Die Harvest Moon“-Reihe erfreut sich schon seit vielen Jahren daran, euch als Spieler auf eine Farm zu versetzen, die zwar mit viel Arbeit, aber auch mit großer Freude verbunden ist. Gemüse ernten, die Kühe melken oder auch Schafe scheren sind nur ein Bruchteil der Aufgaben, die bisher in „Harvest Moon“ anfielen. Yasuhiro Wada, der Erfinder der „Harvest Moon“-Serie, sorgt in „Hometown Story“ nun für einen waschechten Stilbruch und versetzt euch in „Hometown Story“ in ein Städtchen, in dem ihr einen eigenen Laden führen müsst. Doch geht dieses Konzept auf und bereitet ebenso Freude? Das klärt unser Test!

Das Märchen beginnt
Zu Beginn des Spiels bekommt man die plötzliche und unerwartete Nachricht, dass die eigene Oma verstorben sei. Doch Zeit für große Trauer scheint nicht gegeben zu sein, denn in dem Brief bekommt man die Bitte, euch ihren Laden anzunehmen, frischen Wind in das Geschäft zu bringen und dem verstaubten Dorfladen neuen Glanz zu verschaffen. Obwohl man weder weiß, wer diesen Brief verfasst hat, noch was einen letztendlich erwartet, bricht man in die ehemalige Heimatstadt auf. Dort erwartet euch eine kleine Elfe namens Pochika, die im ersten Moment zwar verdutzen mag, danach aber schnell in die Arbeit als Ladeninhaber einweist. Schon ist man mittendrin im Geschehen und die plötzliche Arbeit, die es zu bewältigen gilt, muss dabei ohne weitere Erläuterungen der kleinen Elfe verrichtet werden. Obwohl man überraschend ins kalte Wasser geworfen wird, findet man sich jedoch schnell mit den einfachen Arbeitsabläufen zurecht.
Kaufen, Verkaufen, Erfolgreich sein
Das Spielprinzip ist simpel und beschränkt sich darauf, Materialien zu besorgen, die billiger eingekauft als letztendlich verkauft werden. Das Angebot dabei ist breit gefächert: Mal bietet man Gemüse an, auf dem nächsten Verkaufstisch wartet eine Spitzhacke auf einen neuen Besitzer und sollte man erfolgreich Fische gefangen haben, so finden auch diese ihren Platz zum Verkauf. Weiterhin bekommt man gelegentlich Aufträge von Dorfbewohnern, die in kleinen Zwischensequenzen an den Spieler herangetragen werden. Diese wünschen sich bestimmte Zutaten, Materialien oder auch Waren, die es sonst nicht in die Ladenregale schaffen. Fragt man sich nun, woher man die gewünschte Ware bekommt, so findet man die Antwort bei einem Händler, der täglich das Geschäft besucht. Hier kauft man ihm die Ware ab und stellt sie bei sich im Laden aus, damit kurz darauf der entsprechende Dorfbewohner die Räumlichkeiten betritt und sich über euer Engagement freut. Ungefähr so laufen alle Nebenaufgaben ab. Mag sich dies anspruchslos anhören, so stellt es sich letztendlich auch genau als dieses heraus.
Nett ist die Idee, das Aussehen des Charakters verändern zu können. Entscheidet man sich zu Beginn des Spiels für einen weiblichen oder männlichen Hauptprotagonisten, so kann man im Anschluss daran Frisur, Augenfarbe und Kleidung verändern. Anfangs sind diese Möglichkeiten noch begrenzt, im weiteren Verlauf des Spiels kommen aber neue Frisuren und Kleidungsstücke hinzu und verschaffen dem Spieler die Möglichkeit, dem Charakter zu einer gewissen Individualität zu verhelfen. Auch die Ladenräume können verändert werden. Es ist beispielsweise möglich, einen Tapetenwechsel zu veranstalten, aber auch die Verkaufstische gegen hochwertigere Möbel zu ersetzen.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen?
Hat man einmal genug vom anspruchslosen, einfältigen Leben als Verkäufer, so darf man sich auch während den Öffnungszeiten nach draußen begeben. Die Sorge um wartende Kunden, die nach längerer Wartezeit den Laden wutentbrannt verlassen, ist dabei völlig unbegründet. Nett wie die Bewohner sind, warten diese auch gerne mal mehrere Stunden vor der Kasse, um dann beim Betreten des Ladens endlich abkassiert zu werden. Das ist zwar eine fragwürdige Vorgehensweise der Kunden, aber spielerisch war dies wohl nicht anders zu lösen.
