Über drei Jahre haben die ehemaligen Rare-Mitarbeiter von Nyamyam an „Tengami“ gearbeitet. Nun erschien das Spiel endlich im eShop der Wii U. Es zu beschreiben, ist gar nicht so einfach. Einen guten Eindruck gewinnt man, indem man sich Screenshots des wunderschönen Spiels ansieht. Allerdings zeichnet es sich nicht nur durch seinen einzigartigen Grafikstil aus, sondern auch durch seinen Soundtrack. Komponiert hat ihn der gefeierte David Wise, der erst Anfang dieses Jahres mit „Donkey Kong Country: Tropical Freeze“ seine jahrelange Abstinenz von der Welt der Videospielmusik beendete. Was aber taugt „Tengami“ denn nun spielerisch?
Das Alte Japan im Aufklapp-Bilderbuch
Die Welt von „Tengami“ ist in einem Aufklappbuch angesiedelt und erinnert an das alte Japan der Kaiserzeit. Der Spieler bewegt sein Männchen, indem er die Destination antippt, woraufhin das Männchen gemächlich dorthin läuft. An besonderen Stellen kann die Buchseite umgeklappt werden, wodurch so einen anderer Abschnitt der Spielwelt begehbar ist, was von einer wunderschönen Animation begleitet wird. „Tengami“ ist ein Point and Click-Adventure. Der Spieler hat simple Rätsel zu lösen, die meist von der Faltmechanik Gebrauch machen. Beispielsweise müssen an einer Stelle im Spiel auf- und zuklappbare Segmente des Spielweltabschnittes so angeordnet werden, dass eine für die Spielfigur begehbare Treppe entsteht.
Auf der Suche nach dem Sinn
Der Text in „Tengami“ ist auf ein Minimum reduziert, eine offensichtliche Handlung möchte das Spiel gar nicht erst erzählen. Wir erfahren nicht, warum wir uns in einem Aufklappbuch befinden, weshalb das Männchen seine Reise auf sich nimmt und was der Sinn seines Seins ist. Der Weg ist das Ziel, und was uns „Tengami“ erzählen oder vielmehr erleben lassen möchte, muss jeder Spieler für sich selbst entscheiden. Das einsame Männchen auf der melancholischen Suche nach einem Sinn in seiner wunderschön-traurigen Welt. Vielleicht sehen wir uns ja selbst darin widergespiegelt.
Einzigartige Atmosphäre
Jedenfalls ist es die einzigartige Atmosphäre, von der das Spiel lebt. Die Faltmechanik ist perfekt animiert, der Grafikstil ist wunderschön und stimmig und geht nahtlos in den Ton des Spiels über. Denn auch die Toneffekte sind dezent und absolut passend und der Soundtrack aus der Feder von David Wise trägt ganz entscheidend zur beruhigend-melancholischen Atmosphäre bei. Sound und Ton sind außerordentlich kohärent und ermöglichen so eine ausgesprochen dichte Atmosphäre, von der „Tengami“ lebt. Darum spielt man „Tengami“ am besten mit Kopfhörern und auf dem Wii U GamePad. Eine andere Möglichkeit bleibt dem Spieler auch kaum. Da man nämlich ausschließlich durch Touchscreeneingaben steuert, schaut man sowieso ständig auf das GamePad. Der Fernsehbildschirm wird dadurch obsolet, obgleich Bild und Ton natürlich auch auf dem großen Bildschirm ausgegeben werden und gerade hier die simple aber eindrucksvolle Grafik lebendig wird.
Das große Aber
Aber spielerische Substanz abseits der malerischen Atmosphäre sucht der Spieler in „Tengami“ vergebens. Nach einer, allerhöchstens zwei Stunden ist der Abspann erreicht. Abgesehen von zehn sammelbaren Miiverse-Stempeln bietet das Spiel absolut keinen Wiederspielwert. Die Rätsel sind äußerst simpel und bisweilen nervt es, wie langsam sich unsere Spielfigur bewegt, fast so, als wolle Entwickler Nyamyam die Spielzeit dadurch künstlich in die Länge ziehen.
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