Die „Pokémon“-Spiele mussten sich in den letzten Jahren viel Kritik gefallen lassen. Mit „Pokémon-Legenden: Arceus“ lieferten GameFreak und The Pokémon Company zwar kein kritikloses Spiel, gaben aber eine Kostprobe darauf, wie ein modernes „Pokémon“-Spiel funktionieren kann. Mit „Pokémon-Legenden: Z-A“ ist nun die Fortsetzung erschienen – nicht frei von Kritikpunkten, aber mit vielen frischen Spielideen.

Der Handlungsort Illumina City in „Pokémon-Legenden: Z-A“ wurde Paris nachempfunden
Zurück nach Illumina City
„Pokémon-Legenden: Z-A“ spielt in der aus „Pokémon X & Y“ bekannten Großstadt Illumina City. Seitdem hat sich in der Stadt einiges verändert. Dank eines umfangreichen Stadtsanierungsprojekts leben die Pokémon in sogenannten Wildsektoren und gehören jetzt zum Stadtbild.
Als Tourist erreicht ihr Illumina City und werdet kurz nach eurer Ankunft in das Z-A-Royale-Turnier verwickelt. Je nachdem, ob ihr einen Jungen oder Mädchen als Charakter wählt, rekrutieren euch Alto oder Zita für das Team MZ, das es sich zum Ziel gesetzt hat sich in dem Turnier von Rang Z bis auf Platz A zu kämpfen.
Während ihr euch darauf konzentriert euer Pokémon-Team zu stärken, werdet ihr in die mysteriösen Geschehnisse um die Megamanie-Pokémon verwickelt und lernt selbst die Geheimnisse der mächtigen Mega-Entwicklungen kennen.
Die Geschichte ist sicherlich nicht die große Stärke von „Pokémon-Legenden: Z-A“, aber sie ist angenehm zu folgen und überrascht mit humorvollen Momenten zwischen den charmanten und teils schrulligen Charakteren.
Die Nacht zum Tage machen
Der Spielablauf in „Pokémon-Legenden: Z-A“ unterteilt sich in Tag- & Nachtzyklen, denn sobald die Sonne untergeht, beginnt das Z-A Royale-Turnier. Während wir am Tag zum Beispiel die Wildzonen aufsuchten und Aufgaben abschlossen, konzentrierten wir uns in der Nacht ausschließlich auf das Z-A Royale-Turnier. Auf der Stadtkarte wird ein Bereich dann rot markiert und zur Kampfzone ausgerufen.
Ihr könnt aber auch den Tag überspringen, um direkt zum Turnier zu springen oder auch in der Nacht die Wildsektoren erkunden. Wir empfanden die vorgegeben Gameplay-Schleife aber stets als angenehme Abwechslung, der wir gerne folgten. Es wäre allerdings wünschenswert gewesen, wenn sich die jedes Mal startende Zwischensequenz überspringen ließe.


