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Fire Emblem (VC)

von

Tobias Schmitz

Seit 1990 besteht Nintendos Fire Emblem“-Reihe bereits, doch erst 2003 erschien sie erstmals auch außerhalb Japans. Der erste im Westen veröffentlichte Titel trägt gar keinen Untertitel und heißt schlichtweg „Fire Emblem“. Es handelt sich um ein Game Boy Advance-Spiel, das in Europa im Juli 2004 herauskam. Tatsächlich ist es das Prequel zu einem vorher erschienenen „Fire Emblem“-Titel für den GBA, welcher jedoch noch Japan-exklusiv war. Spulen wir über ein Jahrzehnt vor: Mit „Awakening“ hat die bisherige Nischenserie endlich auch im Westen ihren Durchbruch erlebt. Das erste „Fire Emblem“ für den Westen ist jetzt seit einigen Monaten auch im Wii U-eShop als Virtual Console-Spiel erhältlich.

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So einfach und doch so schwierig

„Fire Emblem“ ist ein rundenbasiertes Taktik-RPG. Man befehligt eine Armee einzigartiger Kämpfer, die verschiedenen Charakterklassen wie Rittern, Magiern, Heilern und vielen mehr angehören. Im Verlauf des Spiels wächst die Auswahl an Charakteren, die man auf dem Schlachtfeld aufstellen kann, immer weiter an.

Das Spielkonzept ist recht komplex, wird dem Spieler aber in sehr angenehmer Art und Weise beigebracht. Die Lernkurve des Spiels ist also vorbildlich ausgeglichen. Serienkenner werden sich die ersten Missionen über langweilen, doch zum Ende hin steigt der Schwierigkeitsgrad rasant an. Manche der späteren Schlachten können weit über eine Stunde an Spielzeit beanspruchen. Bis zum Abschluss des Hauptspiels vergehen um die 30 Stunden – eine stattliche Spielzeit.

Taktisches Denken ist absolut notwendig, denn eine einmalig im Kampf gefallene Einheit ist für immer verloren. Einen Anfänger-Modus wie etwa in „Awakening“ gibt es hier nicht; wer möchte, kann die Speicherpunktfunktion der Wii U-Wiederveröffentlichung natürlich entsprechend (aus-)nutzen. Für alle anderen gilt: Stirbt eine Einheit, so muss man entweder mit dem Verlust leben oder die Schlacht von vorn starten.

Prequels und Klischees

Die Ereignisse von „Fire Emblem“ handeln 20 Jahre vor denen des Japan-exklusiven Vorgängers „F?in no Tsurugi”. Kenntnisse aus jenem Spiel sind jedoch nicht erforderlich. „Fire Emblem” spielt in einer Welt, in der vor über tausend Jahren Menschen und Drachen Seite an Seite lebten. Nach einem großen Krieg gingen die Drachen jedoch so gut wie unter.

Im Spiel wird der Spieler repräsentiert durch einen Strategen, der zu Beginn bewusstlos aufwacht, unter Gedächtnisverlust leidet – Rollenspiel-Klischees lassen grüßen! – und frei benannt werden kann. Arctan – so nannten wir unseren Avatar – ist kaum bedeutend für die Handlung, wir erfahren keine Hintergründe über ihn. An einigen Stellen der Handlung wenden sich Charaktere an uns, beziehungsweise an Arctan, das war's aber auch.

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Lyn, eine der Protagonisten von „Fire Emblem“

Ein Blick auf die Handlung

Gefunden wird Arctan von einem willensstarken Mädchen namens Lyn. Sie findet heraus, dass sie die Enkelin eines Marquis ist, und erfährt von Thronstreitigkeiten. Um ihren Großvater vor dessen eigenen Bruder zu bewahren, bricht sie schließlich auf und versammelt nach und nach eine Kämpferschar um sich – Arctan wird ihr Stratege und einer ihrer besten Freunde.

Der gesamte erste Handlungsstrang um Lyn ist quasi nur der Prolog und dient als Tutorial. Es folgt der zweite Handlungsstrang, der sich um den Prinzen Eliwood dreht. Eliwoods Gruppe stößt bald auf Lyn und ihre Gefährten.

Gleichermaßen gelungen: Geschichte und Gefechte

Von der Handlung möchten wir inhaltlich gar nichts vorwegnehmen: In ausführlichen Dialogen außerhalb der Schlachten erzählt, nimmt sie Genre-typisch immer größere Ausmaße an und erfüllt auch das ein oder andere Klischee.

Obwohl die Handlungen der einzelnen Serienableger bis auf wenige Prequels/Sequels zusammenhanglos sind, taucht stets in irgendeiner Form das titelgebende Fire Emblem in wichtiger Funktion auf – so natürlich auch hier.

Die Handlung des vorliegenden „Fire Emblem” umfasst recht viele Charaktere, sodass der Überblick gar nicht so einfach zu behalten ist. Zudem kommt ihre Erzählung mitunter etwas witzlos daher und es dauerte bei uns etwas, bis wir von ihr wirklich mitgerissen wurden. Sobald das aber der Fall ist, glänzt „Fire Emblem” richtig: Wenn die Handlung so sehr fesselt, dass man die immer komplexeren, immer anspruchsvolleren, immer schwierigeren Schlachten bewältigen möchte – dann entsteht nicht zuletzt dank der gewohnt hohen Spielqualität ein riesiger Spielspaß, in den man so intensiv versinken kann wie nur in wenigen Spielen möglich.

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Unser Bogenschütze Rath wird den Gegner wohl nicht allein besiegen. Vielleicht sollten wir lieber mit dem Magier angreifen?

Grafik, Ton – und Sprache

Alle Spieltexte sind in deutscher Sprache verfügbar. Leider ist die deutsche Übersetzung nicht herausragend. Grobe sprachliche Fehler gibt es zwar nicht, trotzdem ist hier viel Potenzial nach oben.

Die Grafik ist nicht nur absolut zweckmäßig, sie ist für ein GBA-Spiel ideal, sodass es nichts auszusetzen gibt. Die Sprites sowie die Charaktergrafiken während der Dialoge sind liebevoll gestaltet. Wie von Entwickler Intelligent Systems gewohnt, begegnen wir hier der Creme de la Creme der Pixel-Artworks. Auch an der Musik gibt es nichts auszusetzen: Atmosphäreschaffend, kann man sich an ihr kaum satt hören; jedoch bleibt sie während der Kämpfe gut genug im Hintergrund, sodass sie nur schwer nervig wird.

Sowohl auf dem GamePad als auch auf dem Fernsehbildschirm sieht die Portierung von „Fire Emblem” top aus. Doch gerade auf dem großen Bildschirm schaut das Strategie-Spektakel unerwartet passend aus. Allerdings wünschen wir uns einen echten Serienableger für die Wii U – die Bildschirm- und Controllerkonfiguration erscheint dafür geradezu prädestiniert! Übrigens bietet „Fire Emblem” für den GBA auch einen Mehrspieler-Modus, doch der ist in der Wii U-Portierung leider nicht verfügbar.

Unsere Wertung

0/10

Fazit

Fire Emblem” bietet Serienkennern genau das, wofür sie die Reihe lieben: Tiefe Spielmechaniken, herausfordernde Schlachten, eine tadellose Umsetzung, liebevolle Grafik- und Ton-Gestaltung sowie eine umfangreiche wie interessante Handlung. Serienneulinge erhalten dank der Speicherpunktfunktion und der ausgewogenen Lernkurve einen guten Einstieg. Fans der Serie oder taktischer RPGs im Allgemeinen haben keinen Grund, dieses Abenteuer nicht nachzuholen, wenn sie es nicht bereits gespielt haben.

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