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New Tales from the Borderlands

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New Tales from the Borderlands

Nachdem die Geschichte von „Tales from the Borderlands“ viele Fans der Hauptreihe begeistert hat, freute man sich als ein Nachfolger angekündigt wurde, der laut ersten Erwartungen auf eine Fortsetzung der wunderbaren Geschichte von Rhys und Fiona hoffen ließ. Stattdessen liefert „New Tales from the Borderlands“ nun eine neue Gruppe von Schauspielern in einer neuen Inszenierung, jedoch mit einer nicht weniger begeisternden Dramatik, worüber sich auch, und vielleicht vor allem, Fans des ersten Teils freuen dürfen.

Neue Geschichte, bekanntes Universum

Auch wenn keine Vorkenntnisse für „New Tales from the Borderlands“ benötigt werden, werden Kenner des Universums und des Vorgängers definitiv ein intensiveres Erlebnis haben, da viele Geschehnisse und Charaktere des Universums referenziert werden. Gearbox hat es geschafft, eine neue Geschichte zu entwickeln, die sich dennoch wunderbar in die vergangenen Ereignisse einreiht. Jeder der drei Protagonisten entwickelt sich im Laufe der Geschichte weiter und findet sich durch gut geschriebene Persönlichkeiten von einem Nebencharakter plötzlich als Hauptakteur im Krieg zwischen Tediore und Atlas und allem darüber hinaus wieder.

Vielschichtige Persönlichkeiten

Die Geschichte selbst beginnt auf Promethea, ein Jahr nach den Ereignissen von „Borderlands 3", und die Folgen des vorherigen Krieges sind allgegenwärtig, während die Menschen des Planeten versuchen, sich wieder einen Alltag und ein Leben aufzubauen. Anu ist eine neurotische und an sich selbst zweifelnde Wissenschaftlerin, die sich nach Bestätigung durch ihresgleichen sehnt, während ihr Bruder Octavius ein naiver, aber optimistischer Möchtegern-Unternehmer ist, der in jeder Situation immer das Positive sieht. Und dann ist da noch Fran, Besitzerin eines Frojo-Ladens mit schweren Aggressionsproblemen, die für ihren Schokoladen-Dill-Gurken-Geschmack berühmt ist, von dem Fans des „Borderlands"-Universums sicher schon gehört haben. Die drei Hauptfiguren machen eine fundamentale Entdeckung, die unzählige Leben retten kann. Leider führt genau diese Entdeckung zu einem Minenfeld voller Gefahren, Verrat und weltbedrohenden Konsequenzen.

Das Erlebnis aller Wendungen dieser Geschichte ist ein absoluter Genuss. Aber es sind vor allem die Interaktionen zwischen den drei Charakteren und Octavius Roboter-Attentäter-Freund L0U13, welche die Spielenden in ihren Bann ziehen und dafür sorgen, dass man bis zum Ende interessiert am Ball bleibt. Motion Capturing spielt ebenfalls eine große Rolle in der intensiven Wahrnehmung der Charaktere. Vor allem bei Anu, deren Angstausbrüche durch die Art und Weise zum Ausdruck kommen wie sie sich bewegt und unangenehm zurückschreckt wenn sie nervös wird, kommt dies „New Tales from the Borderlands“ zugute. Im Laufe der Geschichte gibt es viele Momente, in denen die Charaktere ihre Verletzlichkeit zeigen, doch gerade ihr Wachstum und ihre Fähigkeit, die eigenen Unsicherheiten zu überwinden, machen die Reise umso erlebenswerter.

Stilsicherer Humor

Eine Sache, für die das „Borderlands"-Universum bekannt ist, ist der Humor. Der Schreibstil von „New Tales from the Borderlands“ schafft es erneut, Spielenden ständig ein Lachen ins Gesicht zu zaubern. Der Humor wirkt nie aufgedrungen oder aufgesetzt, stattdessen werden spontan witzige Situationen geschaffen, die man gerade am wenigsten erwartet hätte. Selbst die Nebencharaktere schaffen es, die Hauptakteure glänzen zu lassen. Stapleface ist ein Psycho, welcher sich in Anu verguckt hat, Brock ist eine empfindungsfähige Waffe, die Octavius wirklich hasst. Und dann sind da noch die Schwestern, die alles tun würden, um Frans Geschäft in Schutt und Asche zu legen. Es ist albern, charmant und alles dazwischen, mit vielen fantastischen Dialogen, die sogar mit der wunderbaren Arbeit von Telltale mithalten können.

