Ein tolles Element verspricht „Ary and the Secret of Seasons”: das Ändern der Jahreszeiten mit magischen Sphären. Und das ist auch wirklich sehr gut gelungen. Auf den Rest des Spiel trifft dies leider nicht zu, wie unser Review zeigt.
Heldin als Held
In Valdi, der Weld von „Ary and the Secret of Seasons”, beherrschen unterschiedliche Jahreszeiten die einzelnen Regionen des Landes. Zu jeder von ihnen gehört ein Hüter sowie ein Auszubildender. Jedoch kommen die Jahreszeiten auf mysteriöse Weise ein wenig durcheinander, und eigentlich sollte sich der Hüter des Winters, Vater der Heldin Ary, auf den Weg machen, um dies zu beheben. Doch das Verschwinden seines Auszubildenden - gleichzeitig sein Sohn und damit Arys Bruder - nimmt ihn zu sehr mit. Leider darf Ary als Mädchen nicht einspringen. Jedoch entschließt sie kurzerhand, ihr langes Haar zu kürzen und sich in eine Uniform ihres Bruder zu zwängen, um die Sache selbst in die Hand zu nehmen. So startet das Spiel, das durch viele Zwischensequenzen die Geschichte schön weiter erzählt und dabei vor allem viel Humor beweist.
Sphärisch
Was „Ary and the Secret of Seasons” wirklich einzigartig macht, sind die Jahreszeiten-Sphären. Mit ihnen erzeugt man an beliebiger Stelle Kugeln um Ary herum, in denen sich die Jahreszeit ändert. So bringt man einen Fluss zum einfrieren oder Schnee zum schmelzen. An diesem Effekt kann man sich kaum satt sehen, und man wird ihn immer und immer wieder einsetzen nur um zu sehen, wie er sich auf die Umgebung auswirkt. Einem schlotternden Dorfbewohner ist auf einmal warm, eine eben noch erloschene Fackel leuchtet wieder. Man entdeckt zwar immer wieder kleine Ecken, die etwas inkonsequent ignoriert wurden, aber die Faszination überwiegt. Natürlich sind die Sphären nicht nur zur Zierde gedacht. Sehr schöne Rätsel verlangen nach der richtigen Kombination, manch ein Bossgegner hat eine bestimme Schwäche, und noch weiter Anwendungen zeigen, was im Fokus der Entwickler stand. Leider wurden fast alle anderen Bereiche vernachlässigt.
Und abwärts
Allein von einem schönen Element kann kein Spiel leben, was „Ary and the Secret of Seasons” so deutlich zeigt wie kaum ein anderes Spiel. Ein Beispiel ist schon das Kampfsystem. Ein simples Haudrauf-System gepaart mit einer rudimentären künstlichen Intelligenz der Gegner nehmen den Auseinandersetzungen Herausforderung und Spaß. Glücklicherweise sind die Umgebungen meist so weitläufig, dass man sehr schnell auf Durchlaufen wechseln wird. Gleiches gilt auch für die Nebenquests und leider zum Teil auch die Aufgaben der Hauptgeschichte, die häufig ein nerviges hin und her zwischen NPCs beinhalten. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Entwickler sich voll und ganz auf die Sphären konzentriert haben, denn der Rest ist nicht nur das absolute Minimum, was man vom Genre erwartet, sondern schlichtweg in vielen Bereichen unfertig.
Alpha-Version
Es ist schlichtweg unglaublich, in was für einem Zustand das Spiel veröffentlicht wurde. Dies reicht von kleineren Unschönheiten bis zu dicken technischen Problem. Wenn nur ein NPC seinen Bierkrug in der Luft hängen lässt oder mal eine Textbox auf Englisch ist, könnte man das noch verschmerzen. Aber unzählige größere Probleme machen das Spielen zur Qual. Mal landen wir reproduzierbar nach einem Gespräch mit einem Händler auf einem Dach, dann ist Wasser als solches nicht erkennbar und Ary schwimmt einfach durch die Luft. Überhaupt sind wir beim Schwimmen auch schon ohne ersichtlichen Grund mehrfach gestorben, genauso wie beim Betreten von steinigerem Gelände, als wir Wege abkürzen wollten. Dass das Spiel sich dann auch mal mit einer Fehlermeldung komplett verabschiedet, kann man da nur noch Konsequent nennen. Wäre es nicht für dieses Review gewesen, wir hätten „Ary and the Secret of Seasons” mit Sicherheit nicht zu Ende gespielt. Und wir ziehen unseren Hut vor all denen, die trotz der Probleme bis zum Abspann weiter spielen.
Bescheiden
Vom Design her muss man das Spiel eigentlich loben. Schon früh kann Arys Heimatdorf mit den asiatischen Anleihen überzeugen, die Landschaften sind abwechslungsreich gestaltet, und Blickfänge wie einen alles überragenden Turm, den man sogar erklimmen darf, sorgen für markante Punkte in der Landschaft, an denen man sich orientieren kann. Doch rein vom technischen Standpunkt her wirkt alles hoffnungslos veraltet. Selbst große Objekte wie Häuser tauchen kurz vor Ary auf, die abgehakten Animationen lassen NPCs meist eher wie Marionetten aussehen, die meisten Texturen sind verwaschen und manch beabsichtigte Spezialeffekte wie Unschärfe wirken sich auch auf Bereiche aus, wo sie definitiv nicht hin sollten.
https://www.youtube.com/watch?v=PtdAzbEUm2
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