Bereits in unserer Preview sollte klar geworden sein, dass der Einzelspieler-Modus von „Devil’s Third“ nicht gut ist. Seitdem haben wir noch weitere Stunden mit dem Spiel verbracht, haben einzelne Level wiederholt und durften auch online gegen andere Spieler ins Gefecht ziehen. Das Spiel machte in den vergangenen Wochen immer mehr Schlagzeilen, wenige davon waren wirklich positiv oder realistisch. Was sich denn nun wirklich hinter „Devil’s Third“ verbirgt, erfahrt ihr in unserem Test.
Der Gefangene, der die Welt retten muss
Die Spieler schlüpfen in die Rolle des ehemaligen russischen Söldners Ivan, der seine Tage im Gefängnis verbringt. Wirklich schlecht geht es ihm nicht, da seine Zelle nicht nur die größte, sondern auch voll mit Gegenständen ist, durch die Ivans Leben nicht zu eintönig wird. Eines Tages jedoch gerät die Welt ins Chaos, als alle Satelliten ausfallen. Regierungen werden gestürzt und Terroristen zerstören alles, was ihnen in die Quere kommt.
Von der amerikanischen Regierung wird Ivan nun auf eine Reise geschickt, die Verantwortlichen zu finden und unschädlich zu machen. Schnell merkt er, dass die Bösen seine ehemaligen Kameraden sind, von denen er sich trennte, da sie seiner Meinung nach zu weit gingen. Also begleitet der Spieler Ivan durch verschiedene Level, an deren Ende meist einer der Terroristen wartet. Zudem begegnet er einem Mädchen, das mit seiner Vergangenheit verknüpft ist. Wer sie ist, erfahren die Spieler im weiteren Verlauf.
Die erste Katastrophe
Nein, die Geschichte klingt nicht wahnsinnig originell, sondern könnte einem B-Movie entsprungen sein. Das heißt aber nicht, dass sie automatisch schlecht sein muss, denn durch interessante Persönlichkeiten und spannende Wendungen kann auch aus einer stereotypischen Ausgangssituation gute Unterhaltung gemacht werden. „Devil’s Third“ schafft es jedoch, jegliches Potential zu zerstören. Die meisten Charaktere tauchen nur sehr kurz auf, führen die langweiligsten Unterhaltungen, die man sich nur vorstellen kann, und vermitteln nicht mal die gröbsten Emotionen. Jeder Feind und jeder Held ist austauschbar, sodass sie sogar sterben können, ohne dass es die Spieler interessieren würde.
Die Macher müssen irgendwann erkannt haben, dass die Geschichte schlecht ist, sodass sie versuchen, einen gewissen Trash-Charme zu vermitteln. Doch selbst das gelingt nicht, denn die Szenen wirken teilweise einfach nur dumm und nicht überheblich genug, um diese Zielgruppe zu bedienen. Wenn Autos über Ivan herfliegen, ist das nun mal nichts Besonderes und wirkt öde, vor allem, weil jegliche narrative Elemente so schlecht eingebunden wurden. „Devil’s Third“ könnte somit über eine der miserabelsten Geschichten der letzten Jahre verfügen.
Gamedesign? Was soll das sein?
Nun ist die Geschichte glücklicherweise nicht der wichtigste Bestandteil eines Action-Spiels, doch dasselbe Muster bietet auch das Gameplay. Der Spieler hat wahnsinnig viele Möglichkeiten, die Gegner zu besiegen. Zum einen wäre da der Nahkampf, bei dem Ivan seine Fäuste oder diverse Waffen benutzen kann. Mit wenigen Kombos, die aus zwei Knöpfen bestehen, kann er sich durch Gegnerhorden metzeln und das Blut spritzen lassen. Die Waffen sind dabei vielfältig und ragen von einem Schwert bis hin zu gewöhnlichem Werkzeug. Angriffe können zudem geblockt werden, und ein Sprungangriff sowie der Waffenwurf machen das Paket komplett.
