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My Hero One's Justice

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My Hero One's Justice

Kein Manga hat in den vergangenen Jahren einen dermaßen großen Anstieg in seiner Popularität erreicht, wie „My Hero Academia“. Selbst außerhalb Japans gehört die Geschichte von Izuku Midorya zu den beliebtesten Marken der letzten Jahre, auch dank des Animes. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis endlich auch ein entsprechendes Spiel erscheinen würde, dennoch wurde „My Hero Academia: Battle for All“ allerdings nie außerhalb Japans veröffentlicht. Das sieht bei dem merkwürdig betitelten „My Hero One’s Justice“ glücklicherweise anders aus, weshalb wir uns in die Welt der Helden begeben haben, um euch zu verraten, ob das Spiel wirklich „Plus Ultra“ ist.

Ein kleiner Teil der Ausbildung

Die erste Anlaufstelle ist der Story-Modus, der nach den Ereignissen des Sport-Festes einsetzt, also mit Dekus Besuch bei Gran Torino beginnt. Von da an wird die Geschichte bis zum wohl bislang epischsten Moment erzählt, dem Kampf zwischen All Might und All For One. Vor den Kämpfen wird die Handlung erklärt, während entsprechende Bilder aus dem Anime wie in einem Manga angeordnet werden. Das sieht ansprechend aus, dient aber nur dazu, den Fans gewisse Details in Erinnerung zu rufen. Die Macher gehen davon aus, dass die Spieler bereits die Geschichte kennen und somit darf man von der Erzählung nichts Ausführliches erwarten. Das sorgt leider dafür, dass sich der gesamte Modus nur wie eine Aneinanderreihung von Kämpfen anfühlt, nicht aber wie eine fortlaufende Geschichte. Zudem kämpft das Spiel mit dem bekannten Problem, dass alle Kämpfe auf dieselbe Art ausgetragen werden und sich deshalb nicht unterscheiden. Egal ob ein Kampf zwischen Freunden oder der stärkste Held gegen den stärksten Schurken, beeindruckend sind die epischen Auseinandersetzungen nicht. Eine kleine Ausnahme stellen die animierten Zwischensequenzen dar, deren Anzahl sich leider an einer Hand abzählen lassen.

Wer die Geschichte beendet hat, darf sie direkt wiederholen, allerdings aus der Sicht der Schurken. Neue Einblicke in die Handlung gibt es nicht, dafür mehr vom selben. Diese Form der Streckung ist nicht unbedingt schlecht, schließlich gibt es dadurch mehr zu tun. Sie verdeutlicht aber umso mehr, wie viel Potential auf der Strecke gelassen wurde. Wer nicht die optionalen Herausforderungen angehen möchte, darunter alle Kämpfe mit einem S-Rang zu beenden, wird nach dem einmaligen Durchspielen der Hauptattraktion den Rücken kehren.

Wunderbar typischer Anime-Prügler

Die eigentlichen Kämpfe laufen in einer Arena ab, in der sich die Helden und Schurken frei bewegen können. Eine Aneinanderreihung von drei Angriffsarten, die durch die entsprechende Ausrichtung des rechten Analogsticks verändert werden, ergeben ein schnelles Kampfsystem, das sich wie eine Mischung aus „Naruto: Ultimate Ninja Storm“ und „Seven Deadly Sins: Knights of Britannia“ spielt. Bereits nach wenigen Runden beherrscht man alle Angriffe und es wird umso wichtiger, das richtige Timing zu finden. Hinzu kommen zerstörbare Umgebungen sowie die Möglichkeit, an Wänden zu laufen, was für ein wunderbares Chaos sorgt, wie man es sich von einem Anime-Prügler dieser Art wünscht. Und ja, natürlich lassen sich Sidekicks über die Schultertasten rufen. Wichtig ist auch die Nutzung von Gegenangriffen, denn währenddessen kann man zwar Schaden nehmen, die Angriffsvorbereitung wird aber nicht unterbrochen. Das richtige Timing entscheidet also wichtige Situationen, denn Gegenangriffe zu nutzen und ihnen auszuweichen, kann einen Kampf entscheiden. Auch die Luftkämpfe spielen sich schnell, dank entsprechenden Dashes und einem Doppelsprung.

