Wenn man bedenkt, wie lange schon Neuveröffentlichungen in Form von HD-Remaster-Titeln beliebt sind, wirkt es unfassbar, dass Nintendo einige der beliebtesten Klassiker im Schrank hat stehen lassen. Das ist nun aber vorbei, denn mit „Super Mario 3D All-Stars“ werden nicht nur gute Spiele wiederveröffentlicht, es sind sogar einige der besten, wichtigsten Spiele aller Zeiten. Umso ärgerlicher ist es, dass Nintendo ihnen nicht die Aufbereitung geschenkt hat, die sie verdienen.
Die größte Neuerung
Bereits das kleine Intro für das Hauptmenü sprüht nur so vor Charme. Dort angekommen, geht es zur Spieleauswahl: „Super Mario 64“, „Super Mario Sunshine“ sowie „Super Mario Galaxy“. Zu all den Titeln gibt es eine kleine Information sowie Videos im Hintergrund. Interessanterweise lassen sich für jedes Spiel mehrere Sprachen auswählen, was besonders dann praktisch ist, wenn man für einige Übersetzungen nicht gleich die Sprache seiner Konsole umstellen möchte.
Das große Highlight befindet sich aber rechts neben den drei Klassikern, denn dort lassen sich alle Musikstücke der Spiele abspielen – das sind über vier Stunden! Wahlweise zufällig, sogar mit ausgeschaltetem Bildschirm, gibt es wohl kaum eine bessere Hintergrundmusik.
Eine neue Dimension
Gibt es wohl noch etwas zu „Super Mario 64“ zu sagen, das noch nie gesagt wurde? Der Klassiker ist mehrfach neu erschienen, darunter als völlig überarbeitete Version für den Nintendo DS. Auf Nintendo Switch dürfen Fans allerdings das originale Abenteuer erleben, ohne echte Änderungen. Noch immer ist das Intro mit Mario, der aus einer Röhre springt, schlichtweg ikonisch. Bereits der Schlossgarten ist ein Spielplatz, in dem sich der Spieler austoben und einige Geheimnisse lüften kann – mehr Nostalgie geht gar nicht!
Spielerisch bleibt alles wie erwartet. Mario springt in Gemälde und andere magische Portale, um die einzelnen Level zu erreichen. Diese sind wahnsinnig kreativ geraten und bieten stets mehrere Aufgaben, für die der Spieler manchmal linearen Wegen folgen, manchmal aber auch die Welten sorgfältig erkunden muss. Die spielerische Freiheit ist für die 90er beeindruckend und begeistert selbst heute – zumindest teilweise. Es ist nämlich nach moderneren Spielen nicht einfach, sich auf die etwas schwammigen Bewegungen einzulassen, die manchmal chaotische Kamera zu ertragen und herauszufinden, wie man bestimmte Punkte erreicht, ohne einen echten Überblick zu erhalten.
Keine Generalüberholung
„Super Mario 64“ ist ohne Frage auch heute noch ein fantastisches Spiel, das aber eine Modernisierung verdient hätte. Hier wurde lediglich das Notwendigste getan und die UI sowie Texte neu aufbereitet, während sich die HD-Texturen klarer voneinander abgrenzen und die Farben kräftiger daherkommen. Das ist im Vergleich zum Original ein schönes Upgrade, aber schlichtweg nicht genug. Dass eine Ausweitung auf ein 16:9-Format möglich ist, zeigen Sammlungen wie „Rare Replay“, doch noch schlimmer sind nicht ausgemerzte Schwächen. Wieso ploppen noch immer Gegner und ganze Plattformen aus dem Nichts auf, wenn man auf sie zuläuft? Wieso wurden die Kameraprobleme nicht behoben? Zudem lässt sich das Alter nicht immer verbergen, denn insbesondere eine bestimmte Untergrund-Passage ist schlichtweg hässlich.
Aufgrund dieser recht minimalen Verbesserungen, oder eher den verpassten Chancen, kommt es einem nicht so vor, als ob man hier die beste Version des Klassikers erleben würde. Zwar muss man seine Erwartungen zurückschrauben, schließlich handelt es sich hier nicht um ein vollwertiges Remaster, dennoch hätte man mehr tun können, um einer neuen Generation den Klassiker nahe zu bringen. Der Vollständigkeit halber wäre die Nintendo DS-Fassung als Bonus auch nett gewesen – die ist nämlich sogar für Wii U erschienen, wenn auch als Virtual Console-Titel.
Das Paradies unter der Sonne
Eigentlich haben sich Mario und Peach einen Urlaub verdient, weshalb sie auf die Isla Delphino reisen, doch Entspannung ist nicht angesagt. Marios Doppelgänger sorgt für Chaos und bringt den heldenhaften Klempner ins Gefängnis – raus darf er nur unter der Auflage, Schmierereien auf der ganzen Insel zu entfernen. Dabei kommt er schnell dem Geheimnis auf die Spur und muss deutlich mehr tun, als nur sauber zu machen.
Spielerisch passt sich das ganze Abenteuer seinem Thema an, denn jedes Level spielt auf der Insel, weshalb man die ständigen Umgebungswechsel der anderen Spiele vergessen sollte. Dafür sind die Gebiete nicht weniger kreativ, ganz im Gegenteil: Mario hat dank seines neuen Begleiters, dem Dreckweg 08/17, deutlich mehr Bewegungsfreiheit, weshalb die Level häufig vertikal aufgebaut sind. Mit diesem kann Mario Dreck entfernen, doch auch einen Jetpack nutzen oder per Aufsatz andere Fähigkeiten erwerben – vorausgesetzt, der Wassertank ist gefüllt. Alleine dadurch ergibt sich schon ein völlig neues Bewegungsgefühl, denn Mario kann seine Sprünge häufig korrigieren oder erweitern. Die Vielfalt stimmt also, da kann doch nichts mehr falsch laufen – oder etwa doch?
Das schwarze Schaf?
Leider leidet der Titel unter Problemen, die sich nicht immer ertragen lassen. Da wäre zum einen die Kamera, denn obwohl man nun ein größeres Blickfeld hat, kann diese in engen Räumen häufig dem Geschehen nicht perfekt folgen. Auch die Aufgaben in den Leveln hätten mehr Vielfalt vertragen können, denn rote und blaue Münzen zu sammeln, Bosse erneut zu besiegen oder den Betrüger-Mario zu verfolgen, nutzt sich leider relativ schnell ab. Dann wären da noch einige unfassbar frustrierende Stellen – egal ob der große Vogel, die Pachinko-Maschine oder das Wurf-Chaos, Fans werden wissen, welche gemeint sind. Überarbeitet wurden diese leider nicht, obwohl die Neuveröffentlichung die perfekte Chance dafür gewesen wäre.
Dennoch ist „Super Mario Sunshine“ ein fantastisches Spiel. Natürlich sind die Kritikpunkte ärgerlich, doch sie zerstören den Spielspaß nicht. Sich in den vielfältigen Leveln auszutoben, kleine Aufgaben zu erledigen, Dreck zu entfernen und mit verschiedenen Sprüngen neue Punkte zu erreichen, wird einfach niemals langweilig. Mario steuert sich wahnsinnig agil und rasant, weshalb es gar nicht so schlimm ist, dass man manchmal viel Zeit an eine Aufgabe verliert. Kaum einen Hauptteil haben so viele Fans verpasst, weshalb es erfreulich ist, dass er endlich erneut erschienen ist.
Weite Welt
Was die Überarbeitungen der Sammlung angeht, profitiert „Super Mario Sunshine“ am meisten davon. Das beweist der erste Blick, denn hier wurde das Bildformat auf 16:9 verändert, was die Level größer wirken lässt und dem Spieler einen deutlich besseren Überblick bietet. Zudem wurden auch hier einige HD-Überarbeitungen implementiert, wodurch die Farben kräftiger sind. Darüber hinaus wirken die Level klarer, doch hier konnte bereits das Original punkten. Auch gibt es für Objekte in der Ferne einen besonderen Effekt, wodurch diese schwammig wirken, was perfekt zum Insel-Stil passt.
Und dennoch können wir auch hier nicht zufrieden sein, und das liegt nicht ausschließlich an den Kamera-Problemen. „Super Mario Sunshine“ hat so einige Bugs, wegen denen Mario in Objekten stecken bleibt – manchmal muss man ein Level verlassen, damit sich das Problem auflöst. Und dann wäre da noch eine kleine, dennoch bei diesem Genre klar bemerkbare Verzögerung in der Steuerung, was einige Tode verursacht. Zwar gewöhnt man sich daran, doch gerade solche Probleme sollten in einer Neufassung nicht auftauchen. Natürlich fehlt auch hier die Aufstockung auf 60 Bilder pro Sekunde, was das Problem möglicherweise minimiert hätte.
Auf zu den Sternen
An die ersten Minuten aus „Super Mario Galaxy“ konnte ich mich auch nach all den Jahren noch erinnern. Mario besucht das Sternschnuppen-Fest des Pilzkönigreichs, Bowser taucht auf, entführt Peach zusammen mit dem ganzen Schloss und Mario wird ins Weltall geschleudert, allerdings von Rosalina und den Lumas, kleinen Sternkreaturen, gerettet. Fortan macht sich der Klempner auf die Reise durch mehrere Galaxien, um seine Geliebte einmal mehr zu retten.
Kaum ein Wort passt zu „Super Mario Galaxy“ so gut, wie episch. Wenn der Held von Planet zu Planet springt, der fantastische Soundtrack immer lauter wird und auch gigantische Gegner besiegt werden, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. In Sachen Präsentation ist das Spiel unfassbar gut gealtert und obwohl zum Beispiel Rasen lediglich eine grüne Flächentextur ist, erstrahlt das Spiel dank HD-Aufbereitung regelrecht. Das Spiel ist allerdings auch in Sachen Gameplay am besten gealtert.
Eine unvergessliche Reise
Da Mario in einem Level häufig mehrere Planeten besucht, sind diese recht klein. Jeder verfügt aber über eine eigene Gravitation, weshalb der Spieler sich erst an das überaus kreative Leveldesign gewöhnen muss. Mario selbst steuert sich wunderbar direkt und präzise, kann mit einer Drehattacke aber Sprünge noch präziser planen und sogar Gegner besiegen, wodurch häufig Sternenteile zurückgelassen werden. Diese können dann wiederum gegen Feinde geschossen werden oder an große Lumas gefüttert werden, um neue Gebiete freizuschalten.
Es ist nahezu unglaublich, wie kreativ die Welten ausgefallen sind. Manchmal wird das Spiel mit der Gravitation sogar gar nicht eingebunden, mal verwandelt sich Mario in eine Biene – und da viele der Level drei Sterne beherbergen, verändert sich der Ablauf häufig gravierend, was zu noch mehr Vielfalt führt. Hier werden so viele Ideen eingebunden, dass sich der Spieler vor ihnen kaum retten kann und dennoch nicht überfordert wird. Wer alle Sterne sammelt, darf sich zudem auf eine ganz besondere Herausforderung freuen!
Nahezu perfekt?
Weil wir aber schon wieder zu enthusiastisch werden: Die Portierung von „Super Mario Galaxy“ kämpft mit Problemen. Zwar sieht das Spiel insbesondere im Handheld-Modus großartig aus, dafür ist die Steuerung eine kleine Katastrophe. Das meiste funktioniert wunderbar, denn die Drehattacke wird entweder durch das Schütteln der Konsole, oder per Knopfdruck ausgelöst. Allerdings lassen sich die Sternenstücke ausschließlich über den Touchscreen aufsammeln und abschießen. Im TV-Modus funktioniert das gut über die Pointer-Steuerung nebenbei. Mario springt durch die Gebiete, während der Spieler die Stücke nebenbei nutzt – im Handheld-Modus muss das Geschehen aber immer wieder verlangsamt werden, um dasselbe zu tun. Das verschlechtert den Spielfluss und sorgt dafür, dass man lieber am TV spielt.
Das mag für einige Meckern auf hohem Niveau sein, doch bei einem ansonsten wahrlich perfekten Spiel fällt das umso stärker ins Gewicht. Natürlich ist es nicht einfach, diese spezielle Mechanik anzupassen, sie ist dafür symbolträchtig für die gesamte Sammlung. Kaum eine Spielesammlung kann Titel dieses Kalibers bieten, aber gerade deswegen hätten die Titel mehr verdient. Widescreen-Unterstützung für „Super Mario 64“, Fehlerbeseitigung und 60 FPS für „Super Mario Sushine“ und eine verbesserte Steuerung für „Super Mario Galaxy“. Und dann wäre da noch das Fehlen von „Super Mario Galaxy 2“, das auf den Stärken seines Vorgängers aufbaut und sogar noch eine Schippe drauf setzt. Würden hier nur die Spiele bewertet werden, stünde am Ende natürlich eine glatte zehn. Als Neuveröffentlichung bleibt dann aber leider doch die Enttäuschung zurück.
Bisher gibt es elf Kommentare
Das einzige Spiel, das jemals wirklich zeitlich limitiert war, war die Metroid Prime Trilogy. und das hat Nintendo trotzdem in solchen Mengen produziert, dass ich es hinterher bei Karstadt auf dem Grabbeltisch für 10€ abgreifen konnte.
Wenn ich aber eines der 3 Spiele jemals wieder spielen will - und das ist bei Mario eigentlich so sicher wie das Amen in der Kirche - wäre es vermutlich die HD-Version. Daher kauf ich es mir. Nebenbei ist die Sammlung günstiger als alle 3 Spiele gebraucht zu kaufen.
Außerdem will ich diese doofe künstliche Verknappung nicht unterstützen, die mich irgendwie zwingen will es mir zu holen. Von dem Sog lasse ich mich jetzt aber mal bewusst nicht mitreißen.
EDIT: Alle Level haben 30 Münzen, wobei Collina Korona zu Piazza Delfino zählt (also am besten immer schön auf einer Liste mitzählen!). Der Shit ist, dass manche blauen Münzen nur in bestimmten Kapiteln erscheinen. Welche, weiß man nicht.