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Old Man's Journey (eShop)

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Old Man's Journey (eShop)

Bei einigen Spielen fragt man sich, ob sie nicht schon interaktive Kunstwerke sind. Schaut man sich auch nur ein Bild von „Old Man’s Journey“ an, fällt nämlich die malerische Optik zuerst auf. Das neueste Spiel der „And Yet It Moves“-Macher ist bereits im vergangenen Jahr für PC und Smartphones erschienen, wagt nun jedoch den Sprung auf Switch. Ob die Reise des alten Mannes wirklich so schön ist wie die Bilder es vermuten lassen, wollen wir euch verraten.

Das lange Leben

Die Geschichte beginnt mit einem alten Mann, der einen Brief erhält und anschließend seine Sachen packt, um sich auf eine Reise zu machen. Bereits diese ersten Sekunden erhalten durch den wunderschönen Grafikstil sowie der bewegenden, dennoch dezenten Musik eine Melancholie, die sich nicht erklären lässt. Ohne auch nur einen einzigen gesprochenen oder geschriebenen Satz fängt der Titel seine Spieler ein und lässt sie bis zum Schluss nicht mehr los. Dabei geht es gar nicht darum, ständig traurig zu sein. Die Reise hat etwas Schönes an sich und man verfolgt das Leben eines Mannes der Fehler gemacht hat, Teile seiner Vergangenheit bereut, jedoch genau durch diese Ereignisse geformt wurde.

Genau zu erklären, was passiert, welche Leute er trifft oder was am Ende der Reise steht, würde jedem Spieler einer einzigartigen Erfahrung berauben. Dennoch dürfen Spieler, die nah am Wasser gebaut sind, Taschentücher bereithalten. Glücklicherweise drückt das Spiel einem diese emotionalen Elemente nicht auf, sondern erzeugt sie natürlich. Es geht nicht um besonders tragische Momente, sondern um das einfache Leben, die Tragik genauso wie die Schönheit. Einmal mehr muss gesagt sein, dass die Macher auf beeindruckende Weise mit minimalen Mitteln eine großartige Geschichte zum Leben erweckt haben.

Die Welt in unseren Händen

Natürlich ist der Spieler nicht nur Zuschauer, sondern kann aktiv in das Geschehen eingreifen. Bei „Old Man’s Journey“ handelt es sich nämlich um ein Point and Click-Adventure, sodass man den alten Mann indirekt steuert. Allerdings löst man keine Rätsel indem man Objekte aufnimmt, man manipuliert stattdessen aktiv die Umwelt. Deshalb werden Ebenen versetzt und verbunden, sodass ein Weg entsteht. Später wird das mit kleineren Rätseln verbunden um zum Beispiel Schafe aus dem Weg zu räumen, wirklich kniffelig oder fordernd wird das Spiel jedoch nie. Das passt auch zur Atmosphäre, denn nie wird man gedrängt schnell zu sein und kann deshalb in aller Ruhe das Abenteuer genießen.

Die kleinen Rätsel werden glücklicherweise nie eintönig, obwohl das Prinzip immer gleich bleibt. Es ist vor allem spannend zu beobachten, wie die Umwelt auf diese Veränderung reagiert. Charaktere können weitergehen, Tiere springen von Hügel zu Hügel und neue Orte werden freigesetzt. Die Steuerung des Mannes gerät deshalb in den Hintergrund, da man mehr mit der Welt interagiert und diese gestaltet, auch wenn die Möglichkeiten recht beschränkt sind. Ein anderer Grund wieso man die milde Abwechslung akzeptieren kann, ist die Spieldauer, denn bereits nach weniger als zwei Stunden wird man den Abspann gesehen haben, und ein zweiter Durchlang lässt sich nur schwer rechtfertigen. 