Auf dem Papier hört sich das wunderbar an. Ivan kann einen Gegner angreifen, zum nächsten schlittern, ihn halbieren, einen Sprungangriff auf den dritten Feind ausführen und die Waffen auf den Vierten werfen. Das größte Problem ist, dass das einfach keinen Spaß macht. Im ersten Level wirkt es noch interessant, diese Kombinationen zu erlernen und zu nutzen. Im weiteren Verlauf wird das aber unglaublich eintönig und bietet keinerlei Übungsbedarf, da gewisse Strategien bei über 90 Prozent der Gegner funktionieren. Wer nur einmal einen Genre-Vertreter ausprobiert hat, wird schnell merken, dass „Devil's Third“ nicht wirklich vielfältig ist. Tatsächlich sind alle Fähigkeiten so eingeschränkt, dass eine faire Herausforderung nie gegeben ist.
Shoot and Run
Der zweite große Gameplay-Bereich sind die Schusswaffen. Hier darf der Spieler aus der dritten Person heraus angreifen, oder mit mehr Präzision in die Ego-Perspektive wechseln. Anschließend folgen normale Schusswechsel, die tatsächlich schlechter sein könnten. Es lohnt meist, die zweite Ansicht zu nutzen, da so Gegner besser ins Visier genommen werden können. Wem die Steuerung nicht allzu sehr zusagt, der kann das automatische Zielen einschalten, wodurch die Herausforderung sehr viel einfacher wird. Doch auch hier kann das Spiel nicht allzu sehr überzeugen, was aber nicht an der Waffenführung, sondern einfach an den Leveln liegt.
Die monotonen Schlauchlevel bieten keinerlei Abwechslung. Ivan läuft also von Punkt A nach Punkt B, schießt und schnetzelt sich ein wenig durch die Gegnerwellen und läuft anschließend weiter. Das ist einfach nur langweilig, da absolut nichts gut gestaltet wurde. Abseits von Waffen und einigen Sammelgegenstände gibt es keinen Grund, jede Ecke zu durchsuchen. Doch auch die Kämpfe sind unglaublich eintönig gestaltet, da es meist reicht, auf die Angriffstasten zu drücken oder ein wenig um sich herum zu schießen. Dadurch bleibt bereits im zweiten Level jegliche Motivation auf der Strecke und nur diejenigen, die Spaß daran haben, permanent dasselbe zu tun, werden den Titel auch wirklich durchspielen.
Die Entwickler versuchen derweil, ein paar Elemente in das Spiel zu streuen, die Abwechslung vorgaukeln sollen. Da wären die stationären Schusswaffen, mit denen Hubschrauber, Panzer oder große Gruppen von Feinden abgeschossen werden können. Besonders gegen Ende wird es aber lächerlich, denn an einer Stelle reicht es vollkommen, die Schuss-Taste gedrückt zu halten, fast ohne zu zielen. Es bleibt ein Rätsel, was sich die Macher dabei gedacht haben. Eine Szene mit einem Jeep im verschneiten Gebiet ist einfach nur katastrophal. Das Auto lässt sich nicht wirklich kontrollieren, was aber auch nicht nötig ist, denn nur selten muss gelenkt werden, um nicht zu sterben. Da diese Szene durch die Grafik und Bildrate noch schlechter und unspielbarer wird, muss man wirklich mit der Lupe nach Gründen suchen, die Geschichte zu spielen.
Ein Wiedersehen mit Folgen
Am Ende der meisten Level wartet natürlich ein Boss-Gegner. Und auch hier weiß das Spiel abzuschrecken. Die meisten Kämpfe sind schnell erledigt, wenn man einfach nur auf den Gegner schießt und teilweise ausweicht. Manchmal ist jedoch der Nahkampf die einzige Lösung. Hier werden erneut die Schwächen in den Fokus gerückt. Wer im richtigen Moment ausweicht und zuschlägt, kann jeden Gegner mit Leichtigkeit besiegen. Doch um das Spiel unfairer zu gestalten, verfügen einige Bosse über Angriffe, die Ivan fast komplett töten. Ein Schlag danach und die Szene muss wiederholt werden. So ziehen sich die langweiligen Kämpfe in die Länge und frustrieren eher, ohne den Spieler für sein Geschick zu belohnen.
