Als Fan der Metroid-Reihe hat man es nicht immer einfach, vor allem wenn man die 3D-Ableger in sein Herz geschlossen hat. Es ist ganze 18 Jahre her, dass mit „Metroid Prime 3: Corruption“ das vorerst letzte Kapitel von Kopfgeldjägerin Samus Aran für Wii veröffentlicht wurde. Stolze zehn Jahre später, im Jahr 2017, kündigte Nintendo dann endlich den Nachfolger an. „Metroid Prime 4“ wurde im damaligen Nintendo Spotlight anlässlich der E3 enthüllt. Dass es sich dabei lediglich um die Präsentation eines Logos handelte, werden viele schmerzlich verdrängt haben.
Retrospektiv könnte man dies wohl auch als böses Omen sehen, wurde die Entwicklung des Spiels doch im Januar 2019 von Grund auf neu gestartet. Die Retro Studios, bereits verantwortlich für Teil 1–3, übernahmen schließlich die Entwicklung – und jetzt, im Jahr 2025, steht der Release kurz bevor. Während wir das Intro des Spiels bereits auf dem Nintendo Switch 2 Experience Event in Berlin spielen durften, gab es nun die Möglichkeit, einen tieferen Blick auf das Spiel zu wagen. Wie uns „Metroid Prime 4: Beyond“ bisher gefällt, erfahrt ihr hier und jetzt.
Bekannte Pfade
Im bisher gezeigten Spieleinstieg, den wir nun erneut im Handheld-Modus spielen durften, war noch nicht erkennbar ob das Spielgefühl das typische Prime-Feeling der Einsamkeit haben würde. Wir erinnern uns: Das Opening des Spiels schickt einen in ein actiongeladenes Feuergefecht zwischen Soldaten der Föderation und angreifenden Weltraumpiraten. Das Tohuwabohu zwischen den Fronten brachte jede Menge Explosionen, abstürzende Raumschiffe und mit Effekten gespickte Feuergefechte.
Was durchaus unterhaltsam war, ließ jedoch die dichte, atmosphärische Spannung vermissen. Haben wir sie dennoch gefunden? Die kurze und schmerzlose Antwort lautet: Ja!
Reiche mir die Liane, Samus!
Die Geschehnisse rund um die hitzigen Auseinandersetzungen führen uns auf den Planeten Viewros, auf dem wir als Auserwählte des außerirdischen Volkes der Lamorn fünf sagenumwobene Schlüssel auffinden sollen. Diese Aufgabe übernehmen wir nur zu gern und landen daraufhin im Dschungel des Zorns – unserem heutigen Spielgebiet für diese Demo-Session. Und bereits nach den ersten Gehversuchen wird klar: Das ist ein waschechtes „Metroid Prime“-Erlebnis!
Es ist die Kombination aus Art-Design, Musik, Geräuschkulisse und dichtem Flair, die uns sofort in ihren Bann zieht. Wir schwenken unseren wuchtigen Waffenarm durch die Szenerie: Sonnenstrahlen brechen durch das Dickicht, Partikel schweben in der Luft, Flugwesen flattern durch das Bild. Wir sind hin und weg von der Atmosphäre, noch ehe wir einen ersten Schuss abgegeben haben.
Das Spiel packt uns von der ersten Minute an, als hätte uns ein Metroid selbst umschlungen. Den Punkt mit der Atmosphäre können wir also zumindest für unseren Demo-Abschnitt breit grinsend abhaken und freuen uns auf viele weitere, hoffentlich genauso beeindruckende Areale im finalen Spiel.

Solche lebendigen Momente gibt es immer wieder im Spiel
Wie heißt das Zauberwort? Psy!
Während man in einem Spiel mit Samus Aran eigentlich immer fest damit rechnet, zu Beginn sämtliche Fähigkeiten zu verlieren, ist es in „Metroid Prime 4: Beyond“ etwas anders. Im von Pflanzen überwucherten Dickicht darf man nämlich von Beginn an Gebrauch von Charge Beam, Missiles und Co. machen. Die genretypische, stückweise Progression durch neue Items und Fähigkeiten scheint diesmal mit den neuen Psy-Fähigkeiten zusammenzuhängen, die einst wohl auch von den Lamorn beherrscht wurden.
Jene telepathisch wirkenden Kräfte gilt es zu entdecken – einige davon konnten wir bereits im Dschungel ausfindig machen. Da wäre zum Beispiel der Psy-Handschuh, den wir schon nach wenigen Minuten fanden. Mit Hilfe dieses praktischen Helferleins lassen sich sogenannte Psy-Energiesphären telekinetisch kontrollieren.

