Nintendo-Online LogoNintendo-Online.de
AccountSuchen
reviews

Misc. A Tiny Tale

von

Philipp

Nintendo-Online.de Backdrop Image

Ein winziger Roboter, ein verbogener Schraubenschlüssel und ein Auftrag, der größer nicht sein könnte: „Misc. A Tiny Tale“ ist kein revolutionäres Spiel, aber eines, das mit Herz daherkommt. Entstanden ist es als Indie-Projekt eines dreiköpfigen Teams aus Australien, das sich bei jeder Schraube und jedem Zahnrad spürbar an den Charme der GameCube-Ära anlehnt. Und genau darin liegt die Stärke dieses Abenteuers: Während Nintendo seit Jahren keinen neuen „Chibi-Robo!“-Ableger mehr liefert, springt „Misc“ mutig in die Lücke.

Ein kleiner Roboter mit großer Mission

Zwischen Pappkartons und Plastikbechern regt sich neues Leben: Der fingerhohe Roboter Buddy und sein einrädriger Freund Bag Boy machen sich auf, eine geheimnisvolle Explosion aufzuklären, verstreute Zahnräder zu bergen und dabei ein bisschen Ordnung in eine chaotische Welt zu bringen. Was nach verspieltem Indie-Konzept klingt, ist auch genau das: „Misc. A Tiny Tale“ will nicht die Welt retten, sondern lieber die Nachbarschaft aufräumen. Und das funktioniert besser, als man zunächst vermuten würde.

Mikro-Abenteuer in Makro-Welten

„Misc“ spielt sich aus der Perspektive eines Miniaturroboters und dieses Design zieht sich durch jedes Detail. Level wirken wie Dioramen: Gärten, Spielplätze, Miniatur-Wunderwelten. Wer durch diese Kulissen läuft, springt über Schallplatten, kriecht unter Joghurtbechern hindurch oder stolpert über ein vergessenes Spielzeug. Das Spielgefühl erinnert an eine Art „Pikmin ohne Stress“, wobei die eigentliche Inspirationsquelle schnell klar wird: „Chibi-Robo!“ stand in vielerlei Hinsicht Pate. Wie einst der GameCube-Klassiker belohnt auch „Misc“ jeden aufgeräumten Fleck mit einer Art Goodwill-System, hier nennt es sich „Difference Made“, spielt sich aber genauso motivierend.

Das Spiel ist dabei in mehrere kompakte Areale unterteilt, die jeweils zehn goldene Zahnräder enthalten. Acht davon braucht es, um ins nächste Gebiet zu kommen. Wer will, kann also durchhetzen, doch genau das tut man nicht. Zu motivierend sind die kleinen Aufgaben, zu charmant die Figuren, denen man hilft: mal wird Musik gesammelt, mal ein Objekt gesucht, mal einfach nur Müll entsorgt. Der Collectathon-Charakter ist da, bleibt aber dosiert. Statt auf Masse zu setzen, lebt das Spiel von der Neugierde: Was versteckt sich wohl hinter der nächsten Konservendose?

Springen mit Schattenseiten

Als klassischer 3D-Plattformer verlangt „Misc“ einiges an Sprunggeschick, doch genau hier hakt es gelegentlich. Buddy bewegt sich leicht und schwebend, was sich zunächst zweckmäßig anfühlt, bei präziseren Passagen aber zum Problem wird. Der kleine Lichtkegel auf seinem Kopf sorgt zudem dafür, dass der eigene Schattensprung schwer zu kontrollieren ist. Immerhin: Die ganz harten Passagen sind separat in Bonusräumen untergebracht, in denen kein Sammelziel lockt. Diese optionalen Herausforderungen erinnern in Aufbau und Stimmung stark an die bockschweren Plattform-Kurse aus „Super Mario Sunshine“, samt gelegentlicher Kamera-Zickigkeit.

Einmal durchatmen

Wer aufgrund der knuffigen Roboter und der Bastelwelten auf eine seichte Geschichte hofft, wird überrascht: „Misc“ erlaubt sich einige emotionale Spitzen, die deutlich tiefer greifen als erwartet. Zwar beginnt alles mit einer schlichten „Was ist da passiert?“-Prämisse, doch die Begegnungen mit den zahlreichen Roboter-NPCs fördern immer wieder neue Facetten zutage. Mal ist es ein heimlicher Liebesbrief, mal ein stiller Abschied. Das alles passiert ohne Pathos, aber mit bemerkenswerter Wärme, unterstützt von einem Soundtrack, der von Kinderbuch-Stimmung bis zu fast schon melancholischen Klängen reicht.

Switch oder Switch 2: Was läuft besser?

Technisch zeigt sich „Misc“ als kleines, aber sauberes Paket, zumindest auf der Switch 2. Dort läuft das Spiel stabil bei 60 fps, Pop-ins sind kaum vorhanden, die dynamische Auflösung schöpft ihr Potenzial aus. Auf der ersten Switch hingegen zeigen sich die typischen Schwächen: niedrige Auflösung und gelegentliche Performanceeinbrüche trüben das Bild. Ärgerlich, aber nie spielentscheidend. Wer beide Konsolen besitzt, sollte klar auf der neuen Konsole spielen. Doch auch die „Ur-Switch“ bringt das Spiel einigermaßen über die Bühne.

YouTube

Eingebundene Inhalte externer Webseiten werden nicht ohne deine Zustimmung automatisch geladen und dargestellt.

Durch Aktivieren der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden können.

Mehr Informationen findest du in unseren Datenschutzbestimmungen.

Unsere Wertung

0/10

Fazit

„Misc. A Tiny Tale“ ist ein liebevoll gemachter Plattformer mit Bastelästhetik, klarem Indie-Herz und einer Prise GameCube-Nostalgie. Nicht jeder Sprung sitzt, nicht jede Kamera reagiert, wie sie soll, aber wer sich auf das schrullige Miniaturabenteuer einlässt, wird mit einem Spiel belohnt, das mehr Tiefe bietet, als man dem Äußeren zutrauen würde. Wenn „Chibi-Robo“ heute neu aufgelegt würde, müsste es sich an diesem Spiel messen lassen. Kleiner kann ein großer Erfolg kaum beginnen.