Ja, auch die Bosskämpfe sind langweilig, da die richtige Strategie leicht zu finden ist und dadurch keinerlei faire Herausforderung entsteht. Selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad wird jeder Spieler durchmarschieren, der mit dem Genre vertraut ist. Einfach eine Deckung suchen und schießen ist nun einmal nicht besonders kreativ, wenn die Gegner, die Geschichte und die Umgebungen derart langweilig gestaltet sind.
Die letzte Hoffnung: Der Mehrspieler
Nachdem die ersten Berichte über den katastrophalen Einzelspieler-Modus veröffentlicht wurden, ruderte der Macher schnell zurück und sprach nahezu ausschließlich vom Mehrspieler-Modus. Dieser solle das Genre revolutionieren und einen unvorstellbaren Spaß bieten. Davon ist der Mehrspieler zwar meilenweit entfernt, tatsächlich ist das Spiel hier aber ein wenig besser. In zehn verschiedenen Modi treten Spieler manchmal in Gruppen, manchmal ganz allein gegen Mitspieler an. Zum einen wären da die klassischen Modi wie der Team Deathmatch oder Variationen von Capture the Flag. Andere Modi sind da schon verrückter, wenn Früchte in einen riesigen Mixer geworfen werden müssen oder die Spieler auf Hühnerjagd gehen dürfen. Doch hier wurde bereits das erste Problem deutlich. Zum Testzeitpunkt waren natürlich noch nicht viele Spieler unterwegs, doch falls welche da waren, gab es nur wenige Modi, in denen sich Spieler finden lassen konnten. Hier wird die Spielerzahl am Ende darüber entscheiden, ob wirklich alle Modi ausgereizt oder nur wenige wirklich spielbar sein werden. Einige klingen zumindest vielversprechend, wenn nur Nahkampfwaffen genutzt werden dürfen oder die Spieler die einzige Waffe finden müssen. Der meiste Spaß entsteht aber natürlich, wenn man sich ein paar Freunde dazu holt, dann ist auch der gewünschte Modus garantiert.
Wer jedoch dann ein Match startet, wird die bekannten Schwächen zu Gesicht bekommen. Die Kämpfe sind hier ein wenig spannender, da andere Spieler die Gegner steuern, jedoch fühlt sich jeder Kampf viel zu steif an und ein richtiger Spielfluss kommt nie zustande. Als Ego-Shooter spielt sich der Titel nicht flüssig genug – andere Third Person-Shooter haben auch schon bewiesen, dass Kämpfe besser gestaltet werden können –, und die Nahkämpfe sind einfach viel zu simpel, um auch nur im Geringsten fesseln zu können. Wenigstens können Waffen vorher ausprobiert und Chats mit Gruppen-Mitgliedern geöffnet werden. Sogar die Karten bieten optische Unterschiede mit einigen interessanten Wegen, auch, wenn sie noch immer grauenhaft aussehen.
Pay to win?
Schon jetzt fragwürdig ist der Einsatz von echtem Geld. Im Spiel lassen sich mit viel Mühe goldene Eier erspielen, die entweder gegen Geld oder gegen Items und Ausrüstungsgegenstände getauscht werden können. An sich wäre das nicht so schlimm, diese Eier lassen sich aber recht schwer erspielen und führen unnötigerweise eine zweite Währung neben dem normalen Geld ein. Recht schnell wird der Spieler darauf hingewiesen, dass die Eier auch im eShop erwerbbar sein werden. Die günstigste Möglichkeit ist, 100 Eier für 19,99 Euro zu kaufen.Wenn man bedenkt, das meist mehrere Eier gebraucht werden, ist das ein recht hoher Preis. Der Multiplayer, und damit der einzige spielenswerte Bestandteil von „Devil’s Third“, soll in Zukunft auch gratis für den PC erscheinen. Ob es noch mehr Änderungen geben wird, und wie der genau ausfallen wird, ist noch nicht klar, sodass jeder erstmal abwarten sollte, wie sich diese Geschichte entwickelt.