Wer das Kampfsystem einmal verstanden hat, wird nahezu ohne Probleme jeden Charakter auswählen können, da die Grundlagen stets gleich sind. Einige Angriffe unterscheiden sich zwar in Sachen Ausführung, diese Feinheiten sind aber nach einem Blick ins Menü schnell verstanden und somit ist „My Hero One’s Justice“ vor allem einsteigerfreundlich und zugänglich. Die Kämpfer unterscheiden sich angenehm voneinander und in Sachen Balancing wurde gute Arbeit geleistet, auch wenn es im Test oft so wirkte, dass bestimmte Charaktere gegen andere einen kleinen Nachteil haben. Zumindest gegen den Computer war keine Charakterkonstellation völlig unfair, was leider auch an der grausigen KI liegt. Selbst auf der höchsten Stufe läuft der Gegner gegen Wände und lässt sich viel zu leicht austricksen. Das wird im Online-Modus anders sein, den wir zum Testzeitpunkt leider aufgrund der geringen Spielerzahl nicht ausprobieren konnten.

Die beste Auswahl?

Die Auswahl an Kämpfern ist immer ein heikles Thema, besonders bei einem so großen Cast, wie ihn „My Hero Academia“ hat. Insgesamt gibt es 20 Charaktere, darunter natürlich Izuku, All Might und Katsuki, aber auch einige Schurken wie Himiko und sogar All For One. Es war zu erwarten, dass nicht die gesamte Klasse 1-A spielbar wird, wieso aber Mezo und Koji fehlen bleibt ein Rätsel, und auch Toru und Mineta hätten eine Menge Humor einbringen können. Zudem sieht es an der Lehrer-Front schwach aus und neben dem Nr. 1 Helden gibt es lediglich Eraser Head und Gran Torino. Dass Endeavor nur als DLC erhältlich ist, stellt eine große Enttäuschung dar, und auch eine weitere Variation von Izuku gehört sicherlich nicht zu den größten Wünschen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die DLC-Pläne entwickeln, zumindest die Auswahl an Arenen enttäuscht nicht, gemessen am aktuellen Stand des Animes.

Beschäftigung

In Sachen Modi gibt es leider fast nur Standardware. Neben dem Training wartet auch ein klassischer Arcade-Modus auf die Spieler, leider beweist auch hier die KI ihr Unvermögen und da sich der Schwierigkeitsgrad nicht ändern lässt, wird keinerlei Abwechslung geboten. Auch die kurzen Sätze nach den jeweiligen Kämpfen, die die Charaktere miteinander austauschen, sind völlig belanglos. Der lokale Kampf hingegen wird dadurch interessant, dass man auch gegen Freunde antreten darf. Selbst die Steuerung mit nur einem Joy-Con funktioniert sehr gut und ermöglicht kurzweilige Matches. Die Einstellungmöglichkeiten hingegen sind sehr simpel und bis auf die Zeit sowie Anzahl der Runden und Begleiter darf man nicht zu viel erwarten.

Etwas anders läuft der Missions-Modus ab. Hier wählt der Spieler eine Karte, auf der sich anschließend eine Reihe von Kämpfen absolvieren lässt, inklusive optionaler Pfade. Dabei levelt man auch seine ausgewählten Charaktere auf, allerdings muss man vorher drei Stück auswählen und kann sie innerhalb einer Karte nicht austauschen. Der Modus bietet zusätzliche Unterhaltung durch bestimmte Ziele, zum Beispiel innerhalb der Zeit durch ein K.O. zu gewinnen oder mit einer besonderen Attacke. Spielerische Abwechslung ersetzt der Modus zwar nicht, wer aber ein bestimmtes Ziel über lange Zeit verfolgen möchte, während er Kämpfe absolviert, darf hier zahlreiche Stunden investieren. Man sollte sich nur bewusst sein, dass die Belohnung nicht jeden motivieren wird, die Abläufe ständig zu wiederholen.

Der optische Faktor

Wer Kämpfe in den jeweiligen Modi absolviert erhält ständig Belohnungen. Viele davon gehören zur Galerie, in der sich Zwischensequenzen, Musikstücke und Charaktermodelle sowie weitere Bilder ansehen lassen. Jeder Charakter lässt sich allerdings auch mit zahlreichen Items anpassen, die man als Belohnung für fast alle Aktionen erhält. Neben komplett neuen Kostümen kann zum Beispiel Deku Iidas Brille aufsetzen oder Shigarakis Hände auf die Schulter setzen. Selbst die Stimmen sowie die Ausrufe lassen sich anpassen. Wer möchte, kann also stundenlang für alle 20 Charaktere Kostümsets erstellen. Das macht definitiv mehr Spaß, als lediglich fertige Kostüme auszuwählen, und wer viel Wert auf die optische Gestaltung setzt, wird einen Grund finden, in jeden einzelnen Modus eine Menge Zeit zu investieren.