Der Psy-Handschuh bietet ungeahnte Fähigkeiten
Im Prinzip kann man sich das ein bisschen wie die Macht aus „Star Wars“ vorstellen. Mittels Tastendruck lassen sich in der Psy-Visor-Ansicht die Sphären an sich heranziehen. An anderer Stelle kann man sie wieder zurückschleudern, um sie etwa in eine Mulde zu platzieren – was wiederum das Öffnen eines Tores verursacht. In einer anderen Situation ist eine solche Sphäre fest in einer Tür verbaut. Durch eine magische Handbewegung unserer Kopfgeldjägerin schiebt sich das Ding dann aber wie von Geisterhand auf.
Insgesamt empfanden wir die neuen Kräfte als sehr interessant und im richtigen Verhältnis zum restlichen Gameplay eingesetzt. Ein wenig Einarbeitungszeit in die Handhabung sowohl der alten als auch der neuen Techniken brauchten wir allerdings schon. Das lag unserer Meinung nach aber eher daran, dass viele Tutorial-Einblendungen etwas überladen wirkten, weil einige Befehle sowohl mit den ABXY-Buttons als auch mit den Schultertasten ausgeführt werden können.
Dafür kann das Spiel aber kaum etwas. Wir mussten uns erst wieder an das klassische „Metroid Prime“-Gameplay gewöhnen. Wer von modernen Shootern kommt, wird sich zunächst umgewöhnen müssen. Im Laufe der Session kamen wir jedoch immer besser zurecht und wechselten schließlich sicher zwischen Samus’ Waffenarsenal und den Psy-Fähigkeiten hin und her.
Mäuse an die Macht!
Apropos Spielbarkeit: Diesmal haben wir die komplette Spielzeit mit dem Pro Controller absolviert und anschließend kurz den Mausmodus getestet. Unser persönliches Empfinden sagt: Wir bleiben beim Controller. Der Mausmodus funktioniert zwar weiterhin gut, wir sehen aber bisher keine Notwendigkeit, die Vorteile der Mauskontrolle – sprich Geschwindigkeit und Präzision – auf dieses Spiel anzuwenden.
„Metroid Prime 4: Beyond“ setzt schließlich auf ein Lock-On-Feature beim Zielen. Die Feinjustierung des Fadenkreuzes funktionierte für uns via Gyrosensor ausreichend gut. Wie gesagt: eine persönliche Einschätzung. Der Mausmodus mag für andere Spieler:innen durchaus die bevorzugte Eingabemethode sein.

Toll gemacht: Die Kamera ist hier perspektivisch hinter dem transparentem Bedienpanel
Humor in „Metroid Prime“?
Man denkt bei „Metroid Prime“ selten an Humor. Zu ikonisch ist die Mischung aus Einsamkeit, Erforschung und Bedrohung. Doch zwischen all den düsteren Szenen blitzte schon in der Vergangenheit immer wieder ein unerwartet trockener Witz auf. Mal waren es die selbstironischen Logbucheinträge der Weltraumpiraten, die über missglückte Experimente oder die „Science Team has vapor for brains“-Mentalität klagten, mal schmunzelte man über skurrile Physik-Momente, wenn ein Boss spektakulär stolperte oder Samus ein Stein unabsichtlich auf den Helm fiel. Der Humor war nie aufdringlich, sondern pointiert eingesetzt. Mitunter entgingen einem diese Momente sogar.
„Beyond“ scheint hier etwas verändern zu wollen und wir waren hiervon ganz hin und weg. In einer Szene der Demo-Session stießen wir auf einen Techniker der Galaktischen Föderation, der offenbar im Dschungel des Zorns gestrandet war. In einer kurzen Zwischensequenz, die sich vollkommen auf Myles MacKenzie fokussierte, erfuhren wir von seiner misslichen Lage, die humoristisch erzählt wird. „Na ja, wenigstens sitz ich nicht mehr neben Phil in der Bürozelle“, hört man ihn dort unter anderem sinnieren. Das gibt ganz gut wieder, welche Art Witz hier an den Tag gelegt wird.

