„Cities: Skylines“ ist auf dem PC eingeschlagen wie eine Bombe. Nach dem neuesten „SimCity“, das die Spielerschaft extrem enttäuschte, kam die Städtebau-Simulation zur Rettung und bot das bislang beste Paket, das das Genre zu bieten hat. In den Jahren darauf erschienen Konsolenfassungen, die jedoch gerade im Bereich der Technik nicht unbedingt mit der der PC-Version mithalten können. Ob Nintendo Switch hier besser abschneidet, erfahrt ihr in unserem Test.
Angenehmer Einstieg
Obwohl das Spiel unglaublich viele Möglichkeiten bietet, die eigene Stadt aufzubauen, führt es einen durch ein ausführliches Tutorial mit vielen Hilfestellungen, wenn der Spieler das auch möchte. Bereits im Bildschirm, in dem man die Landschaft auswählen darf, die man bebaut, stehen Modifikatoren wie unendlich viel Geld zur Verfügung. Diese sollte man zwar nicht unbedingt im ersten Anlauf nutzen, wer sich aber gar nicht zu viel Stress auflasten möchte, kann sich die zahlreichen folgenden Stunden deutlich erleichtern.
Die eigene Stadt zu bauen funktioniert genau so, wie man es erwarten würde. Straßen werden gebaut, Gebäude platziert und auch um die Wasserversorgung sowie das Stromnetz müssen sich die Spieler bereits zu Beginn kümmern, da ansonsten aus dem Plan einer florierenden Metropole nichts wird. Obwohl diese Systeme im späteren Verlauf sehr viel komplizierter werden, ist der Anfang sehr angenehm gestaltet und man fühlt sich nicht erschlagen von den zahlreichen Optionen, die erst nach und nach freigeschaltet werden und von ausführlichen Anweisungen begleitet werden.
Kontra Freude
Leider macht sich auch in den ersten Stunden das erste Problem bemerkbar, nämlich die Steuerung. Die Sticks der Joy-Con sind weitaus weniger präzise als der Pro Controller, mit beiden kann es jedoch zur Fummelei werden, präzise Strecken zu ziehen oder Felder auszuwählen. Glücklicherweise kann man so nah an das Geschehen heranzoomen, dass man, sofern man die Zeit anhält, mit etwas Geduld eine vernünftige Struktur erzeugen kann. Mit dem weiteren Spielverlauf gewöhnt man sich zwar daran, besser wird es allerdings nicht, denn man muss so viele verschiedene Aspekte gleichzeitig kontrollieren und optimieren, dass man sich permanent an dem relativ langsamen Spieltempo stört.
Viel besser sind die Menüs, die im Vergleich zur PC-Version überarbeitet wurden. Anhand einer Leiste am unteren Bildschirm werden die wichtigsten Informationen aufgelistet und die Bauoptionen angezeigt. Das Auswählen ist dank des Steuerkreuzes einfach und der Aufbau übersichtlich, was eine Menge Frustration erspart. Auch das ist ein Faktor, der den relativ unpräzisen Cursor erträglicher macht.
Aus klein wird groß
Anstatt jedes Gebäude einzeln zu platzieren, wählt man Flächen aus, auf denen dann Häuser erbaut werden. Natürlich gibt es Ausnahmen, denn Krankenhäuser, die Feuerwehr oder auch eine Polizeistation werden benötigt, um die einzelnen Stadtviertel abzudecken. Im Laufe von mehreren Stunden wird dem Spieler erst klar, wie komplex jedes einzelne System ist, denn das kleine Anfangsgebiet ist irgendwann voll und weitere Gebiete werden bebaubar. Man wechselt ständig zwischen den einzelnen Bezirken und schaut, welche Icons aufploppen. Diese geben an, welche Probleme vorhanden sind und spätestens, wenn die gesamte Bevölkerung krank wird sollte dem Spieler auffallen, dass in der Planung etwas falsch gelaufen ist.
