Es gibt sie doch noch: Die Spieler, die ein atmosphärisches 2D-Jump-'n'-Run-Abenteuer zu schätzen wissen. Das erkannten auch das deutsche Entwicklerstudio Brainseed Factory und der Publisher Headup Games und brachten das Puzzle-Jump-'n'-Run „Typoman“ exklusiv auf die Wii U. Ob es sich dabei um einen schwachen Abklatsch von „Limbo“ handelt oder ob doch mehr dahinter steckt, erfahrt ihr in diesem Testbericht.
Der H-E-R-O der Geschichte
Die Geschichte von „Typoman“ wird ausschließlich durch visuelle Eindrücke der Welt, der Charaktere und deren Handlungen erzählt. Damit verlässt sich das Spiel sehr auf die Interpretationsgabe des Spielers und lässt so auch viel Freiraum für Spekulationen. Zu Beginn erwacht der Held ohne Gliedmaßen oder Rumpf in einer düsteren und trostlosen Umgebung und macht sich rollend auf den Weg, um seine restlichen Körperteile aufzusammeln. Obwohl er sich schließlich zum H-E-R-O zusammensetzen kann, bleibt einer seiner Arme verschollen. Diesen gilt es nun ausfindig zu machen und so den Helden zu vervollständigen. Doch die Geschichte, welche sich grob an die nordische Mythologie anlehnt, ist etwas tiefgreifender, als es den Anschein hat.
Spiel mit Worten
In „Typoman“ geht es weniger um rasante Sprung-Action, sondern vielmehr um das Lösen von Rätseln mittels Sprache. Ohne große Erklärungen wird man nach und nach mit den Mechaniken vertraut gemacht. Alles, was man wissen muss, erfährt man allein durch die Umgebung selbst. So lernt man schnell, mittels Buchstaben die Welt und deren Objekte zum eigenen Vorteil zu manipulieren. Wer nun befürchtet, man müsse ständig umherlaufen, um Buchstaben neu anzuordnen, darf aufatmen. Der sogenannte Wortmischer macht das Bilden neuer Worte sehr einfach. Hat man einige Buchstaben zusammen, kann bequem per Touchscreen des Wii U GamePad ein neues Wort gebildet werden. Dabei repräsentieren die Buchstaben und Wörter sowohl Hilfsmittel als auch Hindernisse und Gegner. Nahezu alle Wörter, die im Hintergrund oder an Objekten zu sehen sind, haben Auswirkungen auf die Umgebung oder deuten auf ein bevorstehendes Ereignis hin. So entpuppt sich beispielsweise eine scheinbar stabile Plattform, welche mit dem englischen Wort solid gekennzeichnet ist, schnell als alt und wackelig (old), die unter der Belastung des Helden zusammenbricht.
In jedem größeren Abschnitt werden neue Arten der bekannten Mechanik oder Gefahren eingeführt. Auch die zu lösenden Rätsel wiederholen sich kaum, und wenn doch, dann ist oft eine leicht veränderte Herangehensweise nötig, um Hindernisse zu überwinden. Dadurch bleibt das Spiel abwechslungsreich und motivierend. Die Spielzeit indes fällt mit etwa vier bis fünf Stunden etwas knapp aus. Auf diese Weise umgeht man zwar die Gefahr, dass sich Gameplay und Ideen abnutzen, dennoch wären ein oder zwei zusätzliche Kapitel wünschenswert gewesen.
Mögliche Sprachbarriere
Bei einem Spiel, dessen Fokus sehr auf dem Umgang mit Sprache liegt, ist es äußerst schwierig und mit enormen Aufwand verbunden, verschiedene Sprachen zu unterstützen. Immerhin müssten die Grafiken und das gesamte Level- und Rätseldesign an unterschiedlich lange Wörter und verschiedene Buchstaben angepasst werden. Ein Aufwand, der sich wahrscheinlich für kein Entwicklerstudio lohnen würde. Daher hat man sich auf die Sprache beschränkt, die gerade im Computerbereich und der Videospielbranche am weitesten verbreitet ist – nämlich Englisch.
Ein gutes Englischvokabular ist bei „Typoman“ also der Schlüssel zum Erfolg. Wer Schwierigkeiten mit englischen Begriffen hat, wird wohl nicht allzu viel Freude am Spiel haben. Denn es ist nicht nur notwendig, Begriffe zu verstehen; die passende Lösung will schließlich auch gefunden werden. Glücklicherweise gibt es aber eine sehr gut umgesetzte Hilfefunktion. Hat man Schwierigkeiten ein Rätsel zu lösen, hilft das Wii U GamePad mit einem Hinweis in lyrischer Form. Sollte sich die Lösung noch immer vor dem Spieler verbergen, reicht ein weiteres Antippen des Hilfesymbols, woraufhin sich das Lösungswort direkt präsentiert. Hilfreich ist es auch, im Hinterkopf zu behalten, dass die Lösungswörter oft positive Begriffe oder Gegenteile von dem sind, was sich einem präsentiert. Allgemein sollte man mit gutem Schulenglisch aber keine größeren Schwierigkeiten haben, in der Welt voranzukommen.
Technik
Auf technischer Ebene gibt es kaum etwas zu bemängeln. Der Grafikstil ist simpel gehalten, aber sehr hübsch anzuschauen. Die Landschaften und Ruinen sind sowohl abwechlungs- als auch detailreich und vermitteln sehr gut den Eindruck einer kaputten bedrohlichen Welt. Der sparsame Umgang mit Farbe tut sein Übriges dazu. Die Musik hält sich meist eher zurück und fällt weniger auf, was aber der düsteren Atmosphäre zugutekommt. Rückt die Musik mehr in den Vordergrund, dann stets in passenden Sequenzen, wodurch immer die richtige Stimmung vermittelt wird. Unschön fallen hingegen einige kleine Ruckler beim Wechsel von Abschnitten auf, die aber Dank des ersten Updates stark reduziert wurden.
Bisher gibt es drei Kommentare
Bin damals beim Endboss hängengeblieben. Müsste es mal beenden. ^^
Einfache wiederkehrende Passagen (no -> on), sind in Spielen ja auch nicht unüblich. Man weiß wie es geht und setzt das dann öfter um. Allerdings wird auch diese simple Art Rätsel im späteren Verlauf komplexer. Nicht allzu komplex oder schwierig, aber eben anders zu lösen, worauf man auch erst einmal kommen muss bzw. was einen kleinen Aha-Effekt bringen kann. So bleibt die Abwechslung erhalten. Besonders schwer ist das Spiel aber allgemein nicht. Wenn man einige Wörter nicht kennt, hat man natürlich Schwierigkeiten.
Es ist schwer bei solchen Spielen allgemein Empfehlungen zu geben. Auch jemand mit gutem Englisch könnte an manchen Wörtern scheitern. Und jemand mit schlechterem, hat vielleicht absolut keine Probleme, einfach weil derjenige die zufällig die passenden Wörter kennt - aus Erfahrung, anderen Spielen, Filmen, Geschichten usw.