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Cloudberry Kingdom (eShop)

von

Alexander

Wie oft musste man in den letzten Jahren die Beschwerden hören, dass die “Super Mario”-Spiele viel zu anspruchslos geworden seien. An alle Nörgler: Schaut euch unbedingt “Cloudberry Kingdom” an, denn dieses Spiel ist erbarmungslos, menschenverachtend und um es treffend zu sagen: Bockschwer!

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Jump’n’Run-Action in seiner reinen Form

Wer keinen Schimmer hat, was ihn in “Cloudberry Kingdom” erwartet, tastet sich am besten über den Abenteuer-Modus an das Spiel heran. In einer witzigen und schön animierten Zwischensequenz wird hier eine Handlung vorgeschoben, die man sich aber auch hätte schenken können. Das ewige Leid von der Prinzessin, die entführt wird, kennt man schließlich gut genug – dementsprechend braucht es auch gar nicht viel mehr Worte bis es losgeht.

In bester Jump’n’Run-Manier gilt es nun, durch die Level zu rennen und hüpfen. Wer hier Levelstrukturen à la “Super Mario” oder “Donkey Kong Country” erwartet, könnte eventuell enttäuscht werden. In “Cloudberry Kingdom” geht es um die Rohform des Jump’n’Runs: Laufen, Hüpfen, Timing. Versteckte Items, Bonus-Level, Abkürzungen – auf das alles verzichtet “Cloudberry Kingdom” bewusst und bietet dem Spieler stattdessen anspruchsvolle und fordernde Jump’n’Run-Passagen.

Dieses Spiel bringt jeden zum Verzweifeln

In den ersten Leveln des Abenteuer-Modus benötigt man noch etwas Übung und Gewöhnungszeit für die Steuerung, doch eben diese Zeit hat man nicht. Der Schwierigkeitsgrad von “Cloudberry Kingdom” zieht in Windeseile an und schnell macht man Bekanntschaft mit den tödlichen Laserstrahlen, die im weiteren Verlauf des Spiels noch für den ein oder anderen Nervenzusammenbruch sorgen sollen. Abseits dessen gibt es noch zahlreiche weitere Hindernisse, die es dem Spieler schwer machen. Dazu gehören schwingende Pendel, bewegende Plattformen oder Moskito ähnliche Gegner, die alle zum frühzeitigen Ableben führen können. Schnell lernt man, dass Timing ein essenzieller Bestandteil ist, um einen Level in “Cloudberry Kingdom” erfolgreich abzuschließen. Wer aber während der Level die verteilten Kristalle einsammelt, kann glücklicherweise zu Hilfsmitteln greifen. Wer will, kann sich so eine vorgegebene Lösung des Levels anschauen oder das Level in Zeitlupe abspulen, um das Timing der Sprünge richtig abzustimmen.

Doch wenn es immer nur das Timing wäre, weshalb man in einem Level mit etlichen Versuchen steckenbleibt. An vielen Stellen geht es um punktgenaue Präzision, denn viele der Plattformen sind extra schmal, sodass es besonders schwer fällt, auf diesen sicher zu landen. Doch das ist nicht der einzige fiese Einfall, um die Schwierigkeit des Spiels anzuheben. In diesem Punkt greift “Cloudberry Kingdom” zu viel originelleren Methoden. Gerade nachdem ich mir dachte “Ach, so schwer ist das doch gar nicht”, wurde ich eines Besseren belehrt. In der zweiten Welt ist der Held plötzlich an ein Rad gefesselt. Als ob es nicht schon schwierig genug gewesen wäre, sich zu Fuß durch die Level zu navigieren, wird man nun mit einer neuen Spielphysik konfrontiert, die die Steuerung komplett umkrempelt. Von Level zu Level ändern sich in “Cloudberry Kingdom” oft die Bedingungen.

Während man in einem Level noch ein Jetpack trägt, wird dieses im nächsten Level wieder entfernt und durch einen Doppelsprung ersetzt. Der Spieler muss sich also immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, wird man erneut mit den nervtötenden Laserstrahlen konfrontiert. Ganz ehrlich: Wer hat Laserstrahlen eigentlich für cool befunden? Und danke liebes Entwicklerteam, dass ich nun ein Trauma von Laserstrahlen in Videospielen mit mir trage. Wahrscheinlich war mir vorher noch nie derart bewusst, welch ein Segen doch Check-Points sind.