Dieses Kerlchen ist unser neuer Liebling
Im Laufe der Spielzeit begleitet uns MacKenzie dann für einen gewissen Abschnitt und tritt auch dort immer wieder als nerdiger Sidekick auf, der uns zwar in Gefechten wenig hilft, dafür aber umso mehr, wenn es um die Entschlüsselung uralter Hardware auf dem Planeten geht. Wir empfanden die neue Ausrichtung als absolut gelungen. Sie rückt die Reihe ein Stück näher an eine perfekte Inszenierung. Für unsere Spielzeit war der Mix aus Action, düsterer Stimmung, Rätseln, Zwischensequenzen und humoristischen Einlagen perfekt ausgewogen, da das Pacing insgesamt hervorragend funktioniert. Inwiefern sich dieser Eindruck auf das gesamte Spiel übertragen lässt, klären wir dann im kommenden Test zu „Metroid Prime 4: Beyond“.
Carvex kann einpacken
Ein Muss für ein „Prime“-Spiel sind natürlich auch die intensiven Bosskämpfe. Bereits in „Metroid Prime“ galt der Kampf gegen Thardus als Paradebeispiel dafür, wie vielschichtig und atmosphärisch diese Duelle inszeniert werden. Das riesige Phazon-Wesen forderte seinerzeit von Samus den ständigen Wechsel zwischen verschiedenen Visoren und Waffen, um seine Schwachpunkte auszumachen und zu bekämpfen. Dieses Wechselspiel aus Beobachtung, Taktik und technischer Präzision wurde seither zum Markenzeichen der Reihe. Viele Bosse fühlen sich wie ein Rätsel an, das sich nur durch gute Analyse lösen lässt.

Der hier hat uns total überrascht
Und genau hier knüpft „Metroid Prime 4: Beyond“ eindrucksvoll an. Unser Duell mit Carvex, einer gewaltigen fleischfressenden Pflanze, steht ganz in dieser Tradition. Es gilt, verschiedene Phasen zu absolvieren und dabei das gesamte Waffenarsenal strategisch einzusetzen. Schwachpunkte werden mit Missiles bearbeitet, und die Psy-Fähigkeiten helfen auch hier, das Monster zur Strecke zu bringen. Was genau und wie eingesetzt werden muss, dürft ihr aber selbst herausfinden – denn genau das gehört zum Spielspaß.
Wenn sich Samus’ Antlitz im Helm spiegelt…
… dann gehört das mit zu den ikonischsten Momenten der gesamten Reihe. Und das sah noch nie so geheimnisvoll und gut aus wie in „Metroid Prime 4: Beyond“. Doch auch abseits dessen waren wir beeindruckt vom technischen Gesamtbild. Der Titel bietet zwei Grafikoptionen: den 120 FPS-Modus mit geringerer Auflösung von 1080p und den 60 FPS-Modus mit einer Auflösung von bis zu 4K. Hauptsächlich haben wir im zuletzt genannten gespielt, da wir recht nah am TV saßen und der Unterschied zwischen 4K und 1080p zu deutlich ins Gewicht fiel. In diesem Modus bot sich uns ein sehr flüssiges Spielerlebnis, das – wie bereits erwähnt – vor allem von seiner Atmosphäre lebt. Eine finale Einschätzung zur Technik können und wollen wir an dieser Stelle noch nicht abgeben. Nur so viel: Das bisher Gesehene macht uns sehr zuversichtlich, dass „Metroid Prime 4: Beyond – Nintendo Switch 2 Edition“ eine tolle Beleuchtung, eine lebendige Umgebung mit vielen Details und ein rundes Gesamtpaket bieten wird.
Fazit
Unsere Spielzeit mit „Metroid Prime 4: Beyond – Nintendo Switch 2 Edition“ hat uns durchweg das geboten, worauf wir die letzten Jahre gehofft haben: die Rückkehr der „Metroid Prime“-Atmosphäre, die uns dieses einzigartige Spielgefühl aus Action, Beklommenheit und Mysterien bietet, wie wir sie in kaum einer anderen Reihe erleben. „Metroid Prime 4: Beyond“ könnte ein echter Hit werden – vorausgesetzt, die in der Demo angedeuteten neuen Mechaniken, der humoristische Anklang und die beeindruckende Inszenierung halten das Niveau, das wir bisher erleben durften.
















