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Torchlight III

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Torchlight III

Das fertige „Torchlight III“ hat einen sehr steinigen Weg bis zur Vollendung hinter sich. Viele Facetten des Spiels wurden im Laufe der Entwicklung umgearbeitet, dazu kamen technische Probleme in der Early-Access-Phase und nun ein zumindest halbwegs spontaner Release für Nintendo Switch. Warum „Torchlight III“ trotz aller Kritik nicht ein komplettes Desaster ist und dennoch seine Fans findet, zeigt euch unser Test.

Verschlungene Pfade

Im Jahr 2012 begeisterte „Torchlight II“ die Fans mit vielen Experimenten und einer mittlerweile riesigen Modder-Community. Die Chancen für den dritten Teil waren also alles andere als schlecht. Das ganze Erfolgskonzept ins Wanken gebracht haben dann allerdings sehr ehrgeizige Pläne, „Torchlight III“ als MMO mit dem Untertitel „Frontiers“ ins Rennen zu schicken. Der Unmut der Community über dieses Vorhaben und die erforderlichen Verzögerungen durch den Umbau sorgten letztlich für einen nicht ganz einwandfreien Umbau und eine Reduktion auf ein Spiel im bekannten Action-RPG-Gerüst, welches dann im Juni als Early-Access-Titel das Licht der Welt erblickte. Nach einer Vielzahl schlechter Bewertungen für die teils undurchdachten Mechaniken und die vielen technischen Probleme nahmen sich die Entwickler jetzt die Zeit und brachten im Oktober das finale „Torchlight III“ auf den Markt.

Klassisches Torchlight-Gefühl

Bereits die Vorgänger überzeugten mit einem angenehmen Comic-Stil, der einen Einstieg für viele Geschmäcker erlaubt, denen das bekannte „Diablo“-Setting eventuell zu ernst oder gruselig wirkt. Auch „Torchlight III“ erfindet das Rad nun nicht neu. Vier Klassen - Zwielichtmagier, Scharfschütze, Roboschmied und Schienenkämpfer - decken das bekannte Arsenal von Helden ab, bieten dabei jedoch kreative neue Einflüsse und lassen sich zumindest ein wenig optisch dem eigenen Geschmack anpassen. Direkt danach geht es darum, eines von fünf Relikten zu wählen. Dies irritiert zunächst, doch schnell stellt sich heraus, dass die Wahl eines der Relikte den Skill-Pfad für die rund 13 bis 15 Stunden andauernde Story festlegt. Dies ist nicht ganz optimal unserer Meinung nach, da eine nachträgliche Veränderung nicht mehr möglich ist und man, wenn man nach ein paar Stunden das Prinzip auch verstanden hat, nur mit einem Neustart einen anderen Pfad wählen darf.

Danach kommt man zu einem Punkt, der alten „Torchlight“-Fans bereits bekannt sein dürfte, die Wahl des eigenen Begleiters. Zum Start darf man hier zwischen einem Alpaka, einer Eule und einem zuckersüßen Hund wählen – dem Leser ist selbst überlassen, einzuschätzen, wofür ich mich vermutlich entschieden habe. Im späteren Verlauf wird die Sammlung der Begleiter jedoch noch deutlich größer – sogar einen speziellen Begleiter, den es nur für die Switch-Version gibt, kann man wählen – und es gibt sogar die Möglichkeit, den teils sehr putzigen Begleitern ein eigenes Zuhause zu bauen, dazu jedoch später mehr.

Loot soweit das Auge reicht

Noch kurz einen von fünf Schwierigkeitsgraden gewählt und los geht’s ins Getümmel. Nach dem Start auf einem Schiff stürzt sich der Held mitsamt Begleitern in die Schlacht gegen erste Gegnergruppen. Schnell stellt sich das gewohnte „Torchlight“-/„Diablo“-Gefühl im Gameplay ein und die ersten Gegner werden mit Standard-Angriffen erledigt, während sich der treue Begleiter ebenfalls mutig in den Kampf wirft, und kurz danach ertönt bereits das belohnende Geräusch des ersten Level-Up und der Rucksack ist schnell mit ausreichend Loot gefüllt.