Devil’s Boom
Technisch ist „Devil’s Third“ eine einzige Katastrophe. Das fängt bei der Grafik an, die in YouTube-Videos oder bearbeiteten Bildern sehr viel besser aussieht als auf dem Fernsehbildschirm. Die meisten Texturen sind matschig und hässlich, viele laden erst mit der Zeit nach. Besonders schlimm ist das bei den Waffen in der Ego-Perspektive, da dort die Texturen manchmal erst nach über 30 Sekunden laden und man währenddessen ein hässliches, schwarzes Stück im Bild hat. Auch die Animationen wirken wahnsinnig abgehackt und sind in einigen eShop-Spielen weitaus schöner mit anzusehen.
Abseits der katastrophalen Optik ist die Bildrate der reinste Horror. Bereits im zweiten Level wird das Spiel nahezu unspielbar, da das Bild teilweise für eine ganze Sekunde stehen bleibt, weil zu viel auf dem Schlachtfeld passiert. Das geschieht gerade in der ersten Hälfte der Geschichte viel zu oft und dürfte vielen die Erfahrung zerstören. Zwar wird das in den späteren Gebieten etwas besser, dort treten aber viele andere Fehler auf. So lassen sich Charaktere nicht bewegen, Ivan stirbt grundlos oder das Spiel schreitet einfach nicht voran, weshalb ein Neuladen notwendig wird. Glücklicherweise tritt das im Mehrspieler-Modus nicht so häufig auf, aber auch hier sinkt die Bildrate manchmal enorm in jenen Momenten, die über Leben und Tod entscheiden.
Der Soundtrack derweil ist völlig austauschbar, aber zumindest nicht so schlecht, dass man ihn ausstellen möchte. Die Synchronisation ist zwar halbwegs gelungen, oft passen die Sätze aber überhaupt nicht zu den Lippenbewegungen und teilweise reden die Charaktere, obwohl der Mund geschlossen bleibt.
Bisher gibt es 19 Kommentare
Meine Güte, das Game scheint ja schlimmer zu laufen als SWO3H.
In der Sprache, vor allem bei Begriffen für bestimmte Phänomene, kann man nicht mit Logik ankommen, weil sich die Sprache weiterentwickelt. So gesehen gibt es viele Begriffe, die deiner Meinung nach nicht logisch wären, aber trotzdem gelten.
Und ich kann sagen, dass ich falsch liege. Hab ich heute erst gemacht.
Ich denke immer noch, dass man mit dem Spiel Spaß haben kann, auch, wenn der Tester hier davon abrät. Beim Vollpreis sollte man aber nochmal drüber nachdenken, ob sich das wirklich lohnt.
am Ende steht bei Devils Third das es nur etwas für "Fans" ist .
und wenn man bedenkt das es quasi das einzige "größere Auswärts Projekt" ist nach Bayonetta 2 das Nintendo "sponsored" kann man schon von Super Gau sprechen
(auch weils eher peinlich daherkommt und gegen die Qualitätssicherung von Nintendo spricht ... ach das könnte man noch weiter ausbreiten , hat das Spiel aber nicht verdient ^^)
Aber lass uns jetzt nicht in eine OT-Diskussion abschweifen. Das Spiel ist scheiße und Ende. Und Leute vergesst nicht: Das Review kommt von dem Mann, der Sonic Boom nur einen Punkt weniger gegeben hat. ^^
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