Nintendo-Online LogoNintendo-Online.de
AccountSuchen
Placeholder image
reviews

Ice Climber

von

Tobias Schmitz

Ursprünglich 1984 als Arcade-Automat auf den Markt gebracht, setzte Nintendo Ice Climber“ 1985 als eines der ersten Spiele für das NES um. Im Laufe der Zeit wurde es mehrfach wiederveröffentlicht, zuletzt im Rahmen des Botschafter-Programmes für Frühkäufer des 3DS. Außerdem waren die Charaktere des Spiels prominent im Crossover-Prügler „Super Smash Bros. Brawl“ vertreten. Vor Kurzem ist nun der Virtual Console-Service der Wii U offiziell gestartet und eines der von Anfang an erhältlichen Spiele war „Ice Climber“. Doch wie gut ist es heute noch? Ist es ein erfrischendes Erlebnis oder eine olle Kamelle?

Image 44093

Eiskalt!

Ein Kondor stiehlt einem Inuit-Dorf die Nahrungsvorräte und versteckt diese auf hohen Bergen. Die Inuit Pepe und Nana – es ist übrigens nicht klar, ob es Geschwister oder nur Freunde sind – machen sich sogleich auf den Weg, alle 32 Gebirge zu erklimmen, um sich dem Kondor zu stellen. Jedes Gebirge besteht aus acht Stufen und hält jede Menge Hindernisse parat. Pepe und Nana liegen aber alles daran, die Nahrungsrationen wieder einzusammeln, weshalb sie sich mutig den fiesen Gegnern und von Eis und Sturm heimgesuchten Gebirgen stellen.

Lass uns Bergsteiger spielen!

Der Spieler übernimmt nun die Rolle eines der Ice Climber. Das Spielprinzip entspricht dem eines zweidimensionalen Jump'n'Run, das aber nicht seitlich, sondern vertikal scrollt. Jeder Berg setzt sich aus acht übereinander angeordneten Stufen zusammen, die durch Blockanreihungen oder sich bewegenden Plattformen gebildet werden. Es gilt von Plattform zu Plattform zu springen und nach oben zu gelangen. Häufig muss dafür eine oberhalb der Spielfigur gelegene Blockanreihung zerbrochen werden, indem in „Super Mario“-Manier dagegengesprungen wird. Am Ende einer Stage liegen schließlich die Früchte, die man einsammeln muss. Anschließend soll der Kondor im Flug berührt werden. Gelingt dies nicht oder läuft die Zeit ab, gibt es keine Bonuspunkte.

Natürlich machen Gegner das Leben schwer. Besonders fies sind jene Gegner, die von der Spielfigur zerbrochene Blöcke ersetzen. Glücklicherweise sind die Ice Climber mit Hammern bewaffnet, mit denen sie die Gegner außer Gefecht setzen können. Denn berührt man den Gegner, verliert man einen Versuch – ebenso, wenn man hinabstürzt, denn der Bildschirm scrollt nur hoch und nicht herunter. Nachdem alle Versuche aufgebraucht sind, heißt es Game Over. In den späteren der 32 Gebirge kommen weitere Elemente hinzu wie Eisplattformen, die die Spielfigur schlittern lassen, Stürme oder sogar Fließband-artige Untergründe.

Image 44096

Unterkühlung

Auch einen Zweispielermodus gibt es, in dem ein Kumpel den zweiten Ice Climber steuern kann. Beide Figuren spielen gleichzeitig, was für ein derart frühes NES-Spiel schon beachtlich ist. Den Spielern steht es frei, ob sie sich helfen oder gegeneinander spielen. So oder so gibt es im Einzel- wie auch im Zweispielermodus jedenfalls keine wirkliche Motivation. Von der Handlung sind im Spiel selber nämlich nur entfernte Ansätze zu erkennen. Somit muss man sich damit begnügen, möglichst viele Gebirge hintereinander zu bestehen und eine hohe Punktzahl anzuhäufen. Freischaltbares gibt es übrigens nicht, da man von Beginn an im Hauptmenü frei wählen kann, welches der 32 Gebirge man spielen möchte. Das schmälert den Spielspaß bereits enorm.

