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Pandora's Tower

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Pandora's Tower

Der Freudenschrei in der Fangemeinde war immens als bekannt wurde, dass vor dem Ableben der Wii noch drei Rollenspielperlen für Nintendos Verkaufsschlager erscheinen sollten. Nach dem grandiosen „Xenoblade Chronicles“ und dem sehr guten „The Last Story“ vervollständigt nun der dritte Titel die Riege. Mit „Pandora's Tower“ soll ein letztes Mal unter Beweis gestellt werden, welche Meisterwerke auf der technisch betagten Konsole möglich sind. Kann der Titel aus dem Hause Ganbarion in die Fußstapfen seiner großen Ahnen treten oder geht das letzte vermeintliche Highlight für die Wii in deren übergroßen Schatten unter?

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Ein tapferer Held, eine schöne Frau und ein böser Fluch


Auf der mysteriösen Helena lastet ein schrecklicher Fluch: Nach und nach verwandelt sich das engelsgleiche Mädchen in eine grausame Bestie und nur der Verzehr von Monsterfleisch kann die Verwandlung temporär rückgängig machen. Um das Siegel, das sich auf dem Rücken Helenas als Symbol manifestiert hat, jedoch endgültig zu brechen, muss sie das Fleisch der übermächtigen Meister verzehren. Die Kolosse hausieren in zwölf Türmen, die alle Teil einer gigantischen Festung sind. Diese erstreckt sich über der sogenannten Narbe: einer unvergleichlich tiefen Schlucht, die alles zu verschlingen droht. Nur das Kettennetz, auf dem die Türme verteilt sind, hält das Tal zusammen und verhindert, dass sich die Narbe ungehindert ausbreitet.

Keine beneidenswerte Ausgangslage für den jungen Aeron. Der goldblonde Söldner ist der verfluchten Helena hoffnungslos verfallen und macht sich für sie auf den Weg in die zwölf Türme, um die dortigen Meister in einem ungleichen Kampf zu Fall zu bringen. Nur wenn ihm diese heroische Tat gelingt und er seiner Angebeteten das Fleisch der Kreaturen bringen kann, wird ihr Fluch gebrochen.

Eine Kette, sie zu knechten


Ein Held ist nur so gut wie seine Ausrüstung – nicht zuletzt deshalb ist Aeron mit der praktischen Orakloskette ausgerüstet. Das vielgliedrige Stück Edelmetall ist Dreh- und Angelpunkt des Abenteuers, denn sowohl im Kampf als auch für den allgemeinen Spielverlauf ist es von unverzichtbarer Bedeutung. Mit dem Cursor der Wiimote lässt sich präzise steuern, in welche Richtung die Kette abgefeuert werden soll. Auf diesem Wege kann man unter anderem bestimmte Gliedmaßen der Feinde bearbeiten, was im Kampf gegen einige hartgesottenere Vertreter häufig unumgänglich ist, da diese meist eine bestimmte Schwachstelle aufweisen. Bei gedrücktem B-Knopf verlangsamt sich die Zeit und ein kleiner Bildschirmausschnitt wird vergrößert dargestellt, um optimal zielen zu können. Weiterhin ist es möglich, Widersacher aneinanderzuketten, sie durch die Luft zu schleudern, mit Kettenschüssen zu beharken und ganz wichtig: nur mit der Kette kann den Meistern das dringend benötigte Stück Fleisch entrissen werden.

Die Orakloskette ist auch für die Umgebung von elementarer Bedeutung, da die Konstrukteure der Türme bei deren Innengestaltung wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen sind. Überall gibt es meterhohe Abgründe zu überwinden, Wände empor zu klettern und andere Hindernisse, die den Heldenalltag ungemein schwierig gestalten. Wie die Widersacher muss auch die Architektur genau untersucht werden, um mögliche Stellen zu finden, an denen die Kette Halt findet oder anderweitig zum Einsatz kommt.

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Immer wieder kehrt man zwischen den Ausflügen in das Observatorium zurück, wo die Angebetete wartet. Leider pendelt man teilweise sehr häufig hin und her, denn nur, wenn die junge Frau regelmäßig mit dem Fleisch von Bestien versorgt wird, bleibt sie in Menschengestalt. Sobald Aeron einen Fuß in die Türme setzt, signalisiert ein sich kontinuierlich leerender Kreis den Zustand von Helena, die sich nach und nach in eine Bestie verwandelt. Im Normalfall ist es aber beinahe unmöglich, einen Turm in einem Rutsch zu absolvieren. Für gewöhnlich muss mindestens einmal der Rückweg angetreten werden, um den Fleischlieferanten zu spielen. Tut man dies nicht, ist die Verwandlung vollständig abgeschlossen, Helenas Schicksal besiegelt und das Spiel verloren.