Kämpfen bei Nacht, Pokémon fangen bei Tag
Revolution im Pokémon-Kosmos
Der größte Unterschied von „Pokémon-Legenden: Z-A“ im direkten Vergleich zu den Hauptspielen wie „Pokémon Karmesin & Purpur“ sind die Kämpfe und Pokémon-Begegnungen. Statt runden basierter Kämpfe, in denen sich die eigenen Aktionen und die des Gegners abwechseln, gibt es erstmals ein Echtzeit-Kampfsystem. Das klingt nicht nur wie eine Revolution, sondern fühlt sich im „Pokémon“-Kosmos auch wie eine an.
Bei einer Pokémon- oder Trainer-Begegnung werdet ihr direkt in das Kampfgeschehen verwickelt und eure Attacken sofort ausgeführt. Jede Attacke hat allerdings eine Abklingzeit und kann nicht sofort erneut eingesetzt werden. Ähnliche Kampfsysteme kennt man bereits aus anderen Rollenspielen wie „Xenoblade Chronicles“ oder „Final Fantasy“ und haben sich dort bewährt. Entsprechend gut integriert sich das Kampfsystem auch in die „Pokémon“-Welt.
Haben rundenbasierte Kämpfe in Pokémon noch eine Zukunft?
Da ihr euch während der Kämpfe frei bewegen könnt, ist auch die Position eures Pokémon erstmals entscheidend darüber, ob ihr einem Angriff ausweichen könnt. Fortlaufende Attacken wie zum Beispiel „Feuerwirbel“ oder „Felsgrab“ sorgen zudem für Hindernisse auf dem Kampffeld, die euch entweder Schaden zufügen oder eure Angriffe blockieren können.
Der Schaden der Attacken wird weiterhin durch ihren Elementtyp und die der Pokémon bestimmt. Im Ergebnis sind die Kämpfe dynamischer und temporeicher, fühlen sich für langjährige „Pokémon“-Fans aber immer noch vertraut an. Die weniger lang dauernden Kämpfe motivierten uns zudem dazu, „Pokémon-Legenden: Z-A“ auch für kürzere Spielsessions hervorzuholen. Wir sind uns nicht sicher, ob wir auch in der Hauptreihe zu rundenbasierten Kämpfen zurückkehren möchten.

Schnapp macht der Pokéball
Im Vergleich zu „Pokémon-Legenden: Arceus“ verläuft das Fangen von wilden Pokémon deutlich klassischer. Viele Mechaniken wie das Werfen von Ködern wurden entfernt. In den Wildsektoren könnt ihr euch den Pokémon weiterhin anschleichen und erhaltet eine höhere Chance das Pokémon zu fangen, wenn ihr es mit dem Wurf eures Pokéballs überrascht. Die beste Chance habt ihr aber wie jeher, wenn ihr das gegnerische Pokémon zuvor im Kampf schwächt.
Die Echtzeit-Kämpfe beschleunigen das Fangen wilder Pokémon deutlich. Allerdings könnt ihr nun auch mit mehreren wilden Pokémon gleichzeitig in einen Kampf verwickelt werden. Das ist leider häufig chaotisch, da versehentlich das falsche Pokémon anvisiert wird und der Wechsel nicht schnell genug funktioniert.
Wieder mit dabei sind auch die Alpha-Pokémon, die durch ihre überdurchschnittliche Größe auffallen. Die Alpha-Pokémon tauchen zufällig auf und sind meist auf einem euch überlegenen Level, sodass ihr gerade zu Spielbeginn gut damit beraten seid, einen Bogen um diese Pokémon zu machen.
Wo sind die Pokémon?
Da keine Gebietswechsel mit Ladezeiten notwendig sind, sorgen die Wildzonen für ein flüssigeres Spielerlebnis als noch in „Pokémon-Legenden: Arceus“. Allerdings sind die Wildzonen in ihrer Anzahl und Größe sehr überschaubar und aufgrund der Einschränkung auf Illumina City in sich auch sehr ähnlich und abwechslungslos.
Die Pokémon wirken in den Wildzonen eingepfercht. Im Vorgänger „Pokémon-Legenden: Arceus“ hatte man noch das Gefühl, dass die Pokémon in ihrem Habitat ihren natürlichen Gepflogenheiten nachgehen. In Illumina City vermisst man sie außerhalb der Wildzonen schmerzlich.
In „Pokémon-Legenden: Z-A“ gibt es zwar Momente, wie wenn man auf eine Herde des Müll-Pokémons Unratütox in einer dunklen Seitengasse trifft, diese finden aber ironischerweise außerhalb der Wildzonen statt. Es wäre spannend gewesen zu erleben, wie sich die verschiedenen Pokémon tatsächlich ins Stadtleben einfügen würden. Wo sind die Rattfratz und Rattikarl in den Kanalisationen oder Farbeagle, die Grafitti an die Wände pinseln?