Obwohl man anfangs an die Hand genommen wird lebt das Spiel von den Fehlern des Spielers. Manchmal fällt einem im späteren Verlauf auf, dass die Wasserversorgung komplett anders hätte geplant werden müssen, dass Gebiete zu dicht besiedelt sind oder es vielleicht nicht die beste Idee war, eine Mülldeponie ins das Stadtzentrum zu setzen. Bei „Cities: Skylines“ handelt es sich um eine mitunter hartnäckige Simulation, die durch ihren Realismus besticht. Auch verschiedene Arten von öffentlichen Verkehrsmitteln gehören zum Stadtleben, also müssen Haltestellen errichtet und mehrstufige Routen erbaut werden, weshalb aus dem anfänglichen Stück Land schnell das Zentrum einer riesigen Metropole wird.
Unterhaltung ohne Ende
Glücklicherweise werden die Aufgaben nicht nur platt präsentiert, denn die Stadt ist unfassbar detailliert. Man kann sogar einen Bewohner mit der Kamera verfolgen und Schritt für Schritt sehen, welchen Weg diese nehmen und wo sie arbeiten. Das wird besonders praktisch wenn regelmäßig Staus entstehen und man anhand von Informationen ersehen kann, ob eine Umgehungsstraße nicht optimal wäre. Der Spieler muss ständig die Stadt optimieren und die vielfältigen Systeme verstehen, um die Stadt zum Erfolg zu führen.
Das wird durch die Meilensteine in den ersten Stunden interessant. Wie bereits erwähnt stehen einem nicht direkt alle Bauoptionen zur Verfügung, denn sie werden nacheinander freigeschaltet, wenn man bestimmte Ziele erfüllt hat. Das ist für Anfänger sehr motivierend und man möchte nicht nur den eigenen Erfolg sichern sondern freut sich auf die neuen Möglichkeiten, die vielleicht den gesamten Plan vernichten. „Cities: Skylines“ lebt vom Scheitern des Spielers und Problemen, denn diese zu lösen und beim nächsten Anlauf von Beginn an zu beachten bleibt auch nach zahlreichen Stunden interessant. Man vergisst fast immer wichtige Aspekte, doch anstatt wütend zu werden entsteht die Hauptmotivation.
Perfektionierung
Obwohl man die Stadt baut, wird man viel Zeit in diversen Menübildschirmen verbringen, denn neben der Stadtplaner-Position wird man auch noch indirekt zum Bürgermeister. Steuern zu erheben, die Anfragen der Bevölkerung zu betrachten und somit deren Zufriedenheit zu gewährleisten ist immens wichtig, um den Erfolg der Stadt zu gewährleisten. Ein Reiz besteht auch darin zu sehen, wie realistisch die einzelnen Systeme sind, denn dank falscher Planung sind leere Flüsse oder erhöhte Brandgefahr sowie die daraus folgenden Auswirkungen ein Garant für Lacher und Panik zugleich. Das Spiel ist derart detailverliebt und alle Systeme laufen so gut ineinander, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Da kann man kleinere Mankos verzeihen wie die Feuerwehr, die nicht immer den schnellsten Weg nimmt oder breite Straßen, die selten ausgenutzt werden.
Großes Paket
Zwar gibt es viele der Erweiterungen noch nicht für Nintendo Switch, dafür sind „After Dark“ und „Snowfall“ sofort integriert. Erstere bringt den Nacht- und Tagwechsel, den man auf Wunsch auch ausstellen darf. Das sollte man nicht, denn neben den optischem Veränderungen lassen sich dadurch auch zusätzliche Gebäude wie Clubs und weitere Touristenattraktionen bauen. Entsprechende Richtlinien in Bezug auf die Öffnungszeiten sind auch wichtig, um die Zufriedenheit der Anwohner zu wahren. Die zahlreichen Überarbeitungen sowie kleinen Veränderungen fügen sich perfekt in das Geschehen ein und machen das Spiel noch realistischer.