Gerade im späteren Spielverlauf sorgt dieser Zwang für einen latenten Zeitdruck, der die eigene Spielweise maßgeblich beeinflusst. Glücklicherweise haben die Entwickler die Türme so entworfen, dass sich nach und nach Abkürzungen aufbrechen lassen, um beim zweiten oder dritten Besuch nicht den mühsam freigelegten Weg noch einmal komplett von vorne in Angriff nehmen zu müssen.

Geschenke gegen Kummer


Die Abstecher ins heimische Observatorium sollten neben dem Eindecken mit neuen Gegenständen, dem Aufrüsten der Waffen und Speichern des Spielstandes auch dazu genutzt werden, Helenas Leid mit Geschenken zu lindern. Nur wenn Aeron ihr regelmäßig ein Lächeln auf die Lippen zaubert, mit ihr spricht und sie häufig mit Bestienfleisch versorgt, um ihre Verwandlung auf ein Minimum zu reduzieren, stärkt sich das gemeinsame Band der beiden Liebenden. Leider haben es die Entwickler sowohl storytechnisch als auch aus Gameplay-Sicht versäumt, dem Aufbauen der Beziehung genügend Tiefe zu verleihen.

Während man in den ersten Stunden noch genauere Hintergründe über die beiden erfährt, beschränken sich spätere Details auf Helenas Dankbarkeit für Aerons Beistand und ähnliche Banalitäten. Zwar passt dies durchaus zum ruhigen Grundton von „Pandora's Tower“, sorgt aber zugleich dafür, dass die Bindung zwischen beiden stets etwas oberflächlich wirkt. Noch störender fällt das klischeebeladene Intensivieren der Beziehung aus. Im Grunde genügt es, möglichst viel Geld in Geschenke für die Angebetete zu investieren, um ihr Herz zu gewinnen. Das ist nicht nur weitestgehend sinnfrei, sondern auch der düsteren Grundstimmung und Glaubhaftigkeit abträglich. Dennoch sollte man nicht zu knausrig sein, denn vom Grad der Beziehung hängt ab, welches der insgesamt fünf Enden man zu sehen bekommt. Schöne Idee, mangelhafte Umsetzung.

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Von Rollenspiel-Elementen, Kameraproblemen und Motivation


Als Teil der großen Rollenspiel-Offensive von Nintendo darf natürlich auch „Pandora's Tower“ nicht ohne Rollenspiel-Aspekte daherkommen. Diese sind aber rudimentärer Natur – das Spiel aus dem Hause Ganbarion ist in erster Linie ein Action-Adventure alter Schule. Im Kampf mit den unzähligen Kreaturen, die Aeron nach dem Leben trachten, sammelt man dennoch Erfahrungspunkte, um die Level-Leiter nach und nach zu erklimmen. Auch verschiedene Ausrüstungsgegenstände verleihen dem Kampfsystem etwas mehr Tiefe. Das sorgt für Abwechslung und eine Prise Motivation, nur leider sind die Auswirkungen wenig spürbar. Damit werden die Rollenspiel-Elemente zwar nicht zur Farce, aber weitaus weniger wichtig als sie hätten sein können.

Unter anderem deshalb hat „Pandora's Tower“ ungefähr nach der Hälfte der Spielzeit mit einem gravierendem Problem zu kämpfen: rapidem Motivationsverlust. Der Titel macht nie einen Hehl daraus, sich nur auf das Wesentlichste zu beschränken und versucht erst gar nicht, mehr zu sein als er ist. In einer Zeit, die von halbgaren Genre-Mischmasch-Spielen nur so wimmelt, ist das ein lobenswertes Wagnis. Doch verschießt das Spiel zu schnell seine Munition. Im Nu ist das Gameplay in nahezu allen seiner Facetten durchschaut und sogar die späteren Türme wirken teilweise stark recycelt und bieten wenig Neues. Wenn dann auch noch die Beziehung zwischen Helena und Aeron stagniert, der eigentliche Hauptantrieb des Spiels, fällt die Motivationskurve steil ab. Zu diesem Zeitpunkt lebt „Pandora's Tower“ beinahe ausschließlich von seinem bärenstarken, emotionalen Beginn. Man will einfach wissen, wie die Geschichte endet – auch wenn das bedeutet, in Fließbandarbeit nach und nach jeden einzelnen Turm zu beackern. Glücklicherweise nimmt der Titel gegen Ende noch einmal gehörig an Fahrt auf, ohne jedoch wieder so zu packen, wie es zu Beginn der Fall war.