Doch wäre dies nur das einzige, das „Ice Climber“ falsch macht. Der größte Makel des Spiels ist ein ganz anderer: Die miserable Steuerung. Aus dem Stand kann nicht zur Seite, sondern nur in die Höhe gesprungen werden. Will man also nach rechts oder links springen, muss man zunächst Anlauf nehmen. Dann ist die Kollisionserkennung unverständlich mies und die Spielfigur fällt durch manche Plattformen hindurch, kann dafür aber manchmal nicht hinauf springen, obwohl eigentlich nichts im Weg ist. Besonders schlimm wird dies in den späteren Leveln, wenn kompliziertere Hindernisse hinzukommen.

Die Sprungsteuerung ist derart antik, dass ein richtiger Sprung eher vom Glück als vom Können des Spielers abhängt. Sehr gut beschreiben lässt sich die katastrophale Steuerung nicht, man muss sie selber erlebt oder gesehen haben. Auf alle Fälle sei gesagt, dass die Steuerung jede Freude am Spiel nimmt und für sehr viele Frustmomente sorgt. Hinzu kommen weitere Makel: Warum kann ich nicht mit dem Hammer angreifen, während ich springe? Warum geht alles so langsam vonstatten ab? Warum gelangen die Gegner durch manche Hindernisse, aber ich nicht?

Eingefrorene Technik

„Ice Climber“ ist eines der ersten NES-Spiele, dementsprechend sollte man keine allzu hohen Ansprüche an die Technik hegen. Doch selbst dann enttäuschen Grafik und Ton von „Ice Climber“. Die Hintergründe sind schwarz, völlig monoton, weisen weder Animationen noch Variationen auf. Einzig animiert sind die Gegner und die Spielfigur, wobei es wenige Sorten Gegner gibt und die Animationen unreif wirken. Schon, wenn einige wenige Gegner auf den Bildschirm sind, sackt die Performance ein wenig ein.

Die Musik besteht im Wesentlichen aus einem 15-sekündigen Track, der ausschließlich einen der vier Soundkanäle des NES benutzt und lediglich Basstöne aufweist. Es ist ein repetitives Stück, das schnell nervig wird. Die restliche Musik im Spiel ist besser gelungen, auch aus technischer Sicht, aber auch nicht gerade grandios. Und noch ein technischer Makel, wenn auch nicht so schwerwiegend: Die Zwischensequenzen und Punkterechnungsbildschirme zu Beginn beziehungsweise Ende eines Levels sind langwierig und -weilig, können aber nicht übersprungen werden. Versucht man dies vergeblich mit der Starttaste, pausiert man nur das Spiel. Ärgerlich.

Diese heftige Kritik an der Technik mag unberechtigt klingen, da das Spiel doch 28 Jahre alt ist. Bedenkt man aber, welch farbenfrohe, lebendige und flüssige Grafiken, welch technisch und musikalisch bravorösen Soundtrack „Super Mario Bros.“ nur ein halbes Jahr später auf der gleichen Konsole vom gleichen Entwicklerstudio erzeugen konnte, ist die verstaubte Technik nicht verständlich.

Image 44095

Unsere Wertung

0/10

Fazit

Ice Climber“ bietet ein interessantes Grundkonzept und ist prinzipiell charmant gestaltet. Leider hat der Zahn der Zeit sehr stark am Spiel genagt, sodass dem Spieler von heute fast alle Aspekte des Spiels negativ auffallen. Die Steuerung ist schlicht total veraltet, Grafik und Ton können – auch für ein NES-Spiel – niemanden mehr hinter den Ofen hervorlocken und Motivation zum Weiterspielen sucht man mit der Lupe. „Ice Climber“ ist heute schlicht nicht mehr empfehlenswert. Nostalgie- oder Retro-Fans dürfen aber durchaus einen Blick riskieren. Doch wie schon erwähnt, bietet die Idee hinter diesem NES-Frühwerk noch Potenzial – warum entwickelt Nintendo nicht eine zeitgemäße Neuauflage?