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Hier braucht man Nerven wie Stahlseile

Wer sich an “Cloduberry Kingdom” heranwagen will, sollte auf jeden Fall Nerven wie Stahlseile mitbringen, denn eins steht fest: Das Spiel hat es in sich und ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Spätestens dann, wenn man nach dem zwanzigsten Versuch nicht über die ersten zwei Sekunden eines Levels hinaus kommt, sollten nämlich auch die stärksten Nerven reißen. Doch keine Sorge: Nach zwanzig weiteren Versuchen beginnt man, das Ganze wieder gelassener und mit einer Mischung aus bitterer Verzweiflung und Sarkasmus zu betrachten. Schon lange nicht mehr habe ich bei einem Spiel derartigen Ehrgeiz entwickelt ein Level abzuschließen, wie im Fall von “Cloudberry Kingdom”.

Natürlich gibt es aber auch eine Kleinigkeit zu meckern. Im Abenteuer-Modus fiel uns auf, dass die Level nicht kontinuierlich schwerer wurden. Während manche Level etliche Anläufe benötigen, um gemeistert zu werden, gibt es Passagen, in denen man ohne größere Komplikationen durch mehrere Level am Stück rennt. Vielleicht ist dies ja auch beabsichtigt, um die Nerven der Spieler zwischenzeitig abzukühlen? Da “Cloduberry Kingdom” sein eigentliches Potenzial aber sowieso erst im Arcade-Modus und freiem Spiel entfaltet, sehen wir über diesen Kritikpunkt einfach mal gekonnt weg.

Eigene Herausforderungen erstellen

Ja, richtig gehört. Der Abenteuer-Modus ist im Vergleich zu den anderen Modi von “Cloudberry Kingdom” der reinste Kindergarten. Im Arcade-Modus gibt es vier verschiedene Spiel-Varianten. Beispielsweise hat man entweder nur eine begrenzte Anzahl Leben zur Verfügung oder muss sich der Zeit stellen und möglichst viele Level absolvieren. Die ultimative Herausforderung stellt aber der Freie Modus dar.

Dank einem aufwendig entwickelten System berechnet “Cloudberry Kingdom” die Level nach Zufall. Der Spieler kann bestimmte Kriterien einstellen und sich somit seine ganz eigenen Herausforderungen erstellen. Selbstverständlich ergibt das erst dann Sinn, wenn man die Level besonders anspruchsvoll gestaltet und sich bis an die Grenzen seines spielerischen Könnens wagt. Warum sollte man sich das antun? So eine echte Antwort habe ich darauf nicht. Vielleicht erweckt das Spiel aber auch den inneren Masochisten in uns. Übrigens: Besonders gelungene Level kann man im Anschluss auch abspeichern, weitergeben und sich in Online-Ranglisten mit anderen Spielern messen. Die Online-Funktiopnen fehlen in der Wii U-Version aber bisher und sollen später per Patch nachgereicht werden. Lokal kann man sich übrigens mit bis zu drei weiteren Spielern in die Level stürzen.

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Technik

“Cloudberry Kingdom” fing als einfaches Indie-Projekt an, das über Crowdfunding finanziert wurde. Auch nachdem Ubisoft das Spiel unter seine Fittiche genommen hat, kann man dem Titel weiterhin seine Ursprünge ansehen. Der Grafikstil und die Animationen sind schlicht gehalten, doch all das trübt den Spaß an “Cloudberry Kingdom” kein Stück. Deutlich qualitativer ist hingegen der Soundtrack, der durch abwechslungsreiche elektronische Musikstücke begeistert und das Spiel passend untermalt. Wer übrigens am liebsten auf dem GamePad spielt, darf sich freuen: "Cloudberry Kingdom" unterstützt vollständig die Off TV-Play-Funktion.

Unsere Wertung

0/10

Fazit

Bei “Cloudberry Kingdom” trennt sich die Spreu vom Weizen. Während der Gelegenheitsspieler schnell die Flinte ins Korn wirft, wird beim echten Zocker der Ehrgeiz geweckt. Schon lange habe ich mich nicht mehr so hinter einen Plattformer geklemmt und die Konsole erst ausgemacht, nachdem auch der letzte Laserstrahl hinter mir gelassen war. Wer eine echte Herausforderung sucht, an der er länger zu knacken hat, sollte “Cloudberry Kingdom” unbedingt in Erwägung ziehen.