erschien und somit auch auf dem 3DS spielbar ist, neu aufgelegt wurde, anstatt an einer Fortsetzung zu arbeiten.
Die Entscheidung Strange Journey neu aufzulegen fiel, um dessen Bekanntheit zu erhöhen. Das Team würde gern an einer Fortsetzung arbeiten und hat tatsächlich Ideen für die Geschichte sowie für eine neue Spielerfahrung. Ob diese Ideen umgesetzt werden können, hängt jedoch auch davon ab, wie gut sich Strange Journey Redux am Markt schlägt, erklärt der Director.

Ein etwas abweichendes Thema über Ishidas Gedanken zum Film „Auslöschung“, dessen Prämisse deutliche Ähnlichkeiten zu „Strange Journey“ aufweist.
Ishida liebte Alex Garlands vorherigen Film Ex Machina und war dementsprechend gespannt auf Auslöschung. Wie erwähnt, fühlen sich diverse Elemente in beiden Titeln ähnlich an. Von Szenario und Handlung bis hin zu den Nachwirkungen, die das Ende beim Publikum hervorruft. Beides sind Geschichten über eine Reise durch ein fremdartiges Land. Ishida war wie gefesselt vom sogenannten Schimmer, der sowohl Terror als auch Frieden und Schönheit hervorrief als auch fasziniert von den dualen Aspekten der Persönlichkeiten der Charaktere.
Übrigens ist Maaya Sakamoto, die Synchronsprecherin von Zelenin in Strange Journey Redux zugleich auch die japanische Stimme der Schauspielerin Natalie Portman in Auslöschung. Dies sei ein weiterer Grund, warum Ishida eine starke Verbundenheit zum Film spürt. Sakamoto ist darüber hinaus die einzige Synchronsprecherin für Natalie Portman in Japan und lieh zudem auch Aigis aus der Persona-Reihe sowie Fiona aus dem Fernsehdrama Shameless ihre Stimme.
Zum Abschluss bedankt sich Ishida für das Interesse an Strange Journey Redux und gibt seine Freude zum Ausdruck, wenn dieses Interview ihnen auch nur einen einzigen neuen Fan bescheren würde.
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