„Snowfall“ wurde hingegen schon damals kritischer aufgenommen, denn anstatt den Wetterwechsel dynamisch einzuführen gibt es gesonderte Karten, auf denen es immer kalt ist. Einher kommen neue Systeme für Heizungen sowie glatte Straßen, denen man anhand von neuen Geräten entgegenwirken muss. Wer eine größere Herausforderung möchte, wird hier bestens bedient, auch wenn das alles separat stattfindet. Frustriert werden Nintendo Switch-Besitzer nicht, denn keiner muss erneut in die Tasche greifen.
Kein geglückter Port
Wer bereits zuvor auf die Wertung geschaut hat und sich beim nachträglichen Lesen wundert, wo denn die Kritik bleibt, ist hier richtig. Bereits optisch enttäuscht das Spiel sowohl im Handheld-Modus als auch am TV durch stark heruntergeschraubte Texturen, die oft hässlich sind. Das ist noch akzeptabel, denn das gesamte Städtebild bleibt schön und das Spiel leidet nicht darunter. Die erwähnte Steuerung stört, allerdings haben die Macher hier wenigstens eine stark auf Maus und Tastatur ausgelegte Simulation akzeptabel adaptiert.
Katastrophal ist die Bildrate, die nie gut ist. Bereits die kleine Stadt hat erhebliche Probleme damit, 30 Bilder pro Sekunde zu erreichen und hat ständig mit Rucklern zu kämpfen, noch schlimmer als auf den anderen Plattformen. Wer beginnt seine Metropole zu bauen wird dann regelrecht geschockt, denn die Bildrate sinkt so sehr, dass stockende Bilder keine Seltenheit sind. Das beeinträchtigt das Spielerlebnis so stark, dass man die Konsole frustriert zur Seite legen möchte, denn das Spieltempo sinkt enorm. In den ersten Stunden sind diese Fehler noch akzeptabel, je größer die Stadt wird desto gravierender wird allerdings das Problem. Der Reiz besteht auch darin, seine Stadt anzuschauen, hereinzoomen wird aber zur Qual. Dass die Leistung im Dock viel schlimmer sein soll als im Handheld-Modus können wir nicht unbedingt bestätigen, denn obwohl die Probleme auf dem großen Bildschirm stärker auffallen waren beide Optionen alles andere als optimal. Spieler müssen auf die Patches warten, die die technischen Aspekte verbessern.
Bei all der Kritik soll aber auch Entwarnung ausgesprochen werden, denn obwohl diese Version ein großes Manko hat kann man sich damit abfinden und dennoch Spaß daran haben, riesige Städte zu erbauen und managen, insbesondere, da man dies auch unterwegs tun kann. Ein Spiel mit so vielen kleinen Elementen und Bewegungen auf eine portable Konsole zu bringen verdient Respekt und da die Macher bereits Besserung versprechen können Fans optimistisch bleiben, dass zumindest die Bildrate in Zukunft stabiler werden kann.
Bisher gibt es acht Kommentare
MMn ist es ein Wunder, dass es überhaupt für Konsole erschien.
Wer weiss wann diverse Entwickler angefangen haben sich mit der Switch wirklich zu befassen, zudem muss das Ganze auch auf zig anderen Systemen laufen.
Bei großen Metropolen würde ich das ja noch verstehen, aber scheinbar gibt es auch bei kleineren Städten schon große Performanceprobleme.
Ist der CPU-Teil des SoC zu leistungsschwach um eine Stadtsimmulation (ja, das kann einiges an CPU Cycles fressen) laufen zu lassen? Ich kann mir nicht vorstellen das der GPU Part des SoC's Schuld an den 30FPS ist...
Oder ist die Entwicklerfirma wirklich so inkompetent?
Leider haben ja immer mehr 3rd Party Games mit FPS Problemen zu kämpfen...Dead Cells z.B. habe ich mir aus eben diesen Grund nicht gekauft und auch bei Cities werde ich wohl (leider leider leider) passen müssen.