In seltenen Momenten wie diesen wirkt Illumina City lebendig
In den Nebenmissionen der Bewohner:innen von Illumina City bekommt man zumindest hin und wieder einen Eindruck von dem propagierten Zusammenleben zwischen Menschen und Pokémon. Zum Beispiel dann, wenn ihr auf einem Friedhof voller Geist-Pokémon einen verlorenen Ring wiederbeschaffen müsst.
Viel zu häufig wiederholen sich die Nebenmissionen aber oder bestehen aus einfachen Kämpfen, in denen Spielmechaniken wie Statuswerte oder Statusprobleme erklärt statt Geschichten erzählt werden.
Abnutzungserscheinungen
Mit fortlaufender Spielzeit mussten wir uns eingestehen, dass auch die liebgewonnen Spielmechaniken nicht sicher vor Abnutzungserscheinungen sind. Das Z-A Royale-Turnier verlor mit jeder Runde seinen anfänglichen Glanz. Die eigentlich spaßigen Kämpfe verkommen mit fortgeschrittener Handlung zu einem Pflichtenheft, da ihr für die nächste Stufe irgendwann gut zwanzig oder mehr Kämpfe hintereinander absolvieren müsst. Besonders wenn das eigene Team den gegnerischen haushoch überlegen ist, geht der Reiz verloren und ermüdende Routine hält Einzug.
Gleiches gilt für die im späteren Spielverlauf aufkommenden Kämpfe gegen die Megamanie-Pokémon. In abgegrenzten Arenen kämpft ihr gegen diese besonders starken Pokémon, müsst ihren Angriffen ausweichen und auf eure eigenen Mega-Entwicklungen zurückgreifen. Die Kämpfe sind herausfordernd und profitieren enorm vom Echtzeitkampfsystem. Ab der Einführung wurden wir aber derart häufig in die Megamanie-Kämpfe verwickelt, dass wir sie schnell als lästig empfanden.

Die Megamanie-Kämpfe sind aufgrund ihrer Schwierigkeit mit Raids vergleichbar
„Balkon-Gate“
Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung wurde „Pokémon-Legenden: Z-A“ für seine Technik und aus der Zeit gefallene Grafik kritisiert. Immer gleiche Häuserfassaden, generische Umgebungen und flache Texturen statt modellierter Objekte — Stichwort „Balkone“ — lassen sich nicht klein reden. Hinzu kommen Probleme, wie zu spät nachladende Objekte und Charaktere, die das Gesamtbild der Spielwelt weiter schmälern. Im direkten Vergleich zu „Pokémon-Legenden: Arceus“ wirkt die Spielwelt wie ein Rückschritt, da Illumina Citys Straßen immer gleich wirken und kaum Überraschungen bieten.
Der Großteil der Gebäude bleibt verschlossen, Geschäfte öffnen bei Betretenen lediglich Menüs statt ihre Türen. Gerade aufgrund des Fokus auf eine kleinere Spielwelt als in „Pokémon-Legenden: Arceus“ oder der Open World von „Pokémon Karmesin & Purpur“, hatten wir uns eine bessere gestaltete Spielwelt mit mehr Details erhofft.
Für die Switch 2 gemacht
Ein Wermutstropfen nach dem katastrophalen Zustand von „Pokémon Karmesin & Purpur“ ist, dass das Spiel auf der Nintendo Switch 2 in 4k-Auflösung flüssig mit 60 fps dargestellt wird. Auf der in die Jahre gekommenen Nintendo Switch kämpft das Spiel regelrecht damit konstant 30 fps zu erreichen. Wenn ihr die Möglichkeit habt, seht „Pokémon-Legenden: Z-A“ für einen Anlass auf die Nintendo Switch 2 zu wechseln oder wartet im Zweifelsfall, bis sich die Gelegenheit bietet.
Weitere Infos

Pokémon-Legenden: Z-A – Nintendo Switch 2 Edition





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