Ein Kunstwerk

Der Grafikstil des Spiels ist schlicht großartig. Jede Szene, ob mit Bewegungen oder ohne, sieht wie ein Kunstwerk aus. Man möchte oft einfach nur stehen bleiben und sich die extrem detaillierten Umgebungen anschauen. Alles sieht wie gezeichnet aus, und wird durch die Animationen zum Leben geweckt. Zwar sind diese nicht flüssig, doch das leichte Stocken ist gewollt und fördert die einzigartige Atmosphäre noch mehr. Kleine Details wie Windspiele, die sich bewegen, wenn man mit dem Finger oder Curser über sie fährt, zeigen die Liebe zum Detail noch stärker. Auch der Soundtrack ist wunderbar gelungen und untermalt das Geschehen zu jeder Zeit perfekt. Ebenso sind die ruhigen Momente stark, sodass auch der Einsatz der Stücke sehr gut geplant wurde.

Kleine Probleme

Ganz ohne Probleme kommt „Old Man’s Journey“ nicht aus. Vor allem der alte Mann möchte oft nicht das tun, was der Spieler vorsieht. Manchmal müssen Ebenen leicht bewegt werden, damit er sich auf sie bewegt, obwohl er dies eigentlich schon schaffen müsste. Diese Fummeleien stören den Spielfluss und sind durchaus nervig. Ein kleiner grafischer Bug ist im Test ebenfalls aufgefallen, bei dem sich der Mann erst nicht bewegt und dann plötzlich teleportiert. Das ist zwar verschmerzbar und sorgte eher für Schmunzeln als für richtige Frustration, dennoch sind das kleine Risse in der ansonsten wunderschönen Fassade.

Da glänzt die Konsole!

Da das Spiel ursprünglich für PC und Smartphones erschien, mussten die Macher einiges für Switch anpassen. Glücklicherweise haben sie hierbei sehr gute Arbeit geleistet und bieten alle Möglichkeiten, die man sich wünschen kann. Die Touch-Steuerung funktioniert dabei am besten, denn durch die direkten Berührungen im Handheld-Modus behält man am besten die Kontrolle. Jedoch darf man auch eine Bewegungs-Steuerung mit Pointer nutzen, die auch sehr präzise ist und dank einer schnellen Neuzentrierung keine Probleme macht. Die Steuerung per Sticks ist zwar möglich, jedoch steuert man hier nur das Symbol, weshalb sich genaue Bewegungen schwerfällig ausführen lassen.

Wirklich gut ist der Einsatz von HD Rumble. Schwache, dezente Vibrationen lassen einen noch tiefer in die wundervolle Welt eintauchen und passen stets zur aktuellen Situation. Etwas fehl am Platz ist hingegen der Mehrspieler-Modus, in dem ein weiterer Spieler einen zweiten Cursor erhält und genau dasselbe tun kann wie man selbst. Da es aber keine stressigen Situationen gibt, in denen man Hilfe benötigt, wirkt der Mitspieler eher unnötig. Es ist zwar nett, dass an den großen Vorteil von Switch gedacht wurde, doch auch ohne diesen halbgaren Zusatz bleibt die Umsetzung sehr gelungen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

In „Old Man’s Journey“ wird der Spieler auf eine bewegende Reise mitgenommen, die in dieser Form einzigartig ist. Anstatt auf überdramatische Momente zu drücken, wird ohne Worte eine Geschichte über das Leben erzählt, in der sich jeder ein wenig wiedersehen kann. Die Reise über Schmerz, Verlust und falsche Entscheidungen wird ständig durch die Schönheit des Lebens bereichert, während das Spielprinzip zwar simpel bleibt, jedoch dadurch das Geschehen perfekt begleitet. Neben kleinen Problemen ist die Switch-Fassung sehr gut gelungen und dürfte somit die beste Version des Spieles darstellen. Wer sich von der kurzen Dauer nicht abschrecken lässt, wird also ein spielerisch leichtes, emotional aber schwerwiegendes Abenteuer erleben.

Bisher gibt es drei Kommentare

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  • Avatar von Garo
    Garo 19.02.2018, 21:50
    2h? Perfekt! Ein gratis Spiel.
  • Avatar von Philipp
    Philipp 19.02.2018, 21:38
    Zwei Stunden Spielspaß für knapp zehn Euro, da zahlt man für jeden 3D-Film mehr.
  • Avatar von HeyDay
    HeyDay 19.02.2018, 21:20
    Hm... Spieldauer von unter zwei Stunden ist ja jetzt nicht so berauschend. Da würde ich wohl auf nen Sale warten.