Tower of the Colossus


Was „Pandora's Tower“ so einzigartig macht, ist weder die Story noch das Gameplay. All dies bewegt sich auf einem guten Niveau, beschränkt sich aber lediglich auf altbewährte Kost. Der Abschluss der Rollenspiel-Reihe auf der Wii besticht vielmehr durch eine ganz eigene, eindringliche Atmosphäre. Ähnlich wie im PlayStation-2-Meilenstein „Shadow of the Colossus“ zieht sich das Thema der Einsamkeit wie ein roter Faden durch die gesamte Spielzeit von etwa 20 Stunden. Nur mit dem Nötigsten ausgerüstet und der Liebe für Helena im Herzen, durchstreift man in der Rolle von Aeron die verschiedenen, auch thematisch unterschiedlichen Türme, löst kleinere Rätsel und stellt sich den Meistern. Durch die konstante Verwandlung Helenas ist man in permanenter Sorge und wird an die beiden Figuren gebunden. Hilfe ist nicht zu erwarten – ihr Schicksal liegt in den Händen des Spielers. In den riesigen, unwirklichen Türmen fühlt man sich verlassen, auf sich selbst gestellt. Nur das Meisterfleisch zählt.

Durch den schweigsamen Helden bieten die Entwickler viel Projektionsfläche und ermöglichen es, sich nahezu eins zu eins mit ihm zu identifizieren. Aeron ist kein sprücheklopfender Bad-Ass; er ist ein mehr oder minder leeres Gefäß, das der Spieler mit seiner eigenen Persönlichkeit füllen soll. Auf diesem Wege fühlt man sich ungleich involvierter und damit erfüllt auch das Schicksal Helenas das, was es soll: es motiviert.

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Technik


„Pandora's Tower“ ist schizophren, in vielerlei Hinsicht. Die Ambivalenz des eigenwilligen Wii-Titels setzt sich auch bei der audiovisuellen Darbietung fort. An dieser Stelle könnte man erneut die obligatorische Floskel bemühen, dass Nintendos Konsole bereits einige Jährchen auf dem Buckel hat und starken technischen Limitierungen unterliegt. So richtig und wichtig das sein mag, so wenig ist es eine Ausrede für halbgare technische Umsetzungen.

Das Design der Welt und dessen Bewohnern ist teilweise grandios. Zwar wird nichts geboten, was ein „God of War“ oder „Shadow of the Colossus“ nicht in ähnlicher Form bereits gezeigt hätte, doch das schmälert den stimmigen, düsteren Gesamteindruck in keiner Weise. Umso ärgerlicher ist jedoch, dass es die Jungs und Mädels bei Ganbarion nicht geschafft haben, diese hohen Maßstäbe auch in technischer Hinsicht umzusetzen. „Pandora's Tower“ ist beileibe kein hässliches Spiel, mit Wohlwollen könnte man es sogar als eines der hübschesten auf der Wii bezeichnen. Dennoch wird an vielen Stellen ersichtlich, dass mehr möglich gewesen wäre. Gerade im Vergleich mit einem überwältigenden „Xenoblade Chronicles“, das zudem über eine enorme Weitsicht verfügt, muss Aerons Abenteuer Federn lassen. Hält man sich die vergleichsweise kleinen Areale vor Augen, kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass hier, wie auch an anderen Stellen, Potential verschenkt wurde.

Deutlich wuchtiger zeigt sich die akustische Seite des Titels. Der orchestrale Soundtrack wurde stark von zeitlosen Klassikern wie Vivaldi inspiriert und verleiht „Pandora's Tower“ das nötige Quäntchen Epik. Einzig eine etwas größere Anzahl an Melodien wäre wünschenswert gewesen, so bekommt man einige Stücke doch etwas zu oft zu hören. Auch die Soundeffekte donnern wuchtig aus den Boxen und wenn es mal ruhiger zugeht, liefern die englischen Synchronsprecher einen guten, wenn auch nicht überwältigenden Job ab. Alles in allem kann sich der Titel also wirklich hören lassen.
Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Pandora's Tower“ polarisiert. Wer es nicht schafft, sich auf die Charaktere und deren tragische Geschichte einzulassen, wird die Wiimote schnell verständnislos zur Seite legen. Wer jedoch genug Empathie besitzt und sich in Aeron wiedererkennen kann, wird eine emotionale Achterbahnfahrt erleben, die vor allem durch ihren angenehm ruhigen Ton besticht. Leider verschenkten die Entwickler von Ganbarion aber stellenweise unnötig viel Potential. Aerons Abenteuer hätte zweifelsfrei das Zeug dazu gehabt, als Wii-Meilenstein ein absolutes Highlight der letzten Jahre zu markieren. Durch viele Detailschnitzer auf hohem Niveau bleibt der Aufstieg in die Königsklasse jedoch verwehrt. Wer aber abseits des Videospiel-Mainstreams auf der Suche nach anspruchsvoller Unterhaltung ist, sollte „Pandora's Tower“ unbedingt eine Chance geben. Alle anderen übrigens auch.