Bodenständiges Gameplay...

Die spielerischen Momente sind, wie gewohnt von dieser Art von Adventure, nicht allzu fordernd. Man muss ab und zu Objekte mit Anus Brille scannen, um eine Lösung für das aktuelle Problem zu finden, während Octavius sein ECHOdeck benutzt, um die Online-Profile anderer Charaktere zu überprüfen oder es in den wohl einfachsten Hacking-Minispielen zu verwenden, die man sich nur vorstellen mag. Später im Spiel gibt es weitere clevere Ergänzungen, welche die Gameplay-Segmente gegen Feinde mit Anspielungen auf andere Genres erweitern, aber im Großen und Ganzen liegt der Fokus viel mehr darauf, Entscheidungen zu treffen und die Folgen für die drei Charaktere zu bedenken.

...mit einem besonderen Kniff

Eine Besonderheit hat das Gameplay von „New Tales from the Borderlands“ dann aber doch zu bieten, und das sind die Vaultlanders. Hierbei handelt es sich um ein Kampf- beziehungsweise Sammelspiel, welches mit Plastilin-Modellen der Charaktere aus dem gesamten „Borderlands"-Universum gespielt wird. Auch wenn es nicht sonderlich schwer ist die Kämpfe mit kurzen Tasteneingaben zu gewinnen, sind es vor allem die Begegnungen in denen es zu den Kämpfen kommt, die uns begeistert haben. Die im Spieldurchlauf völlig unvorhersehbar platzierten Kämpfe passen so wunderbar in die chaotische Welt von „Borderlands", dass uns die Kämpfe selbst fast egal waren, solange es letztlich neue Figuren zu sammeln gab.

In der Welt von „New Tales from the Borderlands“ gibt es außerdem immer wieder eine Vielzahl von Truhen mit Geld zu finden, womit wiederum neue Outfits für die Hauptakteure gekauft werden können. Diese können dann entweder an Schnellwechselstationen oder im Hauptmenü erworben und ausgerüstet werden und so können wir Frans Schwebestuhl, Anus Brille oder Octavius ECHO-Deck ganz individuell gestalten. Eine nette Ergänzung, die zwar nicht viel zum Gesamterlebnis beiträgt, sich aber dennoch angenehm und nicht aufdringlich ins Gameplay einfügt.

Präzision ist gefragt

Leider müssen wir auch ein paar Schattenseiten von „New Tales from the Borderlands“ erwähnen. Uns war klar, dass die Grafikleistung der Switch-Version nicht mit seinen Kontrahenten mithalten können wird, aber die Menge an aufploppenden Grafiken und Texturen ist gerade zu Beginn einer Session oder in einem neuen Gebiet sehr auffällig. Das Gameplay selbst beeinflusst dies jedoch nicht und so wurden wir auch von Rucklern verschont und konnten vor allem im Handheld-Modus die geringere Auflösung in Kauf nehmen, da die grafische Gestaltung mit angenehmen Farben dennoch wunderbar präsentiert wurde.

Was jedoch tatsächlich das Gameplay stets beeinflusst hat, war der Fakt, dass „New Tales from the Borderlands“ extrem empfindlich ist, wenn man mit Objekten oder Personen interagieren möchte. Oft fanden wir uns direkt neben der Markierung, konnten die Option aber nur nutzen, wenn wir uns in einer ganz präzisen Position und Entfernung zum Zielobjekt befanden. Hier kann man letztlich nur auf einen Patch hoffen, da dies teilweise sehr nervig werden kann.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„New Tales from the Borderlands“ bietet eine fantastisch erzählte Geschichte mit wunderbar ausgestalteten und witzigen Charakteren, die man schnell ins Herz schließt. Bereits nach kurzer Zeit konnten wir uns kaum vom Spiel losreißen, in Vorfreude auf die nächsten Ereignisse. Die englische Sprachausgabe ist hervorragend gelungen und auch wenn spielerisch nicht allzu viel geboten wird, ist es vor allem die Art und Weise wie die Geschichte vorangebracht wird und sich um die Emotionen und Gedanken der Akteure dreht, weshalb wir uns in „New Tales from the Borderlands“ verliebt haben. Trotz nötiger Präzision bei der Interaktion mit Objekten, konnten wir in den rund 8 - 10 Spielstunden nicht vom Spiel ablassen und freuen uns auf eine eventuelle Zukunft unserer neuen Freunde.

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