Für den Durchschnittszocker von heute ist „Super Mario 64“ wirklich kein Zuckerschlecken. Immerhin begrüßen ihn hier eine schwammige Steuerung, die manch ungerechtfertigten Bildschirmtod mit sich führt, eine zickige Kamera, die nie das macht, was sie soll, und nicht zuletzt eine Grafik voller grober, verwaschener Polygone und 2D-Modelle. Ist der Kult-Titel für's N64 aus dem Jahre 1996, immerhin ein Pionier der 3D-Spiele, wirklich so schlecht gealtert?
Prinzessinnen suchen statt leckerem Kuchen
Anstelle des verheißenen Kuchens erwartet Mario eine böse Überraschung, als er auf Einladung von Prinzessin Peach das Schloss betritt: Bowser hat sich der Power-Sterne bemächtigt, die Prinzessin entführt und das Schloss eingenommen. Als erfahrener Retter hilfloser Maiden weiß Mario natürlich sofort, was zu tun ist, und beginnt eine weitere Rettungsreise durchs Pilzkönigreich. Diesmal in 3D.
Eine magische Reise durchs Pilzkönigreich
Über magische Gemälde, die im ganzen Schloss hängen, reist Mario in ferne Welten. In diesen gilt es, verschiedene Aufgaben rund um Hüpfen, Springen und Co. zu bewältigen, damit der Klempner Power-Sterne erhält. Je mehr Power-Sterne Mario gesammelt hat, desto weiter darf er das Schloss erkunden und kann Zugänge zu weiteren Welten aufspüren. Hinzu kommt das eine oder andere Geheimnis innerhalb des Schlosses selbst.
15 weitläufige Spielwelten erforscht Mario somit nach und nach. Jeder dieser Kurse verfügt über sechs einzelne Missionen. Insgesamt gibt’s im Spiel 120 Power-Sterne; um den abschließenden Kampf gegen Bowser freizuschalten, genügen aber bereits 70. Genug Inhalt für einige Spielstunden ist also enthalten. Der Schwierigkeitsgrad ist weitestgehend mäßig.
A Link to the Past
Das Spielprinzip ist Kult pur. „Super Mario 64“ überträgt das allbekannte Konzept der alten 2D-Plattformer in die dritte Dimension und erweitert es durch viele Rätseleinlagen, sodass das Resultat ein wahrer Adventure-Plattformer geworden ist. Kein Wunder, dass „Super Mario 64“ zu seiner Zeit wegweisend und weiteren 3D-Spielen, insbesondere Jump'n'Runs mit Abenteuerfokus, ein großes Vorbild war.
Gut 20 Jahre später mag es kaum noch magisch sein, zum ersten Mal in allen drei Dimensionen durch Peachs Schlossgarten zu laufen und zu springen, dafür hat der Rest des Spiels kaum an Magie verloren. Der Grund dafür ist das einfach zeitlos geniale Spielkonzept in Verbindung mit der enorm abwechslungsreichen Gestaltung der einzelnen Spielwelten. Es grenzt einfach noch heute an Magie, wie viel Spaß es macht, die Geheimnisse des Schlosses und der Kult gewordenen Spielwelten nach und nach aufzudecken. Weil das Spiel zudem noch größtenteils nonlinear ist, weiß man als Spieler gar nicht, wo man als nächstes weitermachen soll.
Von Kontrollkrämpfen und Kamerakämpfen
Um in diesen ekstatischen Zustand des „Super Mario 64“-Genusses zu gelangen, muss sich der Spieler aber erst in das Abenteuer einspielen – vorausgesetzt, es ist nicht Teil der eigenen Kindheit gewesen. Denn eben weil „Mario 64“ eines der ersten 3D-Spiele war und damals Maßstäbe setzte, wirkt die Steuerung heute recht träge und altbacken.