Bisher gibt es 14 Kommentare

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  • Avatar von mithos630
    mithos630 18.05.2014, 21:32
    Pandoras Tower ist einfach genial. Es wird aber niemals einen Nachfolger geben, da es abgeschlossen ist. Leider.
  • Avatar von miorahem
    miorahem 25.08.2012, 18:43
    und ich fände das net so cool wenn die fortsetzung auf wii u erscheint
  • Avatar von miorahem
    miorahem 25.08.2012, 18:42
    also ich hab xenoblade und hab mir jetzt pandoras tower geholt ich find das spiel sau geil und vieleicht holl ich mir noch the last story aer naja erst mall pandoras tower
  • Avatar von Mario_freak96
    Mario_freak96 02.06.2012, 16:26
    das spiel ist zwar nicht so toll als the last story aber es schokt habs ausprobiert un gekauft zum glück komm noch mehr solche spiele raus
  • Avatar von rowdy007
    rowdy007 06.05.2012, 20:11
    Zitat Zitat von DaRealRiku Beitrag anzeigen
    Wäre cool, wenn von den 3 großen Wii Games auch jeweils eine Fortsetzung auf Wii U erscheint.
    ja hoffentlich einen Nachfolger und keine Portierung


    Zitat Zitat von lavars Beitrag anzeigen
    ...und wartum erst beim ableben? hätte man solche spiele mitte des lebenszyklus gebracht wäre die wii viel besser gelaufen -.-#

    dann hätte man am Ende noch länger keine Spiele gehabt und die Wii wäre eher tot gewesen, paradox!
  • Avatar von lavars
    lavars 05.05.2012, 00:17
    ...und wartum erst beim ableben? hätte man solche spiele mitte des lebenszyklus gebracht wäre die wii viel besser gelaufen -.-# naja egal ich habe Last story und das ist echt genial bin ja nicht wirklich RBG fan ... bei pandoras tower: werde ich nmir wahrscheinlich nicht holen ich will ein spielk genießen ^^ zeit ist da nicht so meins ^^ naja viel spaß beim zocken wünscht euch euer Lavars -gute nacht und gute schlacht-
  • Avatar von gamemaster
    gamemaster 04.05.2012, 20:56
    Jo,meine ich auch!
    (Man ey,ihr lest mir alles von den Lippen ab!)
  • Avatar von DaRealRiku
    DaRealRiku 04.05.2012, 14:16
    Wäre cool, wenn von den 3 großen Wii Games auch jeweils eine Fortsetzung auf Wii U erscheint.
  • Avatar von SuperPokémonGalaxy
    SuperPokémonGalaxy 04.05.2012, 14:01
    @tiki
    Wobei man sagen muss, dass pandoras tower ein action adventure ist und kein RPG
  • Avatar von Nintendogirly
    Nintendogirly 04.05.2012, 11:26
    Also ich finde das Spiel echt gut. Natürlich finde ich The last Story besser, aber das kann ma n auch einmal durch spielen
  • Avatar von tiki22
    tiki22 03.05.2012, 21:47
    Bin ich den der einzige dem das Spiel nicht zu sagt? Ich hab's mal kurz angespielt. Aber anscheinend ist das Spiel Geschmacksache. Mir hat auch schon the Last Story nicht gefallen.... Das einzige von den 3 RPGs welches mir gefallen hat war xenoblade^^
  • Avatar von SuperSavajin
    SuperSavajin 03.05.2012, 21:43
    Ich muss sagen, das Spiel hats mir angetan
    Manchmal ist die Sicht etwas ZU störrisch, aber im großen und ganzen ein sehr gut gelungenes Game.
    Auch wenns für mich persönlich zu kurz geraten ist.
  • Avatar von Leonardron
    Leonardron 03.05.2012, 17:46
    Hab es auch, aber nur mal kurz reingeschaut.
  • Avatar von YellowRukio
    YellowRukio 03.05.2012, 17:45
    habs mir schon gekauft, werds am wochenende ausprobiern! mann ich freu mich schon drauf.