So gut das auch klingen mag, eine große Anzahl der Spieler wird sehr wahrscheinlich keinen Wert auf diese Anpassungen legen, und genau dann fällt das System in sich zusammen. Es gibt keine spielerischen Vorteile oder Änderungen am Kampfverhalten, sodass sie keinen praktischen Nutzen haben. Deshalb muss jeder für sich entscheiden, ob er das Sammeln als motivierende Unterhaltung sieht oder lediglich als langweiligen Grund dafür, mehr Zeit in die Modi zu investieren, die eigentlich Spaß machen. Lediglich in einer Sache werden alle zustimmen: Mineta als Beinpuppe von All For One ist großartig.

Unsaubere Leistung

Bislang klingt „My Hero One’s Justice“ wie ein gelungener Anime-Prügler mit den typischen Schwächen. Leider ist die Anpassung an Nintendo Switch nicht gerade optimal, was bei der Optik noch weniger schlimm ist. Der Stil versprüht den Charme der Vorlage und trotz matschiger Texturen sehen die Arenen sowie Charaktere gut aus, ebenso die Animationen. Katastrophal ist hingegen die Bildrate, die sowohl am TV als auch im Handheld-Modus immense Probleme hat, auch nur ansatzweise stabil zu bleiben. Manchmal werden Schläge butterweiche verteilt, nur damit das Spiel wenige Sekunden später auf einmal langsamer wird. Das stört in den Kämpfen dank des lockeren Kampfsystems zwar nicht unbedingt, sieht aber definitiv nicht gut aus. Richtig problematisch wird es, wenn die Arenen zerstört werden, denn dann sinkt die Bildrate dermaßen, dass man sie mit einer Zeitlupe gleichsetzen kann. Wenn die Zerstörung durch eine Spezialattacke verursacht wird, ist eine Framerate im einstelligen Bereich während der Animation keine Seltenheit. Das behindert den Spielfluss enorm und muss mit zukünftigen Patches behoben werden.

Auch die Menüführung strotzt nur so von Rucklern und manchmal werden Eingaben dort gar nicht erst registriert. Für jede Menüauswahl gibt es auch eine Ladezeit, und bevor der Kampf losgeht kann man bis zu 40 Sekunden lang auf einen schwarzen Bildschirm mit Spieltipps starren. Hier muss ein Patch für Optimierungen sorgen, denn die Version fühlt sich unfertig an. Insbesondere Online könnte die aktuelle Technik zum Todesurteil der Nintendo Switch-Version werden.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„My Hero One’s Justice“ ist dank seines Kampfsystems sowie der Präsentation ein gelungener, erster Ausflug der beliebten Helden auf aktuellen Heimkonsolen. Zwar gehören die Modi nicht zum spannendsten, was das Genre zu bieten hat, dafür unterhalten sie gut und werden Fans genau die Kämpfe ermöglichen, die sie sich gewünscht haben, wenn auch mit einer limitierten Charakterauswahl. Wirklich schlimm ist hingegen die technische Leistung, denn die Bildrate ist instabil und gepaart mit den langen Ladezeiten bietet die Nintendo Switch-Version sicherlich nicht das beste Erlebnis. Jeder Fan muss selbst entscheiden, ob er diese gravierenden Einschnitte in Kauf nimmt, um auch unterwegs zu prügeln.

Bisher gibt es drei Kommentare

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  • Avatar von Starkirby
    Starkirby 24.11.2018, 15:57
    Zitat Zitat von Marco Beitrag anzeigen
    Das werde ich später einmal überprüfen und es dich wissen lassen
    Super nett von dir, danke!
  • Avatar von Marco
    Marco 24.11.2018, 13:15
    Zitat Zitat von Starkirby Beitrag anzeigen
    Seit Release sind wohl mindestens drei Patches rausgegangen, die neben DLC-Charas auch die allgemeine Stabilität verbessert haben sollen. Weiß jemand, ob die Framerate nun immer noch so sehr schwankt? Wäre gut zu wissen.
    Das werde ich später einmal überprüfen und es dich wissen lassen
  • Avatar von Starkirby
    Starkirby 24.11.2018, 12:43
    Seit Release sind wohl mindestens drei Patches rausgegangen, die neben DLC-Charas auch die allgemeine Stabilität verbessert haben sollen. Weiß jemand, ob die Framerate nun immer noch so sehr schwankt? Wäre gut zu wissen.