Während Marios Bewegungsrepertoire nach ein, zwei Stunden perfekt sitzen dürfte und dem Spieler ein noch heute beeindruckendes Arsenal an Techniken zur Verfügung stellt, ist die Kamerasteuerung ein größerer Makel. Denn die Kamera richtet sich immer so aus, dass sie hinter Mario steht, und das ist nicht immer optimal. Die manuelle Kamerasteuerung ist ziemlich komplex und führt häufig nicht zu den gewünschten Resultaten. Auf der Wii U ist dies noch schlimmer, weil die Kamera nicht mit den vier separaten C-Tasten des N64, sondern mit dem rechten Analog-Stick gesteuert wird. Da kommt es häufig vor, dass man versehentlich die Kamera nicht rotieren lässt, sondern ins Bild zoomt.
Der härteste Gegner in „Super Mario 64“ ist also die Kamera. Dann aber fällt uns wieder ein, dass das Spiel damals Neuland erprobte. Bis die Kamerasteuerung in 3D-Spielen optimal wurde, vergingen immerhin viele Jahre. Auf Anhieb kann eben nicht alles perfekt sein, auch wenn es unter Shigeru Miyamotos Leitung entstand.
„So long, King Bowser!“
Bitmap-Bäume contra 3D-Welten
Sobald die Gewohnheitsphase eingetroffen ist, stellt auch die Grafik längst kein Problem mehr dar. Polygon-Grafik in Videospielen war damals nun einmal – ihr wisst es schon – Neuland, und immerhin handelt es sich hier auch um einen Starttitel des N64. Angesichts dessen schlägt sich „Super Mario 64“ doch ganz ordentlich. Die mitunter reichlich unbeholfen wirkende Grafik hat gerade dadurch ihren ganz eigenen Charme. Zudem ist die Bildrate angenehm flüssig und der N64-typische Nebel ist hier nicht anzutreffen – dafür ploppen große Teile der Spielwelt auch erst kurz vor Mario auf.
Kein Stück gealtert ist indes die Musikuntermalung. Koji Kondos Kompositionen sind ungeheuer atmosphärisch und sehr, sehr eingängig – zweifelsohne zählen sie zur Cremé de la Cremé der „Super Mario“-Reihe, und das will etwas heißen! Auf einem nicht ganz so hohen Niveau befinden sich die Soundeffekte, und zum ersten Mal hören wir hier Charles Martinet in der Rolle des titelgebenden Klempners.
Bisher gibt es 17 Kommentare
Ums euch mal verständlich zu machen:
Wenn man losrennen möchte, rennt der Klempner immer eine Weile auf der Stelle ehe er langsam in Fahrt kommt (so wie Luigi in Galaxy). Zudem kann er keine engen Kurven rennen und am schlimmsten ist, dass er oft so komisch abprallt, wenn er gegen ein Hindernis rennt.
Alles in allem noch immer meine Nummer 1 der Videospiele und wird vermutlich auch nie übertroffen
Die Grafik so zu kritisieren, finde ich übertrieben. Ist schliesslich ein altes Spiel und sogar das erste auf der N64.
Auf der Wii U stört mich eigentlich nur die Helligkeit. Ist irgendwie recht dunkel. Weiss nicht, ob das schon einigen aufgefallen ist.
Bitte?! Schwammige Steuerung und zickige Kamera? Ich glaube, da verwechselst du das Spiel mit Mario Sunshine. Präziser geht eine Steuerung nicht und die Kamera wird von einem Lakito gehalten und kann dementsprechend auch nicht durch Wände fliegen. Diese Jugend.
Vielleicht sei noch erwähnt, dass die im eShop angebotene ROM nicht die PAL- sondern die NTSC-Version des Spiels ist und somit mit 60 FPS flüssiger und schneller läuft, dafür aber auch auf deutsche Bildschirmtexte verzichtet.
Die im Wii-Shop-Kanal angebotene Version ist aber weiterhin PAL, falls das jemanden wichtig ist.