Hat man sich vom Laden losgelöst und spaziert durch die Stadt, nur um von einem kleinen, aufregenden Abenteuer überrascht zu werden, so wird man bitter enttäuscht. Auf den Straßen wartet so gut wie nichts, was von den alltäglichen Aufgaben eines Ladenbesitzers ablenken könnte. Man darf sich an Flussufern mit Fischen die Zeit vertreiben oder auch Einkäufe von Waren erledigen, die sich am Ende wieder auf euren Verkaufstischen wiederfinden. Ansonsten langweilt jedoch der Weg durch das Dorf. Letztendlich findet man sich dann doch wieder im Laden, in dem sich eine kleine, feine Menschentraube angesammelt hat, um einen kleinen Profit in das ehemalige Geschäft eurer Oma zu bringen.
Ihr seid allerdings nicht nur ein Geschäftsmann oder eine Geschäftsfrau, sondern habt auch neben der Arbeit das Bedürfnis, zwischenmenschliche Kontakte zu führen. Hier bieten sich aufgrund der Vielzahl der unscheinbaren Bewohner mehrere Möglichkeiten an. Um diese kennenzulernen, werden in mehreren, unregelmäßig verteilten Zwischensequenzen Ausschnitte aus dem Leben der anderen gezeigt. Freut man sich, dass neben der eintönigen Arbeit etwas passiert, wird man aber auch stark enttäuscht. Oft sind diese Zwischensequenzen nichtssagend und verschenken hier das große Potenzial, die Bewohner schätzen und lieben zu lernen. Doch genau dort soll scheinbar auch ein weiterer Sinn des Spieles liegen, denn die Liebe eures Lebens will im namenlosen Dorf gefunden werden. Doch die meist sinnlosen Dialoge demotivieren für diese Aufgabe und machen dies zu einem beiläufigen Ergebnis, das man eventuell irgendwann erreichen kann, falls man sich nicht zu Tode langweilen sollte.
Gut Ding will Weile haben
Hat man sich doch entschlossen, dem Spiel und den Bewohnern des Dorfes eine Chance zu geben, so keimt mit zunehmender Spielzeit die Sammelleidenschaft auf und das simple Spielprinzip wirkt einen gewissen Reiz auf den Spieler aus. Man möchte den Bewohnern bei ihrer Suche nach bestimmten Waren helfen, den Laden weiter ausbauen, damit das Angebot erweitert werden kann, sowie Kontakte knüpfen. Das Dorf bekommt immer wieder Zuwachs von Bewohnern von außerhalb, die der Stadt durchaus mehr Attraktivität verleihen. An diesem Erfolg ist man nicht ganz unschuldig, denn umso mehr die Kasse in eurem Laden klingelt, desto mehr Menschen entscheiden sich, das Dorf zu besuchen und sich dort niederzulassen.
Hat man eine Weile lang so etwas wie aufkommende Freude an dem, was man tut, verspürt, so macht sich schnell wieder die Langeweile breit. Man fragt sich, wohin „Hometown Story“ einen führen möchte und ob sich all die Spielstunden nicht letztendlich als vergeudete Zeit herausstellen. Leider wird man dieses Gefühl nicht mehr los und der anfängliche Charme, den das Spiel versprüht, versagt.

Technik
Betrachtet man die technische Seite von „Hometown Story“, so knüpft diese nahtlos an das mäßige Spielerlebnis an. Zwar sind die Charaktermodelle durchaus hübsch anzusehen, aber ansonsten herrscht gähnende Leere. Die Charaktere wirken steif und leblos. Man kann durchaus einen gewissen Charme verspüren, der allerdings nie völlig zur Geltung kommt oder gar zu begeistern weiß.
Für die musikalische Untermalung hat man sich für die Lebenssimulation Nobuo Uematsu mit an Bord geholt. Dieser hat bereits erfolgreich für verschiedene „Final Fantasy“-Teile Musikstücke komponiert. Hier dürfte man annehmen, dass da eigentlich nichts schiefgehen dürfte. Und tatsächlich: Die Musikstücke sind durchaus nett anzuhören und schleichen sich gerne in den Gehörgang. Allerdings wünscht man sich nach einiger Zeit, dass sich diese aus diesem Gehörgang wieder heraus bewegen würden und in Vergessenheit geraten, da die immerwährende Wiederholung der Lieder auf Dauer nervtötend wirkt. Hört man zum wiederholten Male die „La La La“-Musik im eigenen Geschäft, so ist man froh um die Möglichkeit, diesen verlassen zu können und die wartenden Kunden damit zu beschallen.
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