Nach dem ersten Blick ins Menü stellt sich dann schnell das Gefühl der Unübersichtlichkeit ein. Nirgendwo wird angezeigt, wie man zwischen Tabs und einzelnen Gruppen umschaltet, geschweige denn im Detail erklärt, was es alles zu tun gibt. Offenbar wurde hier bei der Portierung vom PC kein Augenmerk darauf gelegt. Mit dem ersten Skill-Punkt kann in einen von drei Talentbäumen investiert werden, der entsprechend dem bekannten Muster neue Angriffe oder stärkere Attacken ermöglicht. Ein Pluspunkt ist hier allerdings, dass die Bedienung von Menü und Karte im Handheld-Modus auch mit dem Touchscreen erfolgen kann, eine willkommene Ergänzung.

Das Inventar stellt sich leider dennoch als problematisch heraus. Das gefundene Loot sollte stets verkauft oder verwahrt werden, da es hier schnell zu dauerhaft nervigen Platzproblemen kommt. Das aus alten Teilen – oder anderen Spielen – bekannte Glücksgefühl, sich auf ein neues Item mit höherem Level zu freuen, ist in „Torchlight III“ ebenfalls abhanden gekommen. Prinzipiell gibt es weiterhin Items mit verschiedenen Güteklassen, jedoch kann jedes dieser Items sofort verwendet werden und ist mit verschiedenen Eigenschaften belegt. Dies sorgt zwar für die aus den Vorgängern bekannte Flexibilität, zwischen Pistole und Schwert wechseln zu können, jedoch fehlt das belohnende Gefühl der erfüllten Vorfreude auf das so ersehnte Item, welches der letzte Boss fallen gelassen hat.

Durchhaltevermögen gefragt

Nach der anfänglichen Freude über all die sofort einsatzfähigen Gegenstände und Waffen setzt sich aufgrund fehlender Kreativität in Gegner- und Umgebungs-Design schnell eine etwas demotivierende Routine ein, da auch die meisten Gegner nur in Gruppen zumindest etwas anspruchsvoll sind und die fordernden Bosskämpfe viel zu selten bleiben. Erst im letzten der drei Abschnitte fühlt sich „Torchlight III“ dank ausgebauter Talentbäume, umfangreicher Möglichkeiten und gut umgesetzter Level-Designs wie ein rundes Erlebnis an. Hier ist klar zu spüren, dass dieser Abschnitt erst nach dem Feedback aus der Early-Access-Phase hinzugefügt wurde.

Nach der zwar nicht absolut kreativen aber dennoch angenehm erwartbaren Story wartet dann Fazeer's Dun'djinn auf den Spieler. Hier gilt es, verschiedene Challenges zu meistern, die aufgrund ihres Schwierigkeitsgrades auch für eingespielte Gruppen eine Herausforderung darstellen und deren Belohnung man dann nur zu gern an sich nimmt. Zumindest wurde hier mehr Kreativität an den Tag gelegt, als den Spieler einfach in das New Game Plus zu schicken.

Offline-Modus mit Haken

Wie in anderen Spielen des Genre üblich, gibt es neben dem Solo-Modus auch einen Online-Modus, in dem mit bis zu drei Spielern gemeinsam auf die Loot-Jagd gegangen werden kann. Jedoch muss hier aufgepasst werden, denn es gibt keine Möglichkeit, mit dem eigenen Charakter zwischen Offline- und Online-Modus zu wechseln. Jeder Charakter wird entweder für den einen oder den anderen Modus angelegt – eine wenig erfreuliche Umsetzung, haben sich doch die Spieler im Early Access über den Online-Zwang beschwert aufgrund der vielen Verbindungsabbrüche.

Dazu hat der Offline-Modus nicht einmal den Vorteil, das Spiel zu pausieren, wenn man im Menü ist. Wer also nur mal die neue Waffe anziehen möchte, muss aufpassen, in der Zwischenzeit nicht von Gegnern attackiert zu werden. Offenbar ist dies auch ein Relikt aus der Zeit der MMO-Umsetzung. Auch ein Offline-Multiplayer fehlt leider vollständig.

Dennoch zeigt sich im Multiplayer der eigentliche Spaß des Spiels. Buffs können vollends ausgenutzt und Taktiken für schwierige Bosse abgesprochen werden. Hier verzeiht man dem Spiel auch die dem Genre eigene Eintönigkeit, welche sich zwangsläufig irgendwann einstellt.

In diesem Zusammenhang sei auch das im Laufe der Story ausbaubare Fort erwähnt. Dieses kann mit gesammelten Ressourcen nach eigenen Wünschen ausgebaut, gestaltet und später sogar mit speziellen Schreinen versehen werden, welche spezielle Buffs ermöglichen. Man kann Forts von Freunden besuchen und dort an den Schreinen auch Ressourcen spenden. Auch für diese Spenden gibt es kurzzeitige Buffs, wie etwa die Möglichkeit, für kurze Zeit bessere Items zu finden. Dies ist insgesamt eine tolle Idee der Entwickler, wird im Laufe des Spiels und aufgrund der besprochenen beschränkten Möglichkeiten jedoch viel zu wenig genutzt.

Inszenierung und Technik

Die Inszenierung von „Torchlight III“ ist, wie auch jene der Vorgänger, im bekannten Comic-Stil gehalten und bietet Einsteigern ein angenehmes Fantasy-Setting, um im Spiel anzukommen. Ob dies den eigenen Geschmack trifft, muss jeder Spieler für sich entscheiden. Jedoch ist sowohl die sehr verwaschene Grafik als auch die allenfalls als „nett“ zu bezeichnende Vertonung nichts, was positiv im Kopf bleibt.

Vor allem im TV-Modus sieht man die sehr verwaschenen Texturen, und auch die stets vorhandenen Framerate-Einbrüche trüben das Spielgefühl. Bereits zu Beginn merkt man, dass die Performance bei größeren Gegnergruppen leidet. Dies wird mit später aufregenderen Zaubereffekten keinesfalls besser. Teils kommt es hier zu verzögerten Eingaben, was bereits der vorherige Teil viel besser hinbekommen hat, der dabei kaum bis gar nicht schlechter aussah.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Die Entscheidung für oder gegen „Torchlight III“ hängt viel mit der eigenen Erwartungshaltung zusammen. Wer hier eine Steigerung und viele Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger erwartet, dürfte sehr enttäuscht sein. Zu sehr spürt man den sehr steinigen Entwicklungsweg und die vielen Kompromisse, egal ob in der wenig einfallsreichen Charakterentwicklung oder dem Level-Design. Viel zu oft zeigt sich das verschenkte Potenzial aufgrund mangelnder Finanzen zum Ende der Entwicklung und des Drucks, das Spiel möglichst schnell auf den Markt zu bringen. Wer dagegen Lust auf eine seichte Action-RPG-Kost hat und den humorvollen Comic-Stil mag, findet in „Torchlight III“ eine spaßige Beschäftigung, vor allem gemeinsam mit Freunden.

Bisher gibt es vier Kommentare

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  • Avatar von Tiago
    Tiago 20.03.2021, 09:47
    Manchen Leuten gehts halt in erster Linie ums Gameplay.
  • Avatar von BIGBen
    BIGBen 19.03.2021, 23:53
    Nur mit einem fehlenden entscheidenen Merkmal, was aber Diablo schon immer ausmacht: Die düstere Thematik. Diese wurde durch absolutes Standard-Fantasy-Gelaber ersetzt. Deshalb verstehe ich den Hype nicht. Würde es dann ja fast schon eher mit Baldur's Gate vergleichen oder so.
  • Avatar von Garo
    Garo 19.03.2021, 22:01
    Zitat Zitat von BIGBen Beitrag anzeigen
    Ich hab Torchlight schon immer so unspektakulär und uninnovativ wahrgenommen wie hier beschrieben. Keine Ahnung wieso der erste und zweite Teil so gehyped wurden. Waren doch absolute Standard-Games, oder?
    Es waren gute Diablo-Klone in einer Zeit, in der Blizzard kein Diablo gemacht hat.
  • Avatar von BIGBen
    BIGBen 19.03.2021, 11:06
    Ich hab Torchlight schon immer so unspektakulär und uninnovativ wahrgenommen wie hier beschrieben. Keine Ahnung wieso der erste und zweite Teil so gehyped wurden. Waren doch absolute